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Veröffentlicht am 22.09.2016

komplex und spannend

Märchenwald
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"Märchenwald" von Martin Krist ist schon der fünfte Fall für Ermittler Paul Kalkbrenner und seine Kollegin Sera Muth. Auch diesmal beschäftigt ihn ein brisanter Fall bzw. mehrere Fälle, die irgendwie zusammenzuhängen ...

"Märchenwald" von Martin Krist ist schon der fünfte Fall für Ermittler Paul Kalkbrenner und seine Kollegin Sera Muth. Auch diesmal beschäftigt ihn ein brisanter Fall bzw. mehrere Fälle, die irgendwie zusammenzuhängen scheinen.

Bei einem Einbruch in einen Frisiersalon stirbt einer der Täter an seinen Verletzungen, die er sich am zerschlagenen Fenster zugezogen hat. Doch kaum ist der Tatort besichtigt kommt auch schon der nächste Fall rein, und der hat es in sich. Kalkbrenner wundert sich, denn offensichtlich ist der Mann eines natürlichen Todes gestorben. Herzinfarkt beim Mittagessen. Doch seine Kühltruhe birgt einen schrecklichen Inhalt.

Es hat nur wenige Seiten gebraucht, bis ich von diesem Thriller wieder total gefesselt war. Kalkbrenner und sein Team war mir schon aus den Vorgängern bekannt, so war es ein leichtes den Überblick über die einzelnen Protagonisten und die jeweiligen Erzählstränge zu behalten. In gewohnter Weise zeichnet sich der Aufbau durch kurze Kapitel, mehrere Handlungsstränge, die parallel laufen und schnelle Szenenwechsel aus. Dadurch entsteht eine ganz eigene Dynamik, die Cliffhanger am Ende der Kapitel verleiten dazu mehr zu lesen, als geplant.

Spannend fängt die Story an, wir Leser beobachten zwei kleine Kinder, die mitten in der Nacht von ihrer Mutter geweckt und im Wandschrank versteckt werden. Wie passen die beiden in die Story? Eine junge Frau hat ihr Gedächtnis verloren, sie irrt durch Berlin und wird verfolgt. In einem weiteren Strang verfolgen wir die Ermittlungen von Kalkbrenner und seinen Kollegen, die in ihrem Fall nicht so richtig vorwärts kommen.

All diese Stränge haben Berührungspunkte, es gibt Zufallstreffen zu einem Zeitpunkt als noch keiner ahnt, dass sich ihre Wege nochmals kreuzen werden. Genau diese zufälligen Szenen machen die Story authentisch. Die Spannung ist von Anfang an sehr hoch und bleibt auch konstant auf hohem Niveau. Ich bin atemlos durch die Seiten gerauscht, zumal das Thema wirklich brisant und schockierend ist. Martin Krist verwebt die Stränge gekonnt zu einem stimmigen Ganzen, in einem spannenden Showdown klärt sich am Ende fast alles auf. Einige wenige Fragen bleiben unbeantwortet, hier kann sich der Leser seine eigenen Gedanken machen.

Fazit: Wieder ein perfekter Thriller aus der Feder von Martin Krist. Kann ich jedem empfehlen, der komplexe und spannende Thriller liebt. Verdiente 5 Sterne.

Veröffentlicht am 18.09.2016

Die Montagsgruppe

Die Schande der Lebenden
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"Die Schande der Lebenden" von Mark Billingham ist ein psychologisch ausgefeilter Roman um eine Gruppe ehemals Süchtiger, die sich jeden Montag bei dem Therapeuten Tony de Silva in dessen Haus trifft. ...

"Die Schande der Lebenden" von Mark Billingham ist ein psychologisch ausgefeilter Roman um eine Gruppe ehemals Süchtiger, die sich jeden Montag bei dem Therapeuten Tony de Silva in dessen Haus trifft. So unterschiedlich die Teilnehmer sind, sie alle haben ihre Sucht überwunden und versuchen, nicht wieder rückfällig zu werden. Bei fast allen handelte es sich um Alkohol- oder Drogenmissbrauch. Tony war in früheren Zeiten selbst süchtig und kann sich deswegen in seine Klienten sehr gut hinein versetzen, kennt die richtigen Methoden, um ihnen zu helfen.

Bei den Treffen gibt jeder seine gut gehüteten, dunklen Geheimnisse preis, wohl wissend dass die Gruppenregeln vorgeben, dass alles Gesagte in der Gruppe bleibt und nie ein Wort nach außen dringen wird. Immer wieder kommt es zu unschönen Szenen, die meist von Chris ausgehen. Doch trotzdem treffen sich alle nach den Sitzungen noch im Pup, um zu reden. Als jemand aus dem Kreis der Gruppe ermordet wird ändert sich alles.

Billingham hat seine Geschichte sehr gut aufgebaut, sie ist unterteilt in "Damals" und "Jetzt". Nach und nach erfährt man, was damals in den Therapiesitzungen vorgefallen ist, im "Jetzt" verfolgt man die Ermittlungen der Polizei im Mordfall. Die Befragungen der Teilnehmer und des Umfelds des Toten, die Schwierigkeiten mit denen die Ermittler zu kämpfen haben.

Der Großteil der Handlung beschäftigt sich aber mit den Sitzungen, was ich persönlich sehr interessant fand. Jeder der Teilnehmer hat seine eigene Vergangenheit, muss sich auf dem "heißen Stuhl" offenbaren, seine Ängste und seine Scham gestehen. Man merkt dass der Autor hier sehr gut recherchiert hat, die Sitzungen kommen lebhaft und authentisch rüber.

Der Fokus liegt auf den jeweiligen Persönlichkeiten und ihren Beziehungen untereinander, die sich verändern, als ein neuer Teilnehmer in die Gruppe kommt. Alle Protagonisten sind sehr gut skizziert, man lernt jeden von ihren gut kennen und kann sich ein Bild über die Persönlichkeit machen. Doch ist einer aus der Runde auch fähig einen Mord zu begehen? Die Spannungskurve steigt konstant an, dazu trägt auch bei dass lange nicht klar ist, wer das Opfer ist. Die Auflösung ist in sich stimmig und lässt keine Fragen offen.

Fazit:"Sie Schande der Lebenden" hat mir sehr gut gefallen, kommt allerdings nicht ganz an die beiden Vorgänger heran, so dass ich im Vergleich nicht die volle Punktzahl vergeben kann. Verdiente 4 Sterne für einen psychologisch sehr spannenden Roman.

Veröffentlicht am 15.09.2016

hochkarätiger Thriller

Der Todesprophet
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Schauplatz Berlin: Im Mittelpunkt der Geschichte steht der ehemalige Auslandsjournalist Ben Weidner, der jahrelang aus unterschiedlichen Krisengebieten berichtete. Bei seinem letzten Einsatz in Äthiopien ...

Schauplatz Berlin: Im Mittelpunkt der Geschichte steht der ehemalige Auslandsjournalist Ben Weidner, der jahrelang aus unterschiedlichen Krisengebieten berichtete. Bei seinem letzten Einsatz in Äthiopien wurde er als Geisel genommen und gezwungen, einen anderen Menschen zu töten. Seitdem ist nichts wie es war. Er leidet unter den traumatischen Erlebnissen, hat wiederkehrende Panikattacken, seine Ehe kriselt und in seinem Job ist er nicht mehr leistungsfähig. Letztlich zieht seine Frau Nicole die Notbremse und trennt sich von ihm, ein Jahr ist seitdem vergangen. Auch seine Tochter Lisa hat sich von ihm abgewendet, von Mitschülern wurde sie als Mörderkind verschrien. Nicole die Scheidung ein, Ben leidet sehr unter der Entfremdung von seiner Tochter.

Eines abends lernt Ben eine Frau kennen, nach dem Kino geht er mit ihr nach Hause auf eine Tasse Kaffee. Am nächsten Morgen wacht Ben in seiner Wohnung auf, ohne eine Erinnerung daran, was am Abend noch vorgefallenen ist oder wie er nach Hause gekommen ist. Er vermisst sein Handy, vermutet dass er es bei seiner Bekanntschaft vergessen hat und fährt kurzentschlossen zu ihr. Nichtsahnend betritt er ihre Wohnung, die Tür ist nur angelehnt. Doch was ihn hier erwartet, darauf ist er nicht vorbereitet. Die Frau ist tot, ermordet und Ben gerät ins Visier der Ermittler.

Seine Vorgeschichte wurde von den Medien hinreichend ausgeschlachtet und ist auch den ermittelnden Kommissaren bekannt, sie vermuten dass die Scheidungspapiere, die Tags zuvor bei Ben eintrafen, ihn zu der Tat trieben. Alle Unschuldsbeteuerungen helfen nichts, langsam beginnt auch Ben an sich selbst zu zweifeln. Nachdem eine weitere Frau ermordet wird und wieder alles auf Ben als Täter deutet sieht er nur eine Chance, seine Unschuld zu beweisen. Er entzieht sich der Polizei und beginnt selbst nachzuforschen.

Puuuuu, was für ein hochspannender Thriller! Nach einem Einstieg, in dem man Ben und seine Geschichte sowie seine familiären Verhältnisse kennenlernt geht die Handlung temporeich weiter. Die Ereignisse überschlagen sich und während man noch rätselt, ob Ben ein Zufallsopfer ist oder nicht passiert schon wieder etwas. Zumeist erlebt man die Handlung aus Bens Sicht, zwischendurch gibt es aber Abschnitte aus Sicht des Täters und man kann um die Motive und die Identität des Täters rätseln. Und das war wirklich die Überraschung mit der ich nie gerechnet hätte. Dabei ist die Spannung auf hohem Niveau und steigert sich immer mehr, so dass ich das Buch irgendwann nicht mehr aus den Fingern legen konnte.

Die Protas sind schön skizziert, Ben kommt sympathisch rüber, ganz im Gegensatz zu den ermittelnden Kommissaren, denn nicht alle gehen unvoreingenommen an die Ermittlungen ran.....

Fazit: Ein flüssiger Schreibstil und eine verzwickte, komplexe Handlung sorgen zusammen mit der Spannung für einen Hochkarätigen Thriller. Unbedingt zu empfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Helgoland im Sturm

Hell-Go-Land
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Polizistin Anna Krüger ist auf Helgoland aufgewachsen, hat der Insel aber vor vielen Jahren den Rücken gekehrt. Jetzt hat sie einen Posten bei der Polizei Helgoland angenommen, auch um mit ihrer Vergangenheit ...

Polizistin Anna Krüger ist auf Helgoland aufgewachsen, hat der Insel aber vor vielen Jahren den Rücken gekehrt. Jetzt hat sie einen Posten bei der Polizei Helgoland angenommen, auch um mit ihrer Vergangenheit abschließen zu können. Der Polizeiposten auf Helgoland ist klein, drei Polizisten plus Sekretärin sind die ganze Besetzung. Einen Kollegen, Marten, kennt Anna noch von früher, er war einige Klasse unter ihr und ging auf dieselbe Schule. Paul Freitag, der Dienststellenleiter ist kein Helgoländer, er ist gut aussehend und Anna sofort sympathisch. Normalerweise hat die Polizei auf Helgoland nicht viel zu tun, es ist ein ruhiger Posten:Außer Streife fahren und ab und an Betrunkene Gäste oder Einheimische auszunüchtern kommt selten etwas spannendes vor. Das ändert sich mit der Ankunft von Anna, denn gleich am ersten Arbeitstag erwartet si ein Päckchen, das mit der Post zugestellt wurde. Der brisante Inhalt: Ein menschlicher Daumen. Die drei Polizisten, alles keine ausgebildeten Ermittler, versuchen mit ihren Möglichkeiten herauszufinden, ob es sich hier überhaupt um ein Verbrechen handelt, denn möglicherweise wurde der Daumen versehentlich bei einem Unfall abgetrennt. Nur allzu schnell wird klar, dass ein kranker Geist hinter der Geschichte steckt, denn im nächsten Paket befindet sich ein Glas mit Blut. Hält ein Psychopath jemanden gefangen, wenn ja, ist derjenige noch am Leben? Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, ausgerechnet jetzt tobt sich ein Sturm über Helgoland aus, der Fährverkehr liegt still und von außen ist keine Hilfe zu erwarten. Dazu kommt noch erschwerend hinzu, dass Annas Migräneattacken immer mehr an Stärke gewinnen......

Wow, der Thriller hat es wirklich in sich. Tim Erzberg erzeugt von Anfang an eine beklemmende, düstere und unterschwellig bedrohliche Atmosphäre auf der sturmgeplagten Insel. Zeitweise gilt sogar Ausgangssperre, die Straßen wirken verwaist, kaum ein Mensch ist unterwegs. Schnell wird klar, dass es in Annas Vergangenheit ein Geheimnis gibt, etwas, dem sie sich stellen will indem sie nach vielen Jahren wieder auf die Insel zurückkehrt. In Rückblenden aus Annas Erinnerung und Tagebucheinträgen erfährt man mehr, doch um was genau es sich handelt, wird erst gegen Ende klar. Neben dem Strang um Anna und die Ermittlungen gibt es noch einen zweiten, der sich mit einem Arzt und dessen Haushälterin befasst, welche auf ein gut gehütetes Geheimnis stößt.

Anna und die wenigen anderen Hauptpersonen sind sehr gut skizziert, so dass ich mir recht schnell ein Bild machen und mit fiebern konnte. Die Handlung ist temporeich und fesselnd, die Spannung steigert sich immer mehr, so dass ich das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen konnte. Positiv fällt der Schreibstil auf, der für einen Thriller anspruchsvoll ist und mit den bildhaften Beschreibungen Kopfkino erzeugt.

Fazit: Atmosphärischer Thriller mit einem Sturm als Hintergrundkulisse und einer fesselnden Story. 5 verdiente Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

spannender Japan Krimi

Shinigami Games
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"Shingami Games" ist der dritte Teil der Reihe um Inspektorin Yuka Sato und spielt in Tokyo. Die ersten beiden Teile habe ich nicht gelesen, konnte aber trotzdem relativ gut in den Handlung einsteigen. ...

"Shingami Games" ist der dritte Teil der Reihe um Inspektorin Yuka Sato und spielt in Tokyo. Die ersten beiden Teile habe ich nicht gelesen, konnte aber trotzdem relativ gut in den Handlung einsteigen. Verwirrend waren für mich anfangs die vielen Protagonisten und die Namen, hier war die Personenliste am Anfang hilfreich, auf der die wichtigsten Akteure genannt werden. Auch wenn man ohne Vorkenntnisse einsteigen kann würde ich trotzdem empfehlen die Reihe von Anfang an zu lesen, um sich mit Yuka Sato und ihrem Umfeld vertraut zu machen.

Yuka Sato ist mit ihrem Kollegen und guten Freund Iwaki auf der morgendlichen Joggingtour, als Iwaki plötzlich zusammenbricht. Ein Schuss aus dem Hinterhalt hat ihn getötet, doch der Mord ist nur der Anfang eines bösen Spieles, das der Mörder mit Yuka Sato spielen will. Per email gibt der "Shinigami" jeden Tag neue verschlüsselte Hinweise auf das nächste Opfer bzw. den Ort, an dem er zuschlagen wird. Für Yuka Sato beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, will sie das jeweilige Opfer retten und den Mord verhindern. Wer verbirgt sich hinter dem Shinigami?

Die Geschichte beginnt gleich mit dem ersten Mord, man lernt Yuka Sato sowie ihre Kollegen kennen. Yuka blieb mir lange Zeit zu blass, ich bin an sie nicht herangekommen. Mit dem Vorwissen aus den vorangehende Teilen wäre es sich anders gewesen. Die Handlung ist in sieben Runden, die Endrunde und mehrere Unterkapitel aufgeteilt, was mir gut gefallen hat, denn so verliert man nicht den Überblick und kann in Ruhe Runde für Runde lesen. Im Verlauf der Story lernt man viel über die Kultur Japans als auch wichtige Sehenswürdigkeiten und Orte. Orte, die ich auf google nachgeschaut habe. Das Japan-Feeling kommt sehr gut rüber, auch der Schreibstil an sich hat mir sehr gut gefallen.

Fazit: Spannender Teil einer Reihe mit Japan-Feeling, ich denke ich werde die anderen beiden Teile auch noch lesen.