Profilbild von tom77

tom77

aktives Lesejury-Mitglied
offline

tom77 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tom77 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2019

Interessant, aber nicht mitreißend

Der Schlüssel des Salomon
0

Im CERN, dem Europäischen Kernforschungszentrum, findet ein Jahrhundert-Experiment zur Entstehung des Universums statt. Es muss jedoch wegen einer schrecklichen Entdeckung jäh abgebrochen werden: In einem ...

Im CERN, dem Europäischen Kernforschungszentrum, findet ein Jahrhundert-Experiment zur Entstehung des Universums statt. Es muss jedoch wegen einer schrecklichen Entdeckung jäh abgebrochen werden: In einem Teilchendetektor liegt die Leiche von Frank Bellamy, dem Wissenschaftsdirektor der CIA. Das einzige Indiz weist auf Tomás Noronha als Täter hin. Und die CIA ist fest entschlossen, den Mörder zu fassen. Um sein Leben zu retten, muss der berühmte Codespezialist den wahren Täter überführen.

Von "Der Schlüssel des Salomon" von J. R. Dos Santos versprach ich mir einen spannenden, wendungsreichen Roman. Die Geschichte um den Kryptologen Tomás Noronha weist definitiv einige Parallelen zu Dan Browns Thriller um Robert Langdon auf.

Der Schreibstil ist flüssig und unterhaltsam und der Roman angenehm zu lesen. Allerdings empfand ich das Geschehen zu oberflächlich erzählt. Für mich blieb die eigentliche Geschichte zu sehr im Hintergrund, während die Erklärungen wissenschaftlicher Versuche im Fokus standen. Diese Aspekte sind sehr interessant, nahmen mir aber persönlich zu viel Raum ein. Der Codespezialist Noronha konnte im Geschehen nicht wirklich sein Können unter Beweis stellen. Aus der Idee und dem Entschlüsseln des Codes hätte man mehr herausholen können.

Auch die Figuren, allen voran Maria Flor, sind mir nicht authentisch genug. Die Charaktere bleiben farblos und agieren oft unüberlegt und sprunghaft, sodass sie mich nicht wirklich erreichen konnten.

Mich konnte der Roman nicht überzeugen. Unter den vielen Wiederholungen der immer gleichen physikalischen Details hat definitiv die Spannung gelitten. Die Erklärungen sorgten dafür, dass das Buch oft recht langatmig wirkte und die Handlung nicht richtig in Gang kam, deshalb vergebe ich drei von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 26.04.2019

Wie frei ist man in Freiheit?

Liebes Kind
0

Spannender Roman, der mich mitgenommen hat aber nicht vollends überzeugen konnte
"Liebes Kind" beginnt, wo andere Thriller enden: die Opfer sind in Sicherheit, sie sind frei. Hier setzt die packende Geschichte ...

Spannender Roman, der mich mitgenommen hat aber nicht vollends überzeugen konnte


"Liebes Kind" beginnt, wo andere Thriller enden: die Opfer sind in Sicherheit, sie sind frei. Hier setzt die packende Geschichte an. Denn wie frei sind die Entkommenen wirklich?

Eindringlich beleuchtet Romy Hausmann, wie es den einzelnen Figuren tatsächlich geht, welche Probleme und Ängste sie mit sich tragen und wie sie versuchen, in ihr "normales" Leben zurückzufinden. Die erfrischenden Perspektivwechsel sind sehr ansprechend, steigern die Spannung und stören nicht den Lesefluss. In erschütternden Rückblicken, die gelungen in die flüssig verfasste Geschichte eingebettet sind, erfährt man häppchenweise, welche unvorstellbaren Grausamkeiten sich in der Hütte zugetragen haben. Romy Hausmanns unaufgeregter Schreibstil ist überzeugend, nichts wird beschönigt, nichts übertrieben dargestellt, alles wirkt solide durchdacht und plausibel und fügt sich zu einem harmonischen Gesamtbild zusammen.

Die Handlung ist durchgehend schlüssig, an manchen Stellen empfand ich den Verlauf durch die eingestreuten Hinweise allerdings etwas absehbar. Insgesamt hielt der Roman für mich wenige Überraschungen bereit. Einzig das Ende war für mich ziemlich unerwartet. Leider kam es mir ein wenig so vor, als wurde der Leser absichtlich im Dunkeln tappen lassen, um der Geschichte am Ende eine unerwartete Wendung aufzuzwingen. Es werden am Schluss zwar alle losen Fäden logisch verknüpft und alle offenen Fragen geklärt, dennoch war die Auflösung nicht ganz nach meinem Geschmack.

Romy Hausmann gelingt es, jeden einzelnen Protagonisten authentisch darzustellen. Jeder hat seine persönlichen Wesenszüge, seine offensichtlichen Fehler und Schwächen, seine ganz eigene Persönlichkeit, die hier detailliert ausgearbeitet wurde. Die Gedanken und Gefühle der Figuren sind nachvollziehbar und authentisch geschildert. Die Figuren entwickeln sich im Laufe des Romans weiter und geben nach und nach manches unerwartete Puzzleteil ihres Lebens preis. Gegen die ein oder andere Person entwickelte ich beim Lesen eine regelrechte Abneigung. Aber hier ist es wie im wahren Leben, da ist mir auch nicht jeder gleichsam sympathisch.

Insgesamt gute 3,5 Sterne für Romy Hausmanns fesselndes Thrillerdebüt, einen spannenden Roman, der mich mitgenommen hat aber nicht vollends überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 26.04.2019

Ein Flug, der das Leben zweier Menschen völlig durcheinanderwirbelt

Nachtflug
0

In "Nachtflug" begleiten wir die Mitfünfzigerin Ingrid und den Geschäftsmann Jakob beim titelgebenden Flug von Berlin nach New York durch die Nachtstunden. Die beiden treffen vor Beginn des Fluges als ...

In "Nachtflug" begleiten wir die Mitfünfzigerin Ingrid und den Geschäftsmann Jakob beim titelgebenden Flug von Berlin nach New York durch die Nachtstunden. Die beiden treffen vor Beginn des Fluges als Fremde aufeinander und verlassen die Maschine am Ende der Reise als Freunde.

Jakob, der für seine berufliche Karriere brennt, ist zunächst genervt von der völlig überdrehten Ingrid, die das erste Mal in ihrem Leben im Flugzeug sitzt und auf dem Weg zur Liebe ihres Lebens ist, die sie seit Jahrzehnten nicht gesehen hat. Doch dank Ingrids unnachgiebiger Art beginnt eine lockere Plauderei, die sich zu einem wendungsreichen Dialog zwischen den beiden ungleichen Weggefährten entwickelt, der voller Wärme und Tiefe steckt. Bei dem anregenden Gespräch werden sowohl Jakob als auch Ingrid die Augen geöffnet und sie erkennen, dass in ihrem Leben wahrhaftig nicht alles so ist, wie es scheint, wenn sie verschiedene Ereignisse aus dem Blickwinkel ihres Sitznachbarn betrachten.

Kati Naumann und Sofie Cramer, die das Buch gemeinsam geschrieben haben, ist hier ein lebhafter und unterhaltsamer Roman mit Tiefgang gelungen, der durch seine Ungewöhnlichkeit besticht. Obwohl die beiden Autorinnen gemeinsam an dem Werk gearbeitet haben, gibt es keine Unstimmigkeiten, die den Lesefluss stören. Ganz im Gegenteil: gerade WEIL sie sich beim Schreiben abgewechselt haben und immer wieder neue Erkenntnisse und Gedanken der Protagonisten einflechten, wirkt der Roman sehr lebendig und natürlich. Die Autorinnen treffen stets den richtigen Ton und lassen viel schriftstellerisches Fingerspitzengefühl einfließen. Ich erlebte als Leser die beiden authentischen Figuren nur für die Dauer eines Fluges, hatte jedoch das Gefühl, sie schon ewig zu kennen. Die liebenwerten Dialoge, die abwechselnd aus Jakobs und Ingrids Sicht erzählt werden, sind abwechslungsreich und geben der Erzählung immer wieder neue Wendungen und Turbulenzen.

Ein absolut lesenswerter Roman über einen aufregenden Flug, der das Leben zweier liebenswerter Menschen völlig durcheinanderwirbelt und mein Leserherz erwärmt.

Veröffentlicht am 26.04.2019

Actionreiches Abenteuer mit kleinen Schwächen

SPY (Band 1) - Highspeed London
0

Als der fast dreizehnjährige Dominik beobachtet, wie einem Mädchen das Smartphone gestohlen wird, verfolgt er den Dieb bis in einen Hinterhof. Doch dieser scheint sich dort plötzlich in Luft aufgelöst ...

Als der fast dreizehnjährige Dominik beobachtet, wie einem Mädchen das Smartphone gestohlen wird, verfolgt er den Dieb bis in einen Hinterhof. Doch dieser scheint sich dort plötzlich in Luft aufgelöst zu haben. Dominik wird in Sekundenschnelle in das Abenteuer seines Lebens katapultiert: Er findet sich in einer geheimen Schule des BND wieder und aus Dominik wird Nick, dem eine anstrengende Agenten-Ausbildung bevorsteht.

Ebenso wie Dominik wurden auch meine zehnjährige Tochter und ich in das spannende Abenteuer katapultiert. Die Geschichte beginnt temporeich und vielversprechend. Von der Ausbildung selbst und dem Leben in der Schule erfährt der Leser allerdings leider nicht viel, denn die Geschichte spielt nach einem Zeitsprung drei Jahre später, als Agent Nick beginnt, einem Hinweis auf seinen verschwundenen Vater nachzujagen. Hier hätten wir uns mehr Informationen, evtl. in Rückblenden in die Handlung eingebettet, zu der Schule und Nicks Erlebnissen und Erfahrungen dort gewünscht.

Die Figuren sind nur oberflächlich beschrieben und bleiben eher blass. Eine bessere Ausarbeitung der Charaktere wäre wünschenswert gewesen. So gelang es uns nicht immer, uns in Nick, seine Gedanken und Gefühle und sein Handeln hineinzuversetzen und ihn zu verstehen. Er handelt oft impulsiv und ein wenig unbeholfen - eben ganz anders, als wir das von einem professionell ausgebildeten Geheimagenten erwartet hätten.

Arno Strobels Schreibstil ist flüssig und verständlich und die actionreiche Geschichte spannend und turbulent. Mit Highspeed rast man mit Nick von einem Handlungsort zum nächsten. Wir konnten an vielen Stellen miträtseln und haben gern mit Nick mitgefiebert. In einigen Situationen wirkte die Handlung jedoch etwas sprunghaft, verworren und nicht ganz durchdacht.

Das offene Ende macht uns dennoch neugierig auf die Fortsetzung. Wir hoffen, dass Nick uns im nächsten Band mehr begeistern kann.

Veröffentlicht am 14.03.2019

Klassenfahrt mal anders

Miss Braitwhistle 5. Klassenreise mit Miss Braitwhistle
0

Die Freunde Aki und Franz, die mittlerweile weiterführende Schulen besuchen, schwelgen bei einem Treffen in ihren Erinnerungen. "Damals", als sie noch gemeinsam in der Klasse 4a waren, die in der ganzen ...

Die Freunde Aki und Franz, die mittlerweile weiterführende Schulen besuchen, schwelgen bei einem Treffen in ihren Erinnerungen. "Damals", als sie noch gemeinsam in der Klasse 4a waren, die in der ganzen Schule nur als A wie Albtraum bekannt war, gab es eine unvergessliche Klassenfahrt von der Franz in diesem Buch erzählt.

Schwupps, waren meine Kinder (7/10) und ich ab der ersten Seite ins Buch abgetaucht und schnurstracks angekommen im lustigen Abenteuer. Denn abenteuerlich geht es zu in der herzerfrischenden Geschichte um die 4a und ihre unkonventionelle Lehrerin Miss Braitwhistle.

Leider glänzt diese im ersten Teil des Buches erstmal durch Abwesenheit, doch im Laufe der Handlung ist die englische Miss mit ihrer magischen Tasche, ihrer skurril-erfrischenden Sprechweise und ihrer ungewöhnlichen Art dann doch zur Stelle und sorgte beim Lesen für Erheiterung.

Sabine Ludwig bescherte uns mit ihrem großen Ideenreichtum und ihrem spritzigen und humorvollen Schreibstil unterhaltsame Lesestunden. Die liebgewonnenen Charaktere sind eindringlich und auf Sabine Ludwigs einzigartige Weise gezeichnet und absolut authentisch und liebenswürdig. Für Lacher sorgten nicht nur die Beschreibung der ungewöhnlichen Meta und die unfreiwillige Bruchlandung der miesepetrigen Frau Sauermann, denn die Geschichte ist durchgehend mit viel Humor und Situationskomik gespickt.

Abgerundet wird das Buch durch großartig gestaltete Illustrationen von Susanne Göhlich, die das Geschehen wunderbar verbildlichen.

Wir hätten uns ein wenig mehr Präsenz von Miss Braitwhistle gewünscht und vergeben für den Lesespaß vier von fünf Sternen.