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Veröffentlicht am 22.10.2022

Langatmig

Lektionen
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Ich habe mich etwas schwer getan, dieses immerhin 710 Seiten umfassende Buch zu lesen. Dabei hat mir der Einstieg in die Geschichte gut gefallen. Der Protagonist, ein elfjähriger englischer Internatsschüler, ...

Ich habe mich etwas schwer getan, dieses immerhin 710 Seiten umfassende Buch zu lesen. Dabei hat mir der Einstieg in die Geschichte gut gefallen. Der Protagonist, ein elfjähriger englischer Internatsschüler, wird Anfang der 1960er Jahre von seiner Klavierlehrerin missbraucht und ist ihr über einige Jahre hinweg sexuell hörig. Dieses Erleben prägt sein gesamtes späteres Leben, aus dem er nur sehr wenig macht. Statt sich auf dieses Kindheitserlebnis zu beschränken, zeichnet der Autor das gesamte Leben des Protagonisten Roland bis in seine 70er Jahre hinein nach, zudem nicht chronologisch. Als weitere Stränge schildert er die Lebensläufe noch anderer Personen aus Rolands Umfeld, die mir manchmal schon etwas hanebüchen erscheinen. Was mir ebenso missfällt, ist, dass jeweils aktuelle politische und gesellschaftliche Ereignisse Eingang in die Geschichte finden, wie z.B. die Kubakrise, der Fall der Mauer, die Corona-Pandemie. Dahinter dürfte die Intention des Autors stecken aufzeigen zu wollen, wie ein Menschenleben von eigenen Entscheidungen und äußeren Einflüssen beeinflusst wird. Mir war das aber zu überfrachtet und langatmig.
Ein durchaus anspruchsvolles Buch, das mich enttäuscht zurückgelassen hat.

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Veröffentlicht am 11.10.2022

Eine Roman über die Wende-Zeit

Eine andere Zeit
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Eigentlich mag ich Romane wie den vorliegenden gerne, die auf zwei Zeitebenen spielen. Hier sind es die 1970er Jahre in einem vorpommerschen Dorf und die Gegenwart im Jahr 2019. Die Familie Jendrich lebt ...

Eigentlich mag ich Romane wie den vorliegenden gerne, die auf zwei Zeitebenen spielen. Hier sind es die 1970er Jahre in einem vorpommerschen Dorf und die Gegenwart im Jahr 2019. Die Familie Jendrich lebt mit zwei Töchtern im Dorf, die Tante mit ihrer Tochter in einer westdeutschen Großstadt. Die ältere Tochter Enne träumt von der Schauspielerei, die jüngere Suse ist kränklich. Die Kusine Christina würde am liebsten in den Osten übersiedeln. Obwohl man es Suse nie zugetraut hätte, ist sie es, die im Sommer 1989 über Ungarn ausreist. Anschließend hat die Familie nie wieder etwas von ihr gehört. 30 Jahre später will Enne mit allem abschließen. Gerade jetzt taucht in der Nachbarschaft eine mysteriöse Frau auf, die vielleicht Suse sein könnte.
Mit den Romanfiguren bin ich nicht so recht warm geworden. Zwischen ihn allen herrscht eine bedrückende Sprachlosigkeit. Das Leben in der ehemaligen DDR mit der beständigen Angst der Leute „vor denen da oben“ wird realistisch dargestellt ebenso der dortige Umgang mit sog. „Asozialen“. Was ich allerdings als nicht sehr realitätsgetreu empfand, war, dass die Familie nicht schon viel früher alles daran gesetzt hat, Suses Verbleib aufzuklären. Vermisst habe ich eine klare Ansage am Ende, was aus ihr geworden ist.

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Veröffentlicht am 27.09.2022

Verwirrend zu lesen

Lukusch
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Die Lektüre dieses Buches empfand ich als verwirrend und anstrengend, weil die Geschichte stark Realität und Fiktion vermischt und ich bei Einordnung des einen oder anderen Vorkommnisses in die jeweilige ...

Die Lektüre dieses Buches empfand ich als verwirrend und anstrengend, weil die Geschichte stark Realität und Fiktion vermischt und ich bei Einordnung des einen oder anderen Vorkommnisses in die jeweilige Kategorie unsicher war. Bevor ich mit der eigentlichen Lektüre begann, habe ich sogar geglaubt, es werde eine wahre Biografie eines existenten Schachspielers erzählt. Auf den ersten Blick erscheint das Buch als Tatsachenbericht. Diesen Eindruck vermitteln die eingearbeiteten Artikel, Berichte und Fotos und das zugrundeliegende Ereignis – die Titelfigur kommt gemeinsam mit einem anderen Jungen, beide verhalten sich nach Art von siamesischen Zwillingen, nach der Tschernobyl-Katastrophe zur Erholung nach Deutschland und wird von jetzt auf gleich zum Schachgenie. Wenige Jahre später verschwindet er, drei Jahrzehnte später macht sich sein seinerzeitiger Gastbruder Simon Ritter, inzwischen Dokumentarfilmer, auf die Suche nach ihm. Die Verwirrung komplett macht das Vorwort, das auf ein Verbrechen an Simon Ritter bei seinen Recherchen schließen lässt.
Das Schachtalent von Lukusch und den Missbrauch seiner Intelligenz durch Unternehmen fand ich etwas weit hergeholt ebenso wie die parapsychologischen Anteile. Als störend empfand ich auch den Liebesgeschichtenanteil zwischen Simon und der ihn bei seiner Suche unterstützenden Maria.
Man muss sich also schon auf dieses besondere Buch einlassen, um es zu mögen.

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Veröffentlicht am 12.09.2022

Ein Mann wird auf die Schippe genommen

Die Erlebnisse des Herrn A.
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Das Buch enthält eine Reihe von kurzweiligen, amüsanten Geschichten aus dem Alltags-, Familien- und Berufsleben des namenlos bleibenden Herrn A. Dieser wird so geschildert, dass einem beim Lesen der einzelnen ...

Das Buch enthält eine Reihe von kurzweiligen, amüsanten Geschichten aus dem Alltags-, Familien- und Berufsleben des namenlos bleibenden Herrn A. Dieser wird so geschildert, dass einem beim Lesen der einzelnen Episoden einfach nur die Kommentierung „typisch Mann“ von den Lippen kommt, als ein armes Würstchen, der in zahllose Fallen tappt. So sehr man letztlich auch schmunzeln muss, kann ich mir als Kritik nicht verkneifen, dass die Geschichtlein letztlich etwas abgedroschen wirken und einen Typ Mann beschreiben, den es vielleicht vor einigen Jahrzehnten gegeben hat, aber heute nicht mehr. Etwas aus der Zeit gefallen wirkt auf mich auch der ruhige, bedächtige Erzählstil. Alles in allem zwischendurch nett zu lesen.

Veröffentlicht am 12.09.2022

Autobiografie des Autors

Kerl aus Koks
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Man muss Michael Brandner als Schauspieler (der immerhin inzwischen in mehr als 200 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt hat) nicht kennen, um diesen Roman zu lesen, der sehr viele autobiografische ...

Man muss Michael Brandner als Schauspieler (der immerhin inzwischen in mehr als 200 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt hat) nicht kennen, um diesen Roman zu lesen, der sehr viele autobiografische Inhalte aufweist. Gerade die erste Hälfte des Buches, die die Jahre 1951 (sein Geburtsjahr) bis 1971 (Beendigung seiner Wehrzeit) umfasst, liest sich sehr angenehm, weil sie sehr lebendig Brandners Kindheit im Ruhrpott abhandelt und das seinerzeitige dortige Leben so liebevoll und lebensecht nachzeichnet. Wer auch aus dem Pott stammt, hat sicherlich so manches Wiedererkennungserlebnis; die anderen, so sie denn der Generation Brandners angehören, werden zu dem Schluss gelangen, dass die damalige Zeit genauso wie dargestellt war. Mit Interesse habe ich gelesen, was für eine schwierige Kindheit Brandner hatte, auch durchsetzt mit Momenten, in denen sein Leben auf Messers Schneide stand, wovon er sich aber nie hat unterkriegen lassen. Umso enttäuschender empfand ich die zweite Buchhälfte. Das mag aber auch daran liegen, dass ich mit einem solch flatterhaften Leben, wie es Brandner geführt hatte – von einer Frau zur nächsten, von einem Job zum anderen, von einer Bleibe in die nächste – selbst nichts anfangen kann. Diese Aneinanderreihung immer gleicher kurzer Episoden hat mich nur noch gelangweilt. Insgesamt schade, weil ich die ursprünglich anvisierte Best-Bewertung so auf ein Mittelmaß herabgestuft habe.

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