Profilbild von tintentraeume

tintentraeume

Lesejury Star
offline

tintentraeume ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tintentraeume über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.01.2018

Episches Finale einer spannenden Reihe!

Percy Jackson 5: Die letzte Göttin
0

Ich kann Schattenreisen nicht empfehlen, wenn ihr Angst habt
a) vor der Dunkelheit,
b) vor kalten Schauern, die einem über den Rücken laufen,
c) vor seltsamen Geräuschen,
d) davor, euch so schnell fortzubewegen, ...

Ich kann Schattenreisen nicht empfehlen, wenn ihr Angst habt
a) vor der Dunkelheit,
b) vor kalten Schauern, die einem über den Rücken laufen,
c) vor seltsamen Geräuschen,
d) davor, euch so schnell fortzubewegen, das euch das Gesicht abgeschält zu werden scheint.
"Percy Jackson - Die letzte Göttin" - Rick Riordan
[S. 111]

Inhalt:
Kronos hat endlich einen Körper eingenommen und marschiert mit seiner Armee geradewegs auf das Herz von New York zu - dem Empire State Building. Denn dort, im 600. Stock befindet sich der Olymp, den Kronos geschworen hat für immer zu zerstören. Nun liegt es an Percy, Annabeth, Nico, Grover und den anderen Halbblütern aus Camp Half-Blood, den großen Titanen aufzuhalten. Denn die Götter haben alle Hände voll damit zu tun, das große Monster Typhon zu bändigen, das sich mit einer rasanten Geschwindigkeit fortbewegt und alle Hindernisse auf seinem Weg zerstört. Einzig Hestia, die Göttin der Familie und des Herdes, hält im Olymp noch die Stellung. Als ob die Aufgabe, sich gegen eine riesige und starke Armee von Monstern, Halbblütern und Titanen zu wehren nicht schon genug wäre, gibt es im Camp auch noch einen Spion, der die Verteidigung zusätzlich erschwert.

Wird Percy das unmögliche schaffen und den scheinbar unbesiegbaren Titanen Kronos besiegen und damit den Olymp und alle Menschen, die er liebt, retten?

Fazit:
Da ist es endlich, das große Finale der Percy Jackson - Reihe. Es kommt mir vor, als würde ich nach Wochen, aus einem tiefen Schlaf erwachen. Langsam realisiere ich, wie wenig Zeit vergangen ist, zwischen meinen einzelnen kleinen Abenteuern mit Percy, Annabeth und Grover. Was bleibt, ist eine unglaubliche Vertrautheit, eine gewisse Zufriedenheit und tiefe Trauer, dass ich nun schon die ganze Geschichte verschlungen habe und es nicht noch einmal die Möglichkeit geben wird, das Geschehene auf ganz unwissende Weise zu erforschen. Die Reihe gehört definitiv zu einer der Besten, die ich in den letzten Jahren gelesen habe und zeichnet sich durch die inspirierenden und facettenreichen Ideen von Rick Riordan aus. Dieser weiß genau, welche Zutaten einen finalen Band ausmachen und setzt in "Die letzte Göttin" alles auf eine Karte. Dabei versetzt er das Leserherz in Angst und Schrecken, indem er unsere Lieblingsfiguren in eine grauenhafte und durchweg spannende Schlacht schickt, in der es Wort wörtlich um Leben und Tod geht. Auf jeder Seite bangen und hoffen wir, dass alles ein gutes Ende nehmen wird und wir nicht die Charaktere verlieren, die uns über Bände hinweg, so sehr ans Herz gewachsen sind. Nichts ist, wie es scheint und in jedem Kapitel wartet eine kleine gute oder aber böse Überraschung, so dass das Lesetempo auf Maximalgeschwindigkeit beschleunigt. Endlich bekommen wir Antworten, auf offene Fragen und begreifen das volle Ausmaß der langjährigen Prophezeiung. Der fünfte Band ist in all seinen Komponenten perfekt. Die Handlung ist dicht, auf jeder Seite herrscht Spannung, unsere Figuren sind erwachsen geworden und kämpfen nicht nur gegen die Titanen, sondern auch gegen ihre eigenen Gefühle. Trotz allem weiß der Autor dieser atmosphärisch düsteren Geschichte, durch niedliche Beschreibungen und herzliche Witze, teilweise ein wenig Dunkelheit zu nehmen. Jeder einzelne Band verfügte über Humor und Action, doch dieser finale Band, thront über alle. Alte Bekannte kehren zurück und diverse einzelne Handlungsstränge werden genauer beleuchtet und erlaubt es uns so, alles zu verstehen. Hier laufen die Fäden der Moiren zusammen und kreieren ein wahrlich meisterhaftes Werk. Kurz: Göttliches Ende, einer göttlichen Reihe! So beendet man eine Buchreihe würdig!

Veröffentlicht am 28.01.2018

Vorgeschichte zu "Wie Monde so silbern"

Die Luna-Chroniken 0: Das mechanische Mädchen
0

Tausende Menschen sind bereits an Letumose (Blauem Fieber) gestorben. Die Ersten sind der Krankheit im Mai 114 D.Z. zum Opfer gefallen... Cinder überflog den Text, bis sie die Worte las, mit denen sie ...

Tausende Menschen sind bereits an Letumose (Blauem Fieber) gestorben. Die Ersten sind der Krankheit im Mai 114 D.Z. zum Opfer gefallen... Cinder überflog den Text, bis sie die Worte las, mit denen sie gerechnet und vor denen sie sich zugleich gefürchtet hatte: Bis zum heutigen Tag keine Überlebenden.
"Das mechanische Mädchen" - Marissa Meyer

Inhalt:
Als Cinder von einem ihr bis dato unbekannten Mann in eine neue Familie - seine Familie - gebracht wird, ahnt sie noch nicht, welches Leben ihr bald bevorstehen wird. Das kleine Mädchen fühlt sich fremd und nutzlos. Als Cyborg - halb Maschine, halb Mensch - unterscheidet sie sich grundlegend von allen Anderen und dies bekommt sie besonders von ihrer neuen Stiefmutter und ihrer Stiefschwester Pearl zu spüren. Sie behandeln sie wie eine Aussätzige und geben sich keine Mühe, dies vor ihr zu verbergen. Einzig ihre kleine Stiefschwester Peony, schließt sie in das Familienleben mit ein und tritt Cinder mit Wärme entgegen. Krampfhaft bemüht sich Cinder, sich in das neue Leben einzugliedern und sich nützlich zu machen, als sich plötzlich alles und für immer ändert...

Fazit:
"Das mechanische Mädchen" von Marissa Meyer, ist eine kleine Vorgeschichte zu "Wie Monde so silbern" und erzählt auf beklemmende Weise, wie die Protagonistin Cinder, zu ihrer verbitterten Stiefmutter und deren zwei Stieftöchtern gekommen ist. Für die Hauptgeschichte nicht unbedingt von tragender Relevanz, vermittelt dieses kleine eBook jedoch auf prägnante Art, warum die Beziehungen so sind, wie sie eben sind und warum Cinder, es sichtlich schwer hat, in ihrer Familie anerkannt zu werden. Der Schreibstil von Frau Meyer ist in dieser ca. 33 Seiten langen Geschichte nicht besonders Aufsehen erregend, schafft es aber trotzdem das Grundgefühl und die Hauptaussage zu verdeutlichen. Cinder fühlt sich verloren. Ein fremder Mann führt sie in eine Fremde Familie, in der dem jungen Mädchen hauptsächlich Verachtung entgegen schlägt. Nahezu verkrampft versucht sie sich hier einen Platz und vor allem Liebe und Zuneigung zu erkämpfen, denn sie weiß nicht wer sie ist und kann sich an gar nichts erinnern. Ihr Ziehvater gibt ihr weder Antworten, noch versucht er die Situation für Cinder zu erleichtern. Diese Vorgeschichte ist von Kurzweile geprägt und bietet, wenn man den ersten Band Luna-Chroniken schon gelesen hat, wenig Neues. Alles in allem würde ich an dieser Stelle nicht empfehlen, die Vorgeschichte vor dem Hauptwerk zu lesen. Sie macht die eigentliche Handlung noch vorhersehbarer und nimmt so die Lesefreude. Es ist ganz ´nett´, einmal Cinder als Kind und Cinder als junge Frau im Vergleich zu haben, jedoch könnte man das eBook auch genauso gut nicht lesen, denn hier erwarten einen keine neuen Facetten.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Solider Auftakt einer Reihe

Feuer & Flut
0

"Wenn Sie diese Nachricht hören, sind Sie eingeladen, als Kandidatin am Brimstone Bleed teilzunehmen. [...] Das Brimstone Bleed wird drei Monate dauern und in vier Ökosystemen stattfinden: Wüste, Meer, ...

"Wenn Sie diese Nachricht hören, sind Sie eingeladen, als Kandidatin am Brimstone Bleed teilzunehmen. [...] Das Brimstone Bleed wird drei Monate dauern und in vier Ökosystemen stattfinden: Wüste, Meer, Berge, Dschungel. Der Gewinn wird das Mittel sein - ein Heilmittel für jede Krankheit für jeden Menschen. [...] Es kann nur einen Champion geben."
"Feuer und Flut" - Victoria Scott
[S. 32]

Inhalt:
Tella ist mehr als unglücklich, denn ihre Familie ist von der Stadt aufs Land gezogen. Das junge Mädchen fühlt sich isoliert, vermisst ihre Stylingprodukte, ihre Freunde und moderne Kommunikationsmittel. Doch ihre Eltern glauben, dass sie und ihr sterbenskranker Bruder Cody in der Einöde besser aufgehoben seien. Als Tella eine Tages ein mysteriöses blaues Kästchen auf ihrem Bett findet, indem sich ein kleiner Ohrstöpsel versteckt, der Rot aufleuchtet, ahnt sie noch nicht, dass dies ihr Leben verändern wird. Eine Frau flüstert ihr durch das Gerät ins Ohr und erzählt ihr vom Brimstone Bleed - einem mörderischen Wettrennen. Wer es gewinnt bekommt ein einzigartiges Heilmittel geschenkt. Ein Heilmittel, mit dem Tella ihren Bruder retten könnte. Doch das Rennen ist gefährlich, seine Kandidaten müssen sich durch vier Etappen schlagen. Über hundert Mitstreiter, die alles nur eines wollen: Das Heilmittel und für dieses bereit sind alles zu tun. Auch zu töten.

Wird Tella es schaffen? Wird sie überleben? Und ihren Bruder retten können?

Meinung:
Victoria Scott hat mit "Feuer und Flut" einen durchaus beeindruckenden Auftakt, einer neuen Reihe hingelegt. Eine Reihe mit sehr viel Potenzial und Diskussionsstoff. Obwohl die Handlung leicht dystopische Züge aufweist, kann sie zeitlich durchaus in unserer Gegenwart verankert werden und ist trotzdem ganz anders.

Erzählt wird die Geschichte von Tella, einem 17-jährigen Mädchen, das ganz alltägliche Probleme hat, wie etwa ihr Aussehen und das Fehlen von nötigen Stylingprodukten. Denn ihre Eltern haben sie, zusammen mit ihrem sterbenskranken Bruder Cody in die Einöde verfrachtet - da es angeblich das Beste für ihn sei. Tella kann die Entscheidung nicht ganz nachvollziehen, zweifelt aber nicht an ihren Eltern - denn die Liebe zu ihrem Bruder ist einfach zu groß. Als sie dann jedoch die Einladung zum Brimstone Bleed bekommt, einem Wettrennen durch Wüste, Meer, Berge und Dschungel, denkt sie nicht lange nach und stellt sich der gefährlichsten Reise ihres Lebens. Tella ist ein Charakter, mit dem man am Anfang nicht allzu viel anfangen kann. Ständig macht sie sich darüber Gedanken wie sie aussieht und was sie durch ihren Umzug verpasst. Sie vermisst ihr altes Leben und dies kann man als Leser nicht immer ganz genau nachvollziehen, da ihr diese Wüsche in den eigentlich schwierigsten Sitationen in den Sinn kommen. Dadurch ist es oft schwer, die Distanz zu ihr zu überbrücken. Einzig ihre Hingabe und Liebe zu ihrem Bruder, lassen teilweise hinter Tellas Fassade blicken und rücken sie wieder in ein positives Licht. Die Reise durch die Seiten mit ihr, ist aus diesem Grund nicht immer einfach und bis zum letzten Kapitel weiß man nie so ganz, ob man sie als Protagonistin nun mag oder nicht.

Durchaus einfacher hat es hingegen ihr tierischer Begleiter Madox. Dem kleinen Fuchs Pandora gelingt es mit Leichtigkeit, das Leserherz zu erobern. Pandoras sind genetisch modifizierte Tiere. Jedem Kandidaten des Brimstone Bleed, wird eines dieser Tiere bereitgestellt. Die Tiere sollen ihren jeweiligen Kandidaten beschützen. Das Besondere an ihnen: Jeder hat einzigartige Fähigkeiten und unterscheidet sich von den anderen Pandoras. Diese Pandoras sind in meinen Augen das Beste an der Geschichte und helfen, das Werk aus der breiten Masse abzusondern. Sie lassen "Feuer und Flut" aus der Scharr von Dystopien hervorstechen und bezaubern durch ihren ganz eigenen und besonderen Charme. Sie werfen aber auch philosophische Fragen auf, wie etwa ob es richtig ist, genmanipulierte Tiere oder genmanipuliertes Leben zu erschaffen. Was dies für Folgen für die Menschen hat. Ob die Pandoras Gefühle haben und ob es in Ordnung ist sie einfach zu töten oder zu quälen.

Die Idee ist spannend: Ein mörderischer und gefährlicher Wettlauf, durch vier Etappen. Kandidaten, die nicht nur um ihr eigenes Überleben kämpfen und von genetisch veränderbaren Tieren beschützt werden sollen, sondern zusätzlich das Leben eines von ihnen geliebten Menschen retten wollen und gar nicht so recht verstehen, was es mit dem Brimstone Bleed auf sich hat. Schlicht: Eine Geschichte, die vor Potenzial nur so tropft. Trotz allem schafft es Frau Scott leider nicht, dieses Potenzial voll auszuschöpfen. An vielen Stellen mag deshalb der Funke nicht ganz überspringen. Teilweise fehlt es den Kapiteln an Spannung. Die Autorin verschießt ihr ganzes Pulver eigentlich schon auf den ersten Buchseiten, weshalb ihr dann offensichtlich gegen Ende die Luft ausgeht. Man vermisst das gewisse Etwas und obwohl das Buch relativ schnell gelesen und die Geschichte begierig verfolgt wird, wird man das Gefühl nicht los, dass irgendetwas fehlt. Da kann auch die eigentlich schöne Liebesgeschichte nicht mehr viel rausholen. Schlussendlich bin ich mehr als zwiegespalten. Nicht nur was die Figuren angeht, sondern auch was ihre Handlung betrifft.

Fazit:
"Feuer und Flut" ist ein solider Auftakt, einer mit Potenzial geladenen Reihe. Dabei weiß Frau Scott leider nicht an allen Stellen dieses Potenzial voll auszuschöpfen. So treibt einen besonders die Suche nach Antworten durch dieses spektakuläre Rennen. Ein besonderes Highlight stellen hier vor allem die Pandoras dar, die nicht nur an Pokémon oder Digimon aus Kindertagen erinnern, sondern die zugleich Sympathieträger sind und den Wunsch im Leser wecken, selbst so ein Tier an seiner Seite zu haben. Das Buch weckt definitiv nicht das höchste der Gefühle, reißt einen aber soweit ins Geschehen, dass man das zweite Werk imaginär schon in seinen Warenkorb legt.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Unerwartet spannend!

Die Luna-Chroniken 2: Wie Blut so rot
0

Sie setzte Kaffee auf. “Wolf“, flüsterte sie, als das Wasser langsam durch en Filtereinsatz hochstieg. Sie kostete das Wort aus. Ein wildes Tier, ein Raubtier, ein Ärgernis. Ein scheues Tier, das die Menschen ...

Sie setzte Kaffee auf. “Wolf“, flüsterte sie, als das Wasser langsam durch en Filtereinsatz hochstieg. Sie kostete das Wort aus. Ein wildes Tier, ein Raubtier, ein Ärgernis. Ein scheues Tier, das die Menschen nicht verstanden. Er machte sie nervös.
"Wie Blut so rot" - Marissa Meyer
[S. 108]

Inhalt:
Scarlet liebt ihre Großmutter über alles. Sie ist ihr Fels in der Brandung, sie ist ihre ganze Welt und sie haben keine Geheimnisse voreinander - zumindest glaubt Scarlet das. Als ihre Großmutter eines Tages spurlos verschwindet, glaubt keiner außer ihr an ein Verbrechen. Alle sind davon überzeugt, dass die verrückte alte Dame einfach ausgebüxt ist. Doch Scarlet weiß es besser: Ihre Oma wurde entführt und sie muss und wird alles daran setzen, sie wiederzufinden und zu retten. Als der mysteriöse Wolf ihr dabei seine Unterstützung anbietet, ist das junge Mädchen zunächst skeptisch, denn Wolf ist kein normaler junger Mann. Er verfügt über außerordentliche Kräfte und scheint etwas Wichtiges über ihre Großmutter zu vergeben - kann Scarlet ihm trauen?

Meinung:
Viele Buchreihen können das Potenzial, das sie im ersten Band offenbart haben, im zweiten Teil nicht halten - "Wie Blut so rot" gehört definitiv nicht zu dieser Gruppe. Der zweite Band der Luna-Chroniken, rund um Cinder, Kai und Königin Levana, überzeugt erneut durch einzigartige Ideen, ein rasantes und mitreißendes Tempo, facettenreiche, sowie interessante Buchcharaktere und die Nähe zu einem altbekannten grimmschen Märchen. Diesmal rückt die, in meinen Augen viel zu selten adaptierte Geschichte "Rotkäppchen" in den Fokus.

Wir lernen die dickköpfige und eigensinnige Scarlet kennen, die durch ihre scharlachrote Haarpracht den Platz des Rotkäppchens einnimmt und von dem undurchsichtigen und geheimnisvollen Wolf auf der Suche nach ihrer Großmutter begleitet wird. Scarlet traut Wolf nicht ganz über den Weg, fühlt sich aber auf unerklärliche Weise zu ihm hingezogen. Trotz dieses Konzepts, welches in vielen Jugendbüchern an der Oberfläche schwimmt, erwartet die Leser hier jedoch keine 0:8:15 Liebesgeschichte. Im Gegenteil: Die Beziehung der Beiden entwickelt sich ganz langsam und sanft und überzeugt durch sehr viele Facetten und Gefühl. Scarlet ist eine willensstarke und intelligente Protagonistin, mit weltoffenen Ansichten und ganz viel Liebe im Herzen. Sie ist durch und durch eine starke Frau, die in den folgenden Bänden bestimmt noch für viele Überraschungen sorgen wird. Dabei bildet Wolf den perfekten Gegenspieler zu Scarlet, denn er zeichnet sich ebenfalls durch ein starkes Profil aus, dessen er sich selbst aber manchmal gar nicht so recht bewusst ist - was ihn an vielen Buchstellen sympathischer macht. Schlicht: Die Beiden sind ein wunderbares Paar, denen man sich nur allzu gerne hingibt. Mit denen man leidet, lacht, weint, hofft und bangt und denen man von Herzen ein Happy End wünscht.

Doch dieses Happy End ist mehr als nur in Gefahr. Denn nachdem sich die Situation zwischen Levana und Cinder in "Wie Monde so silbern" immer mehr zugespitzt hat, nimmt sie in "Wie Blut so rot" weitere gefährliche Dimensionen an. Deshalb begleiten wir nicht nur Scarlet und Wolf, sondern erhalten zusätzlich Einblicke in Cinders, Kais und Levanas aktuellen Gedanken, Ziele und Absichten. Diese Szenenwechsel verleihen der Handlung Geschwindigkeit. Ein spannendes und mitreißendes Kapitel Jagd das Nächste und befördert die Leser immer tiefer in die dunkle, gefährliche und futuristische Welt der vier Staaten und Luna.

Zusätzlich werden die Seiten von zahlreichen Überraschungen und mal kleineren, mal größeren Schockmomenten dominiert, die das Leseerlebnis nicht nur zum Abenteuer machen, sondern die Geschichte an sich harmonisch abrunden. Marissa Meyer bessert ihre kleinen Schwächen aus "Wie Monde so silbern" nicht nur aus, sondern vermag mit dem zweiten Band auf voller Linie zu überzeugen. So führt sie ihre fantastische Idee fort, die sich hier immer mehr ausbaut und dessen Handlung sich immer mehr fokussiert und langsam auf den großen Finalband der Reihe hinarbeitet. Das Ende dieses Bandes kommt mit einem großen Knall und lässt den Puls in die Höhe schießen. Diesmal hat man keine Ahnung, was die letzten Seiten für einen bereit halten, diesmal wird man überrascht und diese Überraschung, mit dem darauf verbundenen Schock, entwickelt sich ganz langsam zu einer Welle, eine Welle die immer mehr anschwillt, bis sie dann schließlich tosend und tobend über einem zusammenbricht und man sich das Salzwasser begierig von den Lippen leckt, voller Erwartung auf mehr.

Fazit:
"Wie Blut so rot" kommt unerwartet, aber mit ganz viel Spannung daher. Starke und einzigartige Buchfiguren, ein mitreißendes Erzähltempo, viele überraschende Wendungen und ein sympathisches neues Paar, dem wir nur allzu gerne durch die Seiten folgen. Mit dem zweiten Band der Luna Chroniken trifft Marissa Meyer mitten ins Schwarze - oder hier ins Blutrote - und schafft trotz der Grimmschen Märchenadaption, wieder eine ganz neue und eigene Geschichte mit ganz viel Charme

Veröffentlicht am 28.01.2018

Beklemmend und mitreißend!

Der Duft von Erde und Zitronen
0

Das Unglück kam unmerklich, wie eine Blindschleiche, die sich durch den Spalt unter der Tür hindurchwindet, und da anfangs nichts auf eine Bedrohung hindeutete, machte sich niemand sonderlich Sorgen.
"Der ...

Das Unglück kam unmerklich, wie eine Blindschleiche, die sich durch den Spalt unter der Tür hindurchwindet, und da anfangs nichts auf eine Bedrohung hindeutete, machte sich niemand sonderlich Sorgen.
"Der Duft von Erde und Zitronen" - Margherita Oggero
[S. 83]

Inhalt:
Im Süden Italiens lebt eine kleine Familie, die besonders eines auszeichnet: Ihre Liebe zueinander und ihre Loyalität. Denn egal welcher Schicksalsschlag sie heimsucht, sie halten zusammen wie Pech und Schwefel. Ein Teil dieser Familie ist die dreizehnjährige Imma. Das junge Mädchen hängt ständig ihren Gedanken nach, sucht die Nähe zur Natur und versucht ihren Platz in der Welt zu finden. Doch in dem kleinen Dorf, indem Imma mit ihrer Familie wohnt, ist dies gar nicht so einfach, denn das Dorf wird von der Mafia beherrscht - und dies soll ihr bald zum Verhängnis werden. Als Imma eines Tages mit dem Sohn des Mafiabosses Enzino aneinandergerät, ändert sich ihr Leben schlagartig und sie muss überstürzt die Stadt verlassen. Die Flucht treibt sie in den Norden Italiens, zu ihrer Tante, wo sie wie eine Gefangene ihr Dasein in dessen Wohnung verbringen muss, fernab von allen Blicken. Voller Sehnsucht nach zu Hause, hält sie es schon bald nicht mehr in der Wohnung aus und flüchtet nach Draußen, wo sie nicht nur auf den attraktiven und sympathischen Buchhändler Paolo stößt, sondern auch die Liebe zu Büchern und Geschichten entdeckt.

Immas Leben ist nicht immer einfach gewesen. Immas Leben ist gefährlich. Immas Leben ist ein Geheimnis.

Meinung:
"Der Duft von Erde und Zitronen" ist ein ganz besonderer Roman, der einen mit seiner ländlichen und lebendigen Kulisse schon nach den ersten Seiten, wie ein warmer Mantel umhüllt und in die Tiefen Italiens und dessen Kultur entführt. Auf sehr bildliche und verzaubernde Weise erzählt Margherita Oggero von Sitten, Bräuchen und eines der wohl dunkelsten Italienthemen: der Mafia. Sehr eindrucksvoll und sehr gefühlvoll geht sie auf die Geschichte der dreizehnjährigen Imma und ihrer Familie ein, indem sie zunächst weit ausholt und den Erzählstrang von drei Generationen aufnimmt. Der Anfang der Geschichte ist so zunächst verworren wie ein großes, von riesigen grünen Hecken umsäumtes Labyrinth. Die Kapitel sind relativ klein, die Zeitsprünge bzw. die Perspektivsprünge hingegen sehr groß, so dass man sich zunächst nicht leicht tut, sich auf den Seiten zu Recht zu finden. Dies ändert sich jedoch im Verlauf und wenn sich am Ende alle Vorhänge gelüftet haben, vermag man erst das ganze Ausmaß zu verstehen und begreift, warum die Autorin hier soweit zurückgehen musste.

Obwohl die Figuren relativ schemenhaft gezeichnet werden, schaffen sie es doch, sich kraftvoll und nachhaltig im Kopf der Leser zu materialisieren. Ihr Charakter erschließt sich erst, wenn man das ganze Buch in sich aufgenommen hat, denn ihre Eigenschaften zeigen sie mit dem, was sie tun - wie sie lieben oder was sie bereit sind, für das Leben anderer zu riskieren. Frau Oggero spielt hier auf den ersten Blick mit vielen Stereotypen, wie etwa mit des der temperamentvollen und ihre Kinder und Enkel beschützenden Mutter, der störrischen Tochter, die nur eines will, ihrem Herzen folgen und mit dem der Mafia, die Dörfer und Menschen beherrscht und sich nicht nur einmal über die Justiz hinweg setzt und nach eigenem Ermessen Selbstjustiz übt und diese gekonnt weiß zu verschleiern. Jedoch benutzt sie diese Stereotypen auf ganz einfache, glaubwürdige und somit authentische Art und Weise.

Was mir jedoch besonders gefallen hat, dass dieser farbenfrohe und atmosphärische Roman so schön uneindeutig ist. Dadurch bleibt er selbst lange nach der letzten Seite noch im Gedächtnis und regt zum Nachdenken an. Man setzt sich intensiv mit jedem Buchstaben auseinander und versucht hinter diesem geheime Botschaften zu entdecken. Besonders als Imma bei einem ihrer heimlichen Ausflüge auf dem Markt den jungen Paolo kennenlernt, der Bücher verkauft. Imma findet in den Geschichten, die er ihr gibt, ganz viel Hoffnung und Mut. Dabei steht an keiner Stelle der Buchtitel, des jeweiligen Werkes, aber wenn man ganz genau hinsieht, die Geschichte an sich ran lässt, fällt es einem plötzlich wie Schuppen von den Augen.

Die liebevollen Beschreibungen des, mich schon immer anziehenden und faszinierenden Landes Italien, stehen in einem guten Kontrast zu den düsteren Machenschaften der Mafia. Jedes Wort ist Poesie und trägt viel zur eigentlichen Grundstimmung des Werkes bei. Auf den ersten Blick wird hier lediglich eine Familiengeschichte erzählt, aber sieht man genauer hin, dann geht es um viel tiefer gehende Themen, wie Freiheit und den Mut das Richtige zu tun um sein Glück zu finden. Am Ende keimt in einem das Bedürfnis auf, sein eigenes Leben mit dem gleichen Mut und der gleichen Willensstärke wie Imma entgegen zu treten. Man hat das Gefühl, dass man die ganze Welt verändern könnte. Das offene Ende stört mich deshalb in keinster Weise, denn gerade durch dieses, kriecht die Handlung unter die Haut und sorgt nach dem Zuklappen für ein wohlig warmes Gefühl und Gänsehaut.

Letztlich war ich jedoch doch ganz schön überrascht von diesem Werk. Der Klappentext hatte mir von einer Geschichte erzählt, in der es um ein kleines Mädchen geht, dass ihrer Gefangenschaft durch ihre neu entdeckte Liebe zu Geschichten und Abenteuern entgeht und darin Trost findet. Leider gestaltet sich die eigentliche Handlung dann doch anders und Immas Bücher nehmen darin nur eine kleine Nebenrolle ein. Zwar eine Entscheidende, aber doch eine Nebenrolle. Auch die Tatsache, dass hier schon der Grund ihrer Flucht und Gefangenschaft aufgegriffen wird, der sich im Buch erst auf den letzten Seiten enttarnt und beim Leser noch mehr unter die Haut gehen und für Überraschung sorgen würde, würde er dies nicht schon von Beginn an wissen, ist wohl eher nicht sonderlich geschickt und raubt dem Roman ein Wenig an Reiz. Weshalb ich an dieser Stelle nur davon abraten kann, den Beschreibungstext zu lesen.

Fazit:
"Der Duft von Erde und Zitronen" erzählt von beklemmenden Wahrheiten und unterlegt diese, fast schon auf spielerische Art, mit greifbaren Methapern und Beschreibungen, wodurch jedes Kapitel, mag es auch noch so kurz sein, eine lebendige Kulisse und lebhafte Figuren hervorbringt. Frau Oggero hat hier einen Roman erschaffen, der tief unter die Haut geht, sich dort einnistet und noch lange Zeit, nach den letzten gelesen Seiten, Worten und Buchstaben zum Nachdenken anregt. Ein Werk voller Magie, Hoffnung und Kraft, welches das Bedürfnis im Leser weckt, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und die Welt zu verändern.