Überraschende Wendungen und einiges an Spielraum für Eigeninterpretationen
Entführt von einem Fremden, mitten in der Nacht und aus dem eigenen Haus. Niemand hat es gemerkt, außer die jüngere Schwester. Versteckt aus dem Wandschrank beobachtet sie das Entsetzliche. Spurlos verschwindet ...
Entführt von einem Fremden, mitten in der Nacht und aus dem eigenen Haus. Niemand hat es gemerkt, außer die jüngere Schwester. Versteckt aus dem Wandschrank beobachtet sie das Entsetzliche. Spurlos verschwindet die 13-jährige Julie. Acht Jahre lang, dann steht sie plötzlich vor der Tür. Ist das wirklich möglich?
Die Autorin kreiert ein, naja, mehr oder weniger glaubhaftes Szenario, das viele Fragen aufwirft. Begonnen bei der Rückkehr und durch die Aussagen von Julie fragt man sich schon mal, wie kann sie den Weg nach Hause überhaupt gefunden haben, wenn sie von dort kommt wo sie angeblich war? Das meiste, was Julie von sich gibt, erscheint als Lüge. Alles deutet auf eine Betrügerin hin. Durch die abwechselnden Erzählstränge aus Annas und Julies Sicht, verdichtet sich diese Annahme. Erst allmählich durchschaut man das ganze Szenario und kommt einer unfassbaren Sache auf den Grund. Mehr verrate ich an dieser Stelle nicht. Die Auflösung des ganzen Dramas ist wirklich gut, unfassbar aber gut.
Die unterschiedlichen Blickwinkel auf die Geschehnisse sind wirklich gut gemacht. Während man Annas Abläufen gut folgen kann, ist es bei Julie schon etwas kniffliger. Unterschiedliche Mädchennamen kommen in ihrer Erzählung vor und es ist nicht immer klar, von wem sie gerade spricht. Gerade diese unterschiedlichen Namen lassen aber die Vermutung aufkommen, dass sie eine Betrügerin ist. Dazu kommen noch die Aussagen eines Ex-Polizisten, der Zweifel an Julies Echtheit hat und Anna informiert. Zusammen mit Anna begibt man sich sozusagen auf Wahrheitsfindung. Julies Schwester und der Vater spielen in der ganzen Geschichte nur eine Nebenrolle, was ich eigentlich schade fand.
Das Mutter-Tochter-Team Anna und Nellie Thalbach erzählen die beiden Sichtweisen jede für sich klasse. Beide drückten der jeweiligen Protagonistin ihren Stempel auf, Anna mit ihrem gewohnten Tempo und Aggressivität, Nellie mit ihrer jugendlichen mädchenhaften Stimmlage.
Mein Fazit:
Ein spannender Roman, der viel Spielraum für Eigeninterpretation bietet mit überraschenden Wendungen und einer gut durchdachten Auflösung, die ich so nicht erwartet hätte!