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Veröffentlicht am 10.03.2019

Westwärts

Das wilde Herz des Westens
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"Das wilde Herz des Westens" vermittelt durch das eher romantische Cover eine etwas andere Geschichte, als diese, die wirklich dahinter steckt. Der wundervolle neue Roman von Alexandra Fischer ist ein ...

"Das wilde Herz des Westens" vermittelt durch das eher romantische Cover eine etwas andere Geschichte, als diese, die wirklich dahinter steckt. Der wundervolle neue Roman von Alexandra Fischer ist ein historischer Roman über zwei junge Frauen auf ihrem beschwerlichen Weg in den Westen, der viel Spannung mit sich bringt und viel über die Besiedlung von Amerika vermittelt.
Schon der Prolog erweckt große Neuierde. Die erst 7jährige Briana, ein irisches Einwandererkind, findet ihre Großeltern in der gemeinsamen Hütte ermordet vor. Sie wird daraufhin für die etwa gleichaltrige Phoebe als Hausangestellte in deren Elternhaus aufgenommen und die beiden Mädchen werden Freundinnen. Danach folgt ein Zeitsprung von etwa zehn Jahren und die eigentlich Geschichte beginnt.

Baltimore, Maryland, 1865. Nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges gibt es im Osten kaum mehr junge Männer im heiratsfähigem Alter. Phoebe, die leidenschaftlich gerne Cowboyromane liest, ist sich sicher, dass nur einer dieser verwegenen Männer sie glücklich machen kann. Deswegen antwortet sie auf eine Heiratsannonce und wird eine von vielen "Mail Order Brides" zu dieser Zeit. Ihr zukünftiger Ehemann soll Silas Kennedy sein, der eine Ranch in Montana besitzt. Zuerst wollen sich die zukünftigen Eheleute aber in Missouri treffen, um gemeinsam mit der restlichen Familie in einem Siedlertreck aufzubrechen. Phoebe reist zusammen mt Brianna Richtung Westen und weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ihr zukünftiger Ehemann Silas und sein Bruder Jesse die gesuchten Kennedy-Brüder sind, die Postkutschen überfallen und wegen Mordes steckbrieflich gesucht werden. Briana entdeckt einen dieser Steckbriefe, doch Phoebe ignoriert diese Tatsache einfach. Es dauert allerdings nicht allzu lange bis sie auf den Boden der Tatsache zurückgeholt wird. Damit beginnt eine spannende und abenteuerliche Reise in die Ungewissheit...

Es ist nicht mein erstes Buch der Autorin. Alexandra Fischer hat mich bereits mit "Der Traum vom Horizont", eine Geschichte, die in der ehemaligen deutschen Kolonie Samoa spielt, wie auch mit ihrem Piratinnen Roman "Joli Rouge" verzaubert. Ihre neue Geschichte um die Ansiedlung von Auswanderern und deren beschwerlichen Weg im Siedlertreck von Ost nach West Richtung Montana, war wieder genauso toll, wie schon ihre anderen beiden Geschichten.
Es war spannend Briana und Phoebe, die unterschiedlicher nicht sein können, zu folgen. Während Phoebe weiterhin in ihren Träumen schwelgt, packt Brian mit an und lernt langsam das rauhe Land lieben. Die Gefahren auf dem Weg in den Westen, die sich diese Pioniere damals antaten, um an eigenes Land zu kommen oder auf der Goldsuche in Kalifornien, wird sehr lebendig beschrieben. Durchquerungen über Indianerland bleiben nicht ungesühnt, aber auch Wegelagerer und Banditen treiben sich immer wieder in der Nähe des Siedlertrecks herum.

Neben Briana, Phoebe, Silas und Jesse lernen wir noch Frances, eine ehemalige Prostituierte kennen, sowie Frank und seine Frau Mary, die anfangs in derselben Postkutsche wie die beiden Mädchen reisen. Sie sind wie Briana Iren, die zu dieser Zeit alles andere als gut angesehen waren. Die irischen Einwanderer rangieren gleich hinter den Schwarzen und erhalten auch im viel gepriesenen Westen nur die Jobs, die sonst keiner machen will.
Die Charaktere sind sehr authentisch, facettenreich und vielschichtig ausgearbeitet. Vorallem Phoebe hat sich bis zum Ende ihrer Reise stark weiter entwickelt, aber auch Briana findet endlich zu sich und kann ein neues Leben beginnen. Ich mochte vorallem die Frauen in diesem Roman, die so viel mehr Stärke und Willen ausstrahlen, als die meisten Männer. (Ja, eigentlich sind wir das starke Geschlecht!)

Schreibstil:
Der Roman liest sich wunderbar flüssig und beinhaltet jede Menge Spannung und Drama. Der Schreibstil ist sehr bildhaft und lebendig. Ich hatte das Gefühl mit Briana und Phoebe mit den Planwagen die Prärie zu durchqueren, fürchtete Indianerangriffe und bangte um die Gesundheit der zukünftigen Siedler. Ebenso spannend fand ich die historischen Hintergründe zum Amerikanischen Bürgerkrieg, den "Mail Order Brides" und vorallem über die irischen Einwanderer.

Fazit:
Hier steckt so viel mehr hinter dem eher romantischen (kitschigen?) Cover, als man vermutet. Dieser historische Wildwestroman ist voller Abenteuer und Spannung und erzählt die Geschichte zweier mutiger Frauen auf den Weg durch die damals noch unberührte Natur der Rocky Mountains bis ins wilde Herz des Westens. Wunderbar erzählt, toll recherchiert und unterhaltend! Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 06.03.2019

Tolles Finale der großartigen Trilogie

Gut Greifenau - Morgenröte
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Der dritte und letzte Band, rund um die Grafenfamilie von Auwitz-Aaarhayn und ihren Dienstboten, ist der krönende Abschluss einer Trilogie, die mich absolut überzeugen konnte!
Nachdem der zweite Band am ...

Der dritte und letzte Band, rund um die Grafenfamilie von Auwitz-Aaarhayn und ihren Dienstboten, ist der krönende Abschluss einer Trilogie, die mich absolut überzeugen konnte!
Nachdem der zweite Band am Ende einen schlimmen Cliffhanger hatte, war ich mehr als gespannt, wie es weitergehen wird. Gott sei Dank hat uns die Autorin nicht so lange mit den Folgebänden warten lassen, wie es sonst meistens üblich ist.

Der Krieg neigt sich langsam dem Ende zu. Die Menschen hungern und die Revolution in Russland scheint auch auf Deutschland überzuschwappen. Die Grafenfamilie verliert, langsam aber sicher, immer mehr an Einfluss. Die noch vorhandenen Pächter und die Zwangsarbeiter am Gut beginnen zu revoltieren. Die deutschen Soldaten können nicht glauben, dass Deutschland den Krieg verlieren wird. Als auch noch die Spanische Grippe ausbricht, befindet sich Gut Greifenau im Ausnahmezustand. Nur Gräfin Feodora denkt, alles bleibt beim Alten und jeder muss weiterhin nach ihrer Pfeife tanzen. Sie bangt mehr um die Zarenfamilie, als um ihre eigenen Kinder und das Gut, das die Schuldenlast kaum mehr tragen kann. Das neue Gesetz, den 8 Stunden Tag für alle Bediensteten und Arbeitnehmer einzuführen, lässt Grafin Feodora Gift und Galle spucken. Ebenso die Handlungsweisen ihrer beiden "Sorgenkinder" Konstantin und Katharina. Die Ereignisse überschlagen sich und es scheint als würde nach diesem Krieg kein Stein auf den anderen bleiben....

Ich war wieder so intensiv in der Geschichte, dass man alles andere um einem herum vergisst und ausblendet. Verschiedene Perspektiven und Schauplätze lassen die wieder fast 600 Seiten nur so an einem vorbeifliegen. Ich litt und bangte mit den Figuren, egal ob im Parterre bei den Dienstboten oder mit den Grafenkindern. Vorallem Katharina macht in diesem letzten Band eine unglaubliche Wandlung durch. Sie wird erwachsen und weiß, was sie will. Ihre Durchhaltekraft beeindruckte mich vollkommen. Werden Konstatin und Rebecca das Glück finden? Wer wird von den Dienstboten aus dem Krieg zurückkehren? Wird Albert sich zu erkennen geben? Und wird sich das Gut halten können? All das fragt man sich während der spannenden Lektüre und erhält am Ende Antworten auf alle offenen Fragen.

Fazit:
Ich war traurig die liebgewonnenen Figuren nun nach dem Finalband verlassen zu müssen. Selten findet man eine Trilogie, bei der alle drei Bände gleich spannend und hervorragend recherchiert sind. Diese Reihe gehört definitiv zu meinen absoluten Lese-Highlights ever! Absolute Leseempfehlung für alle drei Romane der Trilogie!

Veröffentlicht am 05.03.2019

Eine geheimnisvolle Schneekugel

Die Fliedertochter
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Teresa Simon zählt zu meinen Lieblingsautorinnen, wenn es um Romane auf zwei Zeitebenen geht. Ich habe "Die Frauen der Rosenvilla", "Die Holunderschwestern" und "Die Oleanderfrauen" gelesen und alle drei ...

Teresa Simon zählt zu meinen Lieblingsautorinnen, wenn es um Romane auf zwei Zeitebenen geht. Ich habe "Die Frauen der Rosenvilla", "Die Holunderschwestern" und "Die Oleanderfrauen" gelesen und alle drei geliebt. Deshalb habe ich schon ungeduldig auf ihren neuen Roman gewartet, der sogar in meiner Heimat Österreich, nämlich in Wien spielt.

Wie gewohnt verfolgt man als Leser wieder zwei Frauen auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart reist die 30jährige Paulina von Berlin nach Wien, um für ihre mütterliche Freundin Toni, die erkrankt ist, ein Tagebuch abzuholen. Es soll sich um ein Vermächtnis eines Bekannten handeln. Paulina, gerade auf "Beziehungspause" von ihrem (Ex?)freund, will noch ein paar Tage anhängen, um auszuspannen und sich betreffend ihrer Gefühle klar zu werden. Im Gepäck hat sie ihren Talisman: eine Schneekugel mit dem Wiener Riesenrad aus dem Jahre 1936. In Wien wird sie liebevoll von der Familie Brunner aufgenommen, die ihr die Aufzeichnungen einer Luzie Kühn überreichen. Paulina vertieft sich in das Tagebuch aus dem Nachlass von Lena Brunners Vater und begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit....
Es sind die Jahre 1936-1944 und wir lernen diese ominöse Luzie Kühn kennen, die ebenfalls von Berlin nach Wien reist. Die junge Soubrette ist Waise und wurde von ihren jüdischen Großeltern aufgezogen. Als Halbjüdin raten sie ihr Berlin zu verlassen und bei ihrer arischen Tante Marie unterzukommen. Diese gibt sie als ihre Tochter aus und nimmt sie liebevoll in die Familie auf. Doch auch in Österreich wendet sich die Bevölkerung immer mehr gegen die Juden und als Hitler einmarschiert wird Wien für Luzie ebenfalls zur Gefahr...
In einem weiteren Handlungsverlauf aus der Gegenwart treffen wir auf Simone, Paulinas Mutter, die sich mit ihrer Freundin in Italien auf dem Pilgerweg und den Spuren von Franz von Assisi befindet.

Während Paulina im Tagebuch liest, packt sie die Luzies Lebensgeschichte immer mehr. Sie ist erschüttert über den Judenhass und die grausame Verfolgung der Menschen, die sich gegen das Regime stellen. Die Einträge aus dem Tagebuch werden in der Ich-Form von Luzie erzählt und durch weitere Erzählungen aus der Vergangenheit ergänzt, die in der 3. Person aus Luzies Sicht dargestellt werden. Die Autorin hat hier wieder hervorragend recherchiert.

Der Schauplatz des Romans ist Wien. Teresa Simon hat den Charme und den Flair unserer Bundeshauptstadt wunderbar eingefangen. Ich wanderte mit Paulina durch den ersten Bezirk, besuchte die Konditorei Demel und sah mir das Mahnmal der österreichischen jüdischen Opfer der Schoah am Judenplatz an. Genauso schlemmte ich Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat, besuchte das Mozartgrab am Sankt Marxer Friedhof und fuhr im Prater Riesenrad. Teresa Simon hat neben den grauenhaften Erzählungen aus der Zeit während des zweiten Weltkrieges den Leser auch an einer Reise durch das Wien von heute teilhaben lassen. Sie hat so bildhaft und lebendig erzählt, dass sie in jedem Leser die Sehnsucht weckt den nächsten Flug oder die nächste Bahnfahrt in die österreichische Hauptstadt zu buchen.

Den Vergangenheitsstrang fand ich wie meistens bei Büchern auf zwei Zeitebenen gelungen. Trotzdem fand ich Luzie anfangs etwas flatterhaft, überschwänglich und naiv. Luzies Verhalten änderte sich mit dem Einmarsch von Hitler in Österreich. Die Liebesgeschichte, die fast in einer Dreiecksgeschichte endet, konnte mich nicht zu 100% überzeugen. Auch Paulina wuchs mir nicht richtig ans Herz. Es gab viele Parallelen zu Luzie und auch hier überzeugte mich die Liebesgeschichte nicht wirklich. Einige Entwicklungen fand ich etwas vorhersehbar und verblüffen konnte mich die Autorin diesmal nur mit einer überraschenden Wendung.
Für mich als Teresa Simon Fan war das neu...vorallem, wo der Roman auch noch in meiner Heimat spielt. Das hört sich jetzt alles viel negativer an, als es wirklich ist, denn ich habe an die Romane der Autorin immer sehr, sehr große Erwartungen....
Die restlichen Leser der Leserunde waren begeistert und ich kann ehrlich nicht sagen, warum mich "Die Fliedertochter" diesmal nicht 100ig überzeugen konnte...

Fazit:
Wieder ein gelungener Familienroman auf zwei Zeitebenen, allerdings konnte er mich diesmal nicht hundertprozentig überzeugen. Ich wurde mit beiden Protagonisten nicht ganz glücklich und fand auch einiges an der Geschichte vorhersehbar. Die bildhaften Beschreibungen von Wien und seinen schönsten Plätzen, sowie all den Köstlichkeiten, die man bei uns schlemmen kann, waren allerdings ausgezeichnet geschildert. Für mich leider das schwächste Buch der Autorin, aber trotzdem ein toller Roman.

Veröffentlicht am 03.03.2019

Packendes Zeitzeugnis deutsch-deutscher Geschichte

Was uns erinnern lässt
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Die für mich noch unbekannte Autorin Kati Naumann hat einen Roman geschrieben, der mich tagelang sehr beschäftigt hat. Er erzählt die Geschichte einer Familie im deutsch-deutschen Grenzgebiet. Ein Leben ...

Die für mich noch unbekannte Autorin Kati Naumann hat einen Roman geschrieben, der mich tagelang sehr beschäftigt hat. Er erzählt die Geschichte einer Familie im deutsch-deutschen Grenzgebiet. Ein Leben zwischen Stacheldrahtzäunen. Für mich als Österreicherin ein unvorstellbares Gefühl und ein Thema, das für mich Neuland ist. Umso beeindruckter war ich von der Erzählkunst der Autorin, bei der die Liebe zu diesem Ort und der Natur, besonders dem Wald, durch jede Zeile zu spüren ist.

In einem der zwei Erzählstränge wird die Geschichte der (fiktiven) Familie Dressel erzählt, die von 1945 bis 1977 in dieser Sperrzone lebte. Seit der Teilung Deutschlands liegt das Hotel Waldeshöh am Rennsteig im Thüringer Wald im Grenzgebiet. Gut betuchte Hotelgäste, anschließend ein sicherer Unterschlupf für Kinder aus der Stadt, die während des Zweiten Weltkrieges aufs Land geschickt wurden - Wanderstation und schließlich ab 1945 nur mehr die Familienunterkunft der Dressel - das alles stand für das Hotel Waldeshöh. Danach durfte niemand mehr ohne Passierschein hinaus oder hinein. Kein Wanderer verirrt sich mehr in die Gegend, der Schulweg ist mühsam und doch gibt die Familie nicht auf. Sie stellen sich allen Anfeindungen des Regimes und wollen ihre Heimat nicht verlassen.

Im Jahr 2017 stößt die alleinerziehende Mutter Milla bei ihrer Suche nach "Lost Places" auf den Keller des ehemaligen Hotels Waldeshöh. Zuerst ist sie begeistert endlich als Erste auf einen "Lost Place" (vergessene Orte) zu stoßen und ihren Instagram Account noch populärer zu machen. Im unzerstörten Keller findet sie Schulhefte und noch selbst hergestellte Marmelade und behält ihren Fund noch für sich. Milla versucht diese Christine Dressel, deren Namen auf dem Heft steht, zu finden, um noch mehr über diesen unterirdischen Schatz zu erfahren. Bald ist sie mitten drinnen in einer unglaublichen Familiengeschichte, denn Christine erzählt ihr von ihren Vorfahren der Hoteldynastie in der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg und vom Leben im "Nirgendwo"....dem Sperrgebiet zwischen den Grenzen und schließlich ihrer Zwangsaussiedlung.

Kati Naumann - diesen Namen muss ich mir merken, denn ihr nächstes Buch werde ich definitv lesen! Was sie hier an privaten Erinnerungen und Recherchen mit Zeitzeugen erzählt, die sie in die fiktive Handlung miteingewoben hat, ist ein grandioses Zeitzeugnis. Beide Handlungsstränge bauen logisch aufeinander auf und auch wenn ich anfangs mit Milla nicht so recht warm geworden bin, änderte sich das im Laufe der Geschichte. Die Charaktere sind bis in die kleinsten Nebenfiguren liebevoll gezeichnet und wunderbar authentisch. Vorallem die Frauen aus dem Vergangenheitsstrang sind starke Persönlichkeiten. Besonders ans Herz gewachsen ist mir die optimistische Johanna, die noch aus jeder noch so aussichtlosen Situation etwas Positives gewinnen konnte. Die mondäne Marie oder die aufmüpfige Elvira stehen den männlichen Protagonisten in nichts nach - im Gegenteil...sie sind unerschütterlich und stark.

Dieser Roman um Zwangsumsiedlung und ein Leben in einem Sperrgebiet, wo die Menschen besonders überwacht und schikaniert wurden, hat mich gefesselt. Die Schikanen des Regimes und die Repressalien, denen die Familie ausgesetzt wurde, machten mich sprachlos. Es ist ein Blick hinter den Zaun in die ehemalige DDR und ihre Machenschaften. Die Erzählung hat mich mitgenommen und die Bedeutung meiner eigenen Heimat vor Augen geführt.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist packend, gefühlvoll und bildhaft. Ich war mit ihr im Wald und in der Sperrzone, im versteckten Keller und in der grauen Industriestadt. Kati Naumann erzählt wunderbar atmosphärisch und hat hervorragend recherchiert. Was ich in meinem Vorabexemplar vermisst habe, ist ein Stammbaum der Familie und ich hoffe, dass sich dieser im Hardcover befinden wird, das am 1. März erscheint.

Fazit:
Ein Roman über die Bedeutung von Heimat und ein packendes Zeitzeugnis deutsch-deutscher Geschichte. Wunderbar erzählt, einfühlsam beschrieben und vorallem ohne zu verurteilen. Wieder ein Roman, der mich einiges gelehrt hat und sicherlich noch lange in Erinnerung bleibt. Von mir gibt es 5 Sterne, den Lieblingsbuch-Status und eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 28.02.2019

Schreibseminar in den schottischen Highlands

Der Himmel über den Highlands
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Mein erstes Buch von Julia K. Rodeit und ich war sehr gespannt, denn die Autorin schreibt nicht nur Liebesromane, sondern vorwiegend Thriller.
Nachdem ich in die Leseprobe reingeschnuppert habe, war ich ...

Mein erstes Buch von Julia K. Rodeit und ich war sehr gespannt, denn die Autorin schreibt nicht nur Liebesromane, sondern vorwiegend Thriller.
Nachdem ich in die Leseprobe reingeschnuppert habe, war ich sehr schnell überzeugt vom flotten Schreibstil und der Geschichte selbst.
Ella ist Schriftstellerin und hat soeben ihren neuersten Roman beendet. Sie ist erleichtert ihr Buch endlich fertig gestellt zu haben, denn sie fühlt sich ausgelaugt und unzufrieden. Sie freut sich auf eine Schreibpause, doch der Verlag hat bereits andere Pläne. Sobald wie möglich soll sie gemeinsam mit einem Bestsellerautor, der unter Pseudoym schreibt, einen Roman schreiben. Hals über Kopf flüchtet Ella nach Schottland, wo sie kurzfristig als Dozentin für ein Schreibseminar für einen erkrankten Kollegen einspringt. Doch der Verlag gibt nicht auf und Ella gerät in eine Schreibblockade. Dagegen hilft auch nicht der äußerst attraktive Kursteilnehmer Patrick, der verdammt gut schreiben kann....

Das Ambiente der trutzigen Burg in den Highlands und die wunderbar bildhaften Beschreibungen der schottischen Landschaft haben bereits mein Herz höher schlagen lassen. Besonders gefallen hat mir allerdings der Blick hinter die Kulissen eines Autors. Der lange Schreibprozess, die Schwierigkeiten mit den Vorgaben des Verlages und die Einblicke in einem Schreibkurs waren Themen, die für mich sehr spannend zu lesen waren. Die süße Liebesgeschichte mit Irrungen und Wirrungen ist dann noch das Tüpfelchen auf dem i.
Die Figuren sind allesamt liebevoll gezeichnet. Alle haben Stärken und Schwächen und vorallem Ella wird sehr authentisch dargestellt. Sie steht mit beiden Beinen im Leben, ist aber trotzdem manchmal unsicher und flüchtet vor Problemen. Patrick war mir sofort sympathisch, auch wenn er die Frauen nicht immer verstehen kann. Auch die Darstellung der Nebenfiguren, wie Ellas Freundin Selina, die gleichzeitig ihre Agentin ist, der liebenswürdige Schlossherr Macarthur, oder einzelne Schreibschüler, ist gelungen.

Schreibstil:
Julia K. Rodeit oder Katrin Rodeit schreibt flüssig und bildhaft. Gewürzt mit einer Prise Humor und vielen Emotionen fliegt man nur so durch die Seiten. Es wird überwiegend aus der Sicht von Ella erzählt. Man erhält aber auch Einblicke in Patricks Gedanken und Gefühlswelt.
Einzelne Kapitel sind liebevoll mit der Grafik einer Distel oder einem Dudelsack gestaltet. Am Ende gibt es noch schottische Rezepte zum Ausprobieren.

Fazit:
Ein Liebesroman, der nicht nur mit einem wildromantischen Ambiente, nämlich den schottischen Highlands punkten kann, sondern ebenso mit liebenswerten Figuren und einer interessanten Story. Besonders gefallen haben mir die Einblicke in das Leben und die Arbeit eines Autors.