Erst am Ende hatte ich das Gefühl anzukommen
Das Geständnis der Frannie LangtonAls ich die Anfrage vom Droemer Knaur Verlag bekam, ob ich diesen Roman lesen und rezensieren möchte, sagte ich sofort zu. Der Klappentext sprach mich sehr an und ich erwartete mir eine ähnliche Geschichte ...
Als ich die Anfrage vom Droemer Knaur Verlag bekam, ob ich diesen Roman lesen und rezensieren möchte, sagte ich sofort zu. Der Klappentext sprach mich sehr an und ich erwartete mir eine ähnliche Geschichte wie Hannah Kents "Das Seelenhaus", das eine ähnliche Thematik hat: Eine wegen Mordes angeklagte junge Frau. Mir hat damals die wahre Geschichte der Isländerin Agnes Magnúsdóttir, die nur zwei Jahre später, nämlich 1828 spielt, sehr gut gefallen, auch wenn der Roman nicht bei allen Lesern so positiv angekommen ist. Dies haben wohl beide Geschichten gemeinsam...genauso wie das historische Flair, die dazu passende Sprache und den Rückblick einer wegen Mordes verurteilten Frau.
Der Schreibstil ist teilweise sehr poetisch, aber auch irgendwie kühl und anstrengend zu lesen. Ich tat mir uneheimlich schwer in die Geschichte zu finden und las dazwischen andere Romane. Ich musste mich teilweise zwingen weiterzulesen, da es ein Rezensionsexemplar war. Meine Schwierigkeiten mit dem Roman blieben leider bis zum letzten Drittel bestehen. Erst danach bekam ich mehr Zugang zu Frannie und ihrer Geschichte, die oftmals unglaublich, aber auch erschütternd zu lesen ist.
Die junge Frau ist angeklagt ihre Herrschaft George und Marguerite Benham ermordet zu haben. Das Problem ist, dass sie sich nicht an die Mordnacht erinnern kann und nicht glauben kann, dass sie Mrs. Benham, die sie von Herzen liebte und verehrte, erstochen haben soll. Deswegen spricht sie auch nicht darüber und glaubt an Gerechtigkeit. Doch als Frau und zusätzlich als Schwarze ist sie bereits vor dem Gerichtsspruch verurteilt, denn die Welt gehört den weißen Männern.
Während sie auf ihren Prozess wartet schreibt sie ihre Lebensgeschichte nieder. Sie erzählt in Rückblenden aus ihrem Leben in Tagebuchform. Aufgewachsen auf der Planatage Paradise auf Jamaika ist sie als Mulattin unter den schwarzen Sklaven eine Außenseiterin. Sie gehört dem Plantagenbesitzer John Langton, der an ihr ein Exemple statuiert und sie lesen und schreiben lehrt. Langton widmet sich der Forschung bzw. experimentiert mit Schwarzen. Er vermisst ihre Gehirne und erforscht gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Schriftsteller George Benham, ob sie Schmerzen fühlen können oder nur wie wilde Tiere sind. Ihr Ziel ist es ein Buch darüber zu schreiben und Frannie soll ihnen dabei helfen. Sie erlebt dabei Unglaubliches, das ihr weiteres Leben bestimmen wird.
Das Mädchen flüchtet sich in die Welt der Bücher bis sie Langton mit nach England nimmt und Benham schenkt. Dort wird sie als Hausmädchen eingestellt, wird aber von den anderen Dienstmädchen wegen ihres Wissensdurstes und ihrem arroganten Auftreten nicht wirklich gemocht. In der Hausherrin findet sie eine verwandte Seele, denn auch Marguerite Benham ist ein Frau, die sich nicht in ihrer Rolle als unwissendes Anhängsel zufrieden geben möchte. Beide Frauen lieben die Literatur und streben nach Höherem, was zu dieser Zeit absolut undenkbar ist. Marguerite Benham flüchtet sich mit Laudanum in die Selbstzerstörung und Frannie folgt ihr nach....bis zu diesem verhängnisvollen Abend....
Der Wunsch anerkannt und selbstbestimmend zu sein klingt besonders aus diesen Zeilen heraus:
"Es war eine Möglichkeit zu erkennen, dass es ein anderes Leben gab, ein Leben voller Abenteuer. Manchmal habe ich mir vorgestellt, ich wäre selbst die Lady in einem Roman oder einer Liebesgeschichte. Das mag töricht klingen, aber dadurch hatte ich das Gefühl, einer Welt anzugehören, die für mich ansonsten unerreichbar war" - Seite 158
Der Prozessrahmen im letzten Abschnitt wirkt dann etwas zusammengedrängt, ist aber spannend geschrieben und man hat endlich das Gefühl nicht mehr auf der Stelle zu treten. Für mich leider zu spät!
Fazit:
Ein Buch mit starken Charakteren und einem sehr interessanten Thema. Leider war es mir zu ausschweifend und zu ruhig. Ich fand nur sehr schwer in die Geschichte und hatte erst im lezten Abschnitt das Gefühl nun endlich angekommen zu sein.