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Veröffentlicht am 13.02.2018

Kommissar Worschädl ermittelt

Tödliche Fälschung
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Schauplatz Linz: Aus dem geplanten Konzertbesuch Kommissar Worschädls wird nichts, denn als er an der Konzerthalle ankommt, ist schon die Polizei vor Ort. Der Bratschist wurde ermordet, das Konzert abgesagt. ...

Schauplatz Linz: Aus dem geplanten Konzertbesuch Kommissar Worschädls wird nichts, denn als er an der Konzerthalle ankommt, ist schon die Polizei vor Ort. Der Bratschist wurde ermordet, das Konzert abgesagt. Tatkräftig steigt Worschädl in die Ermittlungen ein, ein erster Verdächtiger mit passendem Motiv ist schnell gefunden. Doch ist er auch der Täter? Parallel geht es in einem anderen Strang nach Italien, wo die blinde Nina Bertini bei ihrer Joggingtour entführt wird. Ihr Großvater Guiseppe Bertini macht sich große Sorgen, als er Ninas angeschossenen Blindenhund vor seinem Weingut findet.


Zwei Stränge, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Wir lernen den liebenswert kauzigen Kommissar Worschädl kennen, der in einer harmonischen Ehe lebt. Auf der Arbeit ist es allerdings nicht ganz so harmonisch, sein Chef versucht, ihm das Leben schwer zu machen. Worschädl ermittelt mit seiner Lieblingskollegin Sabine Schinagl und taucht in das Musikbusiness ein. Die Befragungen bringen jedoch nicht wirklich eine heiße Spur, auch ist fraglich ob jeder der Beteiligten die Wahrheit sagt. Erst eine waghalsige Verfolgungsjagd, bei der Worschädl seine Höhenangst überwinden muss, bringt den entscheidenden Hinweis.


Fazit: Mir hat der Krimi sehr gut gefallen, er ist für einen Regiokrimi komplex angelegt und punktet mit einem sehr sympathische Ermittler-Duo. Dazu etwas Mundart, die verschiedenen Handlungsorte in Linz und Italien, alles in allem ein gelungener Krimi.

Veröffentlicht am 10.02.2018

spannende Thrillerunterhaltung über eine brisante Thematik

Der Belarus-Deal
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Tom Harberg, 22, jobbt in Hannover in einem Fitnessstudio. Eigentlich studiert er Journalismus und hofft auf eine Story, die ihn ganz groß herausbringt. Als ihn sein ehemaliger Mitschüler Mattias Reuter ...

Tom Harberg, 22, jobbt in Hannover in einem Fitnessstudio. Eigentlich studiert er Journalismus und hofft auf eine Story, die ihn ganz groß herausbringt. Als ihn sein ehemaliger Mitschüler Mattias Reuter nach Jahren aufsucht, scheint er seinem Traum von der großen Story ganz nah zu sein. Reuter ist Computernerd und im Darknet auf eine Sache gestoßen, die Tom recherchieren soll. Nach anfänglichen Berührungsängsten mit dem Darknet stößt Tom auf die Seite, die für das nötige Kleingeld jedes wünschte Organ beschafft. Kurz entschlossen gibt er sich als chronisch kranker Nierenpatient aus, der auf der Suche nach einer neuen Niere ist. Er folgt dem Ruf der Organisation nach Minsk, das größte Abenteuer seines Lebens beginnt.


"Der Belarus Deal" ist locker geschrieben, umgangssprachlich, aus Toms Ich-Perspektive. Durch seine inneren Monologe, Gedanken und Gefühle ist man an ihm ganz nah dran und erlebt die Geschichte durch seine Augen. Die Ich-Perspektive ist hier wirklich passend, ich war von der ersten Seite an gefesselt und habe Toms Abenteuer atemlos verfolgt. Tom kommt als Protagonist glaubhaft rüber, er ist ganz der unbekümmerte 22jährige, der eine heiße Story erwartet und damit ganz groß rauskommen will. Er plant die Reise nach Minsk kurzentschlossen, spielt die Szenarien im Geiste durch und verschwendet keinen Gedanken daran, dass er sich evtl. in Gefahr begeben könnte.


Das Thema illegaler Organhandel ist brandheiss, auch wenn die Handlung Fiktion ist, so ist so eine global agierende Organisation absolut vorstellbar. Eine erschreckende Vorstellung. Die Handlung ist temporeich, ständig passiert etwas, Langeweile kommt hier nicht auf. Einzig kleiner Kritikpunkt ist das Ende, das mir etwas zu schnell kam.


Fazit: Spannende Thrillerunterhaltung über eine brisante Thematik.

Veröffentlicht am 05.02.2018

viel Atmosphäre und eine sympathische Ermittlerin

Stumme Wut
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"Stumme Wut" führt nach Yorkshire, in den Ort Sheffield. Hier geschah vor 20 Jahren ein brutaler Doppelmord, der nie aufgeklärt wurde. Beim "Harkness Massaker" wurde das Ehepaar Harkness grausam ermordet, ...

"Stumme Wut" führt nach Yorkshire, in den Ort Sheffield. Hier geschah vor 20 Jahren ein brutaler Doppelmord, der nie aufgeklärt wurde. Beim "Harkness Massaker" wurde das Ehepaar Harkness grausam ermordet, der damals elfjährige Sohn Jonathan musste das Verbrechen mit ansehen. Jetzt soll das Harkness Haus abgerissen werden, der Fokus der Öffentlichkeit wird auf den alten Fall gelenkt.

Die Chance für DCI Matilda Darke zu beweisen, dass sie wieder dienstfähig ist und ihren alten Posten als Chefin der Mordkommisin wieder aufnehmen kann. Denn die letzten neun Monate war sie vom Dienst freigestellt, bei ihrem letzten Fall lief etwas gründlich schief, Mathilda leidet immer noch unter Schuldgefühlen. Dazu kam noch ein privater Schicksalsschlag....

Ihr erster Tag verläuft nicht gut, Matilda ist angespannt und ihr Stellvertreter Ben Hales begegnet ihr mit Geringschätzung und offener Ablehung. Nur mit einem Assistenten, DC Rory Fleming, rollt sie den alten Fall wieder auf und merkt, dass die Akten unvollständig sind. Schlamperei bei den damaligen Ermittlungen, oder wurden die Akten nachträglich manipuliert?

Der damals elfjährige Sohn der Familie Harkness war traumatisiert, hat mehr als ein Jahr gar nicht gesprochen. Sein Bruder Matthew war nach der Tat mehrere Tage nicht auffindbar. Da Jonathan wieder in Sheffield wohnt, nachdem er nach dem Verbrechen von der Tante großgezogen wurde, beschließt Matilda, zuerst mit ihm zu sprechen. Jonatahn erweist sich als wenig gesprächig, er wirkt gehemmt, scheint das Trauma nie verarbeitet zu haben. Als ein Mord geschieht, ändert sich auf einmal die Lage.....

Während Matilda alles gibt wird ihr doch bewusst, dass sie eigentlich noch nicht soweit ist, den Dienst wieder aufzunehmen. Unterstützung erhält sie von ihrer besten Freundin Adele Kean, der Pathologin von Sheffield. Adele hilft wo sie kann und rückt Matilda den Kopf zurecht, als sie wieder zu trinken anfängt. Auch ihre ehemaligen Mitarbeiter sind auf ihrer Seite, während sie von Hales nur angefeindet wird.

Ich war von diesem dichten Krimi begeistert. Zum einen der Schreibstil, der sich sehr flüssig lesen lässt, und vom Aufbau der Story. Auch wenn ich bei jedem Krimi rätsle, wer der Mörder sein könnte, so hat es mir hier besonders viel Spaß gemacht. Mehrere Theorien musste ich wieder verwerfen, bis ich gegen Ende auf der richtigen Fährte war. Der Autor spielt mit den Gefühlen seiner Leser, führt sie auf falsche Fährten und legt Blindspuren. Neben dem eigentlichen Fall klärt sich noch ein anderes Verbrechen, das ähnlich lang zurück liegt.

Was besonders auffällt sind die liebevoll angelegten Charaktere, die Michael Wood gekonnt skizziert. Jede psychologische Feinheit ist eingefangen, man lernt die Hauptfiguren mit ihrem Hintergrund sehr gut kennen und kann ihre Handlungen nachvollziehen. Im Fokus steht die Ermittlungsarbeit, der private Bereich nimmt einen eher kleinen Raum ein ist aber ausreichend, um die Charaktere einschätzen zu können.
Fazit: Für mich ist Michael Wood eine echte Neuentdeckung, die Figur der Matilda hat das Potential für eine Reihe, ich hoffe sehr dass es eine Fortsetzung geben wird.

Veröffentlicht am 29.01.2018

Wer ist der Mörder?

Tod im Wald der Engel
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Die Malerin Anna hat die Trennung von ihrem Freund in ihren Bildern verarbeitet. Viel schwarz und rot, die seltene Erzengelwurz sogar geknickt dargestellt. Klar dass die Bilder nicht jeden Geschmack treffen, ...

Die Malerin Anna hat die Trennung von ihrem Freund in ihren Bildern verarbeitet. Viel schwarz und rot, die seltene Erzengelwurz sogar geknickt dargestellt. Klar dass die Bilder nicht jeden Geschmack treffen, nicht alle Besucher der Vernissage sind von den Bildern angetan. Doch der Journalist Lanski greift Anna in einem Streitgespräch persönlich an. Um erst mal wieder runterzukommen geht Anna nach der Vernissage auf die Ölgangsinsel, dort in der Natur hofft sie die nötige Ruhe zu finden.

Im Dunkeln findet sie ein junges Kätzchen, das sich verletzt haben muss, denn sein Fell ist mit Blut besudelt. Anna untersucht die Katze, die erstaunlicherweise keine offensichtliche Verletzung aufweist. Sie vermutet ein anderes verletztes Tier in der Nähe und ruft kurzerhand die Feuerwehr an. Als auch die Polizei erscheint wird ihr klar, dass es sich wohl nicht um ein verletztes Tier handelt. Etwas weiter im Gebüsch liegt ein Toter und Anne ist plötzlich die Hauptverdächtige in einem Mordfall.

Anna hat es wirklich nicht leicht, im einen Moment war die Kritik an ihren Bildern noch das Wichtigste für sie, im nächsten Moment sitzt sie auf der Polizeiwache, muss ihre Kleider und ihr Auto der Spurensicherung übergeben und die ermittelnde Kommissarin verhält sich schon fast feindselig. Als Anna erfährt, wer der Tote ist wird ihr klar, dass sie in großen Schwierigkeiten ist. Sie weiß dass sie den aufdringlichen Journalisten Lanski nicht umgebracht hat, aber für die Polizei scheint sie als Täterin schon festzustehen. Anna hat keine große Hoffnung, dass auch in andere Richtungen ermittelt wird und stellt kurzerhand eigene Nachforschungen an. Anfangs noch recht ungeschickt, aber sie lernt rasch dazu und kann so nach und nach Motive und Verdächtige ausschließen. Das kleine Kätzchen ist inzwischen bei ihr eingezogen, auch das hat sie der unfreundlichen Kommissarin zu verdanken.

Ich fand den Krimi erfrischend anders, weil nicht die Polizeiarbeit im Vordergrund steht, sondern Anna als Privatperson, die mit ihren eigenen Methoden ermittelt. Sie muss sich nicht an Gesetze oder Vorschriften halten und greift dann auch zu unkonventionellen Mitteln, um an Informationen zu kommen. Sie ermittelt im Privatleben des Ermordeten, an seinem Arbeitsplatz und recherchiert seine bisherigen Artikel. Schnell wird klar, dass Lanski es mit der Journalistenehre nicht so genau genommen hat und verschiedenen Menschen auf die Füße getreten ist. Ob unter ihnen der Mörder zu finden ist?

Mir hat Anna als Protagonistin gut gefallen, interessant fand ich auch die Informationen zu den verschiedenen Pflanzen, die auf der Ölgangsinsel beheimatet sind. Die Auflösung hat mich überrascht, ich lag mit meinem Verdacht voll daneben

Fazit: Unterhaltsamer Krimi der zeigt, wie schnell man plötzlich in den Fokus von Ermittlungen geraten kann.


Veröffentlicht am 26.01.2018

hush little baby don't say a word

Das Lied der toten Mädchen (Jan-Römer-Krimi 3)
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"Das Lied der toten Mädchen" ist der dritte Teil der Reihe um den sympathischen Journalisten Jan Römer, der beim Nachrichtenmagazin "Die Reporter" über ungeklärte Mordfälle recherchiert. Mit von der Partie ...

"Das Lied der toten Mädchen" ist der dritte Teil der Reihe um den sympathischen Journalisten Jan Römer, der beim Nachrichtenmagazin "Die Reporter" über ungeklärte Mordfälle recherchiert. Mit von der Partie ist auch wieder seine langjährige Freundin Stefanie Schneider, die wegen ihrer Vorliebe für Kopfbedeckungen schon immer "Mütze" genannt wurde.

Vor ca. 20 Jahren wurde auf dem Wilzenberg die 19jährige Sonja Risse ermordet. Ein tödlicher Stich ins Herz, neben ihr blieb eine Spieluhr zurück, die die Melodie "Hush, little baby" spielt. Der Fall konnte nie aufgeklärt werden, Jan und Mütze recherchieren und tauchen tief in die Vergangenheit ein. Was ist damals wirklich passiert, was hat es mit dem geheimnisvollen Haus auf sich, in dem Sonja gearbeitet hat und das nicht mehr existiert? Fragen über Fragen, denen sich die beiden Journalisten stellen müssen, wenn sie die Wahrheit herausfinden wollen.

Eigentlich dachte ich ja, dass sich der letzte Fall nicht mehr toppen ließe, aber "Das Lied der toten Mädchen" steht den Vorgängern in nichts nach. Was mich bei den Krimis von Linus Geschke immer wieder fasziniert ist die Atmosphäre, die dichte Stimmung. Egal ob unheimlich, traurig oder geheimnisvoll, die Stimmungen kommen super rüber, untermalt werden sie durch die passenden Songs, die Jan hört.

Auch bei diesem Teil fiel mir der Einstieg leicht, denn der Prolog führt genau zu der Mordnacht zurück, in der Sonja sterben musste. In eine Szenerie, die mir Gänsehaut bescherte.

Mit viel Elan und Spürsinn stürzen sich Jan und Mütze in die Recherche, Unterstürzung bekommen sie von Jans bestem Freund Arslan. Ein Typ, der das Herz auf dem rechten Fleck hat und hilft, ohne Fragen zu stellen. Einen besseren Freund könnte sich Jan nicht wünschen. Das Team befragt den ehemaligen Lehrer von Sonja, ihre Mutter und ihre besten Freundinnen. Doch wer sagt die Wahrheit, wer verschweigt wichtige Details? Irgendwann wird klar, dass der Verfassungsschutz in die Geschichte involviert ist.

Ich konnte beim lesen miträtseln, hatte mal diesen, mal jenen Protagonisten in Verdacht, aber nicht wirklich eine heiße Spur. Der Autor überrascht immer wieder mit Wendungen, die alles bisherige in Frage stellen. Der Plot ist komplex angelegt, nicht zu durchschauen, genau wie ich es bei Krimis liebe. Neben Jan und Mütze gibt es Szenen aus der Sicht des Uhrmachers, dessen Identität lange geheim bleibt.

Seine Protagonisten beschreibt der Autor detailliert, die bekannten Figuren gewinnen an Tiefe. Das Privatleben spielt nur eine kleine Nebenrolle, ist genau richtig dosiert um die Charaktere abzurunden. Für Jan läuft es privat eher suboptimal, seine Exfrau eröffnet ihm, mit dem gemeinsamen Sohn nach München ziehen zu wollen. Für Jan, der seinen Sohn über alles liebt, eine Situation, die ihm das Herz bricht. Und trotzdem gibt es alles, um seinen aktuellen Fall aufzuarbeiten. Für mich war der Krimi perfekt, ich konnte mitfiebern, mich in die Personen hinein versetzen und warte jetzt gespannt auf den nächsten Teil.

Fazit: So geht Krimi. Spannung, Atmosphäre, eine dichte Story und tolle Charaktere. Verdiente 5 Sterne.

Autor: Linus Geschke