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Veröffentlicht am 26.09.2017

Dann schlaf auch du

Dann schlaf auch du
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“Das Baby ist tot”, mit dieser schrecklichen Tatsache beginnt der Roman. Nach diesem Gehörten, läuft es einem schon kalt den Rücken hinunter. Der Schrei der verzweifelten Mutter, die Aufregung der Nachbarn, ...

“Das Baby ist tot”, mit dieser schrecklichen Tatsache beginnt der Roman. Nach diesem Gehörten, läuft es einem schon kalt den Rücken hinunter. Der Schrei der verzweifelten Mutter, die Aufregung der Nachbarn, die allarmierten Rettungskräfte und die hinzugezogene Polizei. Die ganze Szene, kann man sich richtig lebhaft vor Augen führen, allein durch diese paar Minuten des Zuhörens. Doch was ist geschehen? Dem geht man auf die Spur. Auf eine recht nüchterne Art, schildert die Autorin die Geschehnisse, krempelt die Geschichte um vom Ende zum Anfang um wieder bis zum Ende vorzurücken.

Die Geschichte scheint erst mal ganz alltäglich zu sein. Viele Familien, suchen sich eine Kinderfrau um es beiden Elternteilen zu ermöglichen, ihrer Arbeit nachzugehen. So auch bei Myriam und Paul, Eltern von zwei kleinen Kindern. In Louise finden sie scheinbar die perfekte Nanny. Die Kinder mögen sie vom ersten Augenblick, und auch Paul und Myriam sind mit ihrer Wahl zufrieden. Louise sorgt nicht nur für die Kinder, sie erledigt auch den Haushalt und kocht für die ganze Familie. Ehrlich gesagt, hatte ich zwischendurch den Eindruck, Louise wird von Myriam und Paul regelrecht ausgenutzt. Was vielleicht auch mitunter der Fall war. Louise scheint nicht immer mit der Situation zufrieden zu sein. Traut sich gegenüber ihren Arbeitgebern nichts zu sagen, denn sie braucht das Geld und irgendwie braucht sie auch dieses „Gebraucht werden”. Denn Louise ist einsam. Was die Massés nicht wissen: Louise hat Schulden. Nicht aus eigenem Verschulden, aber sie sind da. Und Louise versucht sich dieser Realität zu entziehen, auch mit Hilfe der unwissenden Familie. Irgendwann sind alle gegenseitig voneinander abhängig. Die Eltern, die Kinder und auch Kinderfrau, alle sind abhängig voneinander. Es beginnt ein Teufelskreis, denn die Eltern ahnen nichts von Louises kranken Gedanken, die sich immer mehr in das Geschehen einbinden. Aus einem scheinbar perfekten idyllischen Zusammenspiel, wird ein “Spiel” auf Leben und Tod und nur Louise kennt den Ausgang.

Man kann Louise erst einmal gar nicht verurteilen. Wie ich schon oben erwähnte schien es mir erst, dass sie selber auch ausgenutzt wurde von den Eltern. Sie fühlte sich unsichtbar, tat wie ihr geheißen und hatte auch nicht immer eine gute Meinung über das Ehepaar. Später dann, hätte sie durchaus die Gelegenheit erhalten, sich Myriam zu öffnen um ihre Situation klar vorzulegen. Hat es aber aus Scham oder Angst den Job und somit die Kinder zu verlieren nicht getan. Die Abhängigkeit Louises zur Familie war schließlich so stark, dass man ihre Gedanken nur noch als krankhaft, wirr und beängstigend bezeichnen kann. In den Kopf von einem anderen Menschen kann man nicht hineinsehen, so auch nicht in Louises. Sie hält ihre Gedanken gut verschlossen. Myriam und Paul merken zwar irgendwann, dass mit Louise etwas nicht stimmt, doch da ist es bereits zu spät. Als Leser bzw. Zuhörer hat man dieses Wissen und das ist das Grausame an dem Roman, dass man weiß, was wie das Ende aussieht.

Leïla Slimani, eine französische Autorin mit marokkanischen Wurzeln, wurde für “Dann schlaf auch du” mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Dies ist ihr zweites Buch. Die Idee für diesen Roman lieferte ihr ein realer Fall aus den USA. Constanze Becker, mit ihrer angenehmen Stimmer, erzählt auf eindrückliche Weise dieses Drama.

Mein Fazit:

Der Titel erinnert mich irgendwie an dieses Schlaflied “La le lu” aus meiner Kindheit, gesungen von Heinz Rühmann. Aber die Geschichte ist alles andere als beschaulich und nett. Es ist vielmehr ein erschütterndes Portrait über eine einsame Seele, deren Lebensumstände wohl dafür sorgten, dass sich in ihrem Kopf krankhafte Gedanken festsetzen konnten, die niemand bemerkt hat und die schließlich zu dieser Tragödie führten. Alles in allem eine gute Geschichte, der man als Hörbuch gut folgen kann.

Veröffentlicht am 17.09.2017

Die Vorgeschichte zu "Kleine große Schritte"

Das Mädchen mit den roten Schuhen
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“Das Mädchen mit den roten Schuhen” ist die Vorgeschichte zum neuen Roman von Jodi Picoult, welcher im Oktober auf den Markt kommt. Wie immer hat sich die Autorin auch diesmal wieder einem bestimmten Thema ...

“Das Mädchen mit den roten Schuhen” ist die Vorgeschichte zum neuen Roman von Jodi Picoult, welcher im Oktober auf den Markt kommt. Wie immer hat sich die Autorin auch diesmal wieder einem bestimmten Thema verschrieben.

In der Kurzgeschichte geht es um die kleine Ruth Brooks. Sie ist ein aufgewecktes, intelligentes Mädchen, deren schulische Leistungen über dem Durchschnitt ihrer Klassenkammeraden stehen. Durch ein Stipendium erhält Ruth die Möglichkeit auf eine private Schule zu wechseln. Sie ist das einzige schwarze Mädchen und bekommt diesen “Makel” auch von einigen Seiten zu spüren ….

Jodi Picoult ist ja eine Meisterin darin, ihren Geschichten noch eine Wendung zu verpassen, mit der man nicht rechnet und die die ganze Erzählung in ein anderes Licht taucht. Das kommt in dieser extrem kurzen Kurzgeschichte noch nicht so recht raus. Das Ende ist offen, denn Ruths Geschichte geht ja weiter! Als absoluter Fan von Jodi Picoult freue ich mich auf den Roman und bin gespannt wie’s weitergeht!

Mein Fazit:

Eine recht kurze Kurzgeschichte, die mich als Leser schon auf den neuen Roman der Autorin einstimmt. Es gibt sie allerdings nur als e-Book. Mit 34 Seiten hat man sie aber auch recht schnell gelesen!

Veröffentlicht am 17.09.2017

Extrem bösartig und vom Stil mal ganz was anderes ....

Die Wölfe kommen
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Noch nie, wirklich noch nie, hab ich einen solchen Thriller gelesen. Ein Thriller, der aus zwölf scheinbar unabhängigen Kurzgeschichten besteht, welche aber doch miteinander verwoben sind. Geschickt ist ...

Noch nie, wirklich noch nie, hab ich einen solchen Thriller gelesen. Ein Thriller, der aus zwölf scheinbar unabhängigen Kurzgeschichten besteht, welche aber doch miteinander verwoben sind. Geschickt ist dieses Labyrinth aufgebaut, führt den Leser einmal in die Richtung, einmal in die andere. Nicht immer ist klar, ob die Hauptperson Täter oder Opfer oder gar beides gleichzeitig ist. Mit seinen düsteren Einblicken in das Abartigste zu dem Menschen möglich sind, ist dieser Thriller definitiv nichts für schwache Nerven. In den Kapiteln ist das ganze Spektrum an Bosheit vertreten, das es im Reich der Homo Sapiens zu bieten gibt. Mord aus Eifersucht ist dabei das Harmloseste. Wer mit gewissen Themen in Thrillern, wenn es z. B. Kinder betrifft, nicht zurecht kommt, sollte sich wirklich gut überlegen, ob er dem gewachsen ist, was er in diesem Thriller geboten bekommt. Auch wenn die Geschichten kurz sind, heftig, nervenaufreibend und grausam ist jede Einzelne!

Gleich mit der ersten Geschichte geht Jérémy Fel mächtig zur Sache, zeigt das Gesicht des reinen Bösen. Man fragt sich, wie ein junger Mensch zu so etwas fähig ist. Erst glaubt man noch es ist eine Tat aus Verzweiflung, aber man merkt dann doch schnell, dass es eine Tat aus reiner Boshaftigkeit ist. Wie schwarz diese junge Seele ist, eröffnet sich erst später, welcher Psychopath sich hinter dem Gesicht verbirgt. Auch welche Auswirkungen die Person Daryl Grear auf die Menschen in seinem Umfeld und welchen Einfluss er auf jene hat, die weit, weit vom Ursprung der Geschichte entfernt wohnen, klärt sich erst allmählich, ohne dass die Person Daryl Grear in den jeweiligen Abschnitten präsent ist. Diese böse geisterhafte Macht, sorgt für zusätzlichen Nervenkitzel.

Jérémy Fel ist für diesen Debütroman 2016 in Lyon mit dem “Prix Polar en Série” – Europas größtem Krimifestival – ausgezeichnet worden. Zu recht, wie ich für mich behaupten, denn auch mich konnte er, mit seiner spannungsgeladenen Erzählkunst der etwas andere Art, überzeugen!

Das Cover finde ich gut gewählt. Dieses allesumfassende Schwarz, welches nur durch einen hellen Blitz durchbrochen wird, passt zur düsteren Atmosphäre, die die Kurzgeschichten auf einem Großteil der Lesestrecke vermitteln.

Mein Fazit:

Ein Thriller mit kaum zu übertreffender Bösartigkeit, der vor nichts zurückschreckt was an menschlichen Abgründen vorhanden ist. Schockierend, brutal, grausam, nichts für schwache Nerven, aber genial konstruiert und genial umgesetzt!

Veröffentlicht am 06.09.2017

Wenn die Kinder zurückschlagen

Die Kinder
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Der Horror ist schon auf den ersten Seiten zu spüren und sorgt für ordentlich Gänsehaut. Nachdem Laura Schrader aus dem Unfallwagen geborgen wird, erzählt sie dem Psychologe Robert Winter die Geschehnisse ...

Der Horror ist schon auf den ersten Seiten zu spüren und sorgt für ordentlich Gänsehaut. Nachdem Laura Schrader aus dem Unfallwagen geborgen wird, erzählt sie dem Psychologe Robert Winter die Geschehnisse der vergangenen Tage. Als Leser ist man ebenso gefangen in ihrer Erzählung wie der Psychologe. Ist das alles nur dem Hirngespinst einer Verrückten entsprungen, oder liegt doch ein Quäntchen Wahrheit darin? Fragen über Fragen, deren Antwort nicht greifbar ist. Die Geschichte wird fortlaufend immer mehr zum Horrortrip, denn die Vorkommnisse entbehren jeglicher Realität.

Durch das Einbinden von echten Geschehnissen, die sich tagtäglich Weltweit abspielen, über die man auch so oder so ähnlich immer wieder hört, liest oder sieht, bekommt der Thriller noch zusätzlich eine schockierende Extreme. Hier dreht sich alles um Kinder. Wie sie von Erwachsenen ausgebeutet, zu Handlungen gezwungen werden und Dinge zu sehen bekommen, dem kein Kind gewachsen ist. Diese Nebenhandlungen sind das schrecklichste und grausamste an dem ganzen Thriller. Denn sie sind Realität, jeder hat schon mal davon gehört, keiner kann sie abstreiten, doch will man sie auch nicht wahrhaben!

Wulf Dorn hat lange Zeit in einer psychiatrischen Klinik gearbeitet. Er kennt die Psyche des Menschen wohl sehr gut, welche Abgründe und Grausamkeiten sich da auftun..

Mein Fazit:

Unfassbar mit welchem Tempo ich durch diese Geschichte geflogen bin. Einmal angefangen, ließ sie mich auch nicht mehr los. Die Realität sieht aber wohl noch um einiges Grausamer aus als in diesem Horrorthriller dargestellt. Beängstigend!

Veröffentlicht am 03.09.2017

Zwei tolle Stimmen für diesen Gesellschaftsroman

Zeit der Schwalben
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Wenn da plötzlich eine Schwester – eine Zwillingsschwester – auftaucht, wie reagiert man da. Vor allem, da diese Frau just an dem Tag auftaucht, der für die ganze Familie der Schmerzhafteste vom ganzen ...

Wenn da plötzlich eine Schwester – eine Zwillingsschwester – auftaucht, wie reagiert man da. Vor allem, da diese Frau just an dem Tag auftaucht, der für die ganze Familie der Schmerzhafteste vom ganzen Jahr ist. Elizabeth Harington ist ein Jahr zuvor bei einem Unfall gestorben. Und jetzt taucht diese Frau auf und behauptet die Zwillingsschwester von Addie zu sein. Addie ist geschockt, skeptisch, aber auch neugierig, denn irgendwie glaubt sie die Geschichte der Fremden. Als sie ihren Vater zur Rede stellt, erleidet er einen Herzanfall und Addie ist klar, dass während ihrer Geburt etwas schreckliches passiert sein muss. Sie kann nicht fassen, dass ihre Mutter einfach ein Baby weggeben hat. Zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Phoebe macht sie sich auf, um die Wahrheit herauszufinden. Ein Tagebuch ihrer Mutter führt sie schließlich nach Sussex, wo sie auf eine Jugendfreundin treffen. Durch sie erfahren sie schließlich schreckliche Details und welche Tragödie sich in Elizabeths Jugend zugetragen hat!

Schade, dass diese tragische aber wunderbare Geschichte so gekürzt wurde. Gefühlsmäßig wurde da doch Stellen ausgelassen, die mir am Ende irgendwie abgingen. Die Zeit von Elizabeth in Sussex viel sehr kurz aus. Da war nichts zu spüren von dieser geheimnisvollen Atmosphäre die in dem Herrenhaus offenbar herrschte. Der offenbar wunderschöne englische Garten mit seinen Rosensträuchern kam erst im Epilog vor. Die Härte des Vaters und Elizabeths innerer Kampf um ein eigenständiges Leben. Auch Addie kam mir irgendwie zu kurz. Offensichtlich hatte sie zeitlebens das Gefühl, ihrer Mutter nicht gerecht zu werden, den Grund dahinter vermutet man dann natürlich ist die verlorene Tochter. Ich liebe solche Details in solchen Romanen, leider wurden die zu sehr gestrichen.

Die Geschichte selber ist, wie bereits erwähnt, wirklich schön. Eine Familiengeschichte, die auf zwei Zeitebenen erzählt wird. Durch die beiden Sprecherinnen, kann man sich gut in die unterschiedlichen Erzählstränge einfinden. Simone Kabst und Eva Gosciejewicz haben beide eine wundervolle Art, die Handlung zu erzählen und das Geschehen sichtbar zu machen. Ich mag es, wenn den Protagonisten unterschiedliche Tonfarben gegeben werden.

Mein Fazit:

Ein wunderschöner Gesellschaftsroman, dessen Geschehnisse in der Vergangenheit liegen und aufzeigen welche Stärke Frauen immer wieder beweisen müssen. Egal ob früher oder jetzt. Schade aber, dass diese Geschichte für das Hörbuch so eingekürzt wurde!