Westwärts
Das wilde Herz des Westens"Das wilde Herz des Westens" vermittelt durch das eher romantische Cover eine etwas andere Geschichte, als diese, die wirklich dahinter steckt. Der wundervolle neue Roman von Alexandra Fischer ist ein ...
"Das wilde Herz des Westens" vermittelt durch das eher romantische Cover eine etwas andere Geschichte, als diese, die wirklich dahinter steckt. Der wundervolle neue Roman von Alexandra Fischer ist ein historischer Roman über zwei junge Frauen auf ihrem beschwerlichen Weg in den Westen, der viel Spannung mit sich bringt und viel über die Besiedlung von Amerika vermittelt.
Schon der Prolog erweckt große Neuierde. Die erst 7jährige Briana, ein irisches Einwandererkind, findet ihre Großeltern in der gemeinsamen Hütte ermordet vor. Sie wird daraufhin für die etwa gleichaltrige Phoebe als Hausangestellte in deren Elternhaus aufgenommen und die beiden Mädchen werden Freundinnen. Danach folgt ein Zeitsprung von etwa zehn Jahren und die eigentlich Geschichte beginnt.
Baltimore, Maryland, 1865. Nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges gibt es im Osten kaum mehr junge Männer im heiratsfähigem Alter. Phoebe, die leidenschaftlich gerne Cowboyromane liest, ist sich sicher, dass nur einer dieser verwegenen Männer sie glücklich machen kann. Deswegen antwortet sie auf eine Heiratsannonce und wird eine von vielen "Mail Order Brides" zu dieser Zeit. Ihr zukünftiger Ehemann soll Silas Kennedy sein, der eine Ranch in Montana besitzt. Zuerst wollen sich die zukünftigen Eheleute aber in Missouri treffen, um gemeinsam mit der restlichen Familie in einem Siedlertreck aufzubrechen. Phoebe reist zusammen mt Brianna Richtung Westen und weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ihr zukünftiger Ehemann Silas und sein Bruder Jesse die gesuchten Kennedy-Brüder sind, die Postkutschen überfallen und wegen Mordes steckbrieflich gesucht werden. Briana entdeckt einen dieser Steckbriefe, doch Phoebe ignoriert diese Tatsache einfach. Es dauert allerdings nicht allzu lange bis sie auf den Boden der Tatsache zurückgeholt wird. Damit beginnt eine spannende und abenteuerliche Reise in die Ungewissheit...
Es ist nicht mein erstes Buch der Autorin. Alexandra Fischer hat mich bereits mit "Der Traum vom Horizont", eine Geschichte, die in der ehemaligen deutschen Kolonie Samoa spielt, wie auch mit ihrem Piratinnen Roman "Joli Rouge" verzaubert. Ihre neue Geschichte um die Ansiedlung von Auswanderern und deren beschwerlichen Weg im Siedlertreck von Ost nach West Richtung Montana, war wieder genauso toll, wie schon ihre anderen beiden Geschichten.
Es war spannend Briana und Phoebe, die unterschiedlicher nicht sein können, zu folgen. Während Phoebe weiterhin in ihren Träumen schwelgt, packt Brian mit an und lernt langsam das rauhe Land lieben. Die Gefahren auf dem Weg in den Westen, die sich diese Pioniere damals antaten, um an eigenes Land zu kommen oder auf der Goldsuche in Kalifornien, wird sehr lebendig beschrieben. Durchquerungen über Indianerland bleiben nicht ungesühnt, aber auch Wegelagerer und Banditen treiben sich immer wieder in der Nähe des Siedlertrecks herum.
Neben Briana, Phoebe, Silas und Jesse lernen wir noch Frances, eine ehemalige Prostituierte kennen, sowie Frank und seine Frau Mary, die anfangs in derselben Postkutsche wie die beiden Mädchen reisen. Sie sind wie Briana Iren, die zu dieser Zeit alles andere als gut angesehen waren. Die irischen Einwanderer rangieren gleich hinter den Schwarzen und erhalten auch im viel gepriesenen Westen nur die Jobs, die sonst keiner machen will.
Die Charaktere sind sehr authentisch, facettenreich und vielschichtig ausgearbeitet. Vorallem Phoebe hat sich bis zum Ende ihrer Reise stark weiter entwickelt, aber auch Briana findet endlich zu sich und kann ein neues Leben beginnen. Ich mochte vorallem die Frauen in diesem Roman, die so viel mehr Stärke und Willen ausstrahlen, als die meisten Männer. (Ja, eigentlich sind wir das starke Geschlecht!)
Schreibstil:
Der Roman liest sich wunderbar flüssig und beinhaltet jede Menge Spannung und Drama. Der Schreibstil ist sehr bildhaft und lebendig. Ich hatte das Gefühl mit Briana und Phoebe mit den Planwagen die Prärie zu durchqueren, fürchtete Indianerangriffe und bangte um die Gesundheit der zukünftigen Siedler. Ebenso spannend fand ich die historischen Hintergründe zum Amerikanischen Bürgerkrieg, den "Mail Order Brides" und vorallem über die irischen Einwanderer.
Fazit:
Hier steckt so viel mehr hinter dem eher romantischen (kitschigen?) Cover, als man vermutet. Dieser historische Wildwestroman ist voller Abenteuer und Spannung und erzählt die Geschichte zweier mutiger Frauen auf den Weg durch die damals noch unberührte Natur der Rocky Mountains bis ins wilde Herz des Westens. Wunderbar erzählt, toll recherchiert und unterhaltend! Leseempfehlung!