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Veröffentlicht am 20.07.2018

Wenn ein Deutscher in eine italienische Sippe einheiratet ...

Maria, ihm schmeckt's nicht!
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… entsteht daraus dieses herrlich witzige Buch.
In vielen einzelnen Geschichten oder besser Anekdoten erzählt der Autor, wie es ist, eine Halbitalienerin zu heiraten und auf einmal verwandt zu sein mit ...

… entsteht daraus dieses herrlich witzige Buch.
In vielen einzelnen Geschichten oder besser Anekdoten erzählt der Autor, wie es ist, eine Halbitalienerin zu heiraten und auf einmal verwandt zu sein mit einer Sippe von Antonios und Marias, mit denen Urlaube in Italien und viele Familienfeste verbracht werden. Er selbst trifft auf so manches Klischee vom Landesnachbarn, findet einige bestätigt, muss aber auch einige revidieren. Andererseits sieht seine neue Verwandtschaft in ihm den typischen Deutschen, der ihrem vorgefassten Bild dann aber doch nicht immer entspricht. An sehr viel Unterhaltungswert und Authentizität gewinnt das Buch durch den Schwiegervater des Erzählers, Antonio Marcipane, der so herrlich in einer Mischung aus deutsch und italienisch radebrecht. Die zweite Hälfte des Buches ist gar fast vollständig ihm gewidmet, indem er seinem neuen Schwiegersohn und Freund seine sogar dem engsten Familienkreis nicht bekannte Vergangenheit rund um seinen Entschluss, in den 60er Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland zu kommen, anvertraut. Dieser Hintergrund stimmt schon etwas nachdenklich, wenn – zu Recht - dargestellt wird, wie wenig willkommen die Südeuropäer hier damals waren und wie sie eigentlich immer Fremde geblieben sind.

Ein wirklich lesenswertes Buch, das in Zeiten der Migration nach Deutschland an Wert noch gewinnt.

Veröffentlicht am 20.07.2018

Über das Leben eines Arbeiters

Der Sprengmeister
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Henning Mankell ist sicher vielen durch seine Romane um Kommissar Wallander ein Begriff. Das vorliegende Buch ist nun sein Debütroman, geschrieben im Jahr 1973. Er ist kurz und besonders, gerade deshalb ...

Henning Mankell ist sicher vielen durch seine Romane um Kommissar Wallander ein Begriff. Das vorliegende Buch ist nun sein Debütroman, geschrieben im Jahr 1973. Er ist kurz und besonders, gerade deshalb aber so lesenswert. Mit Oskar Johansson einen einfachen Arbeiter aus Schweden zum Protagonisten zu machen, ist sehr ungewöhnlich. Obwohl dieser sich tatsächlich als niemand Besonderem ansieht, stellt sich beim Lesen rasch heraus, dass dem überhaupt nicht so ist. Sein Leben wird nämlich von seiner sozialistischen Grundüberzeugung sowie dem Glauben an die Revolution geprägt, außerdem von dem Umstand, dass er als 23jähriger 1911 während der Arbeit bei einer Sprengstoffexplosion zum Krüppel wurde, überlebte und in seinem Beruf weiter arbeitete. Im Alter erzählt er einem unkonkret bleibenden Ich-Erzähler aus seinem Leben. Er selbst bestimmt das Erzähltempo, auf Fragen geht er nicht ein, die Geschehnisse sind nicht chronologisch geordnet, es erfolgen Wiederholungen. Heraus gekommen ist eine fragmentarische Aneinanderreihung von wesentlichen Ereignissen aus Oskars Leben und von seinen politischen Vorstellungen, die aber ein vollständiges Bild von Oskar zeichnen.

Veröffentlicht am 10.07.2018

Plötzlich wieder Single

Liebe zukünftige Lieblingsfrau
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Der Autor, der dieses Hörbuch auch selbst liest, ist ein Hamburger Journalist mit griechischen Wurzeln und dem einen oder anderen vielleicht durch seine recht bekannte gleichnamige Kolumne für die Website ...

Der Autor, der dieses Hörbuch auch selbst liest, ist ein Hamburger Journalist mit griechischen Wurzeln und dem einen oder anderen vielleicht durch seine recht bekannte gleichnamige Kolumne für die Website des SZ Magazins ein Name. Das Hörbuch ist eine Mischung aus einer Anzahl von Kolumnenfolgen und der interessanten Schilderung, wie es zu der Kolumne gekommen ist. Pantelouris wurde nach mehr als 10 Jahren Ehe wider seinen Willen von seiner Ehefrau verlassen und ungewollt zum Single, der sich nach langer Zeit auf dem so ganz anders gewordenen Dating-Markt wieder nach einer Frau umsehen muss. Die Trennungssituation führte bei ihm zu einem Schreibtief, das bei einem freien Journalisten wie ihm, der jetzt für Ehegatten- und Kindesunterhalt aufzukommen hat, fatale finanzielle Folgen hat. Rettung kam von seinem Chefredakteur, der ihm das Schreiben der Kolumne vorschlug. Für Pantelouris hatte das den Nebeneffekt, seine persönliche Situation aufzuarbeiten und nebenbei Adressat unzähliger Heiratsanträge von Leserinnen zu werden. Das Hörbuch hat eine etwas melancholische Grundstimmung, was auf die Situation des sitzen gelassen werden zurückzuführen ist. Ein Zuhörer in einer Trennungssituation gerät vielleicht in eine traurige Stimmung und sollte besser vom Buch lassen. Auf jeden Fall ist positiv, dass der Autor nicht knallhart mit seiner Exfrau abrechnet und er Hoffnung für Männer in gleicher Lage gibt, weil er recht schnell gleich drei Frauen kennenlernt, die in den Status seiner neuen Lieblingsfrau gelangen könnten.
Ich kann das Hörbuch sehr empfehlen.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Über eine persische Familie

Als die Tage nach Zimt schmeckten
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Zu diesem Buch habe ich gerne gegriffen, weil der Klappentext versprach, Informationen über eine mir doch eher fremde, nämlich die persische Kultur zu erhalten. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der Wandel ...


Zu diesem Buch habe ich gerne gegriffen, weil der Klappentext versprach, Informationen über eine mir doch eher fremde, nämlich die persische Kultur zu erhalten. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der Wandel in der persischen Kultur in den vergangenen etwa 100 Jahren wird anschaulich anhand der Familie des Iraners Zod geschildert. Dessen Eltern flohen aus Russland nach Teheran vor den Bolschewiken, um es besser zu haben, und betrieben dort ein Café mit exklusiver persischer Küche. Zod führte es dann später zu Zeiten der Monarchie und dann der islamischen Republik fort. Der politische bzw. religiöse Wandel hält einen harten Schicksalsschlag für Zod parat und er sieht sich veranlasst, seine beiden Kinder ins sichere Exil nach Amerika zu schicken. Erst 30 Jahre später kehrt seine Tochter mit der Enkelin erstmals nach Teheran zurück und für sie sind die nunmehrigen Verhältnisse ein Schock.
Die Verknüpfung zwischen Hintergrundinformationen über Land bzw. Kultur und unterhaltender Familiengeschichte ist gut gelungen. Viele der harten Gebräuche im Iran machen betroffen und lassen uns die westliche Lebensweise umso mehr schätzen. So ist es etwa kaum vorstellbar, dass ein Mann ungestraft ein minderjähriges Mädchen im Gesicht mit Säure verätzen darf und es sogar von seiner eigenen Familie verstoßen wird, weil es den Heiratsantrag des Mannes verschmäht. Außerhalb des Vorstellungsvermögens liegt auch der Umstand, dass Männer und Frauen eine Badeanstalt nur getrennt zu unterschiedlichen Zeiten besuchen dürfen. Wie angenehm lesen sich demgegenüber die vielen Passagen, die dem Zubereiten persischer Speisen gewidmet sind; hier läuft einem direkt das Wasser im Mund zusammen. Einzig zu bemängeln habe ich gelegentliche verwirrende Zeitsprünge, die äußerlich nicht einmal als solche kenntlich gemacht sind.
Insgesamt kann ich das Buch empfehlen.

Veröffentlicht am 28.06.2018

Odyssee einer 15jährigen

Blanca
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Die 15jährige Blanca läuft von ihrer allein erziehenden Mutter fort, die das Leben einer Nomadin führt, während sie selbst sich nach einem beständigen Zuhause sehnt. Ihr Ziel ist eine Halbinsel in Italien, ...

Die 15jährige Blanca läuft von ihrer allein erziehenden Mutter fort, die das Leben einer Nomadin führt, während sie selbst sich nach einem beständigen Zuhause sehnt. Ihr Ziel ist eine Halbinsel in Italien, wo Blanca sich als Neunjährige einen Sommerlang bei Toni und Karl als Familie fühlen durfte. Die Reise dorthin gestaltet sich als Odyssee. Blanca trifft auf eine Reihe von Leuten, die es leider nicht alle gut mit ihr meinen.
Dieser Roman thematisiert einen interessanten Roadtrip. Viel Handlung gibt es zwar nicht, dafür steht aber die Gedankenwelt der Protagonistin und Ich-Erzählerin Blanca im Vordergrund, die eine Zukunft für sich sucht und mit ihrer Mutter abrechnet. Sprachlich ist der Roman gekonnt gestaltet. In seinem Verlauf wird die Sprache zunehmend hektischer und verworrener und passt damit gut zu Blancas immer schwieriger werdender Situation. Ihre Gedanken springen munter hin und her. Blancas Schicksal macht betroffen – von ihrer Mutter abgelehnt, verwahrlost aufgewachsen, sich auf der Flucht hungernd und ohne Geld und Obdach durchschlagend.
Das Buch ist empfehlenswert und spricht besonders Leser von z.B. „Tschick“ an.