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Veröffentlicht am 26.10.2023

Woran ist man schuld?

Kein guter Mann
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Andreas Izquierdo liebt es anscheinend, eigenwillige Charaktere in seinen Romanen zum Protagonisten zu machen. So geschehen in seinem ersten Roman „Das Glücksbüro“ und jetzt wieder im vorliegenden Roman. ...

Andreas Izquierdo liebt es anscheinend, eigenwillige Charaktere in seinen Romanen zum Protagonisten zu machen. So geschehen in seinem ersten Roman „Das Glücksbüro“ und jetzt wieder im vorliegenden Roman. In ihm hadert der Postbote Walter mit sich und der Welt und macht sich bei den Menschen in seinem Umfeld, bei seiner (schon sehr lange von ihm getrennten) Familie, seinen Vorgesetzten unbeliebt. Natürlich gibt es einen Grund, der Walter so hat werden lassen. Dieser liegt in seiner Vergangenheit und belastet ihn bis zur Gegenwart mit schweren Schuldgefühlen. Am Leser ist es nun, selbst zu beurteilen, ob Walter wirklich an irgendetwas schuld ist. Ein kleiner Junge, mit dem Walter sich per Brief-/Email-Kontakt in seiner Eigenschaft als Mitarbeiter einer Christkindfiliale der Post angefreundet hat – sich als Gott ausgebend -, hat sich hierzu jedenfalls sein eigenes Urteil gebildet. Es wird also ersichtlich, dass die Geschichte es mit einem zum Nachdenken anregenden Thema zu tun hat. Das Schöne aber ist, dass darüber der Humor nicht vergessen wird. In bleibender Erinnerung wird mir die Passage (S. 95 f.) bleiben, in der der Azubi Walter seinem Vorgesetzten den Unterschied zwischen Wertsack und Wertbeutel erklären soll. Seine Erklärungen sind wahre Zungenbrecher! Das leitet sogleich dazu über zu sagen, dass der Autor sehr gute Recherchen zur Arbeit bei der Post früher und heute gemacht hat. Kleine Abschläge in der Bewertung mache ich nur deshalb, weil einige Beziehungen und Vorkommnisse etwas konstruiert erscheinen, wie etwa, dass sich der minderjährige Walter in die noch jüngere Tochter eines reichen Unternehmers verliebt, der sogleich zu seinem Förderer wird.
Ein zu empfehlender Unterhaltungsroman.

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Veröffentlicht am 21.10.2023

Sehr berührende Geschichte über die Flucht eines Jungen

Das einzige Kind
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Sehr, sehr berührend ist die Geschichte schon rund um den kleinen Jungen Djoko, der in den Wirren vor und während des Zweiten Weltkrieges im ehemaligen Jugoslawen zum Waisen wird und der mit Hilfe einer ...

Sehr, sehr berührend ist die Geschichte schon rund um den kleinen Jungen Djoko, der in den Wirren vor und während des Zweiten Weltkrieges im ehemaligen Jugoslawen zum Waisen wird und der mit Hilfe einer Anzahl ihm wohlgesonnener Menschen schließlich bis in das für ihn sichere Österreich flüchten kann. Doch das allein reicht mir anders als anderen Rezensenten nicht aus, um das Buch mit Höchstnote zu bewerten. Ich hadere ein wenig damit, dass aus der Perspektive und nach den Erinnerungen des kleinen Protagonisten seine abenteuerliche Flucht geschildert wird. Zwar setzt die Kindheitserinnerung wohl durchaus schon im Alter von etwa drei Jahren ein. Doch habe ich meine Zweifel, ob sich ein kleiner Junge wirklich so detailliert an alles erinnern kann. Er wird in seinem Denken und Tun auch eher wie ein Erwachsener denn als ein Kind dargestellt. Ebenso stört mich, dass sich immer alles recht schnell zum Guten für Djoko wendet, was nicht sehr realitätsgerecht erscheint. Da fällt mir als Beispiel etwa der Umstand ein, dass mehrere für Djoko quasi unbekannte Personen diesen rasch adoptieren wollen. Positiv war für mich aber auf jeden Fall etwas über den Kriegsverlauf im ehemaligen Jugoslawen zu lesen, womit ich bislang nicht so vertraut war.
Insgesamt bewerte ich das Buch mit dreieinhalb Sternen.

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Veröffentlicht am 27.09.2023

Mutter-Tochter-Beziehung

Bei euch ist es immer so unheimlich still
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In diesem Roman treten erneut Evelyn und Silvia Borowsky (Mutter und Tochter) auf, die schon in dem Debütroman „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ der Autorin eine Rolle spielen. ...


In diesem Roman treten erneut Evelyn und Silvia Borowsky (Mutter und Tochter) auf, die schon in dem Debütroman „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ der Autorin eine Rolle spielen. Es handelt sich allerdings um keinen Fortsetzungsroman, da die erste Geschichte chronologisch früher angesiedelt ist. Beide lassen sich vollkommen unabhängig voneinander lesen. Inhaltlich steht das komplizierte Mutter-Tochter-Verhältnis im Vordergrund. Evelyn konnte bzw. durfte als Frau ihrer Zeit (1950er Jahre) nach der Geburt ihrer Tochter zunächst nicht ihre sie voll ausfüllende Berufstätigkeit als Ärztin fortsetzen, weil das seinerzeit gesellschaftlich unerwünscht war. Indirekt hat das dann dazu geführt, dass sie ihrer Tochter nicht die notwendige Liebe geben konnte und aus dieser ein „schwarzes Schaf“ wurde. Also eine Thematik, die selbst heute noch von Bedeutung ist, sehen sich berufstätige Mütter doch immer noch gelegentlich dem Vorwurf einer Rabenmutterschaft ausgesetzt. Auch andere gesellschaftlich relevante Themen werden berührt, wie das Unvorbereitetsein während des Übergangs von Berufstätigkeit in den Ruhestand oder das Leben auf dem Dorf, wo ein jeder alles vom anderen weiß und niemand dem Dorfklatsch ausgesetzt sein will. Alles liest sich recht flüssig, wenngleich sich Ähnliches bereits gehäuft auf dem Buchmarkt findet. Insgesamt ist die Geschichte mit ihren Wendungen etwas konstruiert und sind die Romanfiguren eher gekünstelt und nicht gerade Sympathieträger

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Veröffentlicht am 12.09.2023

Poetik vom Feinsten

Eigentum
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Knapp 160 Seiten Poetik vom Feinsten! Der Autor gibt das Leben seiner 1923 geborenen Mutter wieder. Anlass hierfür ist seine Vorbereitung auf eine Poetikvorlesung, die er unter den Titel „Kann man vom ...

Knapp 160 Seiten Poetik vom Feinsten! Der Autor gibt das Leben seiner 1923 geborenen Mutter wieder. Anlass hierfür ist seine Vorbereitung auf eine Poetikvorlesung, die er unter den Titel „Kann man vom Leben schreiben?“ stellen will und mit der er drei Tage vor dem Tod seiner Mutter beginnt. Während dieser Zeit verweilt er oft bei ihr im Altersheim und erfährt noch das eine oder andere. Das Meiste aber hat sich ihm ohnehin in seine Erinnerung eingebrannt. Denn Zeit ihres Lebens lamentierte sie ihrem Sohn gegenüber immer wieder und wieder über die alten Geschichten, die sie haben wunderlich werden lassen. Die Mutter gehört einer Generation an, die in Jugend und jungem Erwachsenenalter die entbehrungsreichen Zeiten von Wirtschaftskrise, Krieg und Nachkriegszeit durchmachen musste. Schlüsselerlebnis ist der Verlust des Eigenheims durch den Großvater während der Inflation, so dass die Mutter – vergeblich – darauf hingearbeitet hat, einmal Wohneigentum zu gründen.
Diese Lebensgeschichte allein ist schon sehr interessant zu lesen für den Leser von heute mit so gänzlich anderen Lebensumständen. Das Tüpfelchen auf dem i ist aber der Erzählstil. Hier hagelt es nur so von einprägsamen Wiederholungen, die so typisch sind für ältere Leute, von Wortspielen und Sprachwitz, der auch Tabuthemen wie etwa Tod und Bestattung nicht ausnimmt. Der Autor kommt oft vom Hölzchen aufs Stöckchen. Herrlich zu lesen ist auch die Mundart der Mutter. Das Buch ist wirklich lesenswert und gehört zu den wenigen, die ich sicherlich ein weiteres Mal lesen werde, weil sich mir wohl erst dann einige Passagen (wie z.B. die Bedeutung der Musik bei einer Trauerfeier) erschließen werden.

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Veröffentlicht am 12.09.2023

Wie eine Zeitreise ins Mittelalter

Als wir an Wunder glaubten
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Ich konnte beim Lesen kaum glauben, dass die Geschichte zeitlich angesiedelt ist in den Jahren um 1950 herum und in einem Dorf in der ostfriesischen Moorlandschaft. Eher fühlte ich mich ins Mittelalter ...

Ich konnte beim Lesen kaum glauben, dass die Geschichte zeitlich angesiedelt ist in den Jahren um 1950 herum und in einem Dorf in der ostfriesischen Moorlandschaft. Eher fühlte ich mich ins Mittelalter hineinversetzt. Denn die Dorfbewohner geben sich überwiegend ihrem Aberglauben und dem Einfluss von Wunderheilern hin. Alles eskaliert fast in einer Hexenverbrennung. Doch damit nicht genug – auch ein zweiter Erzählstrang in Form einer abschnittsweise erzählten Sage ist ganz den ersten Siedlern der Moorlandschaft und ihrem Aberglauben gewidmet. Ich als Realist durch und durch konnte deshalb der Geschichte nicht sehr viel abgewinnen. Von Interesse waren für mich allein die Schilderungen rund um die Folgen der Kriegsjahre und deren allmähliche Bewältigung. Authentisch wirken die plattdeutschen Spracheinschübe, die sich auch ohne Kenntnis des Plattdeutschen gut verstehen lassen.
Schade, kein besonderes Buch.

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