Profilbild von tintentraeume

tintentraeume

Lesejury Star
offline

tintentraeume ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tintentraeume über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.01.2018

Toller Schreibstil, neue Welt und ein gelungener Auftakt

Die Poison Diaries
0

Ehe ich das Glas wieder auf das oberste Regalbrett stelle,beleuchte ich es mit der Kerzenflamme, um die schwarzen Perlen zu bewundern. Das weiche Licht flackert über die glänzende Haut und lässt die Beeren ...

Ehe ich das Glas wieder auf das oberste Regalbrett stelle,beleuchte ich es mit der Kerzenflamme, um die schwarzen Perlen zu bewundern. Das weiche Licht flackert über die glänzende Haut und lässt die Beeren merkwürdig lebendig erscheinen. Sie sind dunkel, rund, glänzend und tödlich. Wunderschön. Wie die Pupillen einer Mörderin.

Inhalt:
Jessamine und ihr Vater, führen ein bescheidenes Leben, denn sie stehen unter den Diensten des Herzogs. Jessamines, Vater ist Botaniker und seine Leidenschaft sind Pflanzen. Besonders die Giftpflanzen faszinieren und ziehen ihn magisch an. Deshalb studiert und züchtet er sie, in einem verschlossenen und für Jessamine, verbotenen Garten. Als eines Tages der junge Mann Weed, in das Leben der Beiden tritt, verändert sich deren Welt schlagartig. Denn Weed, ist ein ganz besonderer Junge, mit einer außergewöhnlichen Gabe, von der keiner auch nur zu ahnen scheint.

Vom ersten Augenblick an, übt Weed eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Jessamine aus und lockt durch sein außergewöhnliches Kennen von Heilpflanzen und dessen Verwendung, zudem die Neugierde des Vaters. Dieser nimmt Weed kurz darauf bei sich auf, um sich sein Wissen anzueignen. Dabei entspinnt eine rasante Geschichte, voller Magie und Liebe aber auch Machtgier und Intriegen, die Jessamine und Weed, mehr und mehr, in ein tödliches Abenteuer ziehen[...]

Schreibstil:
Der Schreibstil von Maryrose Wood ist einfach und leicht zu lesen. Oft schmücken poetische Stellen, das Geschehen aus und verleihen so der Welt von Jessamine und Weed, einen leicht magischen Hauch, welcher die Leser zum Träumen animiert. Ich fand, dass es der Autorin gut gelungen ist, die exakte Mischung beider Elemente im Buch zu vereinen und so einen Schreibstil zu kreieren, der weder kitschig, noch langweilig ist. Auch hebt die Autorin durch ihren Schreibstil besonders die Charaktere deutlich hervor. Die Gefühle und Empfindungen, werden durch den Schreibstil gestützt und so fällt es dem Leser leicht, direkt in das Geschehen einzutauchen und mit den Figuren zu empfinden. Dabei wird besonders die Sicht der Jessamine hervorgehoben, die zu Anfang jedes Kapitels, ihre Erlebnisse durch einen Tagebucheintrag darstellt. Des weiteren wird ihre Perspektive dadurch gestützt, dass die Geschichte hauptsächlich aus der Ich-Perspektive erzählt wird. Erst gegen Ende, ändert sich die Sicht im Wechsel, mit der von der männlichen Hauptfigur: Weed.

Charaktere:
Die Charaktere des Buches lassen mich sehr zwiegespalten zurück. Zum Einen bin ich der Meinung, dass die Charakter weitesgehend, jeder für sich, perfekt auf das Buch zugeschnitten sind und ihre Handlungen und Charakterzüge, besonders unterstrichen durch den Schreibstil, auch zu der Person passen und reflektiert demnach auch als glaubwürdig angesehen werden können. Jedoch hatte ich oft ein Problem mit der Hauptfigur: Jessamine. Sie beschreibt für den Leser die Geschehnisse aus der Ich-Perspektive. Hierbei ist mir oftmals aufgefallen, dass sie einige Entscheidungen und Handlungen vollzieht, die nicht zu ihrem beschriebenen Wesen passen und damit auch gar nicht zu einer angemessenen Buchheldin. Zwar ist sie liebevoll, rücksichtsvoll und bedacht doch oftmals bricht sie ihr Wesen durch übertriebene und unverständliche Naivität. So nimmt sie, nachdem Weed ihr sein Geheimnis verraten hat, dies ohne jeden Zweifel und ohne jede Nachfrage hin. Dies macht Jessamine in meinen Augen, an einigen Stellen sehr unglaubhaft weil es gar nicht, zu ihrer dargestellten Art passt. Zumal erwarte ich mir von einer Romanheldin, dass sie clever und nicht gerade leicht um den Finger zu wickeln ist. Wenn eine Figur dem Leser aus der Ich-Perspektive das Geschehen berichtet, dann erwarte ich wohl als letztes ein kleines Mädchen dass, um es überspitzt ein wenig zu verdeutlichen, bei jeder Kleinigkeit in sich zusammenfällt, wie ein Kartenhaus. Denn übertriebene Naivität, kann für den Leser sehr schnell frustrierend und langweilig wirken. Demnach hätte ich mir ein wenig mehr Stärke erwartet.

Idee/Umsetzung:
Die Idee von M. Wood ist durchaus gelungen und in dem Genre auch neu. Zumindest ist mir, noch keine ähnliche Geschichte untergekommen. Ich finde, dass die Idee der Beiden durchaus Potential hat und eine völlig neue Gattung an Geschichten eröffnen kann. Jedoch scheitert die Autorin oftmals an der Umsetzung. Hierbei kann ich zum Beispiel die Darstellung der Hauptfigur deutlich hervorheben. Zudem startet die Geschichte eher schwach und „plätschert“ zunächst nur dahin, bis endlich eine gewisse Spannung aufkommt. Trotzdem sind auch einige Stärken in dem Buch zu erkennen, die ich an dieser Stelle keines falls außer acht lassen möchte. Zum Einen wird die Idee durch einen sehr gelungenen Schreibstil unterstützt und zum Anderen, wie schon erwähnt, ist die Geschichte an sich erfrischend neu und bietet folglich viele neue Möglichkeiten. Ich bin trotz allem, sehr angetan von dem Abenteuer von Jessamine und Weed. Denn wenn doch der Anfang der Geschichte nicht wirklich überzeugen konnte, so verstört einen das Ende umso mehr. Denn im Kontrast, ist dies rasant, voller Spannung und eine noch größere Überraschung. Der Leser wird mit stockendem Atem zurück gelassen, welcher unterlegt ist von großer Neugierde auf den zweiten Band.

Cover:
In diesem Fall, kann ich ganz kurz und knapp sagen, dass beide Cover, sowohl das deutsche als auch das englische Cover, sehr gut die Atmosphäre des Buches einfangen können.

Fazit:
„Die Poison Diaries“ ist ein gelungener Auftakt einer neuen Trilogie, die gleichviel Schwächen, wie auch Stärken aufweist. Besonders aussagekräftig, ist hier der Schreibstil der Autorin, die durch eine leichte, lockere und teilweise poetische Schreibweise, eine magische Welt erschafft, die den Leser sofort bannt und entführt. Dabei überzeugt sie besonders durch die Idee, die sich hinter den Seiten versteckt und diese neue, magische Welt, zu einem erfrischenden Abenteuer macht. Jedoch schwächelt diese Idee, an einer naiven und oft unglaubwürdigen Heldin, die einen oft, voller Verzweiflung zurücklässt. Doch trotz allem, bewerte ich das Buch, durch sein rasantes, spannendes und überraschendes Ende, als durchaus lesenswert. Denn der Moment, wenn man als Leser begreift, dass man an der Nase herum geführt wurde, ist wohl der schockierendste und gelungenste zugleich und macht genau deshalb, Lust auf den Folgeband.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Fire ist eine einzigartige und sympathische Buchheldin, mit der man nur allzu gerne die Geschichte entdeckt

Die Flammende (Die sieben Königreiche 2)
0

Da ließ er ihre Hände los, vorsichtig, als hätte er Angst, sie könnten auf das Dach fallen und zerbrechen.

Inhalt:
Ein neues Land, ein neues Königreich und ein Mädchen, dessen Fähigkeiten über Macht, ...

Da ließ er ihre Hände los, vorsichtig, als hätte er Angst, sie könnten auf das Dach fallen und zerbrechen.

Inhalt:
Ein neues Land, ein neues Königreich und ein Mädchen, dessen Fähigkeiten über Macht, sowie Leben und Tod entscheiden.

Fernab von Monsea, über die weiten der Berge hinaus, existiert ein Land, so unergründlich wie all seine Bewohner und seltsamen Kreaturen selbst. Getrieben von der Gier nach Macht und den Platz auf dem Thron, entspinnt zwischen den einzelnen Königreichen, schnell ein Netz aus Intriegen, Habgier und Spionage, die unweigerlich, den kommenden Krieg ankündigen.

Mitten unter ihnen, dass Junge Mädchen Fire. Die Gefühle, die Andere Fire entgegenbringen, sind sehr widersprüchlich und reichen von abgrundtiefem Hass, bis Liebe, die sich wie ein Wahn auf die Seele des Betroffenen wirft und seinen Geist benebelt. Denn Fire ist kein gewöhnliches Mädchen, sie hat eine ganz besondere Gabe, denn sie ist halb Mensch, halb Monster und kann in das Bewusstsein anderer Lebewesen eindringen und sie kontrollieren. Da sie die Einzige ist, die über diese Gabe verfügt, bricht schnell ein Kampf um das Mädchen aus, denn jeder will sie im Krieg auf seiner Seite wissen, denn ihre Macht könnte über Sieg und Niederlage entscheiden. Als Fire dem jungen Prinzen Brigan trifft, lassen ihre Gefühle, sie zunächst wiedersprüchllich zurück. Denn sein Bewusstsein ist für sie unantastbar. Hin und her gerissen, zwischen ihren Gefühlen und Misstrauen, sucht Fire ihren Platz in der Welt - die sie unweigerlich zu der Frage führt, auf wessen Seite sie im entscheidenen Kampf, kämpfen will.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Kristin Cashore ist und bleibt, auch in "Die Flammende" einfach einzigartig und unglaublich mitreißend. Die Autorin schafft es einfach, dass man sich hinter ihren Sätzen verliert und sich so in die Geschichte ziehenlässt. Dabei vermeidet sie langatmige Sätze und hält einen konstanten Spannungsbogen, der den Leser oft, nach einem Kapitel atemlos zurücklässt. Ich finde, dass ihre Art und Weise zu schreiben, eine außerordentliche Magie in sich trägt. Denn egal wo und wann man sich der Geschichte von Fire annimmt, man kann immer ganz in ihrer Welt versinken und alles um einen herum, damit vergessen. Auch wenn "Die Flammende" leider nicht so schnell in Fahrt kam, wie "Die Beschenkte", denke ich hat der Schreibstil an nichts einbüßen müssen und konnte deshalb auf voller Linie überzeugen.

Idee/Umsetzung:
Wer "Die Beschenkte" gelesen hat und denkt, er weiß was einen erwartet, der hat sich ganz schön getäuscht und an der Nase herumführen lassen. Auch ich ging mit dem Glauben an das Buch heran, dass mich eine Welt, mit Königreichen und Beschenkten einholen würde. Doch ich wurde eines besseren belehrt. Denn jeder Vorahnung zum Trotz, schafft es die Autorin, mit einem neuen Land, in der selben Welt und völlig neuen Wesen zu überzeugen. Dabei spielen Beschenkte kaum noch eine Rolle, denn in dieser Welt, sind sie den Bewohnern gänzlich unbekannt. Stattdessen nehmen Monster diese Rollen ein, die alle die Gabe besitzen, das Bewusstsein anderer zu verändern. Ich finde hier wird deutlich, was für eine großartige Autorin Kristin Cashore ist. Denn anstatt sich an alten Geschichten festzuklammern, löst sie sich und entführt den Leser in eine komplett neue Geschichte, die ebenso viele Überraschungseffekte aufweist, wie ihr erstes Buch. Demnach kann ich auch hier nur mein Lob aussprechen, denn ich denke die wenigsten hätten mit der Geschichte hinter den Seiten gerechnet. Auch an der Umsetzung ihrer Idee, droht K. Cashore nicht im geringsten zu scheitern. Unterlegt durch einen starken und bewegenden Schreibstil, nimmt einen die Autorin an die Hand und führt einen durch ein aufregendes und spannendes Abenteuer.

Charaktere:
Die Charaktere in diesem Buch, sind genauso neu und überraschen wie auch die Aussicht auf den Inhalt. Erwartet man also eine ähnliche Heldin wie in "Die Beschenkte", so wird man wieder überrascht. Denn Fire ist ein völlig anderer Charakter, aber durchaus auch eine starke Persönlichkeit. Da Fire die Letzte ihrer Art ist, kommt es häufig dazu, dass sie sich einsam fühlt und sich selbst dafür hasst, dass sie nie die Normalität in ihrem Leben haben wird, die Andere haben. Denn wenn Fire den Schal um ihre Haare löst, dann können sich nur wenige Männer und Frauen davor schützen, dass ihr Bewusstsein seine eigenen Wege geht. So kommt es mehr als einmal vor, dass sie von Männern grob belästigt wird, da diese direkt von ihrem Anblick hingerissen sind und von Frauen mit eiskalten und eifersüchtigen Blicken gestraft wird. Dazu kommt, dass ihr verstorbener Vater dafür bekannt war, einer der grausamsten und brutalsten Männer des Landes zu sein. Denn anders als Fire, die Angst vor ihrer Gabe hat, nutzte ihr Vater diese grenzenlos aus, um Anderen leid zuzufügen. Doch am Ende ist es genau dies, was Brigan und Fire miteinander verbindet. Denn sein Vater war es, der zusammen mit ihrem diese Grausamkeiten vollzog. Deshalb tritt er ihr auch zunächst eher abwweisend gegenüber. Doch eigentlich ist er ein mutiger, kämpferischer und gefühlvoller Mann. Generell sind wieder einmal, alle Charaktere sehr schön und liebevoll ausgearbeitet, was besonders durch den Schreibstil der Autorin unterstrichen wird. So gibt es genau wie in "Die Beschenkte" ganz viele tolle Figuren, mit denen man mitfühlt und mitfiebert. Die Bösen, gleichviel wie die Guten, strahlen alle eine unglaubliche Magie und Glaughaftigkeit aus, dass man als Leser manchmal denkt, man befinde sich direkt neben den Figuren.

Cover/Innengestaltung:
Die Innengestaltung ist sehr schlicht gehalten und der Inhalt in vier Abschnitte unterteilt. Dabei ist jedoch wieder die, direkt zu Anfang aufgeführte Landkarte, der Welt von Kristin Cashore , eine nette Übersicht und Einleitung in die Geschichte. Besonders für diejenigen, die "Die Beschenkte" noch nicht kennen, wird die Geschichte so etwas auseinandergewürfelt und klarer. Aber auch für die Kenner von "Die Beschenkte" ist diese Karte durchaus sinnvoll und lässt einen, bevor man auch nur einen Buchstaben des Prologes gelesen hat, überrascht und neugierig zurück. Denn was man sieht, ist eine verborgene, fast schon verstecke, neue, kleine Welt, noch nicht einmal einen Hauch von der Alten entfernt.

Die Cover könnten wiedereinmal unterschiedlicher nicht sein. Jedoch muss ich diesmal zugeben, dass mir, zumindest bezogen auf den Inhalt, das deutsche Cover mit am Besten gefällt. Denn so stark und kämpferisch, wie Fire auf dem zweiten Bild dargestellt wird, ist sie gar nicht. Sie ist eher die Person im Hintergrund, die sich um alles und jeden sorgt und Angst davor hat, so grausam zu werden wie ihr Vater. Zwar ist sie auch mutig und voller Tatendrang, aber nicht auf diese Weise, wie sie auf dem Cover zu sehen ist. Hingegen wirkt das deutsche Cover eher ruhig, beherrscht und durchdacht (ebenso wie das Cover mit dem Titel "Rouge") - alles Eigenschaften die auf Fire zutreffen. Zudem ist es schwer ihre "rote Mähne" zu bändigen. Auch dies ist leicht zu erkennen. Weiterhin ist auch die Tatsache, dass man ihr Gesicht nicht sieht perfekt auf die Geschichte zugeschnitten, denn auch dort, ist es nicht gerade passend, wenn sie sich in der Öffentlichkeit zeigt. So bleibt sie oft eher im Verborgenen und Hintergrund um keine Ausmerksamkeit zu erregen. Das dritte Cover bildet hier ein "Mittelding" der beiden ersten Cover. Denn es ist schlicht gehalten, die Farben passen zur Hauptperson, jedoch der Bogen für die Pfeile wiederrum nicht so gut.

Fazit:
"Die Flammende" von Kristin Cashore ist ein durchaus spannendes und mitreißendes Buch, dass es schafft, seinen Leser voll und ganz zu bannen und in seine Welt zu entführen. Dabei versüßt die Autorin einem das Lesen, durch einen starken und liebevollen Schreibstil, der auch die Charaktere zu etwas ganz besonderem macht. Denn Fire ist durchaus eine einzigartige und sympathische Buchheldin, mit der man einfach mitfühlt. Jedoch ist dieses Abenteuer im Vergleich, zu seinem Vorgänger nicht halb so schwungvoll. Denn die Geschichte kommt eher schleppend in Fahrt und auch das Ende ist schon zu beginn sehr stark zu erahnen. Zudem steht in dem Abenteuer um "Fire und Brigan" nicht die Liebesgeschichte im Vordergrund, sondern eher die Suche der Protagonistin nach sich selbst, sowie die Intrigen verschlungen und verbunden mit den Königreichen und dem bevorstehenden Krieg. Wer also eine Liebesgeschichte, voller Spannung wie in "Die Beschenkte" erwartet, der wird wohl enttäuscht werden. Trotz allem, stufe ich dieses Buch als durchaus lesenswert ein, denn die magischen Welten von Kristin Cashore sind immer eine kleine Reise wert

Veröffentlicht am 30.01.2018

Ein "must-read" für jeden Fan der Reihe um Jette und ihre Freunde

Der Sommerfänger
0

"Lauf", flüsterte er. "Lauf und versuch, dich vor mir zu verstecken." Das Sommerspiel. "Ich werde dich fangen. Wie damals. Ganz genau so." Sommerfänger. Das Wort gefiel ihm und er sprach es ein paar Mal ...

"Lauf", flüsterte er. "Lauf und versuch, dich vor mir zu verstecken." Das Sommerspiel. "Ich werde dich fangen. Wie damals. Ganz genau so." Sommerfänger. Das Wort gefiel ihm und er sprach es ein paar Mal leise aus. "Los, Alex", flüsterte er. "Lass uns anfangen. Lauf!"

Inhalt:
Du kannst zwar vor der Verganheit flüchten, doch dich niemals vor ihr verstecken. Denn für sie ist es ein Leichtes, deine tiefsten Ängste wahr werden zu lassen, dich zu finden. Auch in den dunkelsten Verstecken, wirst du nicht sicher sein.

Zwei Jahre voller Erinnerungen und Schmerz liegen hinter Jette und ihren Freunden, doch auch jetzt nehmen die Albträume kein Ende. Denn es ist Sommer. Die Jahreszeit in der Jette ihr Herz verschenkte, zu lieben lernte und erkennen musste, dass ihre große Liebe eine Maske trug, voller Hass, Besessenheit und Mordlust. Nur knappt konnte sie damals dem Tod entrinnen und seit dem, wirbelt sie sich und ihre Freunde, von Abenteuer zu Abenteuer - eines schreklicher als das Andere. Doch ihr neuer Freund Luke gibt ihr Hoffnung, Kraft und Mut in die Zukunft zu schauen. Doch er weckt in ihr auch erneute Ängste. Denn Luke ist verschlossen und verbirgt seine Träume, Vorlieben und Hoffnungen hinter einer dicken Maske aus Schweigen. Egal was Jette auch unternimmt, sie kommt einfach nicht an ihn heran, dabei wünscht sie sich doch nur endlich anzukommen, in der Gegenwart und die Vergangenheit tief in einem Regal zu vergraben. Doch dann gerät ihr Leben erneut ins Schwanken. Denn der Vergangenheit entkommt keiner, auch nicht Luke. Als sein Mitbewohner tot in der Badewanne aufgefunden wird, gerät er ins Netz der Ermittlungen und verschwindet darauf spurlos. Ehe sich Jette und ihre Freunde versehen, geraten sie in ein grausames und spannendes Katz- und Mausspiel und wieder sind sie die Gejagten nur einem Schritt, einen Hauch vom Tod entfernt.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Monika Feth ist atemberaubend und unglaublich schön. Ich habe jeden Satz in diesem Buch mit Genuss und Liebe verschlungen. Denn die Autorin schreibt so bildlich und teilweise auch poetisch, dass man sich hinter jedem Wort verliert und hofft, die Geschichte möge niemals enden. Ich habe jede Seite total gerne gelesen, oft sehr schöne Sätze, nochmals gelesen und mich durch diesen zauberhaften Schreibstil voll und ganz in die Geschichte von Jette und ihren Freunden ziehen lassen. Diese konnte mich schon nach wenigen Minuten, mit Haut und Haaren aufsaugen. Monika Feth ist sich auch in ihrem fünften Jette-Thriller treu geblieben, hat nichts an ihrer Art und Weise zu schreiben eingebüßt. Auch der Wechsel der Perspektiven bleibt dem Leser in diesem Band erhalten. Dadurch, dass die Autorin alle, für die Handlung wichtigen Figuren ganz genau ausleuchtet und ihre Gefühle an den Tag befördert, erschafft sie ein Buch, dessen Figuren durchaus sehr bewegend sind.

Charaktere:
Wie schon erwähnt, unterstreicht der stetige Wechsel der Erzählperspektiven, ein Gefühl für den Leser zu den Figuren. Man trifft die besorgte Mutter von Jette und Autorin Imke Talheim wieder und erfährt von ihr, dass sie auf unergründliche Weise, eine tiefe Verbundenheit zu dem Ermittler Bert Melzig empfindet. Diese kam bereits im vierten Band deutlich zum Vorschein und knüpft demnach in diesem Band, nahtlos an die Geschehnisse und Empfindungen der Figuren an. Auch Bert Melzig ist demnach ein liebevoller Charakter den wir, trotz seiner Vertsetzung nach Köln in diesem Buch wiederfinden. Seine Gefühle gleichen denen von Imke Talheim, denn auch er fühlt sich zu ihr hingezogen. Zudem macht ihn die Kälte, mit der seine Frau ihn straft, sehr zu schaffen. Ich bin der Meinung, dass Monika Feth durch ihr fünftes Buch, den Charaktern noch mehr Tiefe verliehen hat. Grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass dem Leser von Band zu Band, die Figuren immer mehr ans Herz wachsen und man sich eigentlich am Ende nie ganz verabschieden möchte. Auch die Täter üben auf mich immer eine gewisse Magie aus und wachsen mir ans Herz. Ich kann verstehen, dass so viele Leser und Fans an den Geschichten von Jette hängen. Denn der schöne Schreibstil der Autorin, verleiht jedem Charakter einen liebevollen Zug und sorgt so dafür, dass man diese Figuren auch nicht aufgeben und verlassen will. Man lacht, weint und fiebert mit jedem mit und hofft auf ein "Happy End."

Idee/Umsetzung:
Die Umsetzung der Geschichte von Monika Feth ist diesmal eher "mittelmäßig". Die Handlung hat sich an einigen Stellen oftmals sehr gezogen und unnötige Beschreibungen haben die Spannung nach und nach immer mehr abflachen lassen. Hierzu muss ich anmerken, dass ich, obwohl ich die Geschichte rund um Jette sehr gerne mag, das Unglück was ihr immer und immer wiederfährt, langsam sehr unglaubwürdig finde. Jette und ihre Freunde haben schon so viel erlebt. Sie haben Grausamkeiten gesehen und das Böse im Menschen entdeckt. Doch trotzdem leben sie ihr Leben wie gewohnt weiter und stürzen sich immer wieder in neue Abenteuer. Ich finde diese Idee nach dem fünften Band dann doch etwas abgedroschen. Denn es ist wohl doch schon realitätsfremd, dass Jette nach so vielen schrecklichen Erlebnissen, kein Trauma davongetragen hat. Dies könnte demnach zusätzlich der Grund dafür sein, warum ich das Buch auch an vielen Stellen eher uninteressant fand. Die naive Liebe mit der Jette, Luke vertraut, erinnert sehr stark an den ersten Band und lassen mich als Leser daran zweifeln, ob sie überhaupt etwas daraus gelernt hat, dass sie beinahe ihr Leben verloren hätte. Deshalb sehe ich das als einzigen Kritikpunkt an. Zwar liebe ich die Jette-Thriller und lese sie immer wieder gerne, aber da Jette keine "Ermittlerin" ist und immer unbewusst in die Geschichte hineinrutscht, verliert das Abenteuer ein Stückchen seiner Glaubhaftigkeit.

Fazit:
"Der Sommerfänger" von Monika Feth, ist ein durchaus spannendes Buch und ein "must-read" für jeden Fan der Reihe um Jette und ihre Freunde. Dabei hebt sich die Geschichte durch liebevolle Figuren hervor, die einem schnell ans Herz wachsen, wie auch durch einen starken und wunderschönen Schreibstil. Die Autorin schafft es, den Leser innerhalb von 400 Seiten in eine rasante Jagd zu ziehen, in welcher man mit jedem Charakter mitfiebert und auf das erhoffte "Happy End" wartet. Jedoch ist die Geschichte längst nicht so spannend und glaubhaft, wie seine Vorgänger, dessen sollte man sich als Leser bewusst sein und nicht mit zu großen Erwartungen in das Abenteuer starten. Trotzdem stufe ich dieses Buch als durchaus lesenswert ein, besonders für jene, die einen passendes Buch für ihren Sommerurlaub suchen. Denn der Titel und die Atmosphäre machen bei solchem Wetter, Lust auf mehr.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Spannende, gruselige und an den Nevern ziehende Geschichte, die seinen Leser direkt nach den ersten Seiten in eine erschreckende Zukunftsvision zieht.

Die Enklave
0

"Warum hast du das gemacht?" Er schob die Strähne aus meinem Gesicht, und mein Atem blieb stehen. Er berührte mich. Einfach so. Wir bewegten uns auf gefährlichem Gebiet. Wenn jemand uns beobachtete... ...

"Warum hast du das gemacht?" Er schob die Strähne aus meinem Gesicht, und mein Atem blieb stehen. Er berührte mich. Einfach so. Wir bewegten uns auf gefährlichem Gebiet. Wenn jemand uns beobachtete... Zieh dich zurück , sagte ich zu mir selbst. Geh weg, jetzt. Aber ich stand wie angewurzelt da und blickte hinauf in seine dunklen Augen.

Inhalt:
Eine neue Zukunft, mit schrecklichen Gefahren und einer Liebe, wie Tag und Nacht.

Zwei ist ein Mädchen von unten. Zusammen mit ihrer Enklave, ihrem Stamm, lebt sie im Untergrund von New York. Säureregen hat die Bewohner, vor langer Zeit nach unten in die U-Bahn-Tunnel getrieben. Gefangen in einer neuen Welt, formt die Enklave neue Gesetze und Tagesabläufe. Einer davon ist die große Namensgebung. Durch ein Ritual, bekommt ein Blag, ein ehemaliges Kind, seinen Namen und seinen neuen Beruf zugeteilt. Auch Zwei bekommt ihren Namen und die Kennzeichnung von sechs Schnitten auf ihren Untenarmen, die sie als eine Jägerin auszeichnen. Damit ist sie nun anerkanntes Mitglied ihrer Gemeinschaft. Voller stolz, dass sie kein Zeuger, welche für Nachwuchs sorgen müssen, oder Schaffer, welche alle nützlichen Dinge für die Gemeinschaft herstellen geworden ist, freut sie sich auf ihre bevorstehenden Aufgaben als Jägerin. Doch als sie dem verschlossenen und Außenseiter Bleich, zugeteilt wird, ist sie zunächst mehr als skeptisch. Denn Bleich ist alles Andere als anerkannt. Vor einigen Jahren kam er alleine durch die U-Bahn-Schächte. Keiner wusste woher, keiner wusste wie er überleben konnte. Denn in den Tunneln wimmelt es von Gefahren. Die wohl größte Gefahr stellen die Freaks dar. Mutationen, die vom Blutdurst getrieben werden und alles verschlingen wollen, was sich ihnen in den Weg stellt.
Und dann kommt der Tag des Schreckens, der Tag der Wende. Als Zwei und Bleich von einer Patrouille zurückkehren, wird ein guter Freund von Zwei nach Oben verbannt, sein sicheres Todesurteil. Ohne lange zu überlegen nimmt Zwei, die Schuld auf sich und wird somit an seiner Stelle verbannt. Doch zu aller Überraschung, ist Bleich bereit ihr zu folgen, denn schließlich sind sie Partner. Es beginnt ein brutales, schreckliches und verstörendes Abenteuer für die Beiden. Denn Oben ist anders, als sich die Menschen aus dem Untergrund zuflüstern und es birgt grausame, neue Gefahren.

Schreibstil:
Ann Aguirre hat einen außergewöhnlichen, aber angehemen Schreibstil. Dabei fällt es dem Leser sehr leicht, direkt in ihren Worten und damit auch in der Geschichte zu versinken, denn ihre Worte sind einfach gewählt und bauen durch eine gewisse Banalität und Grausamkeit, einen unglaublichen Spannungsbogen auf, der erst auf der letzten Seite hoch abreißt. Die Autorin bringt schnell auf den Punkt was sie sagen will, formuliert demnach relativ simpel und erschafft so eine passende Atmophäre, die perfekt zu der Geschichte und ihrer Grundidee passt. So ziert sie sich zum Beipeiel nicht, jede Brutalität und jedes Blutbad genau zu schildern, genau diese Tatsache, machen das Leseerlebnis in diesem Buch zu etwas ganz neuem. Dazu ist jedoch anzumerken, dass Ann Aguirre an manchen Stellen, auch durchaus poetisch und wunderschöne Sätze kreieren kann. Diese passen dann oftmals auch perfekt in die Situation und beschreiben demnach zum Beispiel schöne oder auch romantisch Stellen und verursachen beim Leser ein süßes, leises Kribbeln in der Magengegend. Demnach ist zu sagen, dass die Autorin sich gut darauf versteht, ihren Schreibstil den passenden Momenten anzupassen und somit jeden Leser, wie im Strudel, in ihre Geschichte zu ziehen.

Idee/Umsetzung:
Die Idee von Ann Aguiree ist durchaus neu und unverbraucht und bietet eine grausame und erschreckende Zukunftsvision, die zum Nachdenken anregt. Dabei ist ihr Konzept sehr gut durchdacht und nahezu perfekt umgsetzt. Im Anhang des Buches findet sich demnach eine kleine Erläuterung, warum sie sich für verschiedene Elemente in ihrer Geschichte entschieden hat. Ich persönlich finde diesen Anhang durchaus interessant und auch spannend, denn er erzählt etwas über die Autorin und legt offen, dass ihre Ideen auf wahren Ereignissen gründen. Jedoch will ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten, denn ich möchte euch nicht diese kleine Entdeckung vorweg nehmen. Demnach muss ich festhalten, dass die Grundidee und dessen Umsetzung sehr kraftvoll und glaubhaft verwirklicht wurden. Die einzige Schwäche aus meiner Sicht war, dass für den Leser sehr viele Frage offen geblieben sind und auch einige Dinge einfach nicht genau genug erklärt wurden. Somit wirkt besonders das Ende, an einigen Stellen ziemlich abgebrochen und die Antworten verlieren sich geradezu hinter den Buchstaben, die urplötzlich und überraschend, das schnelle Ende offen legen. Demnach schmeckt die letzte Seite dieser grausamen Dystopie, bitte auf der Zunge nach und man sucht vergebens, nach einem weiteren Kapitel, welches einem alle offenen Fragen beantwortet. Man bleibt also ein wenig unzufrieden und neugierig zurück.

Charaktere:
Die dargestellten Figuren in "Die Enklave", sind jede für sich einzigartig und unglaublich liebevoll dargestellt. Besonders die Buchheldin Zwei, wächst dem Leser schnell ans Herz. Sie ist mutig, kämpferisch, ohne Angst und sehr liebevoll. Oft zweifelt Zwei an dem System von ihrer Enklave, doch imme setzt sich ihre warme und herzliche Art durch und besiegt jeden Zweifel. So kann man nur staunen, als sie sich freiwillig für ihren Freund verbannen lässt und damit dem sicheren Tod entgegen sieht. Es hat mir richtig Spaß gemacht, mit ihr durch einen Strudel aus Gefühlen zu wandeln, zu kämpfen und auf eine bessere Welt zu hoffen die irgendwo, fern verborgen liegt. Aber auch ihre Gegenfigur Bleich ist eine tolle, männliche Nebenfigur zu Zwei. Er ist verschlossen, rücksichtsvoll, kämpferisch und in ihm lebt der Wille der Rebellion. Denn er ist mehr als unzufrieden mit den Regeln der Enklave. Schnell wird klar, dass die beiden, wie Tag und Nacht sind und sich gerade deshalb so sehr anziehen. Denn ist Zwei oftmals zwischen Regeln und Freiheit hin und her gerissen und zweifelt, so ist Bleich voller Kraft und Mut etwas zu verändern. Bleich und Zwei sind demnach ein unglaubliches Gespannt, die den Leser durch die Seiten hinweg begleiten und zum Mitfiebern animieren. Ich habe beide sehr ins Herz geschlossen und denke, dass ich sie nun sehr vermissen werde.

Cover:
Ich finde, diesmal könnten die Cover unterschiedlicher nicht sein. Denn zwar spiegeln die beiden letzten Cover, die Stimmung und die Welt von Ann Aguirre perfekt wieder: grau, gefährlich und primitiv. Doch ist für mich das deutsche Cover trotzdem, um einiges schöner und viel ansprechender. Denn es wirkt nicht so robust, wie die Anderen beiden, ist aber trotzdem passend. Ich muss also zugeben, dass diesmal das deutsche Cover meinen ganzen Zuspruch bekommt. Denn hätte ich eines der anderen Cover gesehen, wäre ich niemals, auch nicht im Entferntesten, darauf gekommen die Geschichte hinter dem Buchdeckel zu entdecken.

Fazit:
"Die Enklave" von Ann Aguirre ist eine spannende, gruselige und an den Nevern ziehende Geschichte, die seinen Leser direkt nach den ersten Seiten in eine erschreckende Zukunftsvision zieht. Dabei packt die Autorin einen durch ihren, auf Situationen abegstimmten Schreibstil, der einen berührt und zugleich auch ängstigt. Ich finde hier ist eine unglaubliche Geschichte entstanden, die eine ausgeprägte und erfrischende Grundidee, mit liebevollen und einzigartigen Charakteren vermischt. Auch wenn am Ende einige Fragen offen bleiben, so lässt einen dieses Buch verstört und nachdenklich zurück. Ich hoffe sehr, dass wir bald weitere atemberaubende und spannende Geschichten von Ann Aguirre erwarten können. Ich bin jedenfalls gespannt und voller Neugierde.

Veröffentlicht am 30.01.2018

"Nach dem Amok" ist ein überraschendes, emotionales und schockierendes Buch über das Leben der Familie eines Amokläufers.

Nach dem Amok
0

Alles ist schon einmal da gewesen. Alles kehrt irgendwann wieder. Ein unschuldiger Wirbel. Oder die Erinnerung an eine grausame Tat, die man für eine kleine Weile vergessen hatte.

Inhalt:
Eine schreckliche ...

Alles ist schon einmal da gewesen. Alles kehrt irgendwann wieder. Ein unschuldiger Wirbel. Oder die Erinnerung an eine grausame Tat, die man für eine kleine Weile vergessen hatte.

Inhalt:
Eine schreckliche Erinnerung, eine grausame Tat und ein Mädchen, das nicht aufgeben und für ihr Leben kämpfen will.

Seit einigen Monaten ist Maikes Leben nicht mehr das, was es einmal war. Denn zum Schrecken aller, war es ihr Bruder, der am Anfang des Jahres in ihrem Gymnasium zum Amokläufer wurde. Seitdem hat es Maike alles andere als leicht. Ihre Mitschüler schätzen sie misstrauisch ab, beleidigen und reden hinter ihrem Rücken über sie - schlicht: sie machen ihr das Leben zur Hölle. Auch ihre Eltern können ihr wenig Trost spenden. Ihr Mutter täuscht Normalität vor, damit ihr Leben nicht zusammenbricht und ihr Vater meidet das Thema um ihren Bruder, wie eine schlimme Krankheit, die es zu bekämpfen gilt. Die einzige Stütze in Maikes Leben ist ihr Freund Jannick. Er gibt ihr Kraft und Hoffnung, auch wenn ihn die Situation oft zwiegespalten zurück lässt. Denn sein bester Freund wurde von Maikes Bruder David angeschossen und ist seitdem gelähmt. Als dann auch noch die beste Freundin von Jannick gegen Maike intrigiert und alles versucht um ihr ihren Freund auszuspannen, droht ihr Leben aus den Fugen zu geraten und an de Last der Erinnungen zu ersticken.

Schreibstil:
Wenn ich an den Schreibstil in "Nach dem Amok" zurückdenke, dann kann ich nur sagen: "Ich bin sprachlos". Myriam Keil hat ein unglaubliches und gutes Gespür dafür, ihre Figuren durch eine wunderschöne, echte und glaubwürdige Art und Weise zum Leben zu erwecken. Dabei vermittelt sie mit jedem Wort die Gefühle der Hauptfigur Maike, 1:1 und saugt den Leser so, Satz für Satz in ihr Leben. Schnell wird hierdurch auch die Kritik und die Problematik ihrer Geschichte deutlich. Da Maike die Schwester des Amokläufers ist und sich dagegen entscheidet, die Schule zu wechseln, wird sie schnell in die Position des Außenseiters gepresst und bekommt hart jeden Hass zu spüren, der eigentlich ihren Brude getroffen hätte, nach seinem Tod aber auf die umgelagert wird. Schnell wird deutlich, dass der Jugendroman von Myriam Keil, sich kritisch mit dem Leben der Täterfamilie auseinandersetzt. Man bekommt mit, wie die Mutter auf dem Marktplatz öffentlich gedemütigt, Maike vor ihrer Klasse bloßgestellt und sie somit immer mehr in eine tiefe Depression gepresst werden. Somit wird auch die Kritik am "Mobbing" deutlich und hinterlässt so den bitteren Nachgeschmack dieses Werkes. Doch Myriam Keil schreibt nicht nur kritisch, sondern auch sehr poetisch und spannend. So begleitet man die Protagonistin auf einer spannenden Suche nach Antworten. Denn hasst sie ihren Bruder zwar für das, was er ihr angetan hat, so ist sie doch trotzdem gewillt zu erfahren, warum und was ihn zu diesen Taten bewogen hat. Auch hier wird der Leser erneut auf emotionaler Ebene gepackt und entdeckt nach und nach die schockierende Wahrheit, die einen mit eigenen, kritischen Gedanken zurücklassen. Demnach kann ich nur sagen, dass wenn euch die Geschichte vielleicht nicht direkt anspricht, sie ist aufjedenfall eine Reise wert, denn man sollte sich den neuen, frischen und schönen Schreibstil der Autorin auf keinen Fall entgehen lassen.

Idee/Umsetzung:
Die Idee die sich hinter dem ersten Jugendbuch der Autorin versteckt ist erschreckend und beleuchtet zudem mal eine ganz neue Perspektive. Stehen sonst immer die Opferfamilien im Vordergrund, so wird diesmal die Familie des Täters vorgestellt. Direkt zu Anfang wird deutlich, dass die Erinnerungen an die Taten von David, Bruder wie auch Sohn, nicht einfach und schnell in Vergessenheit geraten. Stattdessen klammern sich alle Dorfbewohner an dieser Grausamkeit fest und bestrafen seine Familie für all seine Handlungen, denn er ist schließlich selbst beim Amoklauf zu Tode gekommen. Es wird schnell deutlich, dass Myriam Keil ihren Fokus vorallem auf die Gefühlswelt der Protagonistin und ihrer Familie legt, die vorallem an den "Mobbingattacken" und Demütigungen, zu zerbrechen scheint. Ich fand die Idee hinter den Seiten gelungen, perfekt umgesetzt und wunderbar kritisch. Denn die Autorin spiegelt unsere heuteige Gesellschaft einfach genau wieder. Man würde wohl niemals daran denken, wie brutal Kinder und Jugendliche zueinander sein können und wie weit sie bereit sind zu gehen. Mir war das durchaus bewusst, da auch ich einmal ein Opfer von grausamen Mobbingattacken war. Doch viele Menschen verdrängen dies einfach. Besonders die Familien, dessen Kinder Opfer dieser Attacken werden. Sie gestehen sich nicht ein, dass ihr Kind zu den Außenseitern gehört. Ich finde deshalb, dass Myriam Keil mit ihrer Idee genau das auf den Punkt gebracht hat, was die Meisten von uns irgendwo alle wissen, doch sich nicht eigestehen. Wir suchen immer einen Schuldigen, einen den wir für besimmte Taten verantwortlich machen können, dabei sollten wir uns ersteinmal selbst ansehen und schauen, in wie weit wir überhaupt richtig und moralisch handeln. Deshalb kann ich auch bei der Idee und der Umsetzung von der Autorin nur festhalten, dass ihr ein erstklassiges Buch gelungen ist, das Kritik durch Gefühle und Emotionen hervorhebt und thematisiert.

Charaktere:
Hauptsächlich liegt in diesem Buch der Fokus auf Maike, der Schwester des Amokläufers.Vorallem ihre Gefühle werden deutlich hervorgehoben. Nach dem Amoklauf an ihrer Schule, ist nichts mehr wie es einmal war. Ehemalige Freunde gehen ihr aus dem Weg, werfen ihr scheue und anklagende Blicke zu. Keiner will mit ihr gesehen werden und so kommt es dazu, dass sie immer und immer mehr von allen isoliert wird. Dies hilft ihr nicht gerade aus ihrer tiefen Depression zu finden. Im Gegenteil: Es zieht sie mehr und mehr herunter. Selbst ihr letzter Anker, ihr Freund Jannick, wird für sie mehr und mehr zu einem Fremden. Denn seine beste Freundin Sandra, intrigiert gegen Maike und setzt das Gerücht in die Welt, sie habe von Anfang an, von den Plänen ihres Bruder gewusst. Dazu kommt, dass der Beste Freund von Jannick wegen dem Bruder von Maike nun gelähmt ist. Und wäre dies alles noch nicht schlimm genug, bieten auch Maikes Eltern ihr wenig Trost, die sich hinter einer gespielten Normalität verstecken. All diese Tatsachen, machen Maike für den Leser unglaublich menschenlich. Man fühlt in wirklich jeder Situation mit ihr und hofft darauf, dass sie sich selbst nicht verliert und nie aufgibt zu kämpfen, wobei dies auch immer schwieriger wird, denn das Schicksal scheint es nicht gut mit ihr zu meinen. Ich habe jedenfalls voll und ganz mit Maike gefühlt und mich mit ihr, in ihr Leben saugen lassen. Dieses Buch und vorallem der Charakter der Hauptfigur, haben mich angerührt, wie schon lange kein Buch mehr. Ich habe gezittert, war wütend, war traurig, war glücklich, ängstlich und genauso auch verzweifelt. Selten schafft es ein Buch, mich so emotional zu packen besonders auf emotionaler Ebene. Aber diese außergewöhnliche Buchheldin hat es mir auch nicht schwer gemacht. Denn trotz ihrer ganzen Vergangenheit, bleibt sie eine Kämpferin, lässt sich nicht beirren und tritt für das ein, was ihr Leben ausmacht. Maike ist mir wirklich sehr ans Herz gewachsen und ich habe ihr das Ende wirklich von Herzen gegönnt - aber das müsst ihr dann schon selbst entdecken.

Fazit:
"Nach dem Amok" ist ein überraschendes, emotionales und schockierendes Buch über das Leben der Familie eines Amokläufers. Dabei zeichnet sich die Geschichte durch eine liebevolle und starke Protagonistin aus, die sich nicht feige hinter einer vorgetäuschten Normalität verstecken will, sonder sich mutig und tapfer den Erinnerungen stellt. Dabei befördert sie sich schnell an den Rand einer Gesellschaft, wird zum Außenseiter und setzt sich mehr und mehr einer tiefen Depression aus. Der Autorin ist hiermit ein atemberaubendes Buch gelungen, hinter dessen Seiten sich eine bewegende Geschichte verbirgt, die besonders durch den schönen, poetischen und glaubhaften Schreibstil unterstrichen wird. Ich kann dieses Buch wirklich jedem ans Herz legen, der sich einmal kritisch mit der Gegenposition eines solchen Szenarios auseinandersetzen will und im Kontrast mal das Leben der Familie des Täters entdecken möchte. Jedoch wird er dabei auf einige schockierende Wahrheiten stoßen, über Grausamkeiten und Emotionen stolpern und am Ende jedes Kapitels, aufs neue gezwungen sein, zu reflektieren und über das gelesene nachzudenken. Doch für mich hat genau dieser Prozess, dieses Buch so gut gemacht. Denn die Geschichte um Maike und ihre Familie, packt einen mit Haut und Haaren und eröffnet so ein ganz anderes Leseerlebnis.