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Veröffentlicht am 26.11.2019

Für spannende Lesestunden

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle.
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Der neue Thriller von Arno Strobel ist mir bereits im Vorfeld aufgefallen. Schon alleine das Cover ist ein Hingucker und das Thema Detox momentan in aller Munde. Ich sitze zwar auch täglich im Büro und ...

Der neue Thriller von Arno Strobel ist mir bereits im Vorfeld aufgefallen. Schon alleine das Cover ist ein Hingucker und das Thema Detox momentan in aller Munde. Ich sitze zwar auch täglich im Büro und danach auch zuhause Stunden vor dem PC, aber ein Handyfreak bin ich überhaupt nicht. Im Gegensatz zu den jungen Leuten von heute bin ich ohne Handy aufgewachsen. Ich muss aber auch zugeben, dass ich mich nicht so sonderlich gut auskenne, auch wenn ich auf Instragram bin. Ein paar Tage ohne dem Teil wäre für mich eher kein Problem.
Für die Gruppe, die sich bei der Agentur Triple-O Journey angemeldet haben, um sich auf eine digitale Auszeit zu begeben, scheint es jedoch nicht so einfach zu sein. Die Veranstalter Johannes, Ellen und Nico haben sich als Location für dieses Abenteuer ein noch nicht fertig gestelltes Hotel am Königssee ausgesucht. Obwohl heftiger Schneefall gemeldet wird, soll die Wanderung auf den Watzmann stattfinden. Hier musste ich das erste Mal mit der Stirn runzeln, denn kein erfahrener Bergführer würde mit einer Gruppe unerfahrener Wanderer bei dem gemeldeten Wetterbedingungen aufsteigen. Aber gut...es ist ein Thriller und dieses Detail ist wichtig für den Plot...also ein Auge zugedrückt.
Zur Reisegruppe gehören auch Jenny, die Chefin einer Kommunikationsgesellschaft, die mit ihrem Team rund um Thomas, Anna und Florian ein Wochenende offline verbringen möchte. Sie ist die Ich-Erzählerin der Geschichte und Hauptprotagonistin. Dabei sind auch Sandra, eine Angestellte, das Ehepaar Annika und Matthias, sowie der Vermögensberater David. Es kommt, wie es kommen muss....der angekündigte Schneefall setzt noch stärker ein, als prognostiziert und die Gruppe ist im Hotel mit den anwesenden zwei Hausmeister eingeschlossen.
Bereits in der ersten Nacht ist ein Teilnehmer der Gruppe verschwunden und wird später zwar lebend gefunden, ist jedoch all seiner Sinne beraubt. Er kann weder hören, noch sehen oder sprechen und ist in seinem eigenen Körper gefangen....eine sehr grausame Vorstellung!

Vom Autor kenne ich bereits "Fremd", das er gemeinsam mit Ursula Poznanski geschrieben hat. "Offline ist nun mein erstes Buch von Arno Strobel, das aus seiner Feder stammt. In seinem neuen Thriller nimmt er sich einer nicht mehr ganz neuen Idee an, die aber noch immer zieht: Eine Gruppe Menschen eingesperrt in einem Gebäude, abgeschnitten von der Außenwelt, das wachsende Misstrauen der Figuren untereinander und ein Toter nach dem anderen, wobei man die Gewissheit hat, dass sich der Täter nur unter den Teilnehmern der eingeschlossenen Gruppe befinden kann. Richtig perfekt für Gänsehautfeeling!
Das erhält man allerdings nur teilweise. Die Tötungsart ist grausam, die Spannung hoch, jedoch fand ich die Figuren etwas stereotyp, die etwas mehr Tiefe vertragen hätten. Auch die immer selben Dialoge und Streitigkeiten beginnen mit der Zeit zu nerven und die Handlungen der Figuren sind nicht immer nachvollziehbar, erhöhen aber die Spannung. Und spannennd ist das neue Werk von Arno Strobel allemal. Man rast förmlich durch das Buch und hält den Atem an. Das Ende hätte gerne noch etwas länger und ausführlicher sein können und der Titel "Offline" birgt eigentlich nur für die angegebene handylose Zeit, die durch die Störung des Netzes wegen dem Schneesturms sowieso eingetroffen wäre....

Wie schon vorher erwähnt ist der Plot nicht unbedingt neu, aber seit Agathe Christie`s "Zehn kleine Negerlein" noch immer sehr beliebt. Ich muss aber sagen, dass ich bei dieser Art von "Whodunit Krimis" den wirklich sehr guten Krimi "Blutlauenen" von Christof Gasser bevorzuge, den ich sehr gerne weiterempfehle. Ich fand ihn weitaus besser und er hat auch noch einen Strang aus der Vergangenheit, der dem Morden a la 10 kleine Negerlein wirklich auch Sinn ergibt...

Schreibstil:
Der Schreibstil ist eher einfach, lässt sich aber wunderbar flüssig lesen. So eilt man von Seite zu Seite, um der Auflösung näher zu kommen. Die unheimliche Stimmung im teilweise restaurierten Hotel wird großartig vermittelt. Um die Spannung noch zu erhöhen lesen wir neben der Ich-Perspektive der Hauptprotagonistin Jenny auch noch aus anderen Sichweisen.

Fazit:
Ein sehr spannender Thriller, der allerdings nicht unbedingt etwas Neues erzählt. Das Motiv für die Tötungen ist interessant, die Lösung gut gewählt. Für spannende Lesestunden kann ich den neuen Thriller von Arno Strobel allemal empfehlen!

Veröffentlicht am 24.11.2019

Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte

Swinging Bells
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Der neue Roman von René Freund erzählt über ein ganz besonderes und ungewöhnliches Weihnachtsfest. Sandra und Thomas freuen sich endlich den Heiligen Abend zu Zweit feiern zu können. Jedes Jahr verbringen ...

Der neue Roman von René Freund erzählt über ein ganz besonderes und ungewöhnliches Weihnachtsfest. Sandra und Thomas freuen sich endlich den Heiligen Abend zu Zweit feiern zu können. Jedes Jahr verbringen sie den 24. und 25. Dezember bei den Eltern von Thomas in Wien und den zweiten Feiertag in Niederösterreich auf dem Lande bei Sandras Eltern. Das ungewollt kinderlose Ehepaar fühlt sich dabei unvollständig. Außerdem artet das Weihnachtsfest schlussendlich immer wieder in Streit aus. Doch diesmal sind die Eltern von Thomas verreist und die Beiden planen endlich alleine zu feiern.
Ausgerechnet für diesen Tag haben sich Interessierte für das inserierte Doppelbett angesagt, das Sandra und Thomas verkaufen möchten. Als es klingelt bittet Sandra das Pärchen herein. Doch Elisabeth und Leo fragen nicht nach dem Bett, sondern nehmen im Wohnzimmer auf der Couch Platz und packen eine Flasche Prosecco aus. Auch sie wollen den Heiligen Abend ganz besonders verbringen und haben sich bei einer Swinger-Plattform im Internet gemeldet. Durch einen Ziffernsturz der Hausnummern und Etagen sind sie bei Sandra und Thomas gelandet. Die Beiden wollen nicht unhöflich sein und lassen die den Besuch verweilen, obwohl sie sich wundern, warum Elisabeth und Leo nicht ihr Doppelbett ansehen wollen....

Was habe ich anfangs gelacht! Herrlich pointiert schreibt René Freund wie Elisabeth und Leo bei Thomas und Sandra mit unterschiedlichen Erwartungen auf der Couch sitzen. Eine humorvolle Geschichte mit einer gelungenen Situationskomik, eine Art Kammerspiel, das harmlos beginnt und sich dramaturgisch immer mehr zuspitzt. Mit der Zeit wird der Ton dann alleridngs ernster, als Sandra und Thomas herausfinden, dass ihre Besucher sich im Haus geirrt haben und ein Swingerpärchen sind, die sich zu ihrem Treffen aufgemacht haben. Vorurteile kommen zur Sprache und erst mit der Zeit, als sich die Bewohner überreden lassen ein Kerzenspiel zum besser kennenlernen mitzuspielen, kommt so manche Wahrheit ans Tageslicht. Bei Thomas und Sandra hat sich in den Jahren der Alltag breit gemacht und die Probleme, die sich leise angeschlichen haben, wurden totgeschwiegen. Das nach außen eher spießige jüngere Paar wirkt gegen das ältere, aber noch frisch verliebte Pärchen, eher konservativ. Doch wenn man genauer hinsieht und umso mehr man in der Geschichte versinkt, umso deutlicher wird klar, was Fassade und was Wahrheit ist. Während des Lesens ändert man öfters die Meinung über die Charaktere der vier Protagonisten, um am Ende doch wieder überrascht zu werden.

René Freunds Romane sind nicht allzu dick, aber auf den wenigen Seiten gelingt es ihm immer mühelos eine vielschichtige Geschichte mit vielen kleinen Zwischentönen zu erzählen. Die Geschichte ist in drei Teile mit den Überschriften Kommen, Advent und Nachspiel geteilt. Man macht sich auch nach dem Lesen noch seine Gedanken darüber und der Inhalt hallt noch länger nach.
Es ist bereits mein fünfter Roman des Autors und ich bin immer wieder überrascht, welchen Themen er sich annimmt und wie er auf knappen 200 Seiten so viel Inhalt und Botschaften vermitteln kann.

Fazit:
Nicht unbedingt eine typische Weihnachtsgeschichte, die auch an jedem anderen Tag spielen könnte, bei der jedoch das Fest der Liebe eine völlig neue Interpretation bekommt. Tiefgründig, aber auch humorvoll.

Veröffentlicht am 21.11.2019

Zwei einsame Seelen

Noch alle Zeit
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Nachdem der Vater von Edvard die Familie ohne ein Wort verlassen hat, hat er sich sein ganzes Leben lang um seine Mutter gekümmert, die an der "Automatenkrankheit" litt. Dabei ist sein eigenes Leben ins ...

Nachdem der Vater von Edvard die Familie ohne ein Wort verlassen hat, hat er sich sein ganzes Leben lang um seine Mutter gekümmert, die an der "Automatenkrankheit" litt. Dabei ist sein eigenes Leben ins Hintertreffen geraten. Nun ist die Mutter tot und Edvard auch nicht mehr der Jüngste. Seine große Liebe Elsie hat er gehen lassen, da er das Gefühl hatte seine Mutter nicht verlassen zu können. Nun ist Elsie, nach einer gescheiterten Ehe, wieder in das kleine Dorf am Deich zurückgekehrt. Da findet Edvard im Schrank seiner Mutter ein Sparbuch auf seinem Namen, auf demjahrelang regelmäßig eingezahlt wurde. Es scheint, als hätte sein Vater aus Norwegen Geld überwiesen. Edvard, der sonst eher ein stilles Leben geführt hat, das mehr an ihm vorbeigegangen ist, als dass er es lebte, packt seine Sachen und macht sich auf den Weg nach Norwegen. Er will endlich die Wahrheit wissen und seinen Vater aufspüren. Auf der Fähre lernt er Alva kennen. Die knapp 30jährige ist auf der Suche nach sich selbst. Die Journalistin hat ihre Tochter bei der Mutter gelassen und möchte einen Artikel über das magische Norwegen schreiben. Sie möchte den Kollegen zeigen, dass sie etwas kann und nicht nur das Liebchen des Chefs ist. Bis die Beiden sich gemeinsam auf die Suche nach Evards Vater machen, gibt es zuerst einige Meinungsverschiedenheiten auszuräumen....

Man braucht etwas Zeit um in diesen Roman zu finden. Die spezielle und poetische Sprache des Autors ist anfangs etwas ungewöhnlich. Durch den Klappentext hatte ich mir neben der Story viele Landschafts- und Naturbeschreibungen von Norwegen erhofft. Doch erst in der zweiten Hälfte gibt es einige Darstellungen, die jedoch durch die sprachgewaltige Prosa anders ausfallen, als man es sich vorstellt. Da wird eine Sage erzählt, die die Magie des Landes widerspiegelt - einem Land voller Trolle, Elfen und anderen magischen Wesen - oder die Beschreibung, wie Alva zufällig einen Wal aufs Foto bannt. Diese Szenen berühren auf eigene Weise und verbreiten dabei eine melancholische Stimmung.

Der Schwerpunkt der Geschichte liegt auf der Sinnsuche. Die außergwöhnliche Charakterstudie macht den Roman zu etwas Besonderem. Man lernt die Figuren sehr gut und intensiv kennen. Dazu kommt noch der poetische Schreibstil des Autors.

Alva und Edvard sind zwei einsame und verlorene Seelen, die sich nach anfänglichen Schwierigkeiten gegenseitig Halt geben. Sie sind ähnlich gestrickt. Beide sind Einzelgänger und kommen mit ihrem Leben nicht zurecht. Sowohl Edvard, als auch Alva, lassen sich vom Leben treiben, doch die gemeinsame Reise lässt sie beide an sich selbst wachsen. Während Alva Schuldgefühle wegen ihrer Tochter hat und keine rechte Liebe aufbauen kann, verliert sich Edvard in seinem unspektakulären Leben. In Gedanken schweift er oft in die Vergangenheit ab. Dadurch erhält der Leser einen Einblick in sein früheres, eher tristes Leben und in seine Lebenslüge.
Diese Reise und die daraus resultierende Wahrnehmung des Lebens lässt sowohl Alva, als auch Edvard bei der Rückkehr nach Deutschland den Mut finden neue Wege zu gehen. Das Ende ist etwas offen gelassen, aber nicht so, dass es mich stören würde (ich hasse in der Regel offene Enden!), sondern für diese Geschichte ist sie perfekt gewählt.

Fazit:
Ein melancholischer Roman über die Sinnsuche zweier Menschen. Die poetische Sprache und die Charakterstudie sind das Herausragende an dieser Geschichte. Sie hallt nach und lässt einem nachdenklich zurück. Trotzdem brauchte ich einige Zeit um in die Erzählung zu finden und vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 19.11.2019

Roman auf drei Zeitebenen

Die vergessenen Stimmen von Chastle House
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Der neue Roman von Felicity Whitmore spielt auf drei Zeiteben und zwar 1866, 1909 und in der Gegenwart und wird aus verschiedenen Sichtweisen erzählt. Der Spannungsbogen ist relativ hoch und das Geheimnis ...

Der neue Roman von Felicity Whitmore spielt auf drei Zeiteben und zwar 1866, 1909 und in der Gegenwart und wird aus verschiedenen Sichtweisen erzählt. Der Spannungsbogen ist relativ hoch und das Geheimnis rund um Chastle House bildet den roten Faden, wobei eine leichte mysteriöse Stimmung aufkommt.

In der Gegenwart begleiten wir Dioane Dearing, eine gefeierte amerikanische Sängerin. Sie wird seit ihrer Kindheit fremdbestimmt. Der erfolgreiche 27jährige Popstar wurde seit iseit Kindertagen von der Mutter zum Star gedrillt. Ihr wird nicht nur alles abgenommen, sondern ihr werden auch sämtliche Handlungen vorgeschrieben. Ihr Tag ist von der Früh an durchgeplant. Eigene Wünsche oder Pläne werden ignoriert bis Dione gar nicht mehr daran denkt, dass sie überhaupt welche haben könnte. Dione stellt ihr Leben auch nicht mehr infrage bis sie eines Tages Besuch von einem Notar aus England bekommt. Dieser offenbart ihr ein Geheimnis und bietet ihr an nach England zu fliegen, eine kleine Auszeit zu nehmen und ihre Wurzeln kennenzulernen. Doch da ist noch ihre Mutter, die alles kontrolliert und die die Vergangenheit ruhen lassen möchte. Doch Dione macht sich inkognito und ohne dem Wissen ihrer Mutter auf nach Großbritannien und stößt am Lake District auf ein mysteriöses Familiengeheimnis, das auch ihre Zukunft beeinflussen könnte...

Im Handlungsstrang um 1866 lernen wie Henry kennen, der aus verarmten Adel stammt und -wie damals oft üblich- eine vermögende Frau ehelichen soll, um das Anwesen und das Familienerbe zu schützen. Mit der lebenslustigen Amerikanerin Katherine, die von der Schwiegermutter nicht gebilligt wird und die in England vereinsamt, scheint er kein Glück zu haben, obwohl er sich in sie zu verlieben beginnt. Doch die wahre Tragödie nimmt langsam ihren Lauf. In diesem Strang geht es hauptsächlich um Standesdünkel und um die gesellschaftliche Stellung von Künstlern zu dieser Zeit.

Ihre Enkeltochter Hatty lebt mit ihrer Mutter in Chastle House im Lake District, das einst Henry und Katherine als Heim diente. Nach einer Tragödie hat sich Henry in ein abgeschiedenes Herrenhaus am Waldrand zurückgezogen. Als Hettys Mutter stirbt, verlangt Henry, dass Hetty Chastle House verlassen soll, da es den Frauen Unglück bringt und ein Fluch darauf liegen soll. Er weiht sie nach und nach in ein schreckliches Geheimnis ein...

Die Geschichte zieht den Leser sehr schnell in den Bann und man möchte unbedingt wissen, welcher Fluch auf Chastle House liegt. Der Autorin gelingt es dabei sehr gut eine richtige Sogwirkung auszuüben und den Leser zu begeistern. Der Wechsel der Handlungsstränge und Zeitebenen verstärkt die Spannung noch zusätzlich. Unerwartete Wendungen geben dem Roman noch mehr Biss. Mir hat vorallem der Part, der in der Vergangenheit spielt, sehr gut gefallen. Die Auflösung um den Fluch wird erst auf den letzten Seiten preisgegeben.
Der Gegenwartstrang war mir dann am Ende des Romans allerdings etwas zu klischeehaft und vorhersehbar. Insgesamt hat mir der Roman aber wirklich spannende Lesestunden beschert.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist fesselnd und liest sich extrem gut. Die Charaktere sind sehr facettenreich und individuell. Sie werden äußerst lebendig dargestellt und entwickeln sich weiter, egal ob in der Vergangenheit oder mit Dione in der Gegenwart.
Auch die Umgebung rund um den Lake District wird sehr stimmungsvoll und bildhaft beschrieben.

Fazit:
Ein fesselnder und atmosphärischer Familienroman auf drei Zeitebenen, der mir spannende Stunden bereitet hat. Besonders Liebhaber von England und alten Herrenhäuser, sowie Familiengeheimnissen kommen hier auf ihre Kosten.

Veröffentlicht am 18.11.2019

Kann man lesen, muss man aber nicht

Böser als du denkst
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Nach der beendeten Nachtschicht erleidet die junge Sozialarbeiterin Andrea Boudreaux einen Autounfall. Sie ist sich sicher auf der Straße einen Mann gesehen zu haben, dem sie ausgewichen ist. Zum Glück ...

Nach der beendeten Nachtschicht erleidet die junge Sozialarbeiterin Andrea Boudreaux einen Autounfall. Sie ist sich sicher auf der Straße einen Mann gesehen zu haben, dem sie ausgewichen ist. Zum Glück ist sie mit nur kleinen Verletzungen davongekommen, doch als sie zuhause den Fernseher einschaltet wird ihre Welt durch eine Nachricht erschüttert. Ihr Zwillingsbruder Eli soll eine Frau ermordet und grausam zugerichtet haben. Er ist auf der Flucht und Andrea ist sich sicher, dass er früher oder später bei ihr auftauchen wird. Vor 15 Jahren wurde er der Brandstiftung und des Mordes an den gemeinsamen Eltern verurteilt, die bei einem Brand ums Leben kamen. Addy wurde dabei schwer verletzt und konnte von Eli in letzter Minute gerettet werden. Nun ist er wieder frei und Addy fürchtet, dass ihr neu geordnetes Leben der Vergangenheit angehört...


Der Thriller ist von Beginn an spannend, jedoch war für mich als eingefleischter Thrillerleser viel zu schnell klar, wohin Nina Laurin den Leser in ihrem Buch führen will. Die Suche nach der Wahrheit zieht sich als roter Faden durch die Geschichte. Mit einigen geschichkten Wendungen möchte die Autorin den Leser auf falsche Fährten führen. Leider ist ihr das bei mir nicht wirklich gelungen. Trotzdem liest sich der Thriller nicht schlecht.

Interessant fand ich die Rückblenden in die Kindheit der Beiden. Andrea, genannt Addy, die gemobbt wurde und die sich immer hinter den allseits beliebten Eli minderwertig fand und sich auch von den Eltern zurückgesetzt fühlte. Nach langer Zeit und diversen Therapien hat sie sich endlich ein eigenes Leben aufgebaut, als Eli freikommt und kurz darauf einen grausamen Mord begeht. Die Psychospielchen, die Eli mit Addy treibt, sind profan. Addy versucht den Mord an der jungen Frau aufzuklären und verwickelt sich immer mehr in ein Geflecht aus Lügen und diversen Vertuschungsaktionen. Will sie ihren Bruder helfen? Oder will sie ein Geheimnis bewahren, das die Zukunft von ihr und Eli gefährden könnte?

Abwechselnd lesen wir die Geschichte in der Gegenwart und in Rückblenden, wo wir erfahren was in den letzten fünfzehn Jahren geschehen ist. Dazwischen gibt es auch Ausschnitte einer Art Biografie/Interview von Eli, in der der Autor die Zeit in der Haft beschreibt.

Beide Hauptprotagonisten sind manipulativ und waren mir nicht wirklich sympathisch. Die restlichen Charaktere kommen viel zu kurz und bleiben an der Oberfläche.

Schreibstil:
Der Schreibstil liest sich sehr leicht und flüssig. Die Kapitel sind kurz gehalten. Nina Laurin erzählt die Geschichte aus verschiedenen Sichtweisen und in zwei Zeitsträngen.

Fazit:
Leider nicht wirklich etwas Neues für mich und sehr früh vorhersehbar. Durch den lockeren Schreibstil und die Rückblenden zum großen Unglück vor 15 Jahren bleibt man aber trotz Vorhersehbarkeit am Ball. Für mich leider nur Durchschnitt. Kann man lesen, muss aber nicht sein.