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Veröffentlicht am 23.04.2017

Die Unberührbare

Der Himmel über Ceylon
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Als großer Fan von Sri Lanka, dem ehemaligen Ceylon, wanderte dieses Buch sehr schnell in mein Körbchen, als ich es vor ein paar Monaten bei Weltbild gesehen habe. Als es nun bei Lovelybooks eine Leserunde ...

Als großer Fan von Sri Lanka, dem ehemaligen Ceylon, wanderte dieses Buch sehr schnell in mein Körbchen, als ich es vor ein paar Monaten bei Weltbild gesehen habe. Als es nun bei Lovelybooks eine Leserunde zum Ebook gab, habe ich die Chance genutzt mein Buch vom SuB zu holen und gemeinsam mit der Autorin mitzulesen.

Durch meine allererste englischsprachige Brieffreundin, die eben von dieser Insel im Indischen Ozean kommt, stammt meine Liebe zu Sri Lanka. Und so tauchte ich sehr schnell in die Geschichte rund um die wunderschöne Anjali, eine junge Teepflückerin, ein.
Unsere Protagonistin ist eine Dalit - eine Unberührbare aus der untersten Kaste des hinduistischen Glaubens. Gemeinsam mit ihrer Mutter Sita ist sie Teepflückerin in Nurwara Eliya, dem Hochland im Zentrum der Insel. Doch Anjali träumt von einem besseren Leben. Als sie im Tempel den Göttern Speisen darbringt und betet, lernt sie den Engländer Tom kennen. Durch ihn erhält sie tatsächlich die Chance bei einer englischen Familie in Colombo in der Küche zu arbeiten. Aber selbst ihre eigenen Landsleute stellen sich gegen das Mädchen, die daraufhin eine furchtbare Zeit durchmachen muss.....

Das Cover deutet eher auf einen romantischen Landscape-Roman hin, dies ist aber keineswegs der Fall! Bereits nach dem ersten Drittel war ich zutiefst erschüttert von Anjalis Schicksal. Vorallem wenn man sich vor Augen führt, dass dieses Kastendenken und der gesellschaftliche Unterschied in den 60-iger Jahren, also vor etwas mehr als 50 Jahren, stattfand und nicht vor einem Jahrhundert oder mehr.

Linda Cuir hat die Faszination und die landschaftliche Schönheit der Insel perfekt eingefangen. Aber auch die Probleme, die vorallem noch im Norden von Sri Lanka herrschen, wurden von der Autorin durchgehend miteinbezogen. Die Standesdünkel der Engländer, die sich teilweise noch immer als die Herrscher aus der Kolonialzeit ansehen, werden hier sehr genau aufgezeigt. Aber auch die Menschen, die zwischen den Kulturen keinen Unterschied machen, wie Sir Geoffrey und der Fotograf Fred, bleiben nicht unerwähnt und spielen im Roman größerer Rollen.

Anjali ist eine sehr starke junge Frau, die mit jedem Rückschlag über sich hinauszuwachsen scheint. Zum Ende hin waren mir allerdings ihre Fähigkeiten, die sie alle innerhalb kurzer Zeit erlernt und beherrscht, zu viel. Da wäre ja jeder Mensch der jahrelang etwas lernt ein Trottel im Vergleich zu Anjali, die zwar sehr kreativ und schön ist, aber alles aus dem kleinen Finger zu beuteln scheint. Das ist mein einziger Kritikpunkt an diesem wundervollen Roman, der mich sehr bewegt hat.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist sehr emotional und bildgewaltig. Die Beschreibungen der exotischen und farbenfrohen Landschaft Sri Lankas und im Vergleich der Gegensatz der armen und ausgenutzen Landbevölkerung, hat Linda Cuir grandios gemeistert. Sie verwendet hier keineswegs den erhobenen Zeigefinger, sondern weist mit viel Gespür auf die noch immer schlimme Situation in Sri Lanka - auch nach Beendigung des Bürgerkrieges - hin.
Die einzelnen Charaktere sind sehr lebendig beschrieben. Anjali konnte ich nicht immer verstehen, aber ihre innere Kraft war bemerkenswert.

Fazit:
Ein Roman, der uns die Perle des Indischen Ozeans, das heutige Sri Lanka, von beiden Seiten zeigt. Einerseits die landschaftliche Schönheit und auf der anderen Seite die ärmlichen Verhältnisse der Tamilen, einer heutzutage kleinen Minderheit, der größtenteils buddhistischen Bevölkerung. Eine bewegende und emotionale Geschichte rund um eine junge starke Frau. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 20.04.2017

An der Nordseeküste

Seeluft macht glücklich
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Wenn ein neuer Roman von Janne Mommsen veröffentlicht wird, regt sich bei mir sofort der Wunsch diese Geschichte unbedingt lesen zu wollen. Wie ich schon in meiner Rezension zum letzten Buch "Zwischen ...

Wenn ein neuer Roman von Janne Mommsen veröffentlicht wird, regt sich bei mir sofort der Wunsch diese Geschichte unbedingt lesen zu wollen. Wie ich schon in meiner Rezension zum letzten Buch "Zwischen den Bäumen das Meer" geschrieben habe, versteht es kein anderer Autor die Schönheit und das Flair der Nordsee so bildhaft rüberzubringen. Und so ist es auch wieder in "Seeluft macht glücklich". Am liebsten würde ich die Koffer packen und in den Norden aufbrechen....so ein Inseltrip ist schon lange mein Wunschtraum. Bis er Wirklichkeit wird, versinke ich in Janne Mommsen Geschichten....

Im aktuellen Buch geht es um einen Wohnungstausch. Jasmin aus Köln, Verwaltungsbeamte im Katholischen Krankenhaus, steht kurz vor dem Burn Out und bekommt drei Wochen Zwangsurlaub verschrieben. Neben ihrem Job hatte sie kaum Freizeit und ihre beste Freundin Alina lebt im Ausland. Als es in ihrem Bad auch noch zu einem Wasserrohrbruch kommt, bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Koffer zu packen. Doch wohin? Da fällt ihr die Lösung ein: Als Fünfzehnjährige verbrachte sie sechs Wochen wegen Asthmabeschwerden auf der Nordseeinsel Föhr und so bricht Jasmin kurzfristig Richtung Nordfriesland auf. Bei der Zimmersuche lernt sie zufällig Thore kennen, der eben die Verlobungsfeier seiner Exfreundin Keike organisiert hat und die ihm ziemlich auf den Magen geschlagen hat. Am liebsten würde er die Insel für einige Zeit verlassen und seinen Kopf frei machen. So beschließen die Beiden ihre Wohnungen zu tauschen und erhalten in ihrer neuen Umgebung einen etwas anderen Blickwinkel auf ihr altes Leben.....

Mit Jasmin und Thore hat er diesmal zwei sehr verschiedene Hauptprotagonisten erschaffen, die Beide vor einem neuen Lebensabschnitt stehen. Thore hat genug vom Inselleben und vorallem schmerzt ihn die Verlobung seiner Exfreundin Keike mehr, als er eigentlich wahrhaben will. Der sonst lebenslustige Mann möchte einfach nur weg und sein Leben verändern. Dazu hat er in Köln jede Menge Gelegenheit. Durch seine Aufgeschlossenheit anderen Menschen gegenüber, schließt er schnell neue Freundschaften. Als ihm Ralf, ein katholischer Pfarrer und guter Freund von Jasmin, einen Job im Krankenhaus anbietet, ist Thore anfangs skeptisch. Doch schon bald erkennt er, welch tolle Chance ihm geboten wird. Durch diesen Job beginnt Thore sich und seine Mitmenschen besser kennzulernen. In diesen Abschnitten bekommt der Roman auch etwas Tiefe und regt zum Nachdenken an, was mir besonders gut gefallen hat.

Jasmin hat zuerst Anfangsschwierigkeiten auf Föhr. Sie igelt sich ein und ist so erschöpft, dass sie einfach mal ausspannt. Doch langsam beginnen sich ihre Lebensgeister zu regen und sie erkundet nach und nach die Insel. Dabei trifft sie auf allerlei kuriose Menschen, wie Inga, die sich um die Population von Föhr kümmert oder auch auf Thore's Freunde Jens und Lars, zwei Sonnyboys, knackig und braungebrannt....
Sehr unterhaltsam erzählt Janne Mommsen wie die Beiden sich in ihrer neuen Umgebung langsam anpassen, Freunde finden und sogar überlegen für immer in ihrer neuen Heimat zu bleiben.

Gewohnt witzig und trotzdem mit einigen sehr nachdenklichen Abschnitten versehen, bringt mir Janne Mommsen in seinem Romanen Norddeutschland näher, was gar nicht so einfach ist. Trotzdem gelingt es dem Autor in jedem seiner Bücher und ich kann es gar nicht erwarten wieder etwas Neues von ihm zu lesen.
Leider kam für mich das Ende in "Seeluft macht glücklich" etwas zu schnell und überhastet. Hier hätten dem Roman ein paar Seiten mehr gut getan, um mich restlos zufrieden zurückzulassen.

Schreibstil:
Der Roman liest sich leicht und locker, der Grundton ist heiter. Es ist die richtige Lektüre für den Frühling oder Sommer bzw. für eine zukünftige Urlaubsplanung ;) Die Insel und das Inselleben wird so lebendig dargestellt, dass man am Liebsten sofort die Koffer packen würde. Man spürt durch jede Zeile die Liebe des Autors zu seiner Heimat.
Durch den Perspektivenwechsel, in dem einmal aus Thores und ein anderes Mal aus Jasmins Sicht erzählt wird, erhalten wir tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt. Die Kapitel sind kurz und man ist fast zu schnell durch die Geschichte durch....

Fazit:
Ein Wohlfühlroman, der einem bereits an den Sommerurlaub denken lässt. Unterhaltsam, locker und mit viel Nordseeflair....lässt die Seele baumeln!

Veröffentlicht am 20.04.2017

Posthumus und die Wirtschaftskonferenz

Der Tote im fremden Mantel
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In Britta Bolts dritten Krimi begleiten wir wieder Pieter Posthumus durch die Straßen und Grachten von Amsterdam. Dem Mitarbeiter des Amtes für Katastrophenschutz und Bestattungen der Stadt, kurz genannt ...

In Britta Bolts dritten Krimi begleiten wir wieder Pieter Posthumus durch die Straßen und Grachten von Amsterdam. Dem Mitarbeiter des Amtes für Katastrophenschutz und Bestattungen der Stadt, kurz genannt "Das Büro der einsamen Toten", mangelt es nie an neuen Fällen, für die er den Nachlass regeln und ein würdiges Begräbnis organisieren soll.

Dieses Mal findet in Amsterdam die Wirtschaftskonferenz "Earth 2050" statt und es wimmelt nur so von Delegierten und Demonstranten aus der ganzen Welt. Und bald hat auch Pieter wieder einen Fall zu bearbeiten. Frans Kamp, ein Junkie, für den er den Nachlass regeln soll, wurde in einem teuren Kamelhaarmantel mit einem Packen Geldscheinen gefunden. Das Geld hat ihm wohl zum "Goldenen Schuss" verholfen, der ihn schlussendlich zu Pieter brachte. Doch woher hatte der Junkie den teurenMantel und die große Geldsumme? Pieter findet außerdem noch in einer kleinen Seitentasche die Vistenkarte des Konferenzteilnehmers Ben Ollsen, der schwer verletzt auf der Intensivstation im Krankenhaus liegt. Kommissar de Boer und PP versuchen den Tathergang und eine Verbindung zwischen den beiden Männern zu finden, doch das ist schwieriger, als sie denken....

Nachdem ich bereits Band 1 und 2 aus der Reihe rund um Pieter Posthumus gelesen habe, fühlt man sich nach den ersten Seiten sofort wieder wie zuhause. Ich traf alte Bekannte wie Anna, die Besitzerin des "Dolle Hond", dem Stammlokal von Posthumus, als auch Cornelius, PPs Freund, der die Grabreden für die unbekannten Toten spricht und auch Pieters Nichte Merel kam im dritten Band wieder öfters vor und bescherte den Lesern einen kleinen Cliffhanger auf den letzten Seiten.

Ich liebe das besondere Flair dieser Reihe, die sich von anderen Krimis abhebt. Auch wenn Britta Bolt eher den ruhigen Schreibstil bevorzugt und das Autorenpaar des öfteren durch kleine Nebensächlichkeiten vom eigenen Fall abschweift, punktet der Krimi gerade durch seine Eigenheiten.

Die verschiedenen Handlungsstränge, die diesmal nicht ganz so zahlreich sind, wie im zweiten Band, sind wieder äußerst komplex aufgebaut und verknüpfen sich am Ende hin zu einem Ganzen. Der Fall ist diesmal äußerst brisant und kaum durchschaubar. So beginnt Kommissar de Boer Pieters Denkweise und Recherchen immer mehr zu schätzen und bindet Posthumus viel mehr als bisher in den Fall ein. Tina, die nun bei Anna im Lokal aushilft, nimmt ebenfalls in "Der Tote im fremden Mantel" eine größere Rolle ein und wird wohl ab diesem Krimi zu den "Stammfiguren" gehören.
Das Privatleben, sowie Posthumus Kollegen aus dem Büro der einsamen Toten, spielen diesmal nur eine Nebenrolle. Der Fokus liegt hier eindeutig beim Fall.

Schreibstil:
Der Schreibsstil des Autorenduos Britta Böhler und Rodney Bolt, die gemeinsam unter dem Pseudonym Britta Bolt schreiben, ist eher ruhig und detailliert. Wie schon in den Vorgängerbänden gibt es viele Charaktere und die Beschreibung der Figuren, und vorallem von Amsterdam, ist sehr bildgewaltig und lebendig. Der Plot ist dicht gewebt und erst am Ende führen alle Handlungsstränge zu einem Einzigen zusammen.

Fazit:
Ein weiterer gelungener Krimi aus der Reihe, die alleine schon mit einem außergewöhnlichen "Ermittler" und einem interessanten Schauplatz punkten kann. Das aktuelle umweltpolitische Thema und der interessante Plot ließen mich ein Auge zudrücken und die kleine Hänger im ersten Drittel vergessen. Wie immer ist der Krimi eher ruhig und detailverliebt. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall und auf ein Wiedersehen in Amstersdam!

Veröffentlicht am 08.04.2017

Message in a Bottle

Ein geschenkter Anfang
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Diese Geschichte beginnt, wo manch andere enden: mit dem Tod.....dem Tod von Lou, der Frau unseres Protagonisten Jo. Das Paar war eine Einheit und die Liebe überstrahlte selbst die zu ihren beiden Kindern ...

Diese Geschichte beginnt, wo manch andere enden: mit dem Tod.....dem Tod von Lou, der Frau unseres Protagonisten Jo. Das Paar war eine Einheit und die Liebe überstrahlte selbst die zu ihren beiden Kindern Cyrian und Sarah. Beide sind bereits erwachsen, aber nicht wirklich glücklich in ihrem Leben. Das hat auch Lou erkannt und stellt Jo in ihrem Testament die Aufgabe, ihre gemeinsamen Kinder wieder glücklich zu machen. Falls ihm dies gelingen sollte, erhält er eine weitere Botschaft, die sie in einer Champagnerflasche aufbewahrt und beim Notar hinterlegt hat. Diese Aufgabe stellt Jo vor ein schwieriges Problem, denn seit dem Tod von Lou scheint die Familie noch mehr auseinanderzubrechen.

Ein melancholischer und wehmütiger Anfang, der jedoch nicht anhält. Man spürt trotzdem den Verlust von Jo zwischen den Zeilen und obwohl Lou tot ist, steht sie im Mittelpunkt des Romans. Sie war das Herz der Familie, die alle zusammengehalten hat. Joe führt immer wieder Zwiegespräche mit ihr und hat selbst den Lebenswillen verloren. Nach und nach erfährt man woran Lou erkrankt ist und wie das Leben der Familie früher ausgesehen hat. Denn obwohl Joe ein liebevoller Ehemann war, war er kein guter Vater. Sein Beruf als Kardiologe stand stets an erster Stelle. Sein Sohn scheint nun einen ähnlichen Fehler zu begehen. Er hat zwei Töchter von zwei verschiedenen Frauen. Die eine, Maelle, liebt er noch immer und mit der anderen, Albane, ist er verheiratet. Doch das Ehepaar hat sich auseinander gelebt und denkt an Trennung. Die beiden Töchter, Pomme und Charlotte, könnten unterschiedlicher nicht sein. Pomme liebt die Insel und bewegt sich frei und unbeschwert auf Groix, vermisst jedoch die Liebe des Vaters, der sie gerade mal zu Weihnachten und zu Ostern besucht. Charlotte hingegen wird von ihrer Mutter überbehütet, darf weder Rad fahren, noch hat sie Freunde. Lou und Jo's Tochter Sarah hat ein anderes Handycap: sie ist wunderschön, aber leidet an einer seltenen Krankheit und benötigt Gehhilfen. Durch diese hat sie auch ihren Verlobten verloren und hat seitdem den Männern abgeschworen bzw. trifft keinen öfters als zweimal. Doch auch für sie hat das Schicksal etwas Besonderes vorgesehen.....

Die Charaktere sind alle sehr liebevoll gestaltet und haben ihre Ecken und Kanten. Der Autorin gelingt es den Leser zu überraschen und auch Schwächen oder Stärken bestimmter Figuren aufzuzeigen, die man zuerst ganz anders eingeschätzt hat.
Besonders die zehnjährige Pomme ist mir ans Herz gewachsen. Mit dem Versuch die Liebe ihres Vaters zu gewinnen, hat sie mich sehr berührt. Sehr gefallen hat mir auch ihre Idee Saxophon spielen zu lernen - wie der Papa. Und hier habe ich mit Freude entdeckt, dass ich endlich einen Roman vor mir habe, wo der Autor wirklich etwas von Musik versteht bzw. selbst Saxophon spielen muss. Wie oft habe ich schon Geschichten gelesen, wo mir bereits auf den ersten Seiten klar war, dass der/die Autor/in entweder selbst nichts von Musik versteht oder schlecht recherchiert hat. Hier erklärt Lorraine Fouchet nicht nur wie ein Saxophon aufgebaut ist, was man alles dazu benötigt, sondern auch wie man darauf spielt. Da ich aus der Musikbranche komme, war ich begeistert!

Schreibstil:
Der Schreibstil von Lorraine Fouchet ist poetisch und gefühlvoll, aber auch der Humor kommt zwischendurch nicht zu kurz. Die Kapitel sind eher kurz gehalten. Durch den Perspektivenwechsel der erzählenden Personen hat der Leser Einblick in die Gedanken aller Protagonisten und erhält einen perfekten Überblick in das Leben der Familie. Dabei hat die Autorin auch ein paar Überraschungen parat.

Die Landschaftsbeschreibungen der bretonischen Insel Groix und die Eigenheiten der Inselbevölkerung sind sehr lebendig und bildhaft beschrieben. Man spürt auch Jo's Liebe zu diesem Eiland im Atlantik, die sein Sohn nicht mit ihm teilt. Dieser lebt in Paris und genießt die Vorzüge der Stadt. Aber vorallem seine Frau Albane ist eine Stadtfrau durch und durch. Sarah lebt ebenfalls in der Stadt, an die sie vorallem beruflich gebunden ist. Sie besucht aber Groix immer wieder gerne.

Fazit:
Ein sehr gefühlvoller Roman, der mich erst ein paar Tage nachdem ich die letzte Seite gelesen hatte, mehr und mehr zu faszinieren begann. Die berührende Familiengeschichte mit dem französischen Flair schwirrte noch tagelang in meinem Kopf herum und hat mir so einige Gedanken über das Leben beschert.

Veröffentlicht am 08.04.2017

Mord in Greetsiel

Tod am Deich. Ostfrieslandkrimi
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Mit viel Lokalkolorit und sympathischen Ermittlern punktet Ulrike Busch gleich zu Beginn. Kaum begonnen, ist man bereits mitten im Geschehen!
Der Leser lernt Hauptkommissar Tammo Anders kennen, der im ...

Mit viel Lokalkolorit und sympathischen Ermittlern punktet Ulrike Busch gleich zu Beginn. Kaum begonnen, ist man bereits mitten im Geschehen!
Der Leser lernt Hauptkommissar Tammo Anders kennen, der im wahrsten Sinne des Wortes auf den ersten Seiten über eine Leiche stolpert. Als er am frühen Morgen mit seinem Rad und Hund Buddy unterwegs ist, muss er einen Jogger ausweichen. Daraufhin kommt er vom Weg ab und stürzt über eine Böschung. Dort findet er in einem Entwässerungsgraben am Deich die Leiche des örtlichen Teehändlers Folkert Petersen. Doch nicht nur der gewaltsame Tod des alten Petersen bringt den sonst so beschaulichen Ort Greetsiel in Aufruhr, sondern auch die Rückkehr von Enno Duwe, der sich nach 25 Jahren wieder in seiner Heimat niederlässt. Damals hat er Ostfriesland mit Tina Petersen, der Tochter des Toten verlassen, was einen ziemlichen Skandal gleichkam. Niemand hat den Störenfried und Querulanten vermisst. So sind die Greetsieler auch hundertprozentig sicher, dass nur er der Mörder von Folkert Petersen sein kann. Auch Tammo, der noch eine Rechnung mit Enno offen hat, ist derselben Meinung. Als Kommissar kann er sich aber eine Vorverurteilung nicht leisten. Seine neue Kollegin Fenna Stern, eine Fallanalytikerin, die genau an diesem Tag ihre neue Stelle antritt, sieht die Sache allerdings etwas anders als die Einwohner des Ortes.....

Dies ist mein erstes Buch der Autorin und ich kann sagen, dass ich mich schon nach den ersten Seiten im nordfriesischen Greetsiel heimisch fühlte. Als Österreicherin, die leider noch nie an der Nordsee war, erhielt ich viele Einblicke in die Gepflogenheiten der Einheimischen, die ich schnell ins Herz schloss. Hauptkommissar Tammo Anders, der manchmal etwas unüberlegt handelt, da er "seine" Greetsieler doch sehr gut kennt, war mir sofort sympathisch. Als Gegenpart ist Fenna eine toughe Frau, die sich nicht um diverse Gerüchte kümmert und sich davon ablenken lässt. Als Profilerin schätzt sie die Situationen einfach besser ein. So ergeben die Beiden ein tolles Team, zwischen dem auch ab und zu kleine Funken sprühen.

Auch die bildhaften Beschreibungen der Gegend fand ich gelungen. Ulrike Busch hat hier neben dem Kriminalfall auch viel Lokalkolorit miteingebaut. Die Spannung kommt ebenfalls nicht zu kurz. Als Leser rätsle ich immer gerne bei Krimis mit und hatte sogar in eine Richtung den richtigen Riecher ;) Trotzdem konnte mich die Autorin auch überraschen, denn sie hat doch einige überraschende Wendungen eingebaut.
"Tod am Deich" bildet den Auftakt einer neuen Krimiserie rund um die Kripo Greetsiel und ich freue mich schon auf die Folgebände.

Bemängeln muss ich allerdings das Schriftbild der Printausgabe aus dem Klarant Verlag. Die Schrift ist doch eher klein gehalten, es gibt keine Absätze und die Seitenränder sind (auch oben und unten) extrem schmal. So ergibt das Schriftbild ein eher unschönes Ganzes.

Schreibstil:
Der Krimi lässt sich sehr flüssig lesen und der Schreibstil von Ulrike Busch ist spritzig und lebendig. Die Handlung wird in der dritten Person erzählt und ist sehr dialoglastig. Die Charaktere, angefangen von den Dorfbewohnern bis hin zum Ermittlerteam, sind direkt aus dem Leben gegriffen und authetisch.

Fazit:
Ein kurzweiliger Krimi mit viel Lokalkolorit, der von Beginn an unterhält und mit einigen unerwarteten Wendungen punkten kann. Der Beginn einer neuen Reihe, bei dem mir das Zusammenspiel der beiden Ermittler und der Schauplatz gut gefällt. Ich bin schon gespannt auf Band Zwei.