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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein hoffnungsvoll stimmendes Buch

So wie die Hoffnung lebt
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Als schwer traumatisierte Jugendliche lernen sich die 11jährige mutistische Katie und der in Malerei talentierte 13jährige Jonah im Waisenhaus kennen. Aus einer tiefen Freundschaft wird die erste Jugendliebe. ...

Als schwer traumatisierte Jugendliche lernen sich die 11jährige mutistische Katie und der in Malerei talentierte 13jährige Jonah im Waisenhaus kennen. Aus einer tiefen Freundschaft wird die erste Jugendliebe. Widrige Umstände trennen die beiden. Jonah kann das Mädchen, das er mit viel Einfühlungsvermögen wieder zum Sprechen gebracht hat, nicht vergessen und begibt sich auf eine rastlose Suche nach ihm, die 17 Jahre später im Sumpf der organisierten Kriminalität Erfolg hat. Erhält ihre Liebe eine zweite Chance?

Leserinnen, die das Cover für ihren Bucherwerb ausschlaggebend sein lassen, sind möglicherweise etwas enttäuscht vom Inhalt. Ein riesiges rotes, vor hellblauem Himmel schwebendes Herz weckt die Vorstellung von einem seichten Liebesroman, worauf auch der Buchrücken- und Klappentext hindeuten. Das erwartet uns dann aber nicht, zumindest nicht ausschließlich, und hätte deshalb besser auch die Buchbeschreibung vervollständigen sollen. Schon die sich zwischen den Protagonisten entwickelnde Jugendliebe (= Teil I, 1992 bis 1998) ist vor dem Hintergrund ihrer Traumata aufgrund furchtbarer Kindheitserlebnisse keine einfache Kost. Im Erwachsenenalter übertünchen dann gar noch Thrillerelemente die sich fortsetzende Liebe der beiden. Dieser Teil macht mit fast zwei Drittel sogar noch das Wesentliche der Geschichte aus (Teil II, Januar bis Mai 2015).
Die Geschichte als solche liest sich recht gut. In Teil I wird liebevoll herausgearbeitet, wie schwer traumatisierte Kinder allmählich wieder Vertrauen und Hoffnung fassen und trotz allem Erlebten zurück ins Leben finden. Ein Kinderheim ist hier einmal als eine positive Einrichtung dargestellt. Überhaupt zieht sich das Thema Hoffnung wie ein roter Faden durchs Buch und soll seine eigentliche Aussage vermitteln, dass es Hoffnung ist, die uns am Leben hält. In Teil II entwickelt sich alles rasant wie in einem Thriller und es gibt so manche überraschende Wendung, so dass das Buch zum wahren Pageturner wird. Was mir persönlich nicht ganz so gut gefallen hat, ist, dass einige Vorkommnisse nicht ganz realitätsnah sind, wie etwa dass ein Dreizehnjähriger in bester psychologischer Manier ein mutistisches Mädchen zum Wiedereinsetzen der Sprache bringt oder dass ein Mann eine kurz währende Jugendliebe nicht vergessen kann und ihn das zu einer fast zwei Jahrzehnte dauernden rastlosen Suche nach ihr treibt, was der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen entspricht.

Die (deutsche) Autorin war mir bislang noch nicht bekannt. Überrascht hat mich, dass sie die Handlung in den USA angesiedelt hat. Entsprechend ihrem Lebenslauf, wonach sie gerne Porträts malt, spielt diese Leidenschaft eine Rolle in der Geschichte.

Empfehlen kann ich das Buch Leserinnen von nachdenklichen Liebesromanen und von Krimis, gerne auch schon älteren Jugendlichen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Historischer Roman über eine starke Frau mit detektivischem Spürsinn

Die rubinrote Kammer
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London, 1907. Die 19jährige Victoria ist adliger Herkunft und Vollwaise. Sie teilt sich die Wohnung mit dem ergebenen Butler Hopkins, ist als Fotografin tätig und in der Suffragettenbewegung aktiv. Ein ...

London, 1907. Die 19jährige Victoria ist adliger Herkunft und Vollwaise. Sie teilt sich die Wohnung mit dem ergebenen Butler Hopkins, ist als Fotografin tätig und in der Suffragettenbewegung aktiv. Ein unsympathischer hoher Beamter trägt ihr zu, dass sie sich in der Person ihres geliebten, kürzlich verstorbenen Vaters täuscht. Bald darauf wird ausgerechnet dieser Mann ermordet und es folgen noch drei Morde. Victoria sieht einen Zusammenhang zwischen dem ungelüfteten Familiengeheimnis ihres Vaters und diesen Taten und beginnt zusammen mit Hopkins auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei trifft sie immer wieder auf den Journalisten Ryder und den Duke Randolph, die in ihr Gefühle wecken.

Dieser historische, vor gut 100 Jahren in London angesiedelte Roman aus der Feder der als Beate Sauer bekannten Autorin ist eine gelungene Mischung aus Kriminalgeschichte und Romance. Als Ermittlerpaar haben wir es mit einer jungen nach Emanzipation strebenden Frau und ihrem treuen älteren Butler zu tun. Beide erinnern ein wenig an die Duos Miss Marple/Mr. Stringer oder Sherlock Holmes/Dr. Watson. Zu erwarten steht, dass diesem Buch Fortsetzungen mit denselben Ermittlern folgen werden. Wie es in einem Unterhaltungsroman nicht anders sein kann, sind beide mit ihrer Ermittlungstätigkeit äußerst erfolgreich und bedienen sich dabei schon einmal recht unkonventioneller Methoden. Die junge Victoria wird für meine Begriffe etwas zu smart dargestellt; immerhin ist zu bedenken, dass sie aufgrund ihrer adligen Herkunft und ihres Geschlechts gewissen Grenzen ausgesetzt gewesen sein dürfte, über die sie sich immer wieder hinwegzusetzen vermag. Auf jeden Fall wird ein exaktes Frauenbild der Frauen in England in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts gezeichnet. Die gesellschaftlichen Beschränkungen, denen sie ausgesetzt waren, werden gut herausgearbeitet. Auch die Situation der zu den unteren Gesellschaftsschichten zählenden Frauen wird gut thematisiert. Wie es oft in historischen Romanen geschieht, spielt das Prostituiertenmilieu eine wichtige Rolle. Einen guten Einblick erhält man in die Suffragettenbewegung. Was für uns Frauen von heute selbstverständlich ist – Gleichberechtigung und allgemeines Wahlrecht – musste vor 100 Jahren ja erst erkämpft werden. Der Krimistrang hat immer neue Züge, bis er dann nach noch einmal rasanter und spannender Entwicklung im letzten Viertel eine völlig schlüssige Auflösung erfährt. Auch der Liebesgeschichtenstrang hat interessante Wendungen. Zu bewundern ist die Liebe zum Detail, mit der die Autorin ihre Ideen umgesetzt hat. Das betrifft vor allem viele interessante Beschreibungen von Stätten in London oder von Gegenständen, die für uns heute selbstverständlich sind, damals aber absolute Neuerungen waren. Wofür ich auch noch ein Lob aussprechen möchte, ist, dass – nicht unbedingt typisch für andere Bücher - sowohl Buchtitel als auch Buchcover im Text Erwähnung/Erklärung finden. Nicht ausgelassen werden beim Lesen sollte das Nachwort, in dem die Autorin noch interessante Hintergrundinformationen gibt.

Für Leserinnen historischer (Kriminal-)Romane/Frauenromane spreche ich eine Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein sehr ungewöhnlicher Roman

Cooper
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Der eigentliche Text des Romans umfasst nur die Seiten 9 bis 139. Entsprechend gibt es auch nur wenig Handlung. Eine junge Familie aus der Stadt fährt zum ersten Mal hinaus aufs Land in ihr neues Wochenendhaus. ...

Der eigentliche Text des Romans umfasst nur die Seiten 9 bis 139. Entsprechend gibt es auch nur wenig Handlung. Eine junge Familie aus der Stadt fährt zum ersten Mal hinaus aufs Land in ihr neues Wochenendhaus. Der Mutter passiert ein schlimmes Unheil (welches, bleibt offen). Die folgenden Monate verbringt sie in der Kur (oder Psychiatrie?). Nach ihrer Heimkehr begibt sich die Familie erneut in das Landhaus, wo dem Vater und den beiden Töchtern ein die Familie auslöschendes Unglück widerfährt. Die Mutter findet anderswo auf dem Land zurück ins Leben, Halt bekommend von einem Nachbarn namens Cooper (der dem Buch seinen Titel gibt, dessen Rolle aber rätselhaft bleibt). Die auf dem Leben der Familie lastende Düsternis gibt der Autor gelungen wider. Dabei bedient er sich einer sehr ungewöhnlichen Schreibweise. Wörtliche Reden sind äußerlich nicht kenntlich gemacht; vor allem die zwischen den Töchtern haben einen sehr erwachsenen Inhalt. Anzutreffen sind lange Schachtelsätze, viele Metaphern und Bilder. Es gibt zahlreiche Einschübe eines auktorialen Erzählers, die philosophisch anmuten und kommendes Unheil verheißen. Auf jeden Fall regt das Buch zum Nachdenken und erneuten Lesen ein.

Ein ungewöhnliches, aber interessantes Buch, wie ich es in der Art noch nicht gelesen habe, das zu lesen sich aber lohnt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hat die erste große Liebe eine Chance?

Mit Flipflops ins Glück
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Mit 17 Jahren begegnet Nina auf einer Klassenfahrt dem Hamburger Gero. Sie verlieben sich ineinander. Gero muss überstürzt die Jugendherberge verlassen und hinterlässt Nina einen kurzen Brief mit seiner ...

Mit 17 Jahren begegnet Nina auf einer Klassenfahrt dem Hamburger Gero. Sie verlieben sich ineinander. Gero muss überstürzt die Jugendherberge verlassen und hinterlässt Nina einen kurzen Brief mit seiner Telefonnummer, die allerdings unvollständig ist, weshalb Nina die Kontaktaufnahme nicht gelingt. Sie tröstet sich bei ihrem Mitschüler Sami, der schon lange ein Auge auf sie geworfen hat. Zwölf Jahre später möchte dieser mit ihr nach Brasilien übersiedeln. Nina ist hin- und hergerissen, ob sie mitgehen soll. Auf einer Probereise nach Sao Paulo trifft sie Gero, zu dem sie letztlich doch noch all die Jahre über Kontakt per Email und wenigen kurzen Treffen gehalten hat. Wie und für wen wird sich Nina entscheiden?

Angesichts der vorangegangenen heiteren Romane des Autors habe ich eigentlich Ähnliches erwartet. In diesen Reigen ordnet sich das Buch nicht ein; es widmet sich dem eher ernsten Thema, wie die Protagonistin ihr weiteres Leben gestalten soll – mit oder ohne ihren langjährigen Lebenspartner, in der vertrauten Heimatstadt oder in der Fremde. Trotz anderer Erwartungshaltung bin ich von der Geschichte aber überhaupt nicht enttäuscht. Erzähltechnisch wird derart vorgegangen, dass von den in der Gegenwart im Jahr 2014 spielenden Abschnitten immer wieder auf die Vergangenheit zurückgeblendet wird, und zwar beginnend zwölf Jahre vorher und dann aufsteigend bis in die Gegenwart. So entfaltet sich Ninas Leben Stück für Stück und bleibt das Lesen spannend. Die innere Zerrissenheit der Protagonistin und das Dilemma, vor dem sie steht, sind gelungen und gut nachvollziehbar dargestellt. Gefallen hat mir, dass es quasi eine kleine Geschichte in der Geschichte gibt; Nina versucht sich nämlich selbst an einem Buch. Sehr schön sind die Impressionen von der Stadt Sao Paulo. Das Ende, wie es letztlich aussieht und das ich nicht verraten will, konnte einfach nur so sein.

Ein gut unterhaltender, kurzer Roman.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Soziopath versus Psychiater

Niemand sieht mich kommen
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Von heut auf morgen wird Eric Parrish vom renommierten Leiter der psychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses zum vermeintlich Kriminellen. Nicht nur führt er einen erbitterten Sorgerechtsstreit um seine ...

Von heut auf morgen wird Eric Parrish vom renommierten Leiter der psychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses zum vermeintlich Kriminellen. Nicht nur führt er einen erbitterten Sorgerechtsstreit um seine Tochter. Die Behandlung eines jugendlichen Stalkers mit Zwangsneurose bringt ihn selbst in den Verdacht, dessen weibliches Zielobjekt ermordet zu haben. Obendrein sieht er sich dem Vorwurf der sexuellen Belästigung einer Medizinstudentin ausgesetzt. Parrish ermittelt auf eigene Faust und findet Haarsträubendes heraus …

 

Dieser Thriller ist sehr fesselnd. Während der Leser einen kleinen Wissensvorsprung hat und ihm vom ersten Kapitel an klar ist, dass es ein Soziopath auf Dr. Parrish abgesehen hat – der sich übrigens immer mal wieder in eigenständigen Kapiteln mit Ausführungen  zu Wort meldet -, bleibt dies dem Protagonisten bis fast zum Schluss verborgen. Für den Leser ist natürlich bis ebenda offen, wer hinter der Person des Soziopathen steckt und welches Motiv er hat. Das spornt zum weiteren Lesen an. Die Auflösung ist nach rasanten Entwicklungen und Wendungen recht überraschend und kaum vorhersehbar. Woran ein guter Thriller selbstverständlich nicht vorbeikann, sind Tote. Von ihnen gibt es hier mehrere, ohne dass die Geschichte dadurch aber brutal oder grausam wird. Woran sie etwas schwächelt, ist die Person des Protagonisten. Er mutiert plötzlich vom totalen Gutmenschen zum Bösewicht und ist ebenso rasch wieder rehabilitiert. Das läuft etwas zu glatt und entspricht nicht unbedingt der Realität. Wer zu dem Buch greift, muss sich im Klaren sein, dass es sich um einen amerikanischen Thriller handelt, in dem die eigentümliche, uns fremd anmutende Rolle von Polizei und Justiz von Bedeutung ist.

 

Insgesamt kann ich dieses Buch nur empfehlen.