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Veröffentlicht am 05.03.2018

Auf den Spuren der Familiengeschichte

Schwestern bleiben wir immer
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Im Leben der beiden völlig unterschiedlichen Schwestern Alexa und Katja läuft überhaupt nichts rund. Ihre Mutter ist jüngst verstorben, wenige Jahre vorher schon Alexas behindere Tochter, ihr Mann verlässt ...

Im Leben der beiden völlig unterschiedlichen Schwestern Alexa und Katja läuft überhaupt nichts rund. Ihre Mutter ist jüngst verstorben, wenige Jahre vorher schon Alexas behindere Tochter, ihr Mann verlässt sie, die allein erziehende Katja hat Bindungsängste und Probleme mit ihrem pubertierenden Sohn. Ein im Nachlass der Mutter gefundener Brief veranlasst sie, ihre Kindheit mit der kalten und lieblosen Mutter zu erforschen. Das Ergebnis stellt die Grundfesten ihres Lebens in Frage.

Die Geschichte um die zwei Schwestern und ihre Vergangenheit ist sehr berührend und es ist sehr spannend, nach und nach zum Kern der Wahrheit vorzudringen. Abwechslung beim Lesen bringt der Umstand, dass abwechselnd aus der Perspektive von Alexa und Katja erzählt wird. Die beiden Protagonistinnen sind gut herausgearbeitet. Wer Familiengeschichten mag, sollte dieses Buch lesen.

Veröffentlicht am 03.03.2018

Zwei Frauen auf einem Roadtrip durch Kuba

Mit Hanna nach Havanna
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Eine fast Achtzigjährige und eine Mittdreißigerin begeben sich gemeinsam nach Kuba – die eine auf der Suche nach ihrer Jugendliebe, die andere als deren Reisebegleiterin und vor allem mit dem Ziel, eine ...

Eine fast Achtzigjährige und eine Mittdreißigerin begeben sich gemeinsam nach Kuba – die eine auf der Suche nach ihrer Jugendliebe, die andere als deren Reisebegleiterin und vor allem mit dem Ziel, eine journalistenpreiswürdige Story zu schreiben. Grundverschieden, wie beide Frauen sind – lebenslustig und genussfreudig die eine, stets vernünftig die andere – kann nur ein turbulentes Abenteuer herauskommen. Diesem dürfen wir beiwohnen.
Ein Frauenroman ist das Buch, aber nicht unbedingt mit einer typischen Protagonistin. Während in ähnlichen Büchern meistens eine sich auf Männerjagd begebende, stets in Geldnot befindliche, dem Alkohol nicht abgeneigte junge Single-Frau im Mittelpunkt steht, ist es hier mit Katrin völlig anders. Sie hat überhaupt keine Lust auf eine Beziehung, ist ehrgeizig in ihrem Beruf als Journalistin, trinkt nur Mineralwasser und ist vor allem immer so vernunftgeleitet. Das gefällt mir recht gut. Gelungen sind auch die Schilderungen über Land und Leute auf Kuba. Sie lassen erkennen, dass die Autorin vor dem Roman eine Kuba-Reise gemacht hat. Bildhaft ist besonders der Trip über die unwegsame Insel in dem Mietwagen; man erhält das Gefühl, selbst in dem Auto zu sitzen und über die Schlaglöcher zu rumpeln. Eine vorne im Buch befindliche Karte von Kuba ermöglicht das Mitfahren „mit dem Finger auf der Landkarte“. Die Kubaner werden uns als für die Karibik typische, hilfsbereite Menschen präsentiert, einige davon richtig schlitzohrig, was zu einigen humorvollen Einschüben führt. In bleibender Erinnerung ist mir insoweit die Passage, in der sich die Protagonistinnen im rosa Cadillac auf den Weg von Havanna in das weit im Osten gelegene Santiago de Cuba begeben wollen und sie völlig orientierungslos auf die Hilfe zweier einheimischer Anhalterinnen vertrauen, die sie listig in die entgegengesetzte Richtung zu ihrer Arbeitsstelle auf einer Tabakplantage leiten. Beeindruckt war ich schließlich von den Informationen zur Geschichte Kubas betreffend die Zeit der Diktatur in den 50er Jahren, die nachfolgende sozialistische Revolution unter Fidel Castro und die aktuelle Öffnung des Landes.
Mir hat das Buch gut gefallen.

Veröffentlicht am 25.02.2018

Eine Wortspielerei

Der Wortschatz
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Die äußere Gestaltung des Buches ist wunderschön, vor allem die zahlreichen Illustrationen. Inhaltlich muss man bereit sein, sich auf ein völlig ungewöhnliches Buch aus dem Genre Fantasy einzulassen. Und ...

Die äußere Gestaltung des Buches ist wunderschön, vor allem die zahlreichen Illustrationen. Inhaltlich muss man bereit sein, sich auf ein völlig ungewöhnliches Buch aus dem Genre Fantasy einzulassen. Und genau das fiel mir sehr schwer. Zurückzuführen ist das wohl auf mangelnde Fantasie meinerseits und darauf, dass die Geschichte sehr metaphernlastig ist. Schon die „Protagonistin“, ein Wort, das durch den Menschen Familie und Erinnerung verloren hat und sich nun auf die Sinnsuche begibt, ist eine einzige Metapher. Der Schreibstil ist sehr wortgewandt. Es gibt viele Wortspielereien. Vieles erinnert mich an ein Märchen, von denen einige bekannte selbst auch in die Geschichte eingearbeitet wurden.
Für mich war das Buch nichts. Anerkennenswert ist aber, dass es sich wirklich um ein Buch jenseits des Mainstreams handelt, so dass ich es als im Durchschnitt liegend bewerte.

Veröffentlicht am 22.02.2018

Mehr Roman denn Krimi

Kühn hat Ärger
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Das Schöne an dem vorliegenden Buch ist, dass es eine breite Leserschaft anspricht. Zum einen die Leser von Romanen der Gegenwartsliteratur, zum anderen Krimi-Fans. Wie es sich letztlich einordnen lässt, ...

Das Schöne an dem vorliegenden Buch ist, dass es eine breite Leserschaft anspricht. Zum einen die Leser von Romanen der Gegenwartsliteratur, zum anderen Krimi-Fans. Wie es sich letztlich einordnen lässt, mag jeder für sich entscheiden. Da eine Leiche und ein Kommissar allein noch keinen Krimi ausmachen, würde ich selbst die Geschichte eher als Roman einordnen. Der Krimi-Plot bildet lediglich den Rahmen um vielfältige aktuelle gesellschaftspolitische Themen.
Wie im früheren Buch des Autors „Kühn hat zu tun“ – das ich nicht gelesen habe und man nach meiner Meinung um des besseren Verständnisses willen nicht unbedingt zuvor gelesen haben muss – steht der Münchener Hauptkommissar Martin Kühn im Mittelpunkt. Als aktuellen Fall hat er ein Tötungsdelikt zu Lasten eines jungen Libanesen aus schlechten sozialen Verhältnissen aufzuklären, der ihn in die Welt der wohlhabenden Bürger aus Grunwald führt, zu denen der Getötete neuerdings Zugang hatte. Parallel dazu beschäftigen Kühn diverse private Probleme – das kaum bezahlbare Wohnen in einem kreditfinanzierten Reihenhaus im teuren Münchner Umland, das zudem auf chemisch verseuchtem Grund errichtet ist; rechtsradikale Aktivitäten in seinem Wohnumfeld; die Konkurrenz mit seinem Untergebenen bei der Bewerbung auf eine Beförderungsstelle; der Verdacht der ehelichen Untreue seiner Frau und eine diesbezügliche eigene Versuchung; eine ungeklärte Erkrankung.
Diese Themen sind so aktuell und vielfältig, dass man sich in dem einen oder anderen durchaus wiederfinden kann. Der Kriminalfall wird ganz allmählich gelöst und gibt genügend Gelegenheit, selbst mitzuraten. Kühn ist ein eher eigenbrötlerischer Ermittler mit geschickten Verhörmethoden. Interessant sind die Einblicke in die inneren Strukturen der Kriminalpolizei, etwa die Art und Weise, in der der Polizeirat Kühn zur Teilnahme an einem Seminar für Führungskräfte zwingt. Das Drumherum um dieses Seminar ist übrigens wie auch andere Passagen durchaus humorvoll. Die Grundidee der Handlung empfinde ich als etwas irreal. Ein krimineller Jugendlicher mit Migrationshintergrund dürfte kaum mit so offenen Armen von den Eltern seiner ihm erst kurze Zeit bekannten Freundin aus einer völlig anderen Welt aufgenommen werden. Natürlich haftet diesem Aspekt auch etwas Märchenartiges an. Angetan war ich von so manchem Detail, mit dem die Geschichte gekonnt und passend ausgeschmückt wird, z.B. betreffend das IKEA-Sofa „Kivik“.
Da einige Aspekte aus Kühns Privatleben nicht zu Ende geführt werden, darf wohl mit einer Fortsetzung gerechnet werden, die ich ganz gewiss lesen werde, nachdem mir dieser Band so gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 19.02.2018

Eine Irrfahrt mit der Bahn

Der Reisende
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Die Entstehungsgeschichte dieses Buches ist ebenso interessant wie sein Inhalt.
Es stammt aus der Feder eines jüdischen, rechtzeitig aus Deutschland geflohenen Autoren und wurde bereits 1939 und 1940 ...

Die Entstehungsgeschichte dieses Buches ist ebenso interessant wie sein Inhalt.
Es stammt aus der Feder eines jüdischen, rechtzeitig aus Deutschland geflohenen Autoren und wurde bereits 1939 und 1940 in England und den USA in englischer Sprache veröffentlicht. Noch bevor Boschwitz es für eine deutschsprachige Ausgabe überarbeiten konnte, kam er bei einem Torpedoangriff der Deutschen auf dem Weg nach England ums Leben. Deutsche Verlage nahmen das Manuskript später nicht an. Erst jetzt wird es – lektoriert vom Herausgeber Peter Graf – erstmalig in deutscher Sprache veröffentlicht.
Thematisch geht es um die Anfänge der Judenverfolgung unter den Nationalsozialisten. Die Handlung ist angesiedelt auf den Tag nach der Reichspogromnacht und wenige nachfolgende Tage. Der wohlhabende und angesehene jüdische Kaufmann Otto Silbermann aus Berlin entgeht seiner Verhaftung, indem er mit seinem letzten Barvermögen von 40000 Reichsmark mit der Deutschen Reichsbahn mehr oder weniger ziellos in verschiedene deutsche Städte flüchtet. Auf der Reise trifft er die unterschiedlichsten Menschen und verliert immer mehr.
Die Geschichte besticht durch die Darstellung des Protagonisten, der in dem Dilemma steckt, kein „typischer Jude“ zu sein. Im Ersten Weltkrieg hat er ehrenhaft für die Deutschen gekämpft, äußerlich sieht er nicht wie ein Jude aus, verheiratet ist er mit einer arischen Frau. Daher sieht er sich selbst als Deutschen und nicht als Juden. Diesen gibt er sogar schon recht bald die Schuld an seiner misslichen Lage. Seine rastlosen, immer wirrer werdenden Gedankengänge, seine Angst und seine Sorgen kommen gelungen, für den Leser gut nachvollziehbar, zum Ausdruck. Ein ebenso treffendes, sehr differenziertes Bild wird von der deutschen Gesellschaft im Vorkriegsdeutschland gezeichnet. Es werden nicht alle Deutschen über einen Kamm geschert und als antisemitisch dargestellt. Stattdessen werden die Deutschen, denen Silbermann auf seiner Irrfahrt begegnet, mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteren beschrieben. Es gibt sehr schöne Dialoge zwischen Silbermann und seinen verschiedenen Reisebekanntschaften. Einige von ihnen sind zwar Mittäter an dem den Juden angetanen Leid. Aber es gibt genauso gut Mutige, die selbst Risiken eingehen und ihnen helfen.
Ein wichtiges, sehr lesenswertes Stück Zeitgeschichte.