Um die Wogen nach einen Streit mit ihrem Freund Gavin etwas zu glätten, beschließt die sechsundzwanzigjährige Polizistin Sammi eine kleine Auszeit zu nehmen und zwei Tage bei ihrer Freundin Candy in Brisbane zu verbringen. Wieder einmal die Nacht zum Tag machen und quatschen bis die Sonne aufgeht...einfach ein bisschen Ablenkung. Doch für Sammi wird es ein Wochenende des Grauens, denn nachdem Candy in einer Bar noch weiter feiert, verlässt sie das Lokal um früher nach Hause zu fahren. Sie macht den Fehler in das Auto des Barkeepers zu steigen (für eine Polizistin eigentlich unverzeilich!) und wird von ihm entführt. Hier spoilere ich nicht, denn es ist von Beginn an klar, wer der Entführer von Sammi ist. Doch zu welchen perfiden Ideen und Grausamkeiten er fähig ist, erfährt man erst im Laufe der kurzweilgen 320 Seiten....
Die Grundidee und auch das Setting hat mich sofort angesprochen: Ein Entführer, der seine Opfer wie Freiwild durch den australischen Busch jagt - wie grausam und sicherlich spannend, waren meine ersten Gedanken. Und ja - beide Kriterien wurden erfüllt, auch wenn dies ein bisschen anders kommt, als ich es mir vorgestellt hatte. Trotzdem war ich sofort mitten im Geschehen und flog nur so durch die Seiten.
Der Thriller ist von Beginn an sehr temporeich und wir begleiten den Entführer, seinen Hund und Sammi in den Busch. Hier beginnt ein Katz und Maus-Spiel, das mich an meinen Nägel kauen ließ und bei dem ich auf das Ende hinfieberte...
Durch die wechselnden Perspektiven, die aus verschiedenen Sichten erzählt werden (Sammi, der Entfüher, Gavin und verschiedene ermittelnde Polizeibeamte) bleibt man als Leser am Laufenden und kann selbst die Ereignisse gut nachvollziehen.
Die über den jeweiligen Kapiteln angeführte Uhrzeit und der jeweilige Tag geben dem Leser Einblicke in Sammi's verzweifelte Bemühung ihren Entführer zu entfliehen und im Busch zu überleben, während man gleichzeitig mitverfolgen kann, wie die laufenden polizeilichen Ermittlungen Fortschritte machen. Diese nehmen einen großen Teil des Romanes ein und vorallem Detective Janine Postlewaite, die leitende Ermittlerin, besitzt von Beginn an einen guten Spürsinn und verbeißt sich regelrecht in den Fall. Als Ähnlichkeiten zu anderen Vermisstenfällen auftreten ist sich Janine sicher es mit einem Serientäter zu tun zu haben.
Die Charaktere sind teilweise sehr gut gezeichnet, vorallem Janine, Sammi und Gavin überzeugen mit ihren teils sehr emotionalen Gefühlen. Janine verbeißt sich regelrecht in den Fall, Gavin wandelt zwischen Zorn, Angst und Verzweiflung und Sammi konnte mich mit ihrer Persönlichkeit und ihrem Durchhaltevermögen begeistern.
Andere, wie Candy, blieben mir eher blass. Zu Sammis Freundin fehlte mir auch die Vernehmung durch die Polizei, die ja eigentlich eine potentielle Zeugin ist.
Obwohl die Ermittler durchwegs Gutmenschen sind, sind sie keine übermenschlichen Helden oder versoffene und im Selbstmitleid badene Detectives, wie es in skandinavische Krimis sehr oft vorkommt, sondern ganz normale Menschen mit Schwächen. Auch Sammi und Gavin haben ihre Ecken und Kanten, was der Streit zu Beginn des Buches klar darfstellt.
Im Mittelteil kam es zu kleinen Wiederholungen. Dadurch, dass die Polizeiarbeit in diesem Teil stark in den Mittelpunkt rückt, flaute die Sannung etwas ab. Trotzdem fand ich es interessant, diese zu verfolgen, wobei jedoch Sammi's Teil etwas zu kurz kommt.
Der Klappentext führt ein bisschen in die falsche Richtung und deswegen hat das Buch einige Mitleser in der Leserunde enttäuscht. Mir hat dieser Thriller aber wirklich gut gefallen und ich freu mich schon auf weitere Bücher der Reihe rund um die Polizistin Samantha Willis, die bereits angekündigt sind. Ich hoffe wir müssen nicht zu lange auf die Übersetzung warten!
Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr! Er ist temporeich, bildhaft und lässt sich sehr gut lesen. Die Kapitel sind kurz gehalten und erhöhen die Spannung. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und das angegebene Datum und die Uhrzeit zeigen genau den Stand der Ermittlungen an bzw. in welcher Lage sich Sammi gerade befindet. Der Spannungsbogen ist kurz gehalten und man bemerkt, dass die Autorin als Polizistin gearbeitet hat und so über den genauen Ablauf der Polizeiarbeit Bescheid weiß.
Fazit:
Mir hat das kurzweilige Thriller-Debüt von J.M. Peace gut gefallen. Die vielen Einblicke aus verschiedenen Perspektiven fand ich gelungen, die Jagd durch den australischen Buch spannend erzählt. Ich werde sicherlich die Reihe weiterverfolgen und hoffe, dass Band 2 bald veröffentlicht wird.