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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.12.2017

Angelehnt an wahre Begebenheiten

Eine von uns
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Der Debütroman der Autorin ist angesiedelt in einem kleinen englischen Dorf im Jahr 1984. Die Häuser der Dorfbewohner werden von einem Unbekannten heimgesucht, den sie den „Fox“ nennen. Es gibt Schmutzspuren, ...

Der Debütroman der Autorin ist angesiedelt in einem kleinen englischen Dorf im Jahr 1984. Die Häuser der Dorfbewohner werden von einem Unbekannten heimgesucht, den sie den „Fox“ nennen. Es gibt Schmutzspuren, kleine Dinge verschwinden, andere tauchen auf – kein großer Schaden, bis eine von ihnen verschwindet. Alle vermuten, dass die junge, beliebte, religiöse Anna vom Fox entführt wurde und machen sich auf ihre Suche. Schließlich misstraut jeder jedem.
Die Autorin hat sich bei diesem Roman von echten Ereignissen in den 80ern inspirieren lassen. Erzählen lässt sie die Geschichte von vier Dorfbewohnern, die Anna kannten – der jung verheirateten unglücklichen Ehefrau Deloris, dem Dorfpolizisten mit eigenen familiären Sorgen, dem Seelsorger Jim mit einem Geheimnis aus seiner Vergangenheit und dem Supermarktangestellten Stan, der im Geheimen mit seiner eigenen Person kämpft. Nach und nach kommt zutage, dass es um die Dorfidylle nicht gut bestellt ist. Die Bewohner kennen sich eigentlich nicht wirklich. Jeder ist anders, als es zunächst scheint. Richtig gepackt hat mich das Buch leider nicht, obwohl ich die Leseprobe vielversprechend fand. Vieles erscheint mir zu umständlich erzählt und neue Abschnitte sind übergangslos aneinandergereiht. Ein wichtiger Hinweis an Leseinteressenten. Um einen typischen Krimi, wie es in der verlagsseitigen Buchvorstellung heißt, handelt es sich eher nicht. Von Interesse dürfte es eher sein für Leser, die Geschichten über verschiedenartige Charaktere mögen.

Veröffentlicht am 03.12.2017

Viele typische irische Elemente

Der Freund der Toten
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Der 26jährige Mahony – aufgewachsen in einem Waisenhaus – begibt sich in ein kleines irisches Dorf, wo er das Schicksal seiner ledigen, jungen Mutter im Jahr 1956 aufklären will. Mahony hat eine ungewöhnliche ...

Der 26jährige Mahony – aufgewachsen in einem Waisenhaus – begibt sich in ein kleines irisches Dorf, wo er das Schicksal seiner ledigen, jungen Mutter im Jahr 1956 aufklären will. Mahony hat eine ungewöhnliche Gabe – genau wie seine Mutter vor ihm kann er Tote sehen. Diese besondere Fähigkeit wird ihm von Nutzen sein. Die meisten Dorfbewohner begegnen ihm feindselig und verschweigen ihm, was sie wirklich wissen. Für sie war seine Mutter die Schande des Dorfes. Einige meinen, seine Mutter mit Koffer und Baby das Dorf verlassen gesehen zu haben, andere meinen, sie sei gewaltsam getötet worden. Mit Hilfe einer alternden Schauspielerin will er die Wahrheit herausfinden.
Das Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Der Teil der Geschichte, in der es um die detektivische Aufklärung des Schicksals von Mahonys Mutter geht, hat mir gut gefallen. Demgegenüber konnte ich mit den übernatürlichen Elementen nichts anfangen. Zudem gibt es zu viele, zudem skurrile Romanfiguren, die ich irgendwann nicht mehr einordnen konnte. Schließlich wird auch zu viel von der Aufklärung des Falles abgeschweift und auf unbedeutende Zwischenszenen eingegangen.

Veröffentlicht am 26.11.2017

Über den Zweiten Weltkrieg und Konzentrationslager in Polen

Karolinas Töchter
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Verliert die Holocaust-Überlebende Lena ein zweites Mal ihre Freiheit? Wenn es nach ihrem Sohn geht, ja. Denn er will seine Mutter entmündigen und in einem Heim unterbringen lassen, nachdem sie sich von ...

Verliert die Holocaust-Überlebende Lena ein zweites Mal ihre Freiheit? Wenn es nach ihrem Sohn geht, ja. Denn er will seine Mutter entmündigen und in einem Heim unterbringen lassen, nachdem sie sich von Chicago aus 70 Jahre nach Ende des Holocausts mit Hilfe einer Rechtsanwältin und eines Privatermittlers auf die Suche nach zwei Babys macht, die sie 1943 in Polen auf dem Weg in ein Konzentrationslager aus dem fahrenden Zug geworfen hat, um sie vor dem sicheren Tod zu retten. Es gibt Anzeichen, dass Lena diesbezüglich unter Wahnvorstellungen leidet. Während in einem Handlungsstrang Lena ihrer an sie glaubenden Rechtsanwältin in aufeinanderfolgenden Gesprächssitzungen ihre Lebens- und Leidensgeschichte als Jüdin in Polen unter den Nazis erzählt und der Privatermittler Beweise aufspürt, die ihre Version stützen, liegt in einem zweiten Handlungsstrang der Fokus auf dem gerichtlichen Verfahren der Entmündigung Lenas.
Wer historische, im Dritten Reich angesiedelte Romane mag, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen. Gut recherchiert und sehr realistisch stellt der Autor die Geschichte des Zweiten Weltkriegs in Polen, in der Stadt Chrzanów und in den Konzentrationslagern Groß-Rosen und Auschwitz dar, und zwar anhand der fiktiven Protagonistin Jüdin Lena. Ergebnis ist eine sehr berührende Lebensgeschichte einer den Holocaust Überlebenden, die alle Schrecken der damaligen Zeit durchlebt hat. Zu Recht stellt sich Lena wiederholt die Frage, wie Gott so etwas zulassen konnte. Die Geschichte geht so zu Herzen, dass ich das Buch entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten nur mit längeren Pausen lesen konnte. Erbauend war dabei zu lesen, wie viel Hilfe bei ihrem Überlebenskampf Lena von Dritten zu Teil wurde. Das Buch ist ein guter Beitrag, um die Erinnerung an das furchtbarste Kapitel deutscher Geschichte wachzuhalten. Interessant ist auch der juristische Nebenschauplatz, dem anzumerken ist, dass der Autor von Haus aus Rechtsanwalt ist. Gelungen ist der Einbau einer Überraschung betreffend die im Buchtitel erwähnten Töchter.
Von mir erhält das Buch eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 26.11.2017

Schnelle Rezepte für Kuchen, Torten, Kekse u.ä.

Einfach backen
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Das Buch hält, was sein Titel verspricht. Auf 203 Seiten verrät uns die Autorin, Konditormeisterin, ihre besten Rezepte und Backgeheimnisse. Das Buch ist übersichtlich gegliedert in eine kurze Einleitung ...

Das Buch hält, was sein Titel verspricht. Auf 203 Seiten verrät uns die Autorin, Konditormeisterin, ihre besten Rezepte und Backgeheimnisse. Das Buch ist übersichtlich gegliedert in eine kurze Einleitung zur Person der Autorin, Tipps und Tricks beim Backen, Beschreibung von Backzubehör, Rezeptteil, Register und ein kleines Glossar, für das ich als aus Deutschland kommende Leserin besonders dankbar bin, weil ich ansonsten nicht gewusst hätte, das etwa Staubzucker Puderzucker und Topfen Quark ist. Der eigentliche Rezeptteil ist geordnet in Sonntagskuchen, Kaffeeklatsch-Gebäck, Cupcakes & Muffins, Backspass für Kinder, Backen wie früher, Montagskuchen und Backen quer durchs Jahr. Da die Autorin Österreicherin ist, sind natürlich auch landestypische Klassiker wie Sachertorte, Herrenkuchen oder Marillenschnitten vertreten. Man muss das Buch einfach einmal durchblättern und sich von den großformatigen Fotos inspirieren lassen. Finden lässt sich ganz sicher ein Rezept zum Nachbacken(und vielleicht zum leichten Variieren). Keinesfalls darf man anschließend niedergeschlagen sein, wenn das eigene Werk nicht den sehr perfekten bildnerischen Darstellungen entspricht. Sie machen eben deutlich, dass wie es in der Einleitung heißt, die Autorin es am meisten liebt, Torten in kleine Kunstwerke zu verwandeln. Die Rezepte sind wie allgemein üblich in eine Zutatenliste und eine genaue Zubereitungsanleitung unterteilt, ergänzt durch nützliche Meistertipps. Angaben zur Zubereitungsdauer fehlen allerdings. Einige Rezepte habe ich bereits nachgebacken und war zufrieden mit dem Resultat. Die optische Gestaltung des Buches ist liebevoll und gelungen. Der robuste, feste Einband ohne Schutzumschlag ist küchengeeignet.
Ein schönes Buch für kleine und große Bäcker.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Wieviel Wahrheit gehört ans Licht?

In einem anderen Licht
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Die Hamburger Journalistin Miriam gerät anlässlich ihrer Recherchen über die große Mäzenin und Wohltäterin Dorothea Sartorius in einen gehörigen Gewissenskonflikt. Gemeinsam bereiten sie die Verleihung ...

Die Hamburger Journalistin Miriam gerät anlässlich ihrer Recherchen über die große Mäzenin und Wohltäterin Dorothea Sartorius in einen gehörigen Gewissenskonflikt. Gemeinsam bereiten sie die Verleihung des von der Sartorius-Stiftung ausgelobten Preises für Zivilcourage vor. Doch kann Miriam noch hinter dem Projekt stehen, nachdem sie aufdeckt, dass die Stifterin als junge Frau ein Rädchen innerhalb der RAF-Terrorgruppe war und ihre Vergangenheit totgeschwiegen hat, als sie die anvisierte Zielperson, den schwerreichen Reeder und Senator Sartorius, kennen- und lieben gelernt hat?
Dieser Roman ist eine schöne Mischung aus Zeit- und Familiengeschichte. Einerseits erhalten wir einen guten Einblick in den Schrecken, den die RAF in den 1970er Jahren in Deutschland verbreitet hat. Ich selbst gehöre noch zu der Generation, die die auch im Roman erwähnten Schwarzweiß-Fahndungsplakate in Bank- und Postfilialen ausgehängt sah. Der geplante Anschlag von Dorothea Sartorius an der Schlei zum Nachteil ihres späteren Ehemannes ist zwar frei erfunden, entbehrt aber nicht völliger Realität und passt in das RAF-Schema. Andererseits nehmen auch die speziellen persönlichen Probleme von Miriam einen großen Raum ein. Nach zwei Jahren kann sie noch immer nicht die Trauer über ihren bei einer Fotoreportage im Ausland ums Leben gekommenen geliebten Mann verarbeiten. Vor allem für ihren fünfjährigen Sohn Max reißt sie sich zusammen. Insgesamt liest sich die Geschichte angenehm und ruhig. Sie hält dazu an darüber nachzudenken, wann Schweigen nicht mehr angemessen ist und stattdessen Mut zum Einmischen und zum Verkünden der Wahrheit (eben Zivilcourage) geboten ist. Dieser Zwiespalt ist anhand Miriams Situation gut herausgearbeitet. Sehr schön sind auch die Impressionen von Hamburg und dem Umland, die beweisen, dass Hamburg tatsächlich der Sehnsuchtsort der Autorin ist, wie es im rückwärtigen Klappentext heißt. Einen kleinen Wermutstropfen bedeutet es für mich, dass es etwas zu viele zu Tage tretende Verflechtungen der Romanfiguren untereinander und zu viele Zufälle gibt. Auch entsprechen Umgang und Sprache von Miriam mit ihrem erst fünfjährigen Sohn nicht dem natürlichen Verhalten einer Mutter gegenüber ihrem Kleinkind und wirkt Max zu erwachsen.
Alles in allem aber ein eindrucksvoller Roman.