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Veröffentlicht am 14.06.2017

Entführung in Nizza

Das Nizza-Netz
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Das Nizza-Netz von Robert De Paca ist der zweite Teil der Reihe um Nicolas und Nathalie, die in Nizza einen Rundumservice für Luxusreisende betreiben. Den ersten Teil kenne ich nicht, hatte aber keinerlei ...

Das Nizza-Netz von Robert De Paca ist der zweite Teil der Reihe um Nicolas und Nathalie, die in Nizza einen Rundumservice für Luxusreisende betreiben. Den ersten Teil kenne ich nicht, hatte aber keinerlei Probleme in die Handlung einzusteigen. Nathalie ist schwanger, sie und Nicolas freuen sich auf ihr erstes Kind und alles scheint perfekt. Doch dann erfahren sie, dass ihr guter Freund Tom seit Tagen verschwunden ist, seine Wohnung wurde anscheinend durchsucht. Die beiden machen sich auf die Suche nach Anhaltspunkten, was mit Tom passiert sein könnte. Und viel zu schnell finden sie sich in einem Strudel aus geheimdienstlichen Aktivitäten und politischen Intrigen wieder.

Der Prolog fängt spannend an, man wird Zeuge wie eine Frau am helllichten Tag in ein Auto gezerrt, entführt wird. Wer ist die Frau? Und hat das Verschwinden von Tom etwas damit zu tun? Fragen über Fragen, die sich im Verlauf der Handlung aufklären.

Beim lesen kommt Urlaubsfeeling auf, man lernt Nizza und die Umgebung kennen, die der Autor sehr schön beschreibt. Der Plot ist gut angelegt und entwickelt sich in eine interessante Richtung, vor allem als Victor auf der Bildfläche erscheint. Politische Intrigen, Machtspiele und fiese Charaktere. Die Ereignisse kommen realistisch rüber, wie auch das Ende. Ganz so, wie es im real life sein könnte.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und der Autor skizziert seine Figuren schön detailliert, so dass ich mit Nicloas, Nathalie und den weiteren Protagonisten schnell warm geworden bin. Man erfährt gleich anfangs auch etwas über den ersten Fall der beiden, wie sie sich kennenlernt haben und wie wie Nicolas sein Unternehmen ausgebaut hat. Die beiden führen eine sehr harmonische und liebevolle Beziehung, es gibt keine Zickereien und Streit, was ich als sehr erholsam empfand.

Fazit: Insgesamt ist "Das Nizza-Netz" ein eher ruhiger Krimi mit viel Flair, nur ein klein wenig mehr Spannung hätte ich mir gewünscht.

Veröffentlicht am 06.06.2017

Menschenjagd

Die Hatz
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Die Polizistin Sammi verbringt mit ihrer Freundin Candy einen feuchtfröhlichen Abend in verschiedenen Bars, nachdem sie sich mit ihrem Freund Gavin wieder einmal gestritten hatte. Während Candy die Nacht ...

Die Polizistin Sammi verbringt mit ihrer Freundin Candy einen feuchtfröhlichen Abend in verschiedenen Bars, nachdem sie sich mit ihrem Freund Gavin wieder einmal gestritten hatte. Während Candy die Nacht durchmachen will bricht Sammi früher auf, da sie am nächsten Tag zum Dienst eingeteilt ist. Doch dort erscheint sie nicht, ihr Freund Gavin ist überzeugt dass ihr etwas passiert ist und bittet Sammis Kollegen zu ermitteln.

Die Geschichte spielt in Australien und wird aus verschiedenen Perspektiven aufgerollt. Einmal erleben wir Sammis Sicht, die in dieser Nacht einen großen Fehler macht und bei dem falschen Mann ins Auto steigt. Ein Fehler, der sie das Leben kosten könnte. Denn der Barkeeper hat nichts anderes vor, als sie zu seinem sadistischen Vergnügen durch den Busch zu jagen um sie am Ende wie ein Tier zu erlegen. Um Sammi zu verunsichern zeigt er ihr Fotos seiner letzten Opfer. Sammi hat nur einen Vorteil, bis jetzt weiß ihr Peiniger nicht dass sie Polizistin und nicht ganz so wehrlos, wie seine letzten Opfer ist.

Ein anderer Strang beleuchtet die Ereignisse aus Gavins Sicht, wie er versucht Sammis Kollegen davon zu überzeugen, dass ihr etwas zugestoßen sein muss. Aus der Sicht der Polizei, insbesondere aus der Sicht von Janine ist man an den Ermittlungen dran und erlebt wie die Maschinerie anläuft. Janine verbeißt sich in den Fall, sie setzt alles daran, Sammi rechtzeitig zu finden.

"Die Hatz" ist ein solider Krimi, war für mich aber kein Thriller, da mir über weite Strecken die Spannung fehlte. Die Handlung ist zwar fesselnd und Sammis Überlebenskampf ist gut geschildert, in gewissen Weise ist die Geschichte aber vorhersehbar, es gibt keine überraschenden Wendungen. Was ich schade finde, denn aus der Story hätte man deutlich mehr herausholen können. Von den Charakteren hat mir Janine am besten gefallen, sie war für mich greifbar, wogegen die anderen etwas zu blass blieben.

Alles in allem ist es ein gelungenes Debüt mit Luft nach oben, das kurzweilige Krimiunterhaltung bietet.

Veröffentlicht am 04.06.2017

fesselnder Triller mit einer starken Protagonistin

Die Bestimmung des Bösen
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Schauplatz Mannheim: In einem Wald werden die brutal zugerichteten Leichen zweier Frauen gefunden. Bis auf den Slip nackt wurden die Leichen arrangiert und in Szene gesetzt. Die Körper befinden sich in ...

Schauplatz Mannheim: In einem Wald werden die brutal zugerichteten Leichen zweier Frauen gefunden. Bis auf den Slip nackt wurden die Leichen arrangiert und in Szene gesetzt. Die Körper befinden sich in Verwesung, zahlreiche Insekten haben die Leichen in Besitz genommen. An diesen Tatort kommt Kommissarin Alexis Hall von der Kripo Mannheim, eine Kommissarin mit bewegter Vergangenheit. Als Kind musste sie mit ansehen, wie ihre Eltern getötet wurden, verbrachte einige Zeit in einem Waisenhaus, bevor sie adoptiert wurde. Sie ermittelt mit ihrem Team in dem Fall, um dem Täter so schnell wie möglich auf die Spur zu kommen. Doch bald darauf werden die nächsten Frauenleichen gefunden, die die Handschrift des Täters tragen. Alexis wird klar, dass er von sich aus mit dem morden nicht aufhören wird....

"Die Bestimmung des Bösen" ist ein Thriller, der mich von Anfang an gefesselt hat, was zum einen an der spannenden Handlung, zum anderen an der faszinierenden Protagonistin Alexis Hall lag. In Rückblicken erfährt man Stück für Stück Details aus Alexis Vergangenheit, ihrer Kindheit, über die Beziehung zu ihren Adoptiveltern und kann sich so ein genaues Bild ihrer Persönlichkeit machen. Alexis ist durch die Erlebnisse in ihrer Kindheit traumatisiert, nicht fähig eine längere Bindung einzugehen, so hat sie ihrem jetzigen Freund gerade den Laufpass gegeben.

Auf ihren Kollegen und Partner Oliver kann sie sich hundertprozentig verlassen, ihre Freundin, die Biologin Karen ist für Alexis der ruhende Pol. Wie schon in einigen Fällen zuvor wird Karen als Beraterin hinzugezogen, sie untersucht die Insekten, die die Leichen besiedelten, ist bei den Obduktionen dabei und zieht daraus ihre Schlüsse. Besonders diese forensischen Untersuchungen, den Exkurs in Biologie fand ich informativ und besonders spannend. Vielleicht nicht unbedingt für zartbesaitete Leser, aber nicht übermäßig blutig oder eklig, sondern einfach sehr realistisch. Durch die Augen von Alexis und Karen bekommt man einen Eindruck der Tatorte und erlebt die polizeiliche, mühsame Kleinarbeit, die nötig ist, um dem Täter auf die Schliche zu kommen. Unzählige Vernehmungen, Auswertungen, alles sehr authentisch geschildert. Brisant wird der Fall, als sich eine Verbindung ins europäische Ausland findet und ein neuer, sehr kompetenter und sympathischer Ermittler das Feld betritt. Mehr wird hier aber nicht verraten.

Die Autorin zeichnet ihre Figuren gekonnt detailliert, sie wirken authentisch und glaubhaft, sind unverwechselbare Charaktere. Mit all ihren Fehlern, Stärken und Schwächen. Wunderbar flüssig lässt sich der Schreibstil lesen und man ist ganz nah an Alexis und ihren Gefühlen dran. Der Plot ist dicht und nicht zu durchschauen, im letzten Drittel hatte ich erst eine Ahnung. Ich konnte hier wunderbar meine eigenen Überlegungen anstellen und rätseln, wurde am Ende dann doch überrascht.

Fazit: Der Thriller hat mich begeistert, ich freue mich schon auf den nächsten Fall für Alexis und Karen. Verdiente 5 Sterne und eine Leseempfehlung für Thriller-Leser.

Veröffentlicht am 02.06.2017

Pageturner

Die Brut - Sie sind da
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Ezekiel Boones Thriller "Die Brut" fängt spannend an. Er führt uns in den Dschungel Perus, nach Indien, China, Schottland und die USA. Zu Schauplätzen, an denen sich Merkwürdiges ereignet. Seismologische ...

Ezekiel Boones Thriller "Die Brut" fängt spannend an. Er führt uns in den Dschungel Perus, nach Indien, China, Schottland und die USA. Zu Schauplätzen, an denen sich Merkwürdiges ereignet. Seismologische Ausschläge die sich nicht erklären lassen, das Verschwinden einer Trekkinggruppe, in China wird eine Atombombe gezündet, ein Flugzeugabsturz unter mysteriösen Umständen... wie hängen all diese Ereignisse zusammen?

"Die Brut - sie sind da" ist der erste Teil der spannenden Trilogie, der mich von der ersten Seite an gefesselt hat. Die Story ist klasse geschrieben, der Autor schreibt direkt, hart, benutzt Kraftausdrücke und kommt zur Sache, ohne unnötiges Geplänkel. Man ist gleich mittendrin in der Geschichte und die Szenen wechseln von einem zum nächsten Schauplatz. Aufgebaut wie diverse US Action-/Katastrophenfilme mit schnellen Wechseln, schnellen Schnitten, wo viele unterschiedliche Stränge beleuchtet werden. Diese schnellen Wechsel erzeugen eine ganz eigene Dynamik, man ist versucht immer mehr zu lesen, zumal viele Kapitel mit einem Cliffhanger enden. Bei mir lief die Handlung wie ein Film ab, so dass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit ausgelesen hatte.

Wir begegnen vielen unterschiedlichen Protagonisten, die mal mehr, mal weniger detailliert gezeichnet sind. Daran lässt sich schon ablesen, wer für die weitere Handlung wichtig ist und wer nur eine kleine Statistenrolle hat. Ich fand den Strang über die Biologin Melanie am interessantesten, er wird im Lauf der Geschichte mit dem von Agent Mike Rich und der Präsidentin der USA verknüpft. Zwischendurch gibt es kleine Episoden, die die Geschichte realistisch machen, man erfährt wie einzelne Menschen die Situation empfinden.

Gute Nerven sollte man bei diesem Thriller auf jeden Fall haben, es gibt einige gruselige Szenen, bei den sich mir die Haare gesträubt haben. Der Plot ist spannend, für die USA realistisch dargestellt. In Europa würde es vermutlich anders laufen. Da ich Movies wie "The day after", "Independence Day" etc. klasse finde, bin ich von diesem Thriller absolut begeistert und warte schon ganz gespannt auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 30.05.2017

super spannend, Psychothrill vom Feinsten

AMNESIA - Ich muss mich erinnern
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Helen hat Lungenkrebs, ihre Behandlung ist abgeschlossen, die Ärzte können nichts mehr für sie tun. Sie weiß, dass sie nur noch Monate zu leben hat. Von ihrem Freund verlassen will Helen ihre Mutter und ...

Helen hat Lungenkrebs, ihre Behandlung ist abgeschlossen, die Ärzte können nichts mehr für sie tun. Sie weiß, dass sie nur noch Monate zu leben hat. Von ihrem Freund verlassen will Helen ihre Mutter und Schwester besuchen, die sie seit Jahren nicht gesehen hat und die nichts von ihrer Erkrankung ahnen. Seit sie nach Berlin gezogen ist, ist der Kontakt mehr oder weniger abgebrochen, das Verhältnis zur Mutter war nie besonders innig. Auch der Kontakt zur ihrer fast 10 Jahre jüngeren Schwester Kristin besteht nicht mehr, umso mehr freut sich Helen auf sie. Sie will sich verabschieden, sie ein letztes mal sehen. In der kleinen Stadt im Saarland angekommen zieht sie für die paar Tage in Kristins Gästezimmer, merkt schon nach kurzer Zeit dass das Verhältnis zwischen Kristin und ihrem Mann Leon schwierig ist und Leon Kristin schlägt. In Helen kocht Wut hoch und der Gedanke, ihre Schwester von Leon zu erlösen, ihn umzubringen reift. Als Leon tatsächlich ermordet wird fällt Helen in ein tiefes Loch, denn sie hat eine Gedächtnislücke und weiß nicht, wie sie den Abend verbracht hat, als Leon starb. Hat sie Leon tatsächlich getötet?

Für mich ist "Amnesia" der zweite Thriller aus der Feder von Jutta Maria Herrmann und hat mich wieder einmal begeistert. Psychologisch ausgefeilt und absolut fesselnd habe ich das Buch in zwei Tagen verschlungen. Helen ist gekonnt gezeichnet, ihre Situation scheint ausweglos, ihre Verzweiflung, Traurigkeit, Panik, ist fühlbar, alles dreht sich nur um das eine Thema, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Kein Wunder dass Helen das tägliche Leben nur mit starken Beruhigungsmitteln bewältigen kann.

Die Ich-Perspektive passt hier perfekt, denn damit ist man an Helens Gefühlen und Gedanken hautnah dran. Ihre Enttäuschung, dass sich ihre Mutter in all den Jahren nicht geändert hat und ihr immer noch ablehnend gegenüber tritt, die Liebe zur ihrer kleinen Schwester. Ihre Zweifel, ob sie fähig ist einen Mord zu begehen und ihre Angst vor dem drohenden Tod. All diese Gefühle kommen hautnah rüber. Aber nicht nur Helen, auch die anderen wichtigen Protagonisten sind sehr gut beschrieben, sind vielschichtig: ihre Mutter, die eiskalt wirkt oder ihre sympathische Schwester genauso wie der Jugendfreund, den sie nach langer Zeit wieder sieht.

Die Story ist so aufgebaut, dass man als Leser an Helen zweifelt, irgendwann wusste ich nicht mehr wem ich trauen bzw. was ich glauben sollte. Hat Helen ihren Schwager tatsächlich getötet? Alles scheint dafür zu sprechen und Helen kann sich nicht erinnern, hat immer mehr Gedächtnislücken. Eine Situation, in der sie langsam verrückt zu werden scheint. Ich konnte mit ihr mitfiebern, war hin und her gerissen. Bis fast zum Ende hatte ich nicht wirklich einen Verdacht, so verworren und wenig zu durchschauen ist diese Geschichte. Und genau das macht sie zu einem Pageturner, den man nicht mehr aus den Händen legen möchte.

Fazit: Super geschrieben und durchweg spannend. Viel Gefühl und viel Thrill, für Fans des Genres unbedingt zu empfehlen.