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Veröffentlicht am 11.05.2017

Mord in einer Zeit der religiösen Umbrüche

Schierlingstod
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Simone Dorra entführt ihre Leser ins Jahr 1550 nach Cannstatt, in eine Zeit der religiösen Umbrüche. Die junge katholische Nonne Fidelitas weilt mit der Gräfin von Eberstein und der Dienerschaft in Cannstatt, ...

Simone Dorra entführt ihre Leser ins Jahr 1550 nach Cannstatt, in eine Zeit der religiösen Umbrüche. Die junge katholische Nonne Fidelitas weilt mit der Gräfin von Eberstein und der Dienerschaft in Cannstatt, sie behandelt die schmerzenden Gelenke der Gräfin mit allerlei Heilpflanzen. Als der Sohn der Gräfin, Bruno von Eberstein zu Besuch kommt, wird er am nächsten Tag tot aufgefunden. Vergiftet mit Schierling, wie Fidelitas schnell herausfindet. Bruno war allseits beliebt, also wer könnte ein Motiv haben, den jungen Mann umzubringen? Dies soll der protestantische Theologe Valentin Schmieder herausfinden, der schon einmal in einem Fall erfolgreich ermittelt hat. Mit Fidelitas führt er lebhafte Diskussionen über den Glauben, nach kurzem Zögern willigt sie ein, ihm bei seinen Recherchen zu helfen. Doch dann ist Fidelitas eines nachts verschwunden...

Von der Autorin habe ich schon zwei Bücher gelesen, den Krimi "Nachtruhe" und "Fluchmond". Von beiden Büchern war ich begeistert und deshalb ganz besonders auf ihren Historischen Krimi gespannt. Und ich wurde nicht enttäuscht! In einem wunderbar bildhaften und anspruchsvollen Schreibstil lässt sie die längst vergangene Zeit aufleben, ich war von der ersten Seite an gefesselt. Lebhafte Dialoge, passend zur damaligen Zeit, nichts wirkt gestelzt oder übertrieben, sondern natürlich.

Ihre Figuren sind gekonnt gezeichnet, mit einer Leichtigkeit so dass ich mir schnell ein Bild von den jeweiligen Akteuren machen konnte. Besonders Fidelitas und Valentin sind sehr schön charakterisiert, facettenreiche Protagonisten mit denen ich mitfiebern konnte. Aber auch die Nebenfiguren haben Tiefe und sind liebevoll angelegt. Mit Philipp, dem ältesten Sohn der Gräfin und seinem spanischen Freund Felipe kommen zwei neue Figuren ins Spiel. Felipe ist ein schillernder Typ, der Bad Boy, charmant, gefährlich, die Herzen der Frauen liegen ihm zu Füßen.

Ich konnte beim lesen ganz tief in die Geschichte eintauchen und rätseln, wer hinter dem Mord an Bruno steckt. In mühsamer Kleinarbeit tragen Valentin und Fidelitas die Informationen zusammen, sie befragen das Gesinde, Valentin die Gräfin. Bis zum Schluss war nicht zu durchschauen, wer der Täter ist. Die Handlung ist spannend und ganz nebenbei lernt man viel über die damalige Zeit, erlebt auch die Spaltung der Menschen, die einen streng katholisch, die anderen reformiert. Hilfreich ist das Glossar am Ende des Buchs, in dem die wichtigsten Personen aufgelistet sind und Begriffe erklärt werden.

Fazit: "Schierlingstod" ist für mich einer der besten Historischen Krimis die ich bisher gelesen habe. Von mir gibt es verdiente 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung. Ich hoffe sehr dass es eine Fortsetzung geben wird.

Veröffentlicht am 05.05.2017

Nachtfalter

Was du nicht siehst
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Die Kinder- und Jugendpsychologin Liz Günther hat sich vor zwei Jahren von ihm Mann scheiden lassen, seitdem lebt sie allein in ihrem Haus, in dem auch ihre Praxisräume untergebracht sind. Sie geht in ...

Die Kinder- und Jugendpsychologin Liz Günther hat sich vor zwei Jahren von ihm Mann scheiden lassen, seitdem lebt sie allein in ihrem Haus, in dem auch ihre Praxisräume untergebracht sind. Sie geht in ihrem Beruf auf und engagiert sich für die Kinder, oft muss sie sich gegen Lehrer oder die Schulleitung behaupten, um das Beste für ihre kleinen Patienten herauszuholen.

Der Alptraum beginnt, als sie eine Trauerkarte ohne Absender bekommt, in der ein Bibelspruch steht. Liz bemerkt, dass in ihrem Haus kleine Dinge anders liegen, sie hegt den Verdacht dass jemand heimlich ihr Haus betritt. Oder bildet sie sich das nur ein? Dann verschwindet der Hund ihrer Freundin, auf den sie aufpassen sollte und nachts steht ein Fremder in ihrem Garten. Schließlich geschieht ein Mord....

In kurzen Kapiteln rollt sich die Story auf, ganz zu Anfang gibt es eine Episode aus Liz Kindheit, die erklärt, wieso sie eine Phobie vor Nachtfaltern hat. Diese Angst ist sehr real geschildert, die Ängste eines kleinen Mädchens vor der Dunkelheit, wenn die Falter in ihr Zimmer eindringen. Und das ungeschickte Vorgehen des Vaters, der ihre Ängste nicht verstehen kann und mit Strafe droht. Nachdem Liz Mutter gestorben war, ist der Kontakt zu ihrem Vater nach und nach weniger geworden, jetzt sind schon zwei Jahre vergangen seit sie ihn zuletzt gesehen hat.

Ihr Entsetzen ist greifbar, als sie feststellen muss, dass sich ein Fremder Zutritt zu ihrem Haus verschafft hat und in ihren Sachen wühlt. Als sie ihrem Exmann, zu dem sie einen guten Kontakt hat, von dem Brief und ihren Vermutungen erzählt, ist ebendieser verschwunden. Kein Wunder, dass er ihr nicht glaubt.

Der Aufbau der Geschichte ist clever gelöst. Als Liz einen Einbrecher in ihrem Haus niederschlägt und nicht klar ist ob er überleben wird, wird sie in Gewahrsam genommen und muss die Nacht bei der Polizei verbringen. Ab diesem Punkt werden die letzten Tage vor diesem Ereignis geschildert, mit jedem Abschnitt, jedem Tag erfährt man mehr über Liz und kommt dem schicksalhaften Ereignis näher, so dass sich die Spannung enorm steigert.

Wie von der Autorin gewohnt ist der Schreibstil locker und flüssig zu lesen, die Protagonisten sind gut beschrieben. Einziger kleiner Kritikpunkt ist das Ende, das mich nicht ganz überzeugen konnte.

Fazit: Insgesamt bietet das Buch viel psychologische Spannung und Atmosphäre, ganz wie ich es bei einem Thriller liebe.

Veröffentlicht am 05.05.2017

humorvoller Friesenkrimi

Friesenschwindel
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Reent Reents hat nach einem Lottogewinn seinen Job geschmissen und geht jetzt seinem Hobby nach. Er hat sich weitergebildet und arbeitet als selbständiger Privatdetektiv, allerdings bisher recht erfolglos ...

Reent Reents hat nach einem Lottogewinn seinen Job geschmissen und geht jetzt seinem Hobby nach. Er hat sich weitergebildet und arbeitet als selbständiger Privatdetektiv, allerdings bisher recht erfolglos wegen mangelnder Aufträge. In seine neue Nachbarin, die polnischstämmige Marietta, hat er sich schockverliebt. Obwohl er Hunde nicht ausstehen kann versucht er, über ihren Hund Ricky an Marietta heranzukommen. Leckerlis, selbst gebackene Hundekekse, er legt sich richtig ins Zeug.

Als Marietta für einige Tage verreisen muss lässt sich Reent breitschlagen, solange auf Ricky aufzupassen. Die paar Tage wird er mit dem Hund schon auskommen, meint er. Hund und Mann gewöhnen sich tatsächlich aneinander, doch Marietta ist inzwischen überfällig. Als er von ihr schließlich einen Anruf bekommt ist er alarmiert, meint er doch rauszuhören, dass sie in Gefahr ist. Reent wäre nicht Privatdetektiv, wenn er jetzt nicht selbst Ermittlungen anstellen würde. Dabei findet er als erstes heraus, dass Marietta eine florierende Partnervermittlung leitet, hat ihr Verschwinden damit zu tun?

"Friesenschwindel" ist ein humorvoller und lockerer Krimi mit wirklich schrulligen Protatonisten. Wir begleiten Reent bei seinen Recherchen, immer begleitet von Ricky dem Hund und Reents innerer Stimme, mit der er ständig im Dialog ist. Und die ihm in der ein oder anderen Situation wertvolle Tips gibt. Denn Reent geht bei seinen Recherchen ziemlich unstrukturiert vor, muss sich immer wieder seine verschiedenen Optionen vor Augen halten.

Neben dem etwas tütteligen Reent gibt es noch einige andere Originale. Reents Seelenklempner und der Hundetrainer Ubbo Dose, einen zwielichtigen Typen. Der Schreibstil ist blumig und teils ausschweifend, lässt sich aber sehr gut lesen. Gut gefallen haben mir die Dialoge mit den Damen der Partnervermittlung mit starkem polnischem Slang. Hier musste ich an einigen Stellen herzlich lachen.

Die Geschichte entwickelt sich langsam und Reent stolpert von Fährte zu Fährte, bis er am Ende alle Puzzlesteine zum großen Ganzen zusammenfügt und die Lösung des Falls bevorsteht.
Fazit: Humorvoller Krimi mit schrulligen Charakteren, der mir gut gefallen hat.

Autor: Olaf Büttner

Veröffentlicht am 02.05.2017

nervenzerfetzende Spannung

Der Näher
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Gummersbach: Zwei schwangere Frauen werden vermisst, Martin Abel wird zur Unterstützung der hiesigen Polizei nach Gummersbach geschickt. Die Kollegen sind nicht gerade begeistert als Abel ankommt, doch ...

Gummersbach: Zwei schwangere Frauen werden vermisst, Martin Abel wird zur Unterstützung der hiesigen Polizei nach Gummersbach geschickt. Die Kollegen sind nicht gerade begeistert als Abel ankommt, doch dann überschlagen sich die Ereignisse als die Leiche einer Frau gefunden wird. In einem abgelegenen Waldgebiet wurde sie in einem Erdloch einbetoniert. Sie birgt ein düsteres Geheimnis.

Nach "Blutsommer" und "Blutdämmerung" ist "Der Näher" der dritte Teil der Abel Reihe. Ich habe alle Teile gelesen, denke aber dass man auch als Quereinsteiger keine Probleme haben sollte. Für mich war es Abels bisher grausamster Fall, denn was der Näher seinen Opfern antut ist bizarr, macht sprachlos, offenbart menschliche Abgründe. Ich hatte beim lesen Gänsehaut, vor allem das Auffinden der ersten Leiche ist so plastisch beschrieben, dass ich die Szenerie bildlich vor Augen hatte.

Abel hat es bei seinen Ermittlungen diesmal besonderes schwer, da ihm die Kollegen aus Gummersbach fast feindselig gegenübertreten. Vor allem Borchert, der Chef der Abteilung ist nicht begeistert und setzt zwei seiner Mitarbeiter an, um Abel zu beobachten.

Abel versucht sich in den Täter hineinzuversetzen und kommt ihm immer näher. Ein Täter, der durch und durch kranke Fantasien hat, und das schon seit seiner Kindheit. Ein Täter, der der Polizei überlegen ist und der gezielt falsche Fährten legt.

Aus Abels Sicht, aber auch aus Sicht der Opfer und in Rückblenden aus Sicht des Täters verfolgt man die Story. Die Handlung ist so aufgebaut, dass man als Leser miträtseln kann, auf falsche Fährten geführt wird und bis zum Ende keinen Schimmer hat, wer denn nun der Näher sein könnte.

Der Thriller ist sehr gut geschrieben, er lässt sich flüssig lesen, bietet lebendige Dialoge und vermittelt eine düstere Atmosphäre. Aber er ist vor allem eines: sehr intensiv und unter die Haut gehend. Sowohl an den Opfern als auch am Täter ist man hautnah dran und erlebt die Gefühle, lernt zu verstehen, wieso sich der Näher so ungut entwickelt hat. Definitiv nichts für Leser mit schwachen Nerven. Die Spannung ist durchweg auf einem sehr hohen Niveau, es fällt schwer das Buch aus den Händen zu legen. Am Ende steigert sie sich ins unvermeßliche um am Schluss in einem genialen Showdown zu enden.

Aus meiner Sicht alles richtig gemacht, "Der Näher" ist ein deutscher Thriller der Extraklasse. Einen Punkt Abzug gibt es für die für meinen Geschmack zu ausführlichen Szenen, in denen der Näher Tiere aufs übelste quält. Hier hätten mir Andeutungen gereicht. Für mich waren die Szenen so schlimm dass ich stellenweise nur quergelesen habe. Zumal diese ausführlichen Szenen für die Handlung nicht wesentlich waren, das Buch auch gut ohne ausgekommen wäre. Schon in "Blutdämmerung" gab es brutale Tierquälereien, das wird hier aber noch getoppt. Szenen die ich mir nicht vorstellen und über die ich auch nicht lesen möchte.

Fazit: Wieder ein nervenzerfetzender Thriller aus der Feder von Rainer Löffler. Wer spannende Thriller liebt ist hier genau richtig.

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Veröffentlicht am 02.05.2017

mehr scifi als Thriller

Hagerstown
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Hagerstown spielt in einer zukünftigen Welt, in der neben den unveränderten Menschen die meisten entweder genetisch verändert oder mit Implantaten modifiziert sind. Als in Hagerstown plötzlich fast alle ...

Hagerstown spielt in einer zukünftigen Welt, in der neben den unveränderten Menschen die meisten entweder genetisch verändert oder mit Implantaten modifiziert sind. Als in Hagerstown plötzlich fast alle Menschen zeitgleich sterben, ist von einem Virus die Rede. Hagerstown wird abgeriegelt, für evtl. Überlebende gibt es kein entkommen. Die Videos aus Hagerstown verschwinden schnell aus dem Netz, es gibt keine plausiblen Erklärungen von Seiten der Regierung und die Gerüchteküche brodelt.

Aus der Sicht der vier Protagonisten Anders, Gary, Terry und Elise erlebt man die Geschichte jeweils aus der Ich-Perspektive, was ich sehr spannend fand. Denn so erhält man Einblicke aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Gary und Anders leben in einer WG zusammen, Terry und Elise sind Schwestern. Anfangs gibt es nur diese vier Protagonisten, später kommen noch weitere Charaktere dazu.

Da ich schon mal ein Buch gelesen hatte, in dem diverse Modifikationen eine Rolle spielten, konnte ich ganz gut in die Geschichte einsteigen, mich mit der zukünftigen Welt und den veränderten Menschen vertraut machen. Ca. zwei Drittel des Buchs war ich total gefesselt, als die Handlung im zunehmenden Verlauf verwirrender wurde, hat mich die Geschichte dann leider verloren. Viele Details werden nur angerissen, Fragen nur zum Teil beantwortet, so dass am Ende einfach zu viel offen blieb.

Emotionen gibt es im ganzen Buch eher wenig, man erlebt die Handlung distanziert ohne mit den Protas mitfiebern zu können. Punkten konnte die Story mit dem trockenen Humor von Gary, der mein Lieblinsprota war. Gut gefallen haben mir Parallelen zur Realität und die Portion Gesellschaftskritik.

Fazit: Insgesamt sehe ich das Buch mehr im Scifi Bereich denn als Thriller, meine Erwartungen gingen deswegen in eine andere Richtung.