Die Liebe in diesen Zeiten
„Tom würde bald begreifen, dass es nicht Wichtigeres gab als Mary North – dass es nur ihre Zauberkraft war, die die Planeten in ihrer Bahn hielt und die Milch daran hinderte, sauer zu werden.“
Handlung:
Mary ...
„Tom würde bald begreifen, dass es nicht Wichtigeres gab als Mary North – dass es nur ihre Zauberkraft war, die die Planeten in ihrer Bahn hielt und die Milch daran hinderte, sauer zu werden.“
Handlung:
Mary North meldet sich kurz nach Kriegsbeginn zur Truppenunterstützung und wird einer Schule als Lehrerin zugeordnet, nicht gerade ihre Wunschtätigkeit. Viel lieber hätte sie für ihr Heimatland England als Spionin gearbeitet. Doch in ihrem neuen Job lernt Mary Tom kennen, den Leiter des Schulbezirks. Zwischen den Beiden entwickelt sich erst eine Freundschaft, aus der später Liebe wird.
Währenddessen hat sich Alistair, der beste Freund und Mitbewohner von Tom, freiwillig als Soldat gemeldet. Er erlebt nun all die schrecklichen Ereignisse des Krieges hautnah mit, den Hunger, die Angst vor dem Sterben, sowie den Tod von Kameraden.
Als Alistair eines Tages auf Heimaturlaub ist, trifft er sowohl seinen besten Freund Tom wieder, als auch dessen Freundin Mary. Dieses Zusammentreffen löst sowohl in Mary, als auch in Alistair Gefühle füreinander aus, jedoch muss Alistair wieder zurück zu seiner Truppe und Mary ist noch in einer Beziehung mit Tom. Die einzige Möglichkeit, wie die Beiden in Verbindung bleiben können, sind Briefe.
Alle drei Protagonisten erleben dabei Dinge, die sich nur schwer in Worte fassen lassen und die sie voneinander trennen. Wie werden Mary, Tom und Alistair mit den Geschehnissen und Erlebnissen umgehen?
Cover:
Wenn man das Cover betrachtet und den Klappentext kennt, denkt man sofort, dass hier ein wunderbarer Bezug besteht. Eine Dame, in der damals modernen Kleidung, welche durch Schutthaufen geht, im Hintergrund sieht man Kriegszerstörungen. Mir gefällt das Cover außerordentlich gut, ich finde, es hat etwas sehr nostalgisches und zeigt schonungslos, wie es im Krieg wirklich ausgesehen hat. Ich finde es sehr stimmig und passend.
Den Klappentext finde ich jedoch sehr verwirrend und absolut nicht zu dem Roman passend. Nachdem ich den Klappentext das erste Mal gelesen hatte, dachte ich, es handelt sich um eine romantische und schnulzige Dreiecksbeziehung zwischen Mary, Alistair und Tom während des zweiten Weltkrieges. Ich dachte, die Liebesbeziehung steht im Vordergrund, der Krieg dient nur als Schauplatz für die Geschichte. Jedoch ist genau das Gegenteil der Fall. Die Liebe taucht nur in wenigen Szenen auf, hauptsächlich dreht sich das Buch um den Krieg und wie die Protagonisten damit umgehen, sowie, was sie erleben. Durch diesen irreführenden Klappentext hatte ich andere Erwartungen an die Geschichte, wurde jedoch positiv überrascht und keinesfalls enttäuscht.
Schreibweise:
Von der ersten Seite war ich hin und weg, wie der Roman geschrieben wurde. Die Schreibweise war gleichzeitig schonungslos, als auch zurückhaltend und für mich sehr bildhaft. Sehr häufig hatte ich beim Lesen ein Bild der jeweiligen Szene vor Augen, so exakt wurde sie beschrieben.
Durch die verschiedenen Erzählperspektiven (nicht nur Mary, Tom und Alistair kommen zu Wort, sondern auch andere Protagonisten) erlebt man den Krieg durch die Augen eines Soldaten, einer jungen Frau, die einer reichen Familie entstammt, sowie des Beamten Toms, der mit sich selbst nicht im reinen ist, ob er sich nun als Soldat melden soll oder nicht. Dadurch erfährt man als Leser sehr gut, wie unterschiedlich der Krieg wahrgenommen wurde und wie die Protagonisten mit den Erlebnissen umgegangen sind. Dabei wurden sie Szenen nicht immer nur ernst gehalten, sondern es gab auch kleine Scherze und Anspielungen, die die Situationen teilweise etwas aufgelockert haben.
Protagonisten:
Wie schon erwähnt, sind die drei Hauptprotagonisten Mary, Tom und Alistair. Alle haben einen anderen Charakter, sie ähneln sich in wenigen Dingen. Den gesamten Roman über hatte ich mit ihnen ein wenig meine Probleme. Von den ganzen Haupt- und Nebenprotagonisten war mir lediglich Alistair sympathisch, alle anderen fand ich zu blass und eigensinnig dargestellt. Tom war immer zögerlich und sehr zurückhaltend, ich hatte häufig das Gefühl, dass er sich nicht vollkommen frei entfalten konnte (wegen des Krieges und der etwas aufdringlichen Mary) und dadurch nicht sein wahres Wesen zeigen konnte. Mary dagegen fand ich zu bestimmend und auch sehr kindlich. Sie hat zwar im Verlauf des Romans eine große Wandlung vollzogen, ich bin mir aber nicht sicher, ob diese in die richtige Richtung ging. Sie hat einen Charakter und eine Art, bei der ich mir sehr sicher bin, dass ich auch im wahren Leben nicht mit ihr klarkommen würde. Lediglich Alistair fand ich durchweg interessant und sympathisch. Seine Schilderungen des Krieges haben mich auch am Meisten mitgenommen und mit ihm habe ich am meisten mitgefiebert. Er ist in seinem Leben angekommen, hat sich Selbstsicherheit erworben und vertritt seine Meinung. Für mich wirkte er als einziger menschlich und natürlich (er hat sich keine Maske aufgesetzte, nur um anderen zu gefallen).
Fazit:
Von der ersten bis zur letzten Seite hat mir das Buch sehr gut gefallen und in seinen Bann gezogen. Ich war besonders angetan von der Schreibweise, die teilweise etwas magisches an sich hatte und für mich das Highlight des Romans war. Zwar konnte ich keine Sympathien für die meisten Protagonisten aufbauen, die ist für mich jedoch nicht der Hauptpunkt bei der Bewertung eines Buches. Es ist immer ein nettes Extra, wenn die Protagonisten von der ersten Sekunde an sympathisch sind, jedoch habe ich auch kein Problem, wenn es mal umgekehrt ist.
Man sollte sich nicht auf den Klappentext verlassen, welcher teilweise eine andere Geschichte verspricht, und dem Buch nicht gerecht wird.