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Veröffentlicht am 28.01.2018

Hier stimmt einfach alles: Das perfekte Gesamtpaket. Tolle Figuren, emotional mitreißende Story und überraschendes Ende

Ein ganzes halbes Jahr
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"Es waren", erklärte ich ihm, "die besten sechs Monate meines Lebens." Darauf folgte ein langes Schweigen. "Komisch, Clark, bei mir ist es genauso."

Inhalt:
Louisa Clark führt ein einfaches und bescheidenes ...

"Es waren", erklärte ich ihm, "die besten sechs Monate meines Lebens." Darauf folgte ein langes Schweigen. "Komisch, Clark, bei mir ist es genauso."

Inhalt:
Louisa Clark führt ein einfaches und bescheidenes Leben, sie liebt ihren Job, wohnt bei ihren Eltern, um sie finanziell zu unterstützen und weiß ganz genau, wie viele Schritte es benötigt, um von der Bushaltestelle bis zu ihrem Haus zu gelangen. Ihr Leben folgt festen Regeln und diese hat Louisa noch nie wirklich in Frage gestellt. Dies ändert sich, als sich die junge Frau eines Tages beim Arbeitsamt wiederfindet, ihr vorheriger Chef musste den Laden aufgeben und Lou entlassen. Sie bekommt einen Job bei der gutgestellten Familie Traynor als Pflegekraft bzw. Haushaltshilfe für dessen pflegebürftigen und im Rollstuhlsitzenden Sohn Will.

Will Traynor hat alles verloren, an was er geglaubt und was er geliebt hat. Seit einem Verkehrsunfall ist Will bis zum Hals gelähmt und in allen Lebenslagen auf Hilfe und Unterstützung angewiesen. Das Schlimmste, was ihm passieren konnte, denn der junge Mann hat sein altes Leben geliebt, war ständig in Bewegung, auf Reisen und hat das große Abenteuer gesucht. Sich nicht mehr eigenständig bewegen zu können raubt ihm jede Freude und Lust am Dasein.

Was beide noch nicht wissen, sie werden das Leben des Anderen komplett auf den Kopf stellen und jeder von ihnen, wird den Anderen verändern – für immer.

Meinung:
Manchmal wehre ich mich mit Händen und Füßen gegen eine Geschichte, nur weil sie von allen anderen Lesern gehypte wird. Ich weiß nicht so recht woran es liegt, aber mein Bedürfnis es den Anderen gleich zu tun, schwindet mit jeder Person, die ich mit dem Buch in der Hand sehe. „Ein ganzes halbes Jahr“ war auch so eine Geschichte. Ich konnte mich nicht für sie erwärmen, weil jede Frau im Zug sie zwischen den Fingern hielt und begierig darin versank. Warum ich mir die Erzählung von Will und Louisa dann doch mit nach Hause nahm, in Form eines Hörbuches, und warum ich sie mir dann wirklich auch anhörte, kann ich heute gar nicht genau sagen. Ich kann nur sagen, dass Will und Lou mein Leben verändert haben. Das klingt vielleicht etwas hochgestochen, aber ich meine es so, wie ich es hier niederschreibe. Sie haben mein Leben verändert, sie haben mich nachts mit ihrer Geschichte wach gehalten, sie haben mich dazu gebracht, dass ich mich in sie verliebt habe, mit Haut und Haaren.

Nun kann ich nachvollziehen, warum und weswegen dieses Buch so viele Menschen in seinen Bann ziehen konnte. „Ein ganzes halbes Jahr“ ist einfach wunderbar, unglaublich und atemberaubend. Mit ganz viel Gefühl und Sensibilität erzählt Jojo Moyes ihren Zuhörern eine herzzerreißende, mitreißende und außergewöhnliche Geschichte. Dabei greift sie ein Tabuthema auf, das bisher nur wenig, bis gar nicht in dieser Genrespate zu finden ist: Sterbehilfe und das Recht dazu, sein Leben durch Selbstmord selbst zu beenden. Wie ist das Leben im Rollstuhl? Wie fühlt es sich an, wenn man sich kaum bewegen kann und in allen Lebensbereichen auf Hilfe angewiesen ist? Schränkt es die Lebensqualität ein? Lässt es das eigene Lachen auf immer verstummen? Und wie fühlen sich Betroffene, denen ein ganz vertrauter Mensch plötzlich entzogen ist, weil sich seine Persönlichkeit nach und nach seiner Erkrankung anpasst? All diesen Fragen stellt sich Jojo Moyes hier und das auf sehr authentische und bewegende Weise.

"Die Sache ist die: Wenn man plötzlich in ein ganz neues Leben katapultiert wird oder jedenfalls auf einmal so eng mit jemanden zu tun hat, ist es, als würde man sich die Nase am Wohnzimmerfenster von fremden Leuten platt drücken - es bringt einen dazu, neu zu überdenken, wer man eigentlich ist. Oder wie man auf andere Leute wirkt"

Authentizität und Sympathie bringt sie besonders durch Louisa Clark in ihre Geschichte, denn diese ist für die Zuhörer - schon von den ersten Minuten an – nicht mehr aus der Geschichte wegzudenken. Lou ist eine Frau wie du und ich. Lou ist das Mädchen von Nebenan, das du morgens lieb grüßt. Lou ist die beste Freundin, die du nachts anrufst, wenn du vor lauter Herzschmerz nicht schlafen kannst. Lou ist die Tochter, die dich tröstend in den Arm schließt, wenn dein Leben schwer und dein Tag hart war. Lou ist die Schwester, die dir bestimmt sagt, dass du dich auf den falschen Weg begeben hast, die dich an der Hand nimmt und dich wieder auf den richtigen Pfad führt. Lou ist natürlich, lebensfroh, voller Farben, voller Klang, voller Energie, Lebenswillen und steht mit jeder Faser ihres Körpers hinter oder vor den Menschen, die sie liebt. Schlicht: Als Protagonistin ist Lou perfekt. Man lacht mir ihr, weint mit ihr, hofft mit ihr und kämpft mit ihr. Diese ganzen Persönlichkeitsmerkmale von ihr und die wunderschöne und von der Klangfarbe perfekt auf Lou zugeschnittene Hörbucherzählerin Luise Helm, schaffen es, dass man als Zuhörer komplett in die Geschehnisse eintauschen kann, sich ganz den Klängen hingibt, die mal laut, mal sanft aus den Boxen fließen und sich den Weg in den eigenen Kopf bahnen. Besonders die Symbiose aus Will und Lou setzt dem ganzen Geschehen dann noch das Sahnehäubchen auf. Zunächst kracht es zwischen den Beiden gewaltig, doch mit der Zeit lernen sie voneinander und was schließlich dabei rauskommt, das müsst ihr dann schon selbst herausfinden.

Zwischendurch lässt Jojo Moyes auch andere Figuren zu Wort kommen, wodurch die Geschichte an Tiefe und Facetten gewinnt. Sie schildert die Gefühle von Wills Mutter, die Erlebnisse von Wills Vater, wie Lous Schwester mit den Ereignissen umgeht und zuletzt auch, wie der angestellte Krankenpfleger Nathan, die Beziehung, die sich langsam zwischen Lou und Will entwickelt, erlebt. Gesprochen werden diese Rollen von: Ulrike Hübschmann, Romanus Fuhrmann, Nina West, Anne Helm und Reinhard Kuhnert. Die Kombination aus allen Ansichten ist gelungen und eröffnet auch noch einmal eine neue Perspektive auf das schwierige Thema des Werkes. Hier bekommt man ein Gefühl für die Gesamtsituation und erkennt die Problematik. Die anderen Sprecher haben zwar einen geringeren Sprechanteil, als die Luise Helm, trotzdem fühlt man sich durch ihre Passagen nicht aus der Handlung gebracht und lauscht ihnen gebannt und neugierig zugleich.

Die Erzählung ist generell, zu keiner Zeit langwierig oder hält sich großartig mit überflüssigen Handlungsausschnitten auf. Jojo Moyes konzentriert sich auf den wesentlichen Inhalt und geht dort in die Tiefe, wo es der Geschichte zuträglich ist. Dadurch entsteht ein angenehmes Tempo.

Fazit:
Manchmal überraschen einen die Geschichten am Meisten, denen man nichts zugetraut hat, an die man sich eigentlich nie heranwagen wollte, die man im Regal immer strafend angesehen hat – so wie bei mir. Im Grunde hatte ich mir vorgenommen, die Geschichte um Lou und Will niemals kennenzulernen, als ich es dann unbegreiflicherweise doch tat, haben mich die Beiden mitten ins Herz getroffen. Louisa Clark ist eine authentische, natürliche und unglaubliche sympathische Protagonistin, mit der man nur allzu gerne befreundet sein würde. Das Thema der Geschichte ist ungewöhnlich und gewagt und bricht mit einem langgeglaubten Tabuthema. Die Sprecher haben eindringliche und angenehme Stimmen, die vom Farbton her ihren Figuren entsprechen. Um es kurz zu machen: Jojo Moyes hat hier ein wunderbares Werk geschaffen, dessen leisen, lauten, sanften, harten, lustigen und dramatischen Tönen man sich nur zu gerne hingibt – hier stimmt nicht nur das Gesamtpaket, hier stimmt alles!

Veröffentlicht am 28.01.2018

Spannende Idee, mittelmäßige Umsetzung

Monday Club. Das erste Opfer
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Es dauerte Minuten, bis mein Herz aufhörte, so laut und heftig zu klopfen, und dann fühlte es sich schwer an wie Blei. Ich hatte etwas Heimliches, etwas streng Verbotenes getan. [...] Dad sagte oft, dass ...

Es dauerte Minuten, bis mein Herz aufhörte, so laut und heftig zu klopfen, und dann fühlte es sich schwer an wie Blei. Ich hatte etwas Heimliches, etwas streng Verbotenes getan. [...] Dad sagte oft, dass Menschen nun einmal Fehler machten. Und der Grund dafür schien plötzlich offensichtlich: Manchmal hatte man einfach keine Alternative.
"Monday Club - Das erste Opfer" - Krystyna Kuhn
[S. 241]

Inhalt:
Faye lebt zusammen mit ihrem Dad und ihrer Tante Liv in der kleinen Stadt Bluehaven. Ein Ort, an dem jeder jeden kennt und man sich gegenseitig hilft und unterstützt. Bluehaven scheint ein Ort wie jeder Andere zu sein, unterscheidet sich jedoch durch ein kleines Detail: Den Monday Club. Eine geheime Vereinigung, diverser Stadtbewohner.
Faye liebt ihr Leben in ihrer Heimatstadt, ihren alleinerziehenden Dad, ihren Freund Josh und ihre beste Freundin Amy, mit der sie ein schwesterliches Band verbindet. Nur sie helfen ihr, ihre sehr seltene Schlafkrankheit zu ertragen. Eine Schlafkrankheit, welche die Grenze zwischen Realität und Phantasie manchmal verschwimmen lässt.
Als Amy plötzlich und unerwartet bei einem Autounfall verstirbt, bricht für Faye eine Welt zusammen. Sie kann nicht verstehen, was dazu geführt hat, dass ihre Seelenverwandte sterben musste, dass sie nicht mehr da ist, sie nie wieder zusammen lachen werden. Die Umstände ihres Todes sind mysteriös und so beginnt Faye Fragen zu stellen: Über den Monday Club, über ihren Freund Josh und wird schließlich in ihren Grundmauern erschüttert, als plötzlich ihre verstorbene Amy vor ihr steht. Wird Faye langsam verrückt?

Meinung:
Der Name Krystyna Kuhn, war mir bis vor ein paar Jahren noch völlig unbekannt. Dann entdeckte ich ihre Tal-Reihe und verliebte mich augenblicklich in ihre Schreibe und in ihren Ideenreichtum. Eine Mystery-Jugendbuch-Reihe, die nicht nur einmal für Herzrasen, schwitzige Hände und Schockmomente sorgte. Deshalb war es für mich selbstverständlich, auch zu ihrer neuen Buchserie zu greifen, die mit den gleichen Kriterien wie sein Vorgänger lockte - einer spannenden und mysteriösen Geschichte. Meine Erwartungen waren dementsprechend hoch. Ich weiß nicht genau, ob es letztlich an diesen lag, dass mich die Geschichte so sehr enttäuschte. Wahrscheinlich haben sie einen großen Teil dazu beigetragen. Fakt ist jedoch, dass "Monday Club" vom Potenzial her, dem Tal weit unterlegen ist.

Dabei klingt die Grundidee der Geschichte verlockend: Ein Mädchen, das unter starken Schlafstörungen leidet und eine Kleinstadt, die von einem geheimen Club regiert wird, dessen Absichten und Ziele für Nicht-Mitglieder verborgen bleiben. Die Buchbeschreibung, wie auch der Titel locken die Leser gerade mit dieser Idee in ihr Innerstes. Letztlich spielen die Schlafstörung, wie auch der Monday Club im ersten Band leider nur eine kleine Nebenrolle. Zwar tauchen sie immer mal wieder kurz auf und bringen eine neue, spannende und auch aufregende Facette zurück in die Handlung, jedoch verschwinden eben diese Facetten auch rasch wieder.

"Monday Club - Das erste Opfer", wirft zahlreiche Fragen auf, beantwortet diese jedoch nicht. Am Ende kommt man sich als Leser ein wenig verloren vor, weil man knapp 400 Seiten in sich aufgesogen, aber doch so wenig dafür bekommen hat. Trotz allem weckt das Buch eine gewisse Neugier. Man ist zwar überhaupt nicht schlauer und weiß selbst am Ende noch nicht genau, worauf die Trilogie abzielt, aber man will Antworten. Man will den Monday Club verstehen, man will wissen, welchen Leuten man trauen kann und welchen nicht und man will wissen, welche Rolle Faye überhaupt spielt.

Diese ist als Hauptcharakter durchaus interessant, konnte mich jedoch genau wie die Handlung nicht auf ganzer Linie überzeugen. Sie stellt viel zu zaghaft die richtigen Fragen. Erst gegen Ende verändert sich ihre Persönlichkeit so sehr, dass man wie in Trance von Seite zu Seite rast und sich mit ihr den spannenden Geschehnissen ausliefert. Dies gibt mir schließlich zusätzlich Motivation, auch zum zweiten Band zu greifen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Faye sich in Folge ihrer "Ermittlungen" bestimmt noch zu einer mutigen, selbstsicheren und starken Heldin entwickelt und dass der Stein gerade erst ins Rollen geraten ist.

In meinen Augen ist der erste Band über den "Monday Club" sicherlich nicht das beste Buch der Autorin, aber auch nicht gänzlich schlecht. Die Figurenmischung ist sehr ansprechend und ausgewogen, die kleinen, in die Handlung eingewobenen Fakten und Geheimnisse über den Monday Club, bringen Spannung auf die Seiten - auch wenn sich diese relativ schnell wieder verliert - und die Tatsache, dass in diesem Jugendbuch mal keine Liebesgeschichte im Fokus steht, ist eine angenehme Abwechslung. Zudem überzeugt Krystyna Kuhn wie gewohnt mit einem leichten und flüssigen Schreibstil, der einen in wenigen Stunden bis ans Ende des Werkes trägt. Die zusätzlich gelungene Innengestaltung - eine große Karte der Stadt Bluehaven - helfen bei der besseren Orientierung und unterstützen die Buchatmosphäre.

Fazit:
Der neuste Schmöker von Krystyna Kuhn, kommt mit viel Potenzial und dem gewohnten Mystery-Kick der Autorin daher, kann aber nicht auf voller Linie überzeugen und lässt sich von hohen Erwartungen schnell abhängen. Klappentext und Titel locken die Leser mit einer Geheimgesellschaft, einem mysteriösem und plötzlichem Todesfall, sowie einem Mädchen, das unter starken Schlafstörungen leidet, Realität nicht von Träumen unterscheiden kann und ihre tote Freundin Amy sieht. Die tatsächliche Handlung gibt letztlich aber nicht das Versprochene her und druckst bis ins letzte Drittel der Geschichte lange herum. So wird man erst auf den letzten Seiten überzeugt, weiter mit Faye nach Antworten zu suchen und den Lügen auf den Grund zu gehen - sprich: auch dem zweiten Band sein Vertrauen zu schenken. Nicht das beste Buch von Frau Kuhn, aber auch nicht mehr als Mittelmaß.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Herzliche Figuren, überzeugende Story, witzig und farbenfroh - der erste Band einer vielversprechenden Reihe!

Percy Jackson 1: Diebe im Olymp
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"Zeus Herrscherblitz", fügte Chiron hinzu. Er redete sich langsam in Rage. "Das Symbol seiner Macht, dem alle anderen Blitze nachgebildet sind. Die erste Waffe, die die Zyklopen für den Krieg gegen die ...

"Zeus Herrscherblitz", fügte Chiron hinzu. Er redete sich langsam in Rage. "Das Symbol seiner Macht, dem alle anderen Blitze nachgebildet sind. Die erste Waffe, die die Zyklopen für den Krieg gegen die Titanen geschmiedet haben, der Blitzstrahl, der den Gipfel des Äthna gekappt und Kronos vom Thron geworfen hat, der Herrscherblitz, in dem eine Kraft steckt, die Wasserstoffbomben der Sterblichen wie Chinaböller wirken lässt." "Und der ist verschwunden?" "Er wurde gestohlen", sagte Chiron. "Von wen?" "Von wem", korrigierte Chiron. Einmal Lehrer, immer Lehrer. "Von dir."
"Percy Jackson - Diebe im Olymp" - Rick Riordan
[S. 165]

Inhalt:
Percy Jackson, zwölf Jahre alt, leidet unter ADHD, Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Desaster - zumindest glaubt er das - und hat in seinem Leben schon mehrere Schulen besucht, von jeder wurde er runter geschmissen, weil er auf jeder für Ärger sorgte. Auf seiner neuen Schule soll alles anders werden. Zusammen mit seinem besten Freund Grover, schlägt sich Percy von Tag zu Tag. Bei einem Museumsbesucht läuft dann jedoch alles aus dem Ruder, als sich seine Mathelehrerin Mrs. Dodds vor seinen Augen in ein riesiges Monster verwandelt, auf Percy los geht, ihm sein Lateinlehrer einen Kugelschreiber zuwirft, der sich in ein riesiges Schwert verwandelt und der Zwölfjährige seine besagte Lehrerin schließlich erschlägt und diese sich in Rauch auflöst. Doch damit beginnt das Abenteuer erst. Wenige Zeit später findet sich Percy im Camp-Half-Blood wieder, ein Sommercamp für Halbgötter und sein Leben ändert sich schlagartig.

Meinung:
Einige Geschichten müssen zur richtigen Zeit gelesen werden, damit man sich voll und ganz auf sie einlassen kann. "Percy Jackson" gehört für mich zu einer jener Geschichten. Bereits vor ein paar Jahren wollte ich in ein göttliches Abenteuer mit ihm schlittern, doch bereits nach 80 Seiten schlug ich das Werk enttäuscht zu, vertauschte es und vergaß es. Vor einer Woche ließ ich ausversehen meine aktuelle Lektüre zu Hause liegen und fand mich, ohne Buch, auf einer zweistündigen Zugfahrt wieder. Gezielt schlenderte ich an der nächsten Haltestelle auf den Buchladen zu und wurde von einem Werk ganz besonders angezogen: "Percy Jackson". Ohne lange zu überlegen, griff ich zu und schlitterte endlich in das Abenteuer, was ich mir schon vor Jahren gewünscht hatte. Percy und ich waren endlich auf der gleichen Zeitachse unterwegs und ich stellte schnell fest, wie viel Potenzial sich hinter den Seiten verbarg.

Auch wenn es sich bei der renommierten Buchreihe von Rick Riordan um ein Kinderbuch handelt, welches sich durch Kurzweile und schnelle Handlungssprünge auszeichnet, trägt es diese ganz bestimmte und göttliche Magie in sich, die es letztlich trotzdem schafft, seine Leser zu verzaubern und mitzureißen. Gekennzeichnet durch einen farbenfrohen, greifbaren und lustigen Schreibstil, entführt der amerikanische Autor in eine neue und erfrischende Buchidee, mit viel Action und Spannung, die die Handlung auch für ältere Leser interessant gestaltet.
Dabei lebt diese Geschichte besonders durch seine gut gezeichneten und durchweg gelungenen Buchfiguren. Bei jeder Beschreibung von Herrn Riordan wird deutlich, wie viel Herzblut er in diesen Schmöker gesteckt hat. Jede Figur lebt durch seine Einzigartigkeit. Die Guten - hier haben mich hauptsächlich Annabeth, Percy, Chiron und Grover verzaubert - sind zusätzlich von einer Herzlichkeit und Sympathie umrissen, dass einem das Herz warm wird. Aber auch die Bösen in dieser Geschichte gliedern sich in Handlung und Buchatmosphäre ein und sorgen für den perfekten Gegenspieler.

Rick Riordan ist Lehrer für Englisch und Geschichte und so sprüht das Werk vor Mythologie und Sagen rund um die Götterwelt, die er gekonnt weiß in Szene zu setzen und ausführlich erklärt - Vorwissen ist nicht von Nöten. Und wenn man doch einmal ins Straucheln gerät, sorgt ein ausführliches Glossar am Ende der Geschichte, für die nötigen Informationen, um diverse Götter und mystische Wesen.

Die Handlung ist dicht gewoben und erlaubt es, sich mit rasanter Geschwindigkeit von Kapitel zu Kapitel zu hangeln. Actionreiche Kämpfe und Aufgaben, lassen die Zeit verfliegen und sorgen für viel Abwechslung. Am Ende, wenn man auf der letzten Seite angekommen ist und den letzten Satz mit einem Gefühl von Wehmut in sich aufsaugt, kann man nur noch einen Gedanken fassen: In den nächsten Buchladen zu rennen und sich den zweiten Teil zuzulegen, um endlich zu erfahren, wie es mit Percy und seinen Freunden weitergeht.

Fazit:
Von Zeit zu Zeit sollte man gewissen Geschichten eine zweite Chance einräumen, denn es könnte sein, - nicht immer, aber manchmal - dass man beim ersten Versuch einfach den falschen Zeitpunkt gewählt hat und dadurch eine spannende und überzeugende Geschichte verpasst. Ich bin froh, dass ich "Percy Jackson" diese Chance gegeben habe. Ein Werk, bei dem nichts ist, wie es anfangs scheint. Ein Werk, dass durch gut umrissene, ausgereifte und herzliche Charakter und einen farbenfrohen, aufregenden und mitreißenden Schreibstil, sowie einer grandiosen Buchidee lebt. Ich wurde ins Camp Half-Blood aufgenommen, habe gegen Monster und Götter gekämpft, mich selbst gefunden und das größte Abenteuer meines Lebens erlebt - zumindest bist jetzt. Denn es steht fest, dass ich unbedingt ins Camp zurückkehren muss und was mich dann für Abenteuer erwarten, kann ich jetzt noch nicht sagen - aber ich werde es herausfinden.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Eine enttäuschende Auflösung, hier wurde zu viel Potenzial verschenkt.

Silber - Das dritte Buch der Träume
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"Sie sind endlich bereit zu akzeptieren, dass Ihr Dämon nur in Ihrer Phantasie existiert hat." "Nennen Sie ihn nicht immer so." Sie schob den Stuhl zurück und stand auf. "Anabel!", sagte er streng. Es ...

"Sie sind endlich bereit zu akzeptieren, dass Ihr Dämon nur in Ihrer Phantasie existiert hat." "Nennen Sie ihn nicht immer so." Sie schob den Stuhl zurück und stand auf. "Anabel!", sagte er streng. Es war doch gerade so gut gelaufen. "Unsere Sitzung ist noch nicht beendet." "Doch, doch, das ist sie, Doktorchen", erwiderte sie. "Mein Wecker klingelt gleich. Ich habe einen Termin [...] den darf ich keinesfalls Fall verschlafen [...]."
"Silber - Das dritte Buch der Träume" - Kerstin Gier
[S. 11]

Inhalt:
Liv und ihre Freunde stehen vor einigen Problemen: 1. Anabel ist aus der Psychiatrie entkommen, hat ihren Psychiater ins Koma versetzt, rennt durch die Traumgänge und redet was von einem Dämonen, der auf Rache schwört 2. Arthur plant die Übernahme der Weltherrschaft und sorgt nicht nur in der Traumwelt, sondern auch in der Realität für allerhand Chaos und Verwüstung und 3. der Brocker mischt sich in die Hochzeitsplanung von Livs Mutter Ann und Graysons Vater Ernest ein. Ein weist-Anabel-wieder-in-die-Psychiatrie-ein, Rettet-die-Welt-vor-Arthur und setzt-den-Brocker-außer-Gefecht-Plan muss her, aber schnell! Und als wäre das nicht schon genug, tauchen auch einige Beziehungsdramen auf, die es ebenfalls galant zu lösen gilt.

Meinung:
"Silber - Das dritte Buch der Träume" sorgt für allerlei Furore - die Einen hassen es, die Anderen lieben es. Ich habe mich in der Mitte beider Meinungen positioniert und bin einerseits verzaubert und andererseits enttäuscht. Der Finalband der Silber-Reihe ist sehr kurzweilig und bietet seinen Lesern leider nicht die erhofften Antworten. Wie etwa: Was hat es mit dem Traumland auf sich? Wie funktioniert das Ganze? Warum sind sich anscheinend nur Liv und ihre Freunde dieser magischen Welt bewusst? Stattdessen wirft dieser Band neue Fragen auf, die sich eher mit beziehungstechnischen Themen beschäftigen. Wie etwa: Wie sage ich meinem Freund, dass ich noch Jungfrau bin? Wie werde ich anhängliche und liebestolle Verehrer los? Oder aber: Wie mache ich meiner Ex klar, dass endlich Schluss ist? Damit bekommt das Buch eine ganz neue Facette. Wenn es sich hierbei nicht um den finalen Teil handeln würde, könnte man Frau Gier dies sicherlich verzeihen, jedoch erwartet man beim letzten Band dann doch etwas mehr: Spannung, Höhepunkte und vor allem Überraschungen. Komponenten, mit denen die Autorin hier nicht dienen kann und offensichtlich auch nicht dienen will. Immerhin bekommt man letztlich wenigstens eine Antwort auf die Identität von Secrecy - was uns Leser zumindest zum Teil für unsere Geduld entschädigt.

Zugegebenermaßen hätte ich mir gerne mehr greifbaren Inhalt der Autorin gewünscht, konnte mich am Ende aber trotzdem ganz gut mit der Silber-Reihe arrangieren. Als kleines, süßes und herzliches Zwischenabenteuer, ist dieses nämlich durchaus geeignet. Ich habe mich einfach fallen und von Frau Gier und ihrer sehr niedlichen und lustigen Schreibart durch die Geschichte tragen lassen. Denn eines muss hier gesagt sein: Der Schreibstil der Autorin ist gut wie eh und je. Herz erwärmende Szenen und brisante Notlügen, lassen einen nicht nur einmal schmunzeln. Dieses Werk reg zum Träumen an, zum Kekse backen und animiert zu mehr Spaß und Freude am Leben. Es riecht nach Vanillekipferl, schmeckt nach saftigem Schokoladenkuchen und sieht - besonders von außen - aus wie eine dreistöckige, kunterbunte Geburtstagstorte.

Besonders angetan hat es mir Livs kleine Schwester Mia und die grandiose Silber-Hobbybäckerin Lottie, die einem durch ihre leckeren Torten-, Kuchen-, Keks- und Gebäckkreationen, nicht nur einmal das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Die anderen Figuren haben mich zwar auch unterhalten können, aber leider nicht auf voller Linie überzeugt. Liv bleibt als Charakter, ebenso wie Henry, ziemlich undurchsichtig und kann sich so, als Hauptfigur, nur schwer die Sympathie ihrer Leser erkämpfen. Auch die Bösewichte der Geschichte Anabel und Arthur, sind nicht gerade der Inbegriff allen Bösen und Dämonischen - ich habe mich jedenfalls nur mäßig von ihnen bedroht gefühlt. Schlussendlich spiegeln die Buchfiguren das Hauptproblem der ganzen Reihe wieder: Eine nur mäßig ausgearbeitete und ziemlich undurchsichtige Handlung, die kaum Atmosphäre kreieren kann und hauptsächlich durch Nebenhandlungen und -figuren lebt.

Fazit:
Mehr Fragen als Antworten, weniger Höhe- und Wendepunkte als erwartet, mäßig bis kaum mitreißende Charaktere, aber himmlisch niedliche Zwischenhandlungen, viel leckeres Gebäck und einige belustigende und zum Schmunzeln anregende Situationen - so könnte man "Silber - Das dritte Buch der Träume" wohl am besten beschreiben. Frau Gier hat bei dieser Buchreihe definitiv viel Potenzial verschenkt, aber trotzdem ganz gut unterhalten. Im Hinblick auf ihre anderen Werke, verzeiht man ihr diesen, nennen wir ihn einmal "Ausrutscher" gerne und wartet mit Spannung und großen Erwartungen auf ihre nächste Idee und Buchreihe.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Wiedersehen mit altbekannten Figuren - Monika Feth ist ein Stück Jugend für mich.

Der Libellenflüsterer
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Die Nachbarn, die Briefträgerin, Papas Kollegen, der Doktor und die Sprechstundenhilfen - sie alle kennen nur den Papa, der alles über den Wald weiß und über die Tiere, die da zu Hause sind. Der sich für ...

Die Nachbarn, die Briefträgerin, Papas Kollegen, der Doktor und die Sprechstundenhilfen - sie alle kennen nur den Papa, der alles über den Wald weiß und über die Tiere, die da zu Hause sind. Der sich für Lo Geschichten ausdenkt und ihr seine Lieblingsplätze zeigt. Der nett sein kann zu Mama. Ab und zu. Von dem anderen Papa haben sie keine Ahnung. Er ist Mamas und Los und Amandas und Fumées Geheimnis. Schon immer.
"Der Libellenflüsterer" - Monika Feth
[S. 431]

Inhalt:
In Jettes Leben und dem ihrer Freunde ist Ruhe eingekehrt. Luke zieht endlich auf den Hof, Merle hat sich mit Claudio vertragen, Jette strebt eine Zukunft als Polizeipsychologin an und auch sonst, läuft alles perfekt. Als Merle bei der Recherche für einen Artikel einer Tierschutzzeitschrift, mit einem alten Fall von Tiermissbrauch konfrontiert wird, will sie den damals angeklagten, aber wieder freigesprochenen Förster, der seinen Hund kaltblütig totgeschlagen haben soll, erneut zur Rede stellen. Ohne ihre Freunde in ihre Pläne einzuweihen macht sie sich, mit ein wenig Proviant, auf den Weg und verschwindet kurze Zeit später spurlos. Jette spürt sofort, dass etwas Schlimmes passiert sein muss und wendet sich umgehend an die Polizei, doch diese kann und will noch nicht eingreifen - also macht sie sich schließlich selbst auf die Suche und gerät in einen Strudel aus Geheimnissen, Gewalt und Gefahr.

Was ist mit Merle passiert? Und wird Jette ihre Freundin rechtzeitig finden?

Meinung:
Obwohl zwischen dem Erscheinen der einzelnen Jette-Bände meist mehrere Monate liegen, habe ich nach Beginn des neusten Buches nie das Gefühl, mehr als ein paar Stunden von Jette, Merle, Luke und Co. getrennt gewesen zu sein. Ich habe es bereits in einer vorherigen Rezension geschrieben: Für mich bedeutet der Name Monika Feth, auf der Wiese liegen, die Sonne auf der Haut spüren, voller Spannung den Atem anhalten und Buchstaben inhalieren. Mein erstes Abenteuer habe ich während eines heißen Sommerstages im Urlaub eingesogen. Seit dem fällt es mir nicht schwer, die gleichen Gefühle beim Lesen wachzurufen, wie damals. Diese Jugendbuchreihe begleitet mich jetzt schon so lange, dass sie irgendwie zu mir und meiner Buchgeschichte dazugehört. Nach dem Erscheinen von "Der Libellenflüsterer" war meine erneute Rückkehr demnach selbstverständlich.

Meiner Meinung nach unterscheidet sich dieser siebte Teil in einigen Punkten von seinen Vorgängern. In "Der Libellenflüsterer", lösen wir uns vom städtischen Plot und tauchen ein in die Wildnis, in der wir ein genaues Bild von dem Kontrast natürlicher Schönheit und nackter Gewalt bekommen. In der ruhigen und farbenfrohen Umgebung dieses Waldes, treten Brutalität, Ungerechtigkeit und Grausamkeit noch mehr hervor und schaffen es so mit Leichtigkeit, den Leser in den Strudel der Handlung zu ziehen. Auch der altbekannte und malerische Schreibstil von Frau Feth, schlägt sich mit einer Schärfe in die Gedankenwelt seiner Leser und schafft es so nur all zugut, die Buchwelt zum realen Schauplatz werden zu lassen.

Wieder ermöglicht es die Autorin, durch den mehrmaligen Perspektivwechsel, die innere Welt der einzelnen Charaktere nach außen treten zu lassen. Dadurch, dass wir in der Serie immer die gleichen Figuren begleiten, ausgenommen der Täter, entwickelt sich eine Beziehung zwischen ihnen und dem Lesenden, was dazu führt, dass man noch mehr mit den Buchfiguren fühlt, als etwa bei Einzelbänden. Ich bin mit Jette groß geworden und sie und ihre Freunde haben sich, so wie ich, von Teil zu Teil weiterentwickelt. Es ist schön, diese Entwicklungen miterleben zu können und seine eigenen Wünsche und Ängste darin wiederzufinden.

Obwohl wir hier erneut einen grausamen Täter haben, ist die Spannung im Buch nicht besonders dicht und gleichmäßig verteilt. Ich mag es zwar, die einzelnen Gedanken der Charaktere zu verfolgen, jedoch streckt sich die Handlung deswegen an einigen Stellen. Erst auf den letzten ca. 150 Seiten nimmt die Spannung enorm zu, steigert sich bis aufs Höchste und lässt einen erst nach der letzten Seite aufatmen.

Fazit:
Frau Feths Ideen und Beschreibungen sind unglaublich authentisch und werden durch den für mich, lokalen Zusammenhang, noch realistischer. Es ist schön, altbekannte Figuren beim Heranwachsen beobachten zu können und sich von der Spannung, die sich leider erst gegen Ende verdichtet, durch den Schmöker tragen zu lassen. Auch wenn ich mir vom siebten Jette-Band - angesichts der Seitenzahl - etwas mehr erhofft hätte und das Werk jäh abbricht, so hat es mich doch unterhalten und mitreißen können, weswegen ich an dieser Stelle kleine Fehler nur allzu gerne verzeihe und voller Erwartung dem nächsten Abenteuer entgegensehne.