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Veröffentlicht am 26.11.2017

Über den Zweiten Weltkrieg und Konzentrationslager in Polen

Karolinas Töchter
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Verliert die Holocaust-Überlebende Lena ein zweites Mal ihre Freiheit? Wenn es nach ihrem Sohn geht, ja. Denn er will seine Mutter entmündigen und in einem Heim unterbringen lassen, nachdem sie sich von ...

Verliert die Holocaust-Überlebende Lena ein zweites Mal ihre Freiheit? Wenn es nach ihrem Sohn geht, ja. Denn er will seine Mutter entmündigen und in einem Heim unterbringen lassen, nachdem sie sich von Chicago aus 70 Jahre nach Ende des Holocausts mit Hilfe einer Rechtsanwältin und eines Privatermittlers auf die Suche nach zwei Babys macht, die sie 1943 in Polen auf dem Weg in ein Konzentrationslager aus dem fahrenden Zug geworfen hat, um sie vor dem sicheren Tod zu retten. Es gibt Anzeichen, dass Lena diesbezüglich unter Wahnvorstellungen leidet. Während in einem Handlungsstrang Lena ihrer an sie glaubenden Rechtsanwältin in aufeinanderfolgenden Gesprächssitzungen ihre Lebens- und Leidensgeschichte als Jüdin in Polen unter den Nazis erzählt und der Privatermittler Beweise aufspürt, die ihre Version stützen, liegt in einem zweiten Handlungsstrang der Fokus auf dem gerichtlichen Verfahren der Entmündigung Lenas.
Wer historische, im Dritten Reich angesiedelte Romane mag, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen. Gut recherchiert und sehr realistisch stellt der Autor die Geschichte des Zweiten Weltkriegs in Polen, in der Stadt Chrzanów und in den Konzentrationslagern Groß-Rosen und Auschwitz dar, und zwar anhand der fiktiven Protagonistin Jüdin Lena. Ergebnis ist eine sehr berührende Lebensgeschichte einer den Holocaust Überlebenden, die alle Schrecken der damaligen Zeit durchlebt hat. Zu Recht stellt sich Lena wiederholt die Frage, wie Gott so etwas zulassen konnte. Die Geschichte geht so zu Herzen, dass ich das Buch entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten nur mit längeren Pausen lesen konnte. Erbauend war dabei zu lesen, wie viel Hilfe bei ihrem Überlebenskampf Lena von Dritten zu Teil wurde. Das Buch ist ein guter Beitrag, um die Erinnerung an das furchtbarste Kapitel deutscher Geschichte wachzuhalten. Interessant ist auch der juristische Nebenschauplatz, dem anzumerken ist, dass der Autor von Haus aus Rechtsanwalt ist. Gelungen ist der Einbau einer Überraschung betreffend die im Buchtitel erwähnten Töchter.
Von mir erhält das Buch eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 26.11.2017

Schnelle Rezepte für Kuchen, Torten, Kekse u.ä.

Einfach backen
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Das Buch hält, was sein Titel verspricht. Auf 203 Seiten verrät uns die Autorin, Konditormeisterin, ihre besten Rezepte und Backgeheimnisse. Das Buch ist übersichtlich gegliedert in eine kurze Einleitung ...

Das Buch hält, was sein Titel verspricht. Auf 203 Seiten verrät uns die Autorin, Konditormeisterin, ihre besten Rezepte und Backgeheimnisse. Das Buch ist übersichtlich gegliedert in eine kurze Einleitung zur Person der Autorin, Tipps und Tricks beim Backen, Beschreibung von Backzubehör, Rezeptteil, Register und ein kleines Glossar, für das ich als aus Deutschland kommende Leserin besonders dankbar bin, weil ich ansonsten nicht gewusst hätte, das etwa Staubzucker Puderzucker und Topfen Quark ist. Der eigentliche Rezeptteil ist geordnet in Sonntagskuchen, Kaffeeklatsch-Gebäck, Cupcakes & Muffins, Backspass für Kinder, Backen wie früher, Montagskuchen und Backen quer durchs Jahr. Da die Autorin Österreicherin ist, sind natürlich auch landestypische Klassiker wie Sachertorte, Herrenkuchen oder Marillenschnitten vertreten. Man muss das Buch einfach einmal durchblättern und sich von den großformatigen Fotos inspirieren lassen. Finden lässt sich ganz sicher ein Rezept zum Nachbacken(und vielleicht zum leichten Variieren). Keinesfalls darf man anschließend niedergeschlagen sein, wenn das eigene Werk nicht den sehr perfekten bildnerischen Darstellungen entspricht. Sie machen eben deutlich, dass wie es in der Einleitung heißt, die Autorin es am meisten liebt, Torten in kleine Kunstwerke zu verwandeln. Die Rezepte sind wie allgemein üblich in eine Zutatenliste und eine genaue Zubereitungsanleitung unterteilt, ergänzt durch nützliche Meistertipps. Angaben zur Zubereitungsdauer fehlen allerdings. Einige Rezepte habe ich bereits nachgebacken und war zufrieden mit dem Resultat. Die optische Gestaltung des Buches ist liebevoll und gelungen. Der robuste, feste Einband ohne Schutzumschlag ist küchengeeignet.
Ein schönes Buch für kleine und große Bäcker.

Veröffentlicht am 02.11.2017

Nicht nur für Eishockey-Fans lesenswert

Kleine Stadt der großen Träume
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Schon mit dem ersten Satz ist der Grundstein für eine spannende Geschichte gelegt. Sie beginnt damit, dass ein Teenager mit einer Schrotflinte in den Wald geht, sie gegen einen anderen Menschen richtet ...

Schon mit dem ersten Satz ist der Grundstein für eine spannende Geschichte gelegt. Sie beginnt damit, dass ein Teenager mit einer Schrotflinte in den Wald geht, sie gegen einen anderen Menschen richtet und abdrückt. Wie ist es dazu gekommen? Zunächst allerdings geht es über die ersten zwei Fünftel um die fast schon fanatische Eishockeyleidenschaft, die die Bewohner der kleinen, hinter dunklen Wäldern gelegenen schwedischen Stadt Björnstadt, die keine wirtschaftliche Zukunft hat und wo jeder jeden kennt, regiert. Alles rund um den Sport wird so lebendig beschrieben, dass sich der Leser gleichsam selber als Teil eines Spiels sieht. Alle Hoffnungen werden auf die Junioreneishockeymannschaft mit ihrem Starspieler gesetzt, deren Sieg in einem wichtigen Spiel die Stadt wieder aufwärtsbringen soll. Dann aber ändert eine Nacht alles. Ein Vorfall bewegt die Menschen, die immer zusammengehalten haben, dazu, Farbe zu bekennen und Position zu beziehen. Plötzlich sind die Björnstädter nicht mehr sicher - sollen Eishockey und die Spieler zuerst kommen? Von da an stehen dann auch die Menschen aus dem Ort im Vordergrund. Es werden kontinuierlich neue Figuren eingeführt. Jeder ist in irgendeiner Wise mit den anderen verwoben - die jungen und ehemals aktiven Hockeyspieler, die jetzigen und früheren Trainer, ihre Eltern, die Sponsoren und Kommunalpolitiker. Jeder von ihnen trägt eine Last mit sich und kämpft gegen Dämone. Backman ist es gelungen, eine komplexe, zum Nachdenken anregende Geschichte über Verantwortung, Freundschaft und die Last der Elternschaft zu schreiben. Das Buch liest sich nicht unbedingt leicht.

Veröffentlicht am 25.10.2017

Menschen und Bäume entwurzelt man nicht

Betrunkene Bäume
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Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel neues Sachwissen sich aus einem Unterhaltungsroman ziehen lässt. So auch bei dem vorliegenden Buch, dessen ungewöhnlicher Titel Bezug nimmt auf ein mir bis dato ...

Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel neues Sachwissen sich aus einem Unterhaltungsroman ziehen lässt. So auch bei dem vorliegenden Buch, dessen ungewöhnlicher Titel Bezug nimmt auf ein mir bis dato unbekanntes Naturphänomen, dessen Erforschung sich der inzwischen über achtzigjährige Protagonist Erich zeitlebens verschrieben hat. Als junger Wissenschaftler reist er aus der DDR für Forschungszwecke in die sibirische Taiga, wo er in seinem russischen Assistenten Wolodja einen Freund und in Dascha die Liebe seines Lebens findet. Dascha folgt Erich später in dessen Heimat und wird seine Frau. Im Alter steht er dennoch alleine da, obwohl Dascha nicht vorverstorben ist, und kämpft zusehends gegen seine Altersgebrechen. Geblieben ist ihm seine Liebe zu Bäumen, die er in seiner Plattenbauwohnung züchtet. Als er die Ausreißerin Katharina kennenlernt, deren Vater die Familie verlassen hat, um in Sibirien zu arbeiten, sieht er eine Chance, frühere Fehler wieder gutzumachen.
Das Buch zu lesen lohnt sich wirklich. Anders als man aufgrund des vorderen Klappentextes meinen könnte, ist es nicht vorrangig ein Buch über eine Freundschaft zwischen Alt und Jung (Erich und Katharina). Sie verbindet eher eine Zweckgemeinschaft. Vielmehr dominiert das Thema Liebe, und zwar zur Natur in Gestalt von Erichs Bäumen und zu anderen Menschen (Dascha). Viel Raum nimmt auch die Darstellung des Prozesses der Alterung ein, ohne allerdings traurig zu stimmen, stemmt sich Erich doch auf durchaus humorvolle Weise dagegen, z.B. indem er sich listig seiner Pflegekräfte entledigt. Auflockernd wirkt der Erzählfluss, indem im Wechsel Geschehnisse in Sibirien Jahrzehnte zuvor und in der Gegenwart geschildert werden. Wolodjas Vergangenheit, seine Verbindung zu Erich, der Gang ihrer Beziehung zur selben Frau – alles kommt zunächst bruchstückhaft zu Tage und fügt sich erst später zu einem Ganzen. Die Sprache ist recht poetisch und bildhaft. Das unwirtliche Sibirien hat man gut vor Augen und erhält einen lehrreichen Eindruck über die dortige Natur und ihre Menschen, die in Jurten oder gar wie zeitweise Wolodja in den berüchtigten Arbeitslagern hausen.

Veröffentlicht am 05.10.2017

Eine wunderbare Geschichte über eine skurrile Familie

Der Vater, der vom Himmel fiel
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Vielleicht hat sich der eine oder andere Leser das schon einmal vorgestellt – nach seinem Tod noch einmal zu den Seinen zurückzukehren und ihnen das zu sagen, was man zu Lebzeiten nie gewagt hat, sowie ...

Vielleicht hat sich der eine oder andere Leser das schon einmal vorgestellt – nach seinem Tod noch einmal zu den Seinen zurückzukehren und ihnen das zu sagen, was man zu Lebzeiten nie gewagt hat, sowie noch gewisse familiäre Angelegenheiten zu ordnen, wozu man nicht mehr gekommen ist. Der alte Engländer Lyle jedenfalls verstirbt und erhält eine Gnadenfrist von 20 Tagen, während derer ihn nur sein Sohn Greg sehen und sprechen kann. Greg, einst Rebell und schwarzes Schaf der Familie, soll für seinen Vater herausfinden, was dessen Bruder Frank und seinen eigenen Bruder Billy umtreibt. Bei dieser Gelegenheit deckt er ein auch ihn betreffendes Familiengeheimnis auf.
Trotz des ja eigentlich traurigen Anfangs der Geschichte, der sich um das Versterben von Lyle und seine Beerdigung dreht, und auch der späteren Thematik vom Tod liest sie sich recht amüsant. Das ist dem Umstand geschuldet, dass die Personen auf recht unkonventionelle Weise ums Leben kommen (Lyle verwechselt eine Terpentin- mit einer Medikamentenlösung und wird – vermeintlich betrunken – vom Bus überfahren; Onkel Frank amüsiert sich über eine Radiosendung und erstickt an einem Fisherman’s Friend). Außerdem sind die Romanfiguren allesamt recht skurril und durchgeknallt mit speziellen Marotten. Vorbildhaft ist, wie familiäre Zwistigkeiten aus der Welt geschafft werden und alle wieder zu einer Familie werden, in der auch einmal über Gefühle für die anderen gesprochen wird.
Wenn es also im vorderen Klappentext heißt, das Buch gehöre zu denen, die man mit einem Lächeln im Gesicht liest, kann ich dem nur beipflichten.