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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.07.2021

Dorfleben zu Zeiten von Corona

Über Menschen
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Noch während andauernder Corona-Pandemie einen Corona-Roman wie den vorliegenden zu lesen, hat etwas, denn in ihm werden alle nur denkbaren Meinungen über das Thema abgehandelt und der Leser wird sich ...

Noch während andauernder Corona-Pandemie einen Corona-Roman wie den vorliegenden zu lesen, hat etwas, denn in ihm werden alle nur denkbaren Meinungen über das Thema abgehandelt und der Leser wird sich schon irgendwo wiederfinden. Die Protagonistin Dora ist eine Werbetexterin aus Berlin, die Abstand von ihrem Freund, einem radikalen Klimaaktivisten und Lockdown-Verfechter, braucht und sich in einem alten Haus in einem brandenburgischen Dorf niederlässt. Seine Bewohner sind ganz dem üblichen Klischee entsprechend rechtsgerichtet und deshalb so gar nicht Doras Fall. Dennoch entsteht rasch eine enge Beziehung zu ihrem als „Dorf-Nazi“ geltenden Nachbarn und anderen Bewohnern, weil diese ihr Hilfe und ein Gefühl von Zugehörigkeit geben. Die Geschichte ist witzig und ironisch geschrieben, das Ende sehr berührend. Die Charakterisierungen der Personen sind sehr liebevoll und treffend und werden dem Buchtitel voll gerecht. Als Lehre lässt sich aus der Geschichte ziehen, dass sich Vorurteile nicht immer bewahrheiten.
Sehr empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 14.07.2021

Muss eine Frau ein Kind haben?

Nie, nie, nie
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Die 35jährige namenlos bleibende Erzählerin will nicht Mutter werden. Ihr gesamtes soziales Umfeld sieht das anders, verhaftet in der traditionellen Vorstellung, dass nur eine Frau mit Kind der Norm entspricht. ...

Die 35jährige namenlos bleibende Erzählerin will nicht Mutter werden. Ihr gesamtes soziales Umfeld sieht das anders, verhaftet in der traditionellen Vorstellung, dass nur eine Frau mit Kind der Norm entspricht. Wenngleich ich persönlich die Beweggründe der Protagonistin nachvollziehen kann, nicht sie jedoch gutheißen, bleibt sie mir durchweg sympathisch. Denn sie reflektiert ihre Entscheidung immer wieder eingehend und schließt sogar nicht aus, sie später zu revidieren. Hingegen büßen die ihr nahestehenden Personen schon an Sympathie ein, wenn sie sich bemüßigt fühlen, auf die Erzählerin einzureden und sie umzustimmen versuchen. Sehr gefallen hat mir in der Geschichte, wie detailliert der familiäre Hintergrund der Erzählerin behandelt wird, vor allem die Rolle der Großeltern, von denen die eine Seite eigentlich Kinder ablehnte und nur welche bekam, um der gesellschaftlichen Erwartung ihrer Zeit gerecht zu werden, und die andere Seite jahrelang auf das sehnlichst erwartete Wunschkind warten musste.
Ein lesenswertes Buch, das zur Diskussion anregt und gleichermaßen von Frauen und Männern mit oder ohne Kinderwunsch gelesen werden kann.

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Veröffentlicht am 13.07.2021

Tragische Familienverhältnisse

In diesen Sommern
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Vom Buchtitel und dem idyllisch wirkenden Buchcover sollte man sich nicht täuschen lassen. Es handelt sich nicht um eine leichte Urlaubslektüre, sondern um die in der Rückschau erfolgende Aufarbeitung ...

Vom Buchtitel und dem idyllisch wirkenden Buchcover sollte man sich nicht täuschen lassen. Es handelt sich nicht um eine leichte Urlaubslektüre, sondern um die in der Rückschau erfolgende Aufarbeitung ihrer schwierigen Familienverhältnisse während ihrer Kindheit und Jugend durch die Ich-Erzählerin Teresa. Völlig unaufgeregt und sachlich erzählt sie fragmentarische Erinnerungen aus ihrem Familienleben, im knappen Stil eines Kindes. Schon früh erkennt der Leser durch kurze Andeutungen, dass es keine Bilderbuchfamilie ist, sondern der Vater Alkoholiker ist und zu Gewalttätigkeiten seinen beiden Kindern gegenüber neigt, während die Mutter lange zögert, ihn zu verlassen. Teresa wird immer resistenter ihrem Vater gegenüber. Eine Abrechnung mit ihm erfolgt jedoch nicht. Im Gegenteil, Teresa widmet sich auch vielen schönen Momenten mit ihrem Vater. Wie es nicht anders sein kann aus der Sicht eines Kindes, erhalten wir keinen Überblick aufs Ganze und bleiben die Ursachen für die Probleme des Vaters ungenannt.
Sehr zu empfehlende Lektüre.

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Entscheidung für Freiheit oder Heimat?

Dreieinhalb Stunden
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Zu diesem Buch gibt es bereits den gleichnamigen Film, zu dem Autor zusammen mit Beate Fraunholz als Drehbuchautoren im Auftrag der ARD das Drehbuch anlässlich des 60. Jahrestags der Errichtung der Mauer ...


Zu diesem Buch gibt es bereits den gleichnamigen Film, zu dem Autor zusammen mit Beate Fraunholz als Drehbuchautoren im Auftrag der ARD das Drehbuch anlässlich des 60. Jahrestags der Errichtung der Mauer geschrieben hat. Er verarbeitet in ihm auch seine eigene Geschichte, denn seine Großeltern befanden sich am 13. August 1961 im Zug auf der Fahrt von Bremen nach Dresden und standen genau wie die Protagonisten dieses Buches vor der Entscheidung, in die dann vermutlich für immer geschlossene Heimat zurückzukehren oder vor der Grenze auszusteigen und ein neues Leben in Freiheit im Westen zu beginnen. In diesem Roman beleuchtet der Autor die Schicksale verschiedener Personen mit je eigenem persönlichem Hintergrund. Wir erleben mit, in welchem Zwiespalt sie sich befinden und fiebern mit ihnen mit. Nicht nur begleiten wir sie auf der noch dreieinhalb Stunden währenden Fahrt im Interzonenzug bis zum Grenzübergang zur DDR, sondern erhalten Einblicke in ihre Vergangenheit und ihre Träume. Alles bleibt spannend bis zum Schluss, denn bei jedem einzelnen fragen auch wir uns, wie wird er sich entscheiden?

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Veröffentlicht am 09.07.2021

Autobiografische Familiengeschichte

HERKUNFT
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Sasa Stanisic ist ein Autor, der Hochachtung verdient. Erst im Alter von 14 Jahren aus dem ehemaligen Jugoslawien ohne jede Deutschkenntnisse nach Deutschland gekommen, beeindruckt er auch in diesem Roman ...

Sasa Stanisic ist ein Autor, der Hochachtung verdient. Erst im Alter von 14 Jahren aus dem ehemaligen Jugoslawien ohne jede Deutschkenntnisse nach Deutschland gekommen, beeindruckt er auch in diesem Roman durch seine Sprache. Es handelt sich um autobiografische Erinnerungen an seine Kindheit mit einem serbischen Vater, einer bosnisch-muslimischen Mutter in Visegrad nahe der serbischen Grenze, von wo die Familie flüchten musste. Vor allem aber ist es eine Hommage an seine Großmutter, die an Demenz erkrankt und zusehends vergisst. Berichtet werden viele schöne und traurige Momente, alles in einer besonderen Sprache. Der ungewöhnliche lange Epilog mit immerhin 70 Seiten wartet mit einem kreativen Ende auf, das ich so zuvor noch in keinem Roman gefunden habe.
Sehr lesenswert.

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