Profilbild von tinstamp

tinstamp

Lesejury Star
offline

tinstamp ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tinstamp über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.02.2019

Eine sehr spannende Thrillerreihe

Der Kratzer
0

Mit dem dritten Band rund um die Journalistin Christine Lenève hat Oliver Ménard nun den Abschlussband seiner Thriller Reihe veröffentlicht.

"Der Kratzer" - so wird der Serienmörder von den Journalisten ...

Mit dem dritten Band rund um die Journalistin Christine Lenève hat Oliver Ménard nun den Abschlussband seiner Thriller Reihe veröffentlicht.

"Der Kratzer" - so wird der Serienmörder von den Journalisten genannt und Tobias Dom verbindet mit ihm sein unverzeihliches Versagen in der Vergangenheit. Fast überführt und verhaftet, entkommt dieser vor sieben Jahren durch seine Schuld und scheint nun Rache zu üben. Dom's Exfrau ist eine der ersten Opfer. Der Name der gemeinsamen Tochter Emma ist in ihren Oberschenke geritzt. Tobias Dom versucht über die damals hinzugezogenen Psychiater und Profiler nochmals in die Gedankenwelt des Täters durchzudringen, doch drei von zwei leben nicht mehr und der einzige Überlebende, Dr. Lindfeld, sitzt selbst in der psychatrischen Anstalt. Dieser möchte allerdings nur mit Christine Lenève sprechen, denn er hat noch eine Rechnung mit ihr offen....

Oliver Ménard hat seinen Thriller psychologisch raffiniert aufgebaut. In wechselnden Perspektiven erleben wir die Gedankengänge von Tobias und Christine, erhalten aber auch Einblicke in die des Mörders. Gewohnt temporeich, mit knappen Dialogen und mit viel Liebe zum Detail, entführt der Autor seine Leser in die irre Gedankenweltwelt seines Täters. Christine und Tobias, die nur gezwungener Maßen zusammenarbeiten, bleibt der Kratzer lange ein Rätsel. Während Tobias Dom um seine Tochter bangt, etwas planlos ist und nur schwer einen klaren Gedanken fassen kann, kommt Christine dem Serienmörder langsam auf die Spur. Wie schon in den Vorgängerbänden ist Christine die treibende Kraft und die eigentliche Hauptprotagonistin. Tobias Dom nimmt weiterhin eine untergeordnete Rolle ein, obwohl es seinem Umfeld an den Kragen geht.
Der hohe Spannungslevel gleich zu Beginn wird fast immer gehalten und endet in einem grandiosen Finale.

Christine ist weiterhin nicht unbedingt eine Sympathieträgerin, auch wenn wir ihr am Ende des Thrillers etwas näher kommen. Sie polarisiert und arbeitet immer am Limit. Sie sucht förmlich die Gefahr und bringt sich bewusst in kritische Situationen. Einzig Albert ist ihr ruhender Pol. Dieser letzte Teil ist wohl Christines persönlichster und bringt sie zurück an die Schauplätze ihrer Vergangenheit.

Etwa hundert Seiten vor dem Ende wird der Täter gefasst. Und ich habe mich gefragt, was jetzt wohl noch kommen mag.... Mit einer absolut unvorhersehbaren Wendung hat mich der Autor danach richtig überrascht und ich habe am Ende den Thriller fassungslos zugeschlagen. Obwohl diese Wendung absolut gelungen ist, fand ich den Lauf der Dinge nicht ganz glaubwürdig. Das ist auch der Punkt, warum ich diesmal keine fünf Sterne für den Thriller aus der Feder von Oliver Ménard vergebe. Für mich waren die beiden Vorgängerbände schlüssiger. Trotzdem kann ich die Reihe allen Thrillerliebhabern, die es temporeich, blutig und fesselnd mögen, ans Herz legen.

Fazit:
Der Abschluss der Reihe steht den Vorgängerbänden in nichts nach, ist gewohnt fesselnd und mitreißend. Der überraschende und dramatische Wendepunkt hundert Seiten vor Schluss ist zwar genial ausgedacht, für mich war dieser jedoch nicht ganz schlüssig und etwas unglaubwürdig. Zugegeben....das ist meckern auf hohem Niveau. Auf jeden Fall kann ich aber die gesamte Reihe jedem Thrillerfan ans Herz legen.

Veröffentlicht am 11.02.2019

Interessante Familiensaga einer Hamburger Reedersfamilie

Die Villa am Elbstrand
0

Sofie kommt aus einfachen Verhältnissen. Sie ist die Tochter eines Melkers und hat gerade ihre Lieferung im Glücksburger Strandhotel abgegeben, als im Obergeschoß des Hotels ein Feuer ausbricht. Anna, ...

Sofie kommt aus einfachen Verhältnissen. Sie ist die Tochter eines Melkers und hat gerade ihre Lieferung im Glücksburger Strandhotel abgegeben, als im Obergeschoß des Hotels ein Feuer ausbricht. Anna, die Tochter eines Hamburger Reeders, ist im Feuer eingeschlossen und Sofie rettet ihr durch einen furchtlosen Einsatz ihr Leben. Als Dank wird ihr ein Job als Annas Gesellschafterin in der Villa der Reederfamilie Nieland angeboten, den Sofie annimmt. Anfangs ist es für das Mädchen vom Land nicht leicht sich in der angesehenen Familie der Nielands, als auch in der Großstadt zu behaupten, jedoch sind bald alle von ihrer freundlichen und hilfsbereiten Art eingenommen. Zwischen Anna und Sofie entwickelt sich schnell eine enge Freundschaft, die in den kommenden Jahren vom Kriegsausbruch überschattet wird...

Unter dem Pseudonym Charlotte Lucas schreiben die Autorin Eva-Maria Bast und Drehbuchautor Jørn Precht. Mit "Die Villa am Elbstrand" haben die Beiden eine sehr interessante Familiensaga rund um die Reedersfamilie Nieland erschaffen.
Der Roman startet 1912 und endet mit der deutschen Revolution. Wir verfolgen jedoch nicht nur die reiche Oberschicht, sondern auch die ihrer Bediensteten und den Menschen auf der Straße.
Vorallem auf den Kriegsschiffen, wo wir Sofies Bruder Willy begleiten, der gleich bei seinem ersten Einsatz als Heizer die Schrecken des Krieges kennen lernt, ist man mitten im Geschehen. Edith, die älteste Tochter der Nielands, lässt sich als Krankenschwester auf einem Lazarettschiff ausbilden. Anna hingegen hilft Cousin Hinnerk im Kontor und darf endlich selbst mitarbeiten seit ihr Vater, ihr Verlobter Gideon und Bruder Burkhard in den Krieg gezogen sind. Die Reederei hat sie schon immer fasziniert, doch "eine Nieland arbeitet nicht", war immer schon die Ansicht ihres Vaters. Als der Krieg immer länger dauert, heuert auch Sofie auf einem Lazarettschiff an.
Die Euphorie, die die Menschen noch zu Beginn des Krieges hatten, lässt bald nach. Die Unzufriedenheit mit dem Kaiser und seiner Politik verstärkt sich mit der Länge des Kriegseinsatzes. Hunger und Not trifft nun nicht mehr nur das gemeine Volk, sondern auch die Oberschicht. Hinnerk und Anna versuchen alles um das Familienunternehmen zu retten....

Die Schifffahrt nimmt im Roman eine große Rolle ein und zieht sich als roter Faden durch alle Jahre. Dabei kommt aber auch die Liebe und der Krieg nicht zu kurz. Alles, was eine starke Familiensaga benötigt, finden wir in "Die Villa am Elbstand", wie auch starke Frauenfiguren. Neben Edith, Anna und Sofie ist es vorallem Gudrun Nieland, der Familienvorstand und Großmutter von Anna, Edith und Burkhard, die alles zusammenhält. Nach Außen hin streng und gefühlskalt, verbirgt sich ein weicher Kern hinter der rauhen Schale. Alle Charaktere sind, bis hin zu den einzelnen Nebenfiguren, sehr lebendig gezeichnet, haben Ecken und Kanten und sind authentisch. Es gibt keine schwarz-weiß Malerei, sondern jeder hat gute, wie auch schlechte Eigenschaften.

Charlotte Lucas nimmt den Leser mit auf eine emotionale Reise in die ersten zwanzig Jahre des letzten Jahrhunderts. Von Beginn an konnte mich die Geschichte fesseln und bin darin versunken. Ich habe mitgefiebert und mitgelitten....nur das letzte Viertel im Roman gefiel mir dann leider etwas weniger. Die Überfahrt nach Chile und die Ereignisse in diesem interessanten südamerikanischen Land fand ich etwas unglaubwürdig und vieles ging mir einfach zu schnell. Deswegen habe ich meine Bewertung auf 4 Sterne herabgesetzt. Trotzdem mochte ich diese Familiensaga sehr gerne und ich freue mich, dass es anscheinend einen Folgeband geben wird (oder mehrere?), die ich sicherlich lesen werde.

Schreibstil:
Das Autorenduo schreibt sehr lebendig, flüssig und bildhaft. Man erlebt die Schlachten auf den Kriegsschiffen hautnah mit, verarztet verletzte Soldaten oder plaudert mit der Dienerschaft in der Küche. Auch die Umgebung und die Landschaft rund um Hamburg, Norwegen und später in Chile wird sehr lebendig dargestellt.
Die Charaktere sind allesamt bis hin zu den kleinsten Nebenfiguren sehr lebendig und authentisch beschrieben.
Der Roman ist in vier Teile geteilt: 1912-1914, 1916, 1918 und 1920. Zu Beginn gibt es ein Personenregister.

Fazit:
Eine interessante Familiensaga über eine Hamburger Reedersfamilie, die mich fesseln konnte und mich in eine längst vergangene Zeit eintauchen ließ. Nur der letzte Abschnitt war nicht so meins. Trotzdem freue ich mich auf den Folgeband, der hoffentlich nicht zu lange auf sich warten lässt.

Veröffentlicht am 08.02.2019

Lebe deinen Traum

Bis sich unsere Wege wieder kreuzen
0

Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich den Debütroman "Für Elise" von Verena Maria Kalmann gelesen. Das Buch hat den "Lieblingsbuch-Status" erhalten und war eines meiner Highlights des Jahres. Ihr neuer ...

Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich den Debütroman "Für Elise" von Verena Maria Kalmann gelesen. Das Buch hat den "Lieblingsbuch-Status" erhalten und war eines meiner Highlights des Jahres. Ihr neuer Roman ist diesmal keine Familiensaga auf zwei Zeitebenen, sondern ein Liebesroman, der bei mir eine wahre Gefühlsachterbahn ausgelöst hat.

Die 19jährige Susanna ist 1997 in Rom als Au-Pair tätig. Wegen eines dringenden Anrufes ihres Zwillingsbruder Laurenz kehrt sie frühzeitig nach Bonn zurück. Im Zug lernt sie Signora Anna, eine nette alte Dame, und den jungen Studenten Emilio kennen. Susanna und Emilio verstehen sich auf Anhieb. Er ist jedoch auf dem Weg zu seiner Verlobten Chiara. Im Zug vergisst er seinen Lieblingsroman "I promessi Sposi" (Die Verlobten von Alessandro Manzoni), mit einer handschriftlichen Botschaft seines verstorbenen Vaters. Susanna nimmt das Buch an sich. Als sie in Bonn ankommt, erwartet sie die schlimme Nachricht, dass ihr Bruder Laurenz schwer erkrankt ist.
Zehn Jahre später ist Susanna nur mehr ein Schatten ihrer selbst. Ihre Ehe ist eine Katastrophe, ihre eigenen Wünsche und beruflichen Pläne bleiben komplett auf der Strecke und die pflegebedürftige Schwiegermutter macht ihr das Leben zur Hölle. Nur in einsamen Momenten denkt sie manchmal an Italien, an die Zugfahrt und blättert im Roman, den Emilio damals vergessen hat.....

Ich war von Beginn an mitten in der Geschichte und litt mit Susanna mit. Während des Lesens glichen meine Gefühle einer Achterbahnfahrt. Es passiert nicht oft, dass mich ein Roman völlig fertig macht, aber Verena Maria Kalmann hat es geschafft. Susanna ist eine junge Frau, die in ihrem Leben sehr viel verloren und nie gelernt hat, ihre eigenen Wünsche an erster Stelle zu stellen. Sie ist zu gutmütig und möchte es allen und jedem recht machen....und verliert sich dabei selbst. Am liebsten hätte ich sie geschüttelt und ihr gesagt, dass sie ihr Leben wieder in die Hand nehmen und sich nicht weiter schikanieren lassen soll. Nur die Briefe ihres Bruder, die er für Susanna geschrieben hat und die sie während besonders glücklichen oder schwierigen Momenten ihres Lebens öffnen darf, sollen ihr Mut und Trost schenken.

Mich machte es wütend, wie sich Susanna behandeln ließ und wie andere Menschen sich ihr gegenüber verhielten. Mich machte es traurig, wie einsam sie sich fühlte und mich machte es nachdenklich und fragte mich selbst: "Führe ich genau so ein Leben, wie ich es mir damals vor zehn oder zwanzig Jahren vorgestellt hatte? Oder ist alles anders gekommen?"
Als Emilio plötzlich in Bonn auftaucht, weil er für ein halbes Jahr eine Dozentenstelle angenommen hat, laufen sich die Beiden tatsächlich über den Weg. Nun wäre die Zeit für Susanna gekommen, endlich zu handeln. Doch hat Susanna den Mut dazu?

Dieser Roman hat mich tief bewegt. Verena Maria Kalmanns besitzt die Kunst Emotionen in ihren Romanen zu vermitteln, wie es nur wenige Autorinnen beherrschen. Trotzdem hat mir ihr Debüt "Für Elise" noch eine Spur besser gefallen.

Schreibstil:
Wir begleiten Susanna und Emilio zwanzig lange Jahre. Abwechselnd liest man aus ihrer oder aus seiner Sicht, sodass die Handlung noch authentischer wirkt. Verena Maria Kalman schreibt sehr emotional, bildreich und der Roman lässt sich trotz vieler Schicksalsschläge seiner Protagonistin wunderbar lesen. Die Charaktere wurden sehr lebendig dargestellt, aber die große Stärke der Autorin liegt bei ihrer emotionalen Art zu schreiben. Das schafft nur selten eine Autorin.

Die Papageienart, "Lovebirds" (auf deutsch: Unzertrennlichen) genannt, die am Cover des Romans abgebildet sind, spielen auch im Roman eine wichtige Rolle.

Fazit:
Ein sehr emotionaler und berührender Roman, der nie ins Kitschige abgleitet und der aufzeigen möchte, dass man sein Leben selbst in die Hand nehmen soll. Irgendwie muss ich immer an den Satz "Lebe deinen Traum" denken, der einem Mut geben soll, die Dinge in die Hand zu nehmen und Chancen zu ergreifen. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 06.02.2019

Toller Debütroman

Die Klosterbraut
0

Dieser historische Roman, der im 13. Jahrhundert spielt, ist ein richtiger Pageturner. Gerne empfehle ich ihn auch Lesern, die erst in das historische Genre hineinschnuppern möchten.
Bereits auf den ersten ...

Dieser historische Roman, der im 13. Jahrhundert spielt, ist ein richtiger Pageturner. Gerne empfehle ich ihn auch Lesern, die erst in das historische Genre hineinschnuppern möchten.
Bereits auf den ersten Seiten nimmt das Schicksal seinen Lauf. Franka von Marienfeld nutzt die letzten Tage in Freiheit, bevor sie ins Kloster eintritt. Ihre Zukunft wurde bereits vor Jahren beschlossen. Ihre bildhübsche Schwester Melinda hingegen steht kurz vor der Hochzeit mit Wulfram von Röllberg. Auf ihrem geliebten Pferd reitet Franka noch einmal durch den Wald, als sie auf ein Wildschwein trifft. Ein ungeübter Schuss mit Pfeil und Bogen und Franka befindet sich in Lebensgefahr. Da kommt ihr ein Ritter zu Hilfe. Es ist Wulfram, Melindas Bräutigam, der von der Wildheit Frankas und ihren grünen Katzenaugen sofort gefangen ist. Auf der Burg angekommen, muss er erkennen, dass das Mädchen aus dem Wald die Schwester seiner zukünftigen Braut ist. Wulfram bittet Melindas und Frankas Eltern um die Hand der jüngeren Tochter, doch die Zukunft der beiden Frauen ist bereits beschlossen. Franka ist an das Gelübde des Klosters gebunden und Wulf an das Eheversprechen seiner Eltern.
Auf den kommenden 400 Seiten fiebert man einer Lösung entgegen. Ob es für die Beiden wohl noch eine geben wird? Das müsst ihr allerdings selbst lesen.....

"Die Klosterbraut" erzählt nicht nur von Frankas Leben im Kloster, sondern der Leser folgt Wulf, nach seiner Hochzeit mit Melinda, ins Morgenland. Sein Traum mit Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen und Ludwig von Thüringen auf Kreuzzug zu gehen, erfüllt sich schneller als gedacht. Zuvor muss er noch einige Ritterturniere bestreiten, um an ein gegeignets Pferd zu kommen, während Franka einigen ungewöhnlichen Todesfällen im Kloster auf den Grund geht.
Spannung und unerwartete Wendungen sind besonders ab dem zweiten Teil der Geschichte Programm. Hier entsteht eine Sogwirkung, der man sich nur schwer entziehen kann. Durch die Todesfälle im Kloster kommt auch noch Krimifeeling auf. Ich konnte das Buch schwer aus der Hand legen. Für die Liebesgeschichte hat die Autorin das perfekte Maß gefunden, um nicht kitschig zu werden. Einige historische Begebenheiten hätte ich mir noch ein bisschen ausführlicher gewünscht, aber in der gemeinsamen Leserunde war ich wohl die Einzige. Das Leben hinter den Klostermauern hat die Autorin fesselnd und bildhaft beschrieben, sei es im Herbarium (Kräuterküche) oder im Skriptorium (Schreibstube). Doch Missgunst und Neid machen auch vor den Nonnen nicht halt....

Charaktere:
Franka ist ein unheimlich starker Charakter, obwohl sie von ihren Eltern und ihrer Schwester immer herabgesetzt und schlecht behandelt wurde. Sie ist ein Freigeist. Sie liebt die Natur, ist ehrlich, lebhaft, wissbegierig und kann sich nur schwer unterordnen. Das macht für sie das Klosterleben nicht unbedingt einfach. Ihr vorlautes Mundwerk war mir manchmal, für die Zeit in der der Roman spielt, fast zu modern. Dass Franka ein völlig anderer Charakter als ihre Schwester Melinda ist, zeigt sich schon sehr früh im Roman.
Melinda war für mich eine wunderschöne Hülle....sonst nichts. Ihr wurde ihr Leben lang eingetrichtert, wie bildhübsch sie sei....und dies wohl auch genüge. Deswegen kann sie sich auch nicht vorstellen, dass ein Mann nicht sie, sondern Franka bevorzugen könnte. Neben der bewunderung ihrer eigenen Schönheit gehört ihre Liebe dem Minnesang und der Dichtkunst. In Wulframs Gefährten Anselm hat sie einen Gleichgesinnten gefunden.
Wulfram konnte man anfangs nicht richtig einordnen, doch mit der Zeit war schnell klar, dass er Ehrgefühl besitzt. Er hat sein Herz auf den rechten Fleck hat.
Alle Figuren sind bis in die kleinsten Nebencharaktere sehr lebendig dargestellt und gut ausgearbeitet.
Auch das authentische Setting konnte mich überzeugen.

Schreibstil:
Manuela Schörghofer hat einen wunderbaren flüssigen und bildhaften Schreibstil. Ihre große Stärke liegt jedoch in der Darstellung ihrer Figuren, die sie zum Leben erweckt. Sowohl Frankas, als auch Wulfs Gedanken und Gefühlswelt wurden sehr lebendig dargestellt. Die Dialoge zwischen den Beiden brachten mich sehr oft zum Schmunzeln.
Der Roman ist in drei Teile geteilt: Teil 1 spielt von Mai - September 1226, Teil 2 von Februar 1227 - ins Frühjahr 1229 und Teil 3 ab dem Frühjahr 1231 - Mai1232.
Am Beginn des Romans steht ein Personenregister (inklusive historischer Figuren), Städte- und Flussnamen (damals und heute), sowie ein Glossar.

Fazit:
Ein hervorraagendes Debüt, das ich besonders Einsteiger ins historische Genre empfehlen kann. Mit kleinen Krimi- bzw. Spannungselementen und einer Prise Liebe lässt sich dieser historische Roman aus dem 13. Jahrhundert wunderbar lesen. Für mich ist die Autorin eine tolle Neuentdeckung in diesem Genre.

Veröffentlicht am 05.02.2019

Drei Frauen wachsen über sich selbst hinaus

Ein Haus für einen Sommer
0

Schon vor etwas längerer Zeit habe ich diesen Roman gelesen, aber noch nicht rezensiert. Das möchte ich heute nachholen.
Die drei sehr unterschiedlichen Frauen Maddie, Avery und Nikki, haben eines gemeinsam: ...

Schon vor etwas längerer Zeit habe ich diesen Roman gelesen, aber noch nicht rezensiert. Das möchte ich heute nachholen.
Die drei sehr unterschiedlichen Frauen Maddie, Avery und Nikki, haben eines gemeinsam: alle drei wurden von einem Anlagebetrüger um ihre Ersparnisse gebracht. Der Mann hat mit dem Geld seiner Kunden spektuliert und ist nun spurlos verschwunden. Als eine Art Ausgleich wird ihnen eine Villa in Florida angeboten, die jedoch renovierungsbedürftig ist. Den drei Frauen gehört jeweils ein Drittel der Villa, dessen tolle Lage direkt am Strand das einzige Positive ist. Denn im jetzigen Zustand ist die Villa nicht zu verkaufen und die Renovierungsarbeiten sind unbezahlbar. Keine der drei Frauen darf das Haus ohne Einverständnis der beiden Anderen verkaufen...was nun?
Maddie, Avery und Nikki beschließen trotzdem zu renovieren....auf eigene Faust. Dieses Unternehmen ist natürlich alles andere als kinderleicht. Die drei Frauen teilen sich ein Schlafzimnmer und ein Bad und versuchen so viel wie möglich selbst zu machen und die Villa danach gewinnbringend zu verkaufen. Ein Bekannter von Nicole übernimmt die Bauleitung und die Finanzierung. Neben den körperlichen Grenzen gehen die drei Frauen auch an ihre psychischen. Jedoch wachsen alle drei an ihrer Aufgabe und manch einer wird endlich die Augen geöffnet...

Die einzelnen Figuren sind sehr lebendig dargestellt und ich hatte alle bildlich vor Augen. Maddies Lage ist dabei besonders prekär, denn ihr Mann Steve hat erst vor kurzem seinen Job verloren. Maddie war bis jetzt Hausfrau und hat sich um Kinder und Haushalt gekümmert. Nachdem beide nun aus dem Haus sind, freut sie sich auf etwas mehr "Ich-Zeit". Doch ihr Mann ist einem Anlagebetrüger auf dem Leim gegangen und mit dem Jobverlust entfällt auch die finanzielle Unterstützung. Als wäre es nicht schon schlimm genug, wird auch noch Tochter Kyra von einem Hollywoodschauspieler schwanger und Sohn Andrew hat aufgrund seiner schlechten schulischen Leistungen das Stipendium verloren.

Avery ist Architektin, jedoch spielt ihr gutaussehender (Noch-) Ehemann Trent in einer Heimwerkerserie die Hauptrolle und sie das blonde Dummchen. Als ihre Rolle komplett gestrichen wird, steht auch Avery vor dem Nichts. Mit dem Drittel der Villa hofft sie wieder zu Geld zu kommen.

Nicole ist eine erfolgreiche Partnervermittlerin, doch durch den Verlust ihres Ersparten kann sie die Löhne ihrer Angestellten und die Miete nicht mehr bezahlen und muss die Partnervermittlung schließen. Auch sie hofft auf den Verkauf der Villa am Strand.

"Ein Haus für einen Sommer" ist der Auftakt der "Florida Beach Reihe", die im englischen Original bereits sechs Bände umfasst. Ins Deutsche wurden bis jetzt die ersten beiden Bücher übersetzt. Ob ich die Fortsetzung noch lesen werde, weiß ich allerdings noch nicht.
Ich habe immer wieder etwas Schwierigkeiten mit diesen typischen amerikanischen Frauenromanen. Die Charaktere sind oftmals ziemlich oberflächlich und spielen fast ausschließlich in der Upper Class. In diesem Roman stehen wiederum drei verwöhnte Protagonistinnen im Mittelpunkt. Durch die Spekulationen des Anlageberaters stecken alle in finanziellen Schwierigkeiten und ihre Zukunft steht in den Sternen. Diese wird mit Hilfe eines feschen Mannes, der eine Art Vorauszahlung leistet und ihnen beim Umbau hilft, schnell gelöst. Das hätte ich auch gerne.....leider lebe ich weder in der Welt der Upper Class, noch in einem Roman ;) Die Aussage, dass den drei weiblichen Protagonisten nur ein Mann helfen kann, auch wenn diese sehr fleißig renovieren, stößt mir etwas sauer auf. Ebenso sind wie in vielen Romanen dieser Art einige Handlungen sehr vorhersehbar. Wendy Wax konnte mich aber auch mit einigen unerwartetenden Wendungen überraschen und Nicole verbirgt außerdem noch ein Geheimnis, das den Zusammenhalt der Frauen auf eine ziemliche Probe stellt.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist locker und flüssig und der Roman lässt sich sehr gut lesen. Auch der Humor kommt dabei nicht zu kurz. Die Charaktere entwickeln sich im Laufe des Romans weiter und bald verbindet sie eine tiefe Freundschaft, die so einige Höhen und Tiefen zu bestehen scheint.


Fazit:
Ein leichter und etwas vorherhsehbarer Roman um drei Frauen, die über sich selbst hinauswachsen. Tolles Setting, aber doch etwas klischeehaft und amerikanisch. Für nette Stunden zwischendurch, aber auch nicht mehr.