Moderne Version von Austens "Stolz und Vorurteil"
VermählungIch muss gestehen, den Klassiker „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen nie gelesen zu haben, wenngleich ich grob über seinen Inhalt informiert bin. Daher kann ich nicht wirklich beurteilen, in welchem ...
Ich muss gestehen, den Klassiker „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen nie gelesen zu haben, wenngleich ich grob über seinen Inhalt informiert bin. Daher kann ich nicht wirklich beurteilen, in welchem Maße sich das vorliegende Buch – gemäß der Aufschrift auf dem Cover „Jane Austen neu erzählt“ – an den berühmten Klassiker anlehnt. Doch scheint es mir eine durchaus gelungene Adaption zu sein. Die Geschichte spielt im amerikanischen Cincinnati im Jahr 2013. Im Mittelpunkt stehen die fünf Bennet-Schwestern im Alter von 23 bis 39 Jahren, die ihre Mutter - sozialen Wohltätigkeitsprojekten und der Kaufsucht verschrieben, - lieber heute als morgen verheiratet sehen würde. Die beiden ältesten und einzig berufstätigen Schwestern kehren zwecks Unterstützung ihrer Eltern ins Elternhaus zurück, das die drei jüngsten nie verlassen haben. Der alles umspannende Rahmen ist die Reality-TV-Show „Vermählung“, in der Chip Bingley eine Rolle spielt. Neben verschiedenen amourösen und nicht immer den konservativen Vorstellungen der Mutter entsprechenden Verhältnissen spielen auch Themen wie Rassismus, Homosexualität, anonyme Samenspende, biologische Uhr, Vorbehalte gegenüber unverheirateten Frauen eine Rolle. Von sehr subtilem Humor sind die verbalen Äußerungen der Bennet-Eltern und die Wortgefechte zwischen Liz und dem arroganten Arzt Darcy. Bis zur Lektüre der ersten 400 Seiten hätte ich das Buch glatt mit fünf Sternen bewertet. Doch leider enttäuschte mich das letzte Fünftel. Hier steht nur noch die Reality-Show im Focus, was leicht kitschig anmutet und nicht zu den Charakteren passt, wie sie bis dahin dargestellt wurden. Auf jeden Fall lesen sich die immerhin 576 Seiten mit sage und schreibe 181 Kapiteln recht flott.