Die Nachbarn, die Briefträgerin, Papas Kollegen, der Doktor und die Sprechstundenhilfen - sie alle kennen nur den Papa, der alles über den Wald weiß und über die Tiere, die da zu Hause sind. Der sich für Lo Geschichten ausdenkt und ihr seine Lieblingsplätze zeigt. Der nett sein kann zu Mama. Ab und zu. Von dem anderen Papa haben sie keine Ahnung. Er ist Mamas und Los und Amandas und Fumées Geheimnis. Schon immer.
"Der Libellenflüsterer" - Monika Feth
[S. 431]
Inhalt:
In Jettes Leben und dem ihrer Freunde ist Ruhe eingekehrt. Luke zieht endlich auf den Hof, Merle hat sich mit Claudio vertragen, Jette strebt eine Zukunft als Polizeipsychologin an und auch sonst, läuft alles perfekt. Als Merle bei der Recherche für einen Artikel einer Tierschutzzeitschrift, mit einem alten Fall von Tiermissbrauch konfrontiert wird, will sie den damals angeklagten, aber wieder freigesprochenen Förster, der seinen Hund kaltblütig totgeschlagen haben soll, erneut zur Rede stellen. Ohne ihre Freunde in ihre Pläne einzuweihen macht sie sich, mit ein wenig Proviant, auf den Weg und verschwindet kurze Zeit später spurlos. Jette spürt sofort, dass etwas Schlimmes passiert sein muss und wendet sich umgehend an die Polizei, doch diese kann und will noch nicht eingreifen - also macht sie sich schließlich selbst auf die Suche und gerät in einen Strudel aus Geheimnissen, Gewalt und Gefahr.
Was ist mit Merle passiert? Und wird Jette ihre Freundin rechtzeitig finden?
Meinung:
Obwohl zwischen dem Erscheinen der einzelnen Jette-Bände meist mehrere Monate liegen, habe ich nach Beginn des neusten Buches nie das Gefühl, mehr als ein paar Stunden von Jette, Merle, Luke und Co. getrennt gewesen zu sein. Ich habe es bereits in einer vorherigen Rezension geschrieben: Für mich bedeutet der Name Monika Feth, auf der Wiese liegen, die Sonne auf der Haut spüren, voller Spannung den Atem anhalten und Buchstaben inhalieren. Mein erstes Abenteuer habe ich während eines heißen Sommerstages im Urlaub eingesogen. Seit dem fällt es mir nicht schwer, die gleichen Gefühle beim Lesen wachzurufen, wie damals. Diese Jugendbuchreihe begleitet mich jetzt schon so lange, dass sie irgendwie zu mir und meiner Buchgeschichte dazugehört. Nach dem Erscheinen von "Der Libellenflüsterer" war meine erneute Rückkehr demnach selbstverständlich.
Meiner Meinung nach unterscheidet sich dieser siebte Teil in einigen Punkten von seinen Vorgängern. In "Der Libellenflüsterer", lösen wir uns vom städtischen Plot und tauchen ein in die Wildnis, in der wir ein genaues Bild von dem Kontrast natürlicher Schönheit und nackter Gewalt bekommen. In der ruhigen und farbenfrohen Umgebung dieses Waldes, treten Brutalität, Ungerechtigkeit und Grausamkeit noch mehr hervor und schaffen es so mit Leichtigkeit, den Leser in den Strudel der Handlung zu ziehen. Auch der altbekannte und malerische Schreibstil von Frau Feth, schlägt sich mit einer Schärfe in die Gedankenwelt seiner Leser und schafft es so nur all zugut, die Buchwelt zum realen Schauplatz werden zu lassen.
Wieder ermöglicht es die Autorin, durch den mehrmaligen Perspektivwechsel, die innere Welt der einzelnen Charaktere nach außen treten zu lassen. Dadurch, dass wir in der Serie immer die gleichen Figuren begleiten, ausgenommen der Täter, entwickelt sich eine Beziehung zwischen ihnen und dem Lesenden, was dazu führt, dass man noch mehr mit den Buchfiguren fühlt, als etwa bei Einzelbänden. Ich bin mit Jette groß geworden und sie und ihre Freunde haben sich, so wie ich, von Teil zu Teil weiterentwickelt. Es ist schön, diese Entwicklungen miterleben zu können und seine eigenen Wünsche und Ängste darin wiederzufinden.
Obwohl wir hier erneut einen grausamen Täter haben, ist die Spannung im Buch nicht besonders dicht und gleichmäßig verteilt. Ich mag es zwar, die einzelnen Gedanken der Charaktere zu verfolgen, jedoch streckt sich die Handlung deswegen an einigen Stellen. Erst auf den letzten ca. 150 Seiten nimmt die Spannung enorm zu, steigert sich bis aufs Höchste und lässt einen erst nach der letzten Seite aufatmen.
Fazit:
Frau Feths Ideen und Beschreibungen sind unglaublich authentisch und werden durch den für mich, lokalen Zusammenhang, noch realistischer. Es ist schön, altbekannte Figuren beim Heranwachsen beobachten zu können und sich von der Spannung, die sich leider erst gegen Ende verdichtet, durch den Schmöker tragen zu lassen. Auch wenn ich mir vom siebten Jette-Band - angesichts der Seitenzahl - etwas mehr erhofft hätte und das Werk jäh abbricht, so hat es mich doch unterhalten und mitreißen können, weswegen ich an dieser Stelle kleine Fehler nur allzu gerne verzeihe und voller Erwartung dem nächsten Abenteuer entgegensehne.