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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2017

Ein anspruchsvoller Roman, aufmerksam zuhören ist nicht immer einfach

Eine englische Ehe
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Ich muss gestehen ich kam nicht ganz leicht in die Geschichte hinein. Die Handlung ist in drei unterschiedlichen Erzählsträngen aufgeteilt. Einmal in Gil Colemans und seiner Töchter Gegenwart, dann die ...

Ich muss gestehen ich kam nicht ganz leicht in die Geschichte hinein. Die Handlung ist in drei unterschiedlichen Erzählsträngen aufgeteilt. Einmal in Gil Colemans und seiner Töchter Gegenwart, dann die Briefe die Ingrid geschrieben hat und schließlich erzählt Ingrid auch noch ihre Geschichte vom Kennenlernen bis hin zur Ehe und dem Kinder kriegen. Dieser Erzählstrang bereitete mir echte Schwierigkeiten. Ich empfand die Zeitform als störend und konnte mich ganz schlecht darauf einlassen. Die Geschichte selber fand ich sehr schön, anspruchsvoll und nichts was man mal schnell nebenbei in sich aufnimmt.

Gil Coleman beschäftig sich gerade mit Büchern als er einen Blick aus dem Fenster wirft und auf der Straße seine Frau sieht, die zwölf Jahre zuvor spurlos verschwunden ist. Er folgt ihr um sie zur Rede zu stellen und verletzt sich dabei schwer. Seine zwei Töchter pflegen ihn dann zu Haus. Während die ältere die Begegnung mit Ingrid keine Minute lang glaubt, klammert sich Flora daran fest und hofft auch ihre Mutter möge wieder aufgetaucht sein.

Durch die Briefe, die in der Zeit entstanden als Ingrid bereits Mutter war, und Ingrids Erzählung aus der Vergangenheit bekommt man allmählich ein gutes Bild von diesem Beziehungs-, Ehe- und Familiendrama. Auch wenn mir die Zeitform in Ingrids Part nicht ganz zusagte, konnte ich mich mit jeder Minute besser in sie hineinversetzen und ihre Gefühlswelt verstehen. Sie erzählt die Jahre des Kennenlernens und Zusammenleben mit Gil. Es ist eine Zeit, als Frauen die Freiheit für sich beanspruchten zu studieren, fernab von Kind und Familie. Ingrid wollte beides, bekam aber nicht die Chance dafür. Für Gil gab sie ihre eigenen Träume auf, hatte schließlich zwei kleine Kinder zu versorgen, einen Ehemann der wenig zu Hause war und sie auch immer wieder betrog.

Als Zuhörer fragt man sich immer wieder, was ist mit Ingrid passiert. Ist sie tatsächlich verschwunden, weil sie nicht mehr weiterwusste. Was steckt dahinter? Die Auflösung ist gut und selbst erklärend, wenig tröstlich aber passend.

Heikko Deutschmann hat mich ja schon früher von seiner Qualität als Hörbuchsprecher überzeugt. Seine Art des Erzählens, dem Spielen mit den Tonlagen, das gefällt mir einfach und lässt mich in die Geschichte hineinfallen.

Leslie Malton hat auch eine sehr angenehme Stimmfarbe, ihre Art des Erzählens fand ich ab und an aber recht langweilig. Ich mag es, wenn man unterschiedliche Gemütslagen auch entsprechend heraushört. Da hat sie sich doch etwas zurückhaltender gegeben.
Mein Fazit:

Ein wirklich gelungener anspruchsvoller Roman, über eine Beziehung bzw. eine Ehe, die eigentlich sehr harmonisch ist. Es braucht nicht immer Brutalität um ein Drama auszulösen. Das ist in dieser Geschichte sehr gut dargestellt. Die Zeit in der sich die Beziehung abspielte, war eine Zeit in der man als Frau einen Ausweg aus einer Ehe mit Kindern kaum fand. Ingrid war als gefangen, ihre Ausweg aus der Beziehung war so wohl nicht gewollt, gibt dem Roman aber die passende Dramatik.

Veröffentlicht am 02.05.2017

Eine grandiose Enttäuschung

Schwesterherz
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Endlich was neues von Kristina Ohlsson. Auf diese neue Serie freute ich mich wie blöde und konnte es gar nicht erwarten!

Der Klappentext gibt eigentlich schon einen guten Einblick, was einen als Leser ...

Endlich was neues von Kristina Ohlsson. Auf diese neue Serie freute ich mich wie blöde und konnte es gar nicht erwarten!

Der Klappentext gibt eigentlich schon einen guten Einblick, was einen als Leser in der Handlung erwartet. Bobby Tell hat Martin Benners Neugier also geweckt und er begibt sich auf Spurensuche. Martin Benner ist übrigens nicht Staatsanwalt, sondern nur Anwalt. Das sei nur mal so erwähnt. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Martin Benner. Er erzählt die Vorkommnisse einem Journalisten. Es ist also schon alles passiert. Der Roman ist in mehrere Teile aufgeteilt und am Anfang steht jeweils ein Dialog zwischen Benner und dem Journalisten. Diese Dialoge machen schon sehr neugierig auf die Handlung und man überlegt schon was sich während Martins Recherchen wohl zugetragen haben könnte.

Leider fand ich die Umsetzung alles andere als Gelungen. Die Handlung hatte spannende Ansätze, konnte mich aber nie wirklich überzeugen oder mit sich reißen. Mein größtes Problem stellte Martin Benner selber dar. Er ist für mich nur ein Trieb gesteuerter Narziss. Ist das jetzt in Mode bei Skandinavischen Autoren Ermittler mit besonders sexuellen Leidenschaften oder Vorlieben? Nicht, dass ich etwas gegen eine gute Prise Liebesleben in einem Thriller hätte. Bei dieser Erzählung fand ich es nur nervend.

Eine spannende Herangehensweise waren die Dialoge zwischen Benner und dem Journalisten zu Beginn der jeweiligen Teile. Es wurden Andeutungen gemacht, die einen Nervenkitzel vermuten ließen. Leider empfand ich eben diesen in den jeweiligen Abschnitten überhaupt nicht oder nur mäßig. Zum Ende hin hatte man viele Informationen, hat aber nicht wirklich etwas erfahren. Kurz und gut : zum Schluss ist man genau so schlau wie am Beginn, man weiß einfach gar nichts!

Mein Fazit:
Eine grandiose Enttäuschung für mich. Der Thriller kann bei weitem nicht mit den Büchern mithalten, welche die Autorin früher abgeliefert hat. Soll man sich als Leser, durch das nicht gegebene Ende, dann auch noch die Qual antun und den nächsten Band lesen? Diese Entscheidung muss wohl jeder für sich fällen. In der Hoffnung, dass die Autorin danach wieder zu ihren alten Stärken zurückfindet, setzte ich da mal aus!

Veröffentlicht am 29.04.2017

Spannender Anfang, das wars dann aber

The Couple Next Door
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Baby Clair verschwindet mitten in der Nacht spurlos aus ihrem Kinderbettchen, während die Eltern bei den Nachbarn feiern – ein Albtraum beginnt. Wie konnte das passieren fragt man sich da, wenn doch das ...

Baby Clair verschwindet mitten in der Nacht spurlos aus ihrem Kinderbettchen, während die Eltern bei den Nachbarn feiern – ein Albtraum beginnt. Wie konnte das passieren fragt man sich da, wenn doch das Babyfon läuft und alle halbe Stunde nach dem Kind geschaut wird?

Die Verzweiflung der Eltern und die Ermittlungen sind sehr glaubhaft dargestellt und sorgen auch für Spannung und ein beklemmendes Gefühl in der Magengegend. Dreht sich die Handlung um Kinder lässt das wohl niemanden kalt. Verdächtige gibt es im Laufe der Handlung einige, angefangen bei der Mutter. Die Ermittler graben besonders in ihrer Vergangenheit weil sie unter einer Postnatalen Depression leidet. Später rückte dann der Ehemann in den Fokus. Eine überraschende Wendung ergibt sich an dieser Stelle. Leider erfährt wird aber auch ein Teil der Auflösung an dieser Stelle schon angedeutet. Die Beweggründe sind zwar noch nicht ersichtlich, mehr als Fragen zu diesen hatte ich als Leser aber nicht mehr. Die Spannung war weg, ich erhoffte mir nur noch Antworten. Die bekommt man dann auch am Ende. An dieser Stelle hätte es dann auch gereicht wie ich finde. Die Autorin wollte aber noch mehr und musste dem dann noch eines drauf setzten. Diese Abschluss hat dem Ganzen zwar noch mal einen Kick verpasst, hätte aber nicht sein müssen. Im Gegenteil, ich fand es übertrieben und konnte mich dafür gar nicht erwärmen!

Den Schreibstil fand ich ganz gut, mit so vielen unsympathischen Charakteren hatte ich allerdings nicht gerechnet. Da war einmal Anne, die durch ihre Depression schon einen schwierigen Charakter verkörpert. Marco ihr Mann, dem ich seine abgöttische Liebe zu ihr und dem Baby einfach nicht glauben wollte. Dann noch die Nachbarin! Schrecklich einfach, und mit so einer Person sollte die depressive Anne irgendwann einmal beste Freundin gewesen sein? Kann ich nicht glauben! Der Stiefvater – einfach nur ekelhaft, überheblich und selbstverliebt. Und Annes Mutter? Da fehlen mir irgendwie die Worte! Bleiben eigentlich nur noch das Baby und die Ermittler, allen voran Detectiv Rasbach. Er verkörperte den strengen aber gerechten Ermittler sehr glaubhaft.

Mein Fazit:

Ein Roman der spannend anfängt. Leider wurde viel Potenzial unnötig verschossen. Auch wenn eine Wendung die nächste ablöst konnte mich die Geschichte am Ende nicht wirklich begeistern. Wirklich schade, hat total gut angefangen!

Veröffentlicht am 29.04.2017

Solider Krimi, mit einigen Längen

Die Grausamen
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Wieder einmal ein Buch, welches extrem spannend mit einem Prolog beginnt. Nur eine Unterhaltung, ängstlich, hektisch und das Tempo immer mehr steigend. Mutter und Vater, die auf ihr Kind warten, die Freunde ...

Wieder einmal ein Buch, welches extrem spannend mit einem Prolog beginnt. Nur eine Unterhaltung, ängstlich, hektisch und das Tempo immer mehr steigend. Mutter und Vater, die auf ihr Kind warten, die Freunde anrufen, wo es den Nachmittag verbracht hat, dann der Notruf und das grausame Wissen, dass das Kind nicht mehr nach Hause kommt.

20 Jahre später werden Marta und Gabriel auf den Fall aufmerksam. Sie wurden von ihrem Chef – der sie früher oder später loswerden möchte, weil diese seine weiße Weste in Hinblick auf die Wahlen beschmutzen könnten – in eine eigens für sie geschaffene Abteilung degradiert. “Cold Case” wühlt in nicht gelösten alten Angelegenheiten. Sie stoßen dabei auf vier ungeklärte Mordfälle ehemaliger Kollegen, deren Aufklärungsrate vorbildlich war. Während einer Befragung hören die Beiden von Tessa und ihrem mysteriösen Verschwinden. Einer der früheren Beamten begeht Selbstmord. Nun ist den Ermittlern klar, dass die vier Morde irgendwie mit Tessas Falls zusammenhängen. Anstatt weiter ermitteln zu dürfen, verbietet ihnen ihr Vorgesetzter jedoch plötzlich in diesen alten Angelegenheiten zu stochern. Doch Gabriel und Marta geben nicht auf. Heimlich machen sie weiter und drehen nach und nach jeden Stein um, bis sie der ganzen Tragödie auf den Grund gehen…..

Vom Stil und von der Aufmachung her fand ich den Thriller richtig gut gemacht. Er ist in mehrere Teile jeweils mit Kapiteln unterteilt. Neben den Hauptermittlungen taucht man später auch in die Geschehnisse vor 20 Jahren ein und erfährt so, was sich damals zugetragen hat. Marta und Gabriel waren mir als Ermittler auch ganz sympathisch. Beide haben ihr Laster zu tragen und wirken dadurch sehr menschlich und authentisch. Es gab einige Geschehnisse, die ich etwas zu dramatisch und überzogen fand. Besonders mit einem Doppelselbstmord und die Erklärung dafür, war mir am Ende zu unlogisch. Die Auflösung hatte gute Ansätze, wirkte zum Schluss hin aber auch recht überladen mit nicht vorhersehbaren Ereignissen. Diese sollten wohl noch für einen gewissen Thrill sorgen.

Mein Fazit:
Mein erster Katzenbacher. Die Erwartungen waren groß, hatte ich doch schon viel positives von dem Autor gehört. Für mich war die Story eine recht solider Krimi, der meine Erwartungen weder übertroffen noch erfüllt hat! Die Handlung ist gut, die Ermittler speziell und deren Arbeit glaubhaft. Die Geschichte konnte mich auch in einem gewissen Maße überzeugen, fesseln konnte sie mich allerdings nicht übermäßig.

Veröffentlicht am 21.04.2017

Überraschende Wendungen und einiges an Spielraum für Eigeninterpretationen

Good as Gone
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Entführt von einem Fremden, mitten in der Nacht und aus dem eigenen Haus. Niemand hat es gemerkt, außer die jüngere Schwester. Versteckt aus dem Wandschrank beobachtet sie das Entsetzliche. Spurlos verschwindet ...

Entführt von einem Fremden, mitten in der Nacht und aus dem eigenen Haus. Niemand hat es gemerkt, außer die jüngere Schwester. Versteckt aus dem Wandschrank beobachtet sie das Entsetzliche. Spurlos verschwindet die 13-jährige Julie. Acht Jahre lang, dann steht sie plötzlich vor der Tür. Ist das wirklich möglich?

Die Autorin kreiert ein, naja, mehr oder weniger glaubhaftes Szenario, das viele Fragen aufwirft. Begonnen bei der Rückkehr und durch die Aussagen von Julie fragt man sich schon mal, wie kann sie den Weg nach Hause überhaupt gefunden haben, wenn sie von dort kommt wo sie angeblich war? Das meiste, was Julie von sich gibt, erscheint als Lüge. Alles deutet auf eine Betrügerin hin. Durch die abwechselnden Erzählstränge aus Annas und Julies Sicht, verdichtet sich diese Annahme. Erst allmählich durchschaut man das ganze Szenario und kommt einer unfassbaren Sache auf den Grund. Mehr verrate ich an dieser Stelle nicht. Die Auflösung des ganzen Dramas ist wirklich gut, unfassbar aber gut.

Die unterschiedlichen Blickwinkel auf die Geschehnisse sind wirklich gut gemacht. Während man Annas Abläufen gut folgen kann, ist es bei Julie schon etwas kniffliger. Unterschiedliche Mädchennamen kommen in ihrer Erzählung vor und es ist nicht immer klar, von wem sie gerade spricht. Gerade diese unterschiedlichen Namen lassen aber die Vermutung aufkommen, dass sie eine Betrügerin ist. Dazu kommen noch die Aussagen eines Ex-Polizisten, der Zweifel an Julies Echtheit hat und Anna informiert. Zusammen mit Anna begibt man sich sozusagen auf Wahrheitsfindung. Julies Schwester und der Vater spielen in der ganzen Geschichte nur eine Nebenrolle, was ich eigentlich schade fand.

Das Mutter-Tochter-Team Anna und Nellie Thalbach erzählen die beiden Sichtweisen jede für sich klasse. Beide drückten der jeweiligen Protagonistin ihren Stempel auf, Anna mit ihrem gewohnten Tempo und Aggressivität, Nellie mit ihrer jugendlichen mädchenhaften Stimmlage.

Mein Fazit:
Ein spannender Roman, der viel Spielraum für Eigeninterpretation bietet mit überraschenden Wendungen und einer gut durchdachten Auflösung, die ich so nicht erwartet hätte!