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Veröffentlicht am 18.12.2023

Aneinanderreihung von Reflexionen

Die Verletzlichen
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Eine eigentliche Handlung gibt es in diesem Roman nicht. Vielmehr werden Reflexionen der Ich-Erzählerin (wohl die Autorin selbst) aneinandergereiht, vor allem zum Schreiben und zum Beruf des Schriftstellers, ...

Eine eigentliche Handlung gibt es in diesem Roman nicht. Vielmehr werden Reflexionen der Ich-Erzählerin (wohl die Autorin selbst) aneinandergereiht, vor allem zum Schreiben und zum Beruf des Schriftstellers, aber auch zu gesellschaftlichen Themen. Hier nimmt die im Jahr 2020 gerade aktuell gewesene Pandemie in New York, dem Wohnort der Erzählerin, viel Raum ein. Während der Pandemie hütet die Erzählerin den Papagei einer Freundin in deren Wohnung ein, wo sie auf einen psychisch kranken Studenten trifft.
Das Buch ist ein wahres Goldstück für Literaturfreunde, denn die Erzählerin sinniert sehr viel über berühmte Weltliteraten und den Beruf des Schriftstellers, fügt auch viele Zitate ein. Das alles dominiert sogar, während von dem Zusammentreffen der Erzählerin mit dem jungen Mann erst relativ spät die Rede ist und ihr Zusammenleben im Hintergrund bleibt, wodurch der Leser m.E. getäuscht wird. In ähnlicher Weise hat die Autorin bereits früher ihr Buch „Der Freund“ geschrieben, soweit ich es recht in Erinnerung habe. Ein Plus ist das Cover, auf dem der Ara und eine Hortensie zu sehen ist, die beide im Buch eine Rolle spielen.
Wer besondere Bücher mag und literaturaffin ist, mag zu diesem Buch greifen.

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Veröffentlicht am 14.12.2023

Aus Liebe zum Backen und zum Ehemann

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
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Die Endsiebzigerin Jenny Quinn ist eine passionierte Bäckerin und backt nach alten Familienrezepten. Mit ihnen verbindet sie besondere Erinnerungen aus ihrem Leben, darunter auch sehr schmerzliche. Drei ...

Die Endsiebzigerin Jenny Quinn ist eine passionierte Bäckerin und backt nach alten Familienrezepten. Mit ihnen verbindet sie besondere Erinnerungen aus ihrem Leben, darunter auch sehr schmerzliche. Drei der Rezepte hat sie vor sechzig Jahren in einem Notizheft notiert, das in dieser Geschichte eine wichtige Rolle spielt. Seither hütet sie ein Geheimnis, selbst vor ihrem geliebten Mann Bernie. Im Alter will sie endlich etwas Neues wagen und sie bewirbt sich für eine TV-Backshow, in deren Folge ihr Geheimnis aufgedeckt wird.
Der Roman rund um Jenny, ihre Familie und die Teilnahme an der Backshow liest sich schnell und er ist unterhaltsam. Die Figuren haben etwas typisch Britisches an sich. Jenny und Bernie werden sehr liebevoll dargestellt und sind es auch nach 60jähriger Ehe zueinander. Allerdings ist Bernie vielleicht etwas zu zurückhaltend und verständnisvoll gegenüber seiner Frau, die ja Einiges vor ihm verbirgt. Zwar werden keinerlei Kuchenrezepte eingeführt. Doch sind sie so detailliert und liebevoll beschrieben genau wie die fertigen Kuchen, dass man sich eine gute Vorstellung von dem Gebackenen machen kann und einem das Wasser im Munde zusammenläuft. Allerdings frage ich mich, wer die Unmengen von Kuchen, die Jenny schon immer gebacken hat, in ihrem Zweipersonenhaushalt wohl gegessen haben mag. Gut gefallen haben mir die Rückblicke in die Vergangenheit, zu denen jeweils etwas Gebackenes Anlass gibt. Das Ende der Geschichte ist recht bald voraussehbar.
Alles in allem eine zu empfehlende Lektüre.

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Veröffentlicht am 03.12.2023

Berufsleben einer Journalistin

Die Unbestechliche
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Maria von Walser, die eine der beiden Autorinnen, ist mir als Moderatorin der Frauenfernsehsendung ML Mona Lisa bekannt. Vor allem der Berichterstattung über Frauen hat sie sich verschrieben. In diesen ...

Maria von Walser, die eine der beiden Autorinnen, ist mir als Moderatorin der Frauenfernsehsendung ML Mona Lisa bekannt. Vor allem der Berichterstattung über Frauen hat sie sich verschrieben. In diesen Rahmen passt treffend der vorliegende Roman, in dem die weitere Autorin Waltraud Horbas die anfänglichen beruflichen Stationen Walsers nachzeichnet. Dabei entspringt durchaus auch einiges der Dichtung. Die Rolle Walsers übernimmt im Roman die junge Alice, deren Berufswunsch von klein auf der der Journalistin ist. Sie arbeitet sich von der Volontärin über Tätigkeiten bei Regionalzeitungen bis hin zum Hörfunk hoch, und das unter aufgrund ihres Geschlechts erschwerten Bedingungen. Denn ihre Karriere startet Ende der 1960er Jahre in einem von Männern dominierten Bereich, noch dazu als Mutter einer kleinen Tochter (später dann – nach Scheidung und erneuter Ehelichung ihres Ex-Mannes noch eines Sohnes). Als Protagonistin finde ich sie unsympathisch und unnahbar. Das liegt wohl daran, dass sie ihrer Karriere ihre Kinder opfert und das Bild einer Rabenmutter abgibt. Die Schilderung ihrer journalistischen Aufträge fand ich nicht gerade aufregend. Interessant fand ich allerdings die den verschiedenen Abschnitten vorangestellten aktuellen Ausblicke auf die politische und gesellschaftliche Lage in Deutschland und in der Welt, wie z.B. den Vietnam-Krieg, die Attentate während der Olympischen Spiele in München oder den Terror der RAF. An Vieles hiervon konnte ich mich noch gut selbst erinnern.
Insgesamt ein mittelmäßiges Buch.

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Veröffentlicht am 26.10.2023

Woran ist man schuld?

Kein guter Mann
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Andreas Izquierdo liebt es anscheinend, eigenwillige Charaktere in seinen Romanen zum Protagonisten zu machen. So geschehen in seinem ersten Roman „Das Glücksbüro“ und jetzt wieder im vorliegenden Roman. ...

Andreas Izquierdo liebt es anscheinend, eigenwillige Charaktere in seinen Romanen zum Protagonisten zu machen. So geschehen in seinem ersten Roman „Das Glücksbüro“ und jetzt wieder im vorliegenden Roman. In ihm hadert der Postbote Walter mit sich und der Welt und macht sich bei den Menschen in seinem Umfeld, bei seiner (schon sehr lange von ihm getrennten) Familie, seinen Vorgesetzten unbeliebt. Natürlich gibt es einen Grund, der Walter so hat werden lassen. Dieser liegt in seiner Vergangenheit und belastet ihn bis zur Gegenwart mit schweren Schuldgefühlen. Am Leser ist es nun, selbst zu beurteilen, ob Walter wirklich an irgendetwas schuld ist. Ein kleiner Junge, mit dem Walter sich per Brief-/Email-Kontakt in seiner Eigenschaft als Mitarbeiter einer Christkindfiliale der Post angefreundet hat – sich als Gott ausgebend -, hat sich hierzu jedenfalls sein eigenes Urteil gebildet. Es wird also ersichtlich, dass die Geschichte es mit einem zum Nachdenken anregenden Thema zu tun hat. Das Schöne aber ist, dass darüber der Humor nicht vergessen wird. In bleibender Erinnerung wird mir die Passage (S. 95 f.) bleiben, in der der Azubi Walter seinem Vorgesetzten den Unterschied zwischen Wertsack und Wertbeutel erklären soll. Seine Erklärungen sind wahre Zungenbrecher! Das leitet sogleich dazu über zu sagen, dass der Autor sehr gute Recherchen zur Arbeit bei der Post früher und heute gemacht hat. Kleine Abschläge in der Bewertung mache ich nur deshalb, weil einige Beziehungen und Vorkommnisse etwas konstruiert erscheinen, wie etwa, dass sich der minderjährige Walter in die noch jüngere Tochter eines reichen Unternehmers verliebt, der sogleich zu seinem Förderer wird.
Ein zu empfehlender Unterhaltungsroman.

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Veröffentlicht am 21.10.2023

Sehr berührende Geschichte über die Flucht eines Jungen

Das einzige Kind
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Sehr, sehr berührend ist die Geschichte schon rund um den kleinen Jungen Djoko, der in den Wirren vor und während des Zweiten Weltkrieges im ehemaligen Jugoslawen zum Waisen wird und der mit Hilfe einer ...

Sehr, sehr berührend ist die Geschichte schon rund um den kleinen Jungen Djoko, der in den Wirren vor und während des Zweiten Weltkrieges im ehemaligen Jugoslawen zum Waisen wird und der mit Hilfe einer Anzahl ihm wohlgesonnener Menschen schließlich bis in das für ihn sichere Österreich flüchten kann. Doch das allein reicht mir anders als anderen Rezensenten nicht aus, um das Buch mit Höchstnote zu bewerten. Ich hadere ein wenig damit, dass aus der Perspektive und nach den Erinnerungen des kleinen Protagonisten seine abenteuerliche Flucht geschildert wird. Zwar setzt die Kindheitserinnerung wohl durchaus schon im Alter von etwa drei Jahren ein. Doch habe ich meine Zweifel, ob sich ein kleiner Junge wirklich so detailliert an alles erinnern kann. Er wird in seinem Denken und Tun auch eher wie ein Erwachsener denn als ein Kind dargestellt. Ebenso stört mich, dass sich immer alles recht schnell zum Guten für Djoko wendet, was nicht sehr realitätsgerecht erscheint. Da fällt mir als Beispiel etwa der Umstand ein, dass mehrere für Djoko quasi unbekannte Personen diesen rasch adoptieren wollen. Positiv war für mich aber auf jeden Fall etwas über den Kriegsverlauf im ehemaligen Jugoslawen zu lesen, womit ich bislang nicht so vertraut war.
Insgesamt bewerte ich das Buch mit dreieinhalb Sternen.

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