Profilbild von uli123

uli123

Lesejury Star
offline

uli123 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit uli123 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.02.2018

Eine originelle Resozialisierung

Die Königin von Lankwitz
0

Was machen zwei weibliche Strafgefangene, um nach der Haftentlassung ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, wenn sie in ihren früheren Berufen als Steuerfachgehilfin bzw. Miederwarenverkäuferin nicht mehr ...

Was machen zwei weibliche Strafgefangene, um nach der Haftentlassung ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, wenn sie in ihren früheren Berufen als Steuerfachgehilfin bzw. Miederwarenverkäuferin nicht mehr Fuß fassen können? Sie gründen eine Ich-AG und bieten als Dienst an, auf Wunsch ihrer (ausschließlich weiblichen) Kundinnen unliebsame Männer aus dem Weg zu räumen. Die eine ist für die Kundenakquise zuständig, die andere für die praktische Durchführung, die durch das An- bzw. Überfahren mit dem firmeneigenen PKW vonstattengeht.
Dieser zwar wirklichkeitsfernen, aber recht originellen und humorvoll beschriebenen Geschäftsidee lässt sich über gut ein Drittel des Buches gut folgen und ich war sicher, das Buch am Ende mit Bestnote bewerten zu können. Die beiden Protagonistinnen – zwei Berliner Typen - kommen einfach sehr sympathisch herüber, indem sie zwar eindeutig als Kriminelle einzustufen sind, andererseits aber doch ein Gewissen und durchaus ehrenwerte Prinzipien haben. Im Widerspruch zu ihrer kriminellen Ader stellen sie sogar für sich geltende Vorschriften auf, den sog. Zehn-Punkte-Plan. Dann jedoch wird ein potentieller männlicher Kunde mit einem K-Orakel (was ist das überhaupt?) eingeführt und mit ihm tut sich ein Bruch auf, der noch tiefer wird, als auch noch eine Konkurrenz-Agentur auf der Bildfläche erscheint. Aus Spaß wird jetzt Ernst. Das Weiterlesen fiel mir fortan immer schwerer. Der skurrile Humor, Charme und Sarkasmus aus dem ersten Teil fehlen. Mich hat die Geschichte nicht mehr unterhalten.
Deshalb alles in allem nur drei Sterne. Schade.

Veröffentlicht am 10.02.2018

Scheidungskinder

Vier Schwestern
0

Vier – sehr unterschiedliche – Schwestern aus Neuseeland verbringen einen gemeinsamen Sommerurlaub in der italienischen Region Cinque Terre. Recht bald verschwindet die zweitjüngste Schwester unvermittelt ...

Vier – sehr unterschiedliche – Schwestern aus Neuseeland verbringen einen gemeinsamen Sommerurlaub in der italienischen Region Cinque Terre. Recht bald verschwindet die zweitjüngste Schwester unvermittelt ohne Nachricht. Das ruft bei den übrigen drei zunehmende Spannungen hervor. Jede erklärt sich die Abwesenheit der Schwester anders. In der Vergangenheit erlittene Verletzungen und gemachte Erfahrungen vor allem in der Familie kommen aufs Tapet, die unterschiedlichen Beziehungen der Schwestern zu ihren Eltern und deren leidvolle Scheidung. Die – namenlos bleibende – Ich-Erzählerin steht der vermissten Schwester am nächsten. Sie teilen ein Geheimnis aus ihrer Jugend. Beide haben ein schwieriges Verhältnis zu ihren jeweiligen Partnern. Am Ende lösen sie ihre Probleme unterschiedlich.
So ganz konnte mich der Roman nicht einnehmen. Für meine Begriffe gibt es zu wenig Handlung. Stattdessen reflektiert die Erzählerin ihre Beziehungen zu den anderen Schwestern sehr/zu ausführlich gedanklich. Die Sorgen der Schwestern um ihre Schwester stehen zu sehr im Fokus und wirken auf mich übertrieben. Der Originaltitel „Absence“ würde besser passen, da es weniger darum geht, dass die vermisste Schwester gefunden wird, als darum, dass sich die Schwestern selbst finden.
Ein Buch, das ich als durchschnittlich bewerte.

Veröffentlicht am 21.01.2018

Kein Beitrag, um Männer zu verstehen

Die Herzen der Männer
0

Schade, das Buch hat so gut begonnen und wurde dann leider zusehends schwächer. Vielleicht liegt es daran, dass ich als Frau nicht zu dem Leserkreis der Männer gehöre, die das Buch ansprechen will, wie ...

Schade, das Buch hat so gut begonnen und wurde dann leider zusehends schwächer. Vielleicht liegt es daran, dass ich als Frau nicht zu dem Leserkreis der Männer gehöre, die das Buch ansprechen will, wie schon sein Titel vermuten lässt. Jedenfalls stehen im Mittelpunkt drei Generationen von Männern.
Die Geschichte beginnt in Wisconsin im Jahr 1962, als der Protagonist Nelson 13 Jahre alt ist. Er ist ein cleverer und sensibler Junge, Außenseiter, vom Vater ungeliebt. In dem etwas älteren Jonathan, Pfadfinder wie er, scheint er endlich den ersehnten Freund zu finden und wird obendrein noch vom alten Pfadfinderführer unter seine Fittiche genommen, der seine Fähigkeiten zu schätzen und zu fördern weiß. In dem ersten Abschnitt über Nelsons Aufenthalt im Pfadfinderlager wird er als Person wirklich gut dargestellt und als Leser fühlt man mit ihm – mit seiner Einsamkeit, seinem Wunsch nach Freundschaft und väterlicher Zuwendung, seinem Konflikt, als er mehrere moralisch fragwürdige Entscheidungen zu treffen hat. Die weiteren beiden Hauptabschnitte, die zusammen mit dem ersten über das Band des Pfadfindertums verknüpft sind, konnten mich dann nicht wirklich fesseln, einige Geschehnisse haben mich sogar abgestoßen. Der zweite ist Jonathan im Erwachsenenalter im Jahr 1996 gewidmet. Viel zu langatmig und ausführlich wird geschildert, wie Jonathan aus seinem 16jährigen Sohn einen richtigen Mann machen will, indem er ihn zu einer Prostituierten führt und ihm seine bevorstehende Scheidung über die eingefädelte Bekanntschaft mit seiner Geliebten schmackhaft macht. Alles ist Jonathans Sympathiewerten abträglich. Im dritten Teil, wir sind jetzt im Jahr 2019, stehen Jonathans Enkel und seine Schwiegertochter wiederum im Pfadfinderlager im Mittelpunkt. Endlich rückt einmal eine Frau in den Fokus, um dann aber auf das Klischee einer Zielscheibe für Männer (wie schon besagte Prostituierte) herabgewürdigt zu werden, während der Enkel zum Helden gemacht wird.
Welche Botschaft das Buch vermitteln will, weiß ich nicht. Im Text auf dem Buchrücken heißt es diesbezüglich, dass der Roman die Herzen der Männer erkunden will, ihre Schwächen und Geheimnisse, ihre Bedürfnisse und Werte. Das ist m.E. nicht so recht gelungen. Täuschen lassen darf man sich auch nicht von dem zuvor erwähnten Text, wenn er davon spricht, dass drei Kriege eine Rolle spielen. Auf den Zweiten Weltkrieg, den Vietnamkrieg und den Krieg in Afghanistan wird jedenfalls nur ganz sporadisch eingegangen, indem kurze traumatische Erlebnisse der männlichen Protagonisten geschildert werden.

Dieses Buch kann, muss man aber nicht lesen und es reicht nicht heran an den früheren Roman des Autors „Shotgun Lovesongs“.

Veröffentlicht am 09.12.2017

Angelehnt an wahre Begebenheiten

Eine von uns
0

Der Debütroman der Autorin ist angesiedelt in einem kleinen englischen Dorf im Jahr 1984. Die Häuser der Dorfbewohner werden von einem Unbekannten heimgesucht, den sie den „Fox“ nennen. Es gibt Schmutzspuren, ...

Der Debütroman der Autorin ist angesiedelt in einem kleinen englischen Dorf im Jahr 1984. Die Häuser der Dorfbewohner werden von einem Unbekannten heimgesucht, den sie den „Fox“ nennen. Es gibt Schmutzspuren, kleine Dinge verschwinden, andere tauchen auf – kein großer Schaden, bis eine von ihnen verschwindet. Alle vermuten, dass die junge, beliebte, religiöse Anna vom Fox entführt wurde und machen sich auf ihre Suche. Schließlich misstraut jeder jedem.
Die Autorin hat sich bei diesem Roman von echten Ereignissen in den 80ern inspirieren lassen. Erzählen lässt sie die Geschichte von vier Dorfbewohnern, die Anna kannten – der jung verheirateten unglücklichen Ehefrau Deloris, dem Dorfpolizisten mit eigenen familiären Sorgen, dem Seelsorger Jim mit einem Geheimnis aus seiner Vergangenheit und dem Supermarktangestellten Stan, der im Geheimen mit seiner eigenen Person kämpft. Nach und nach kommt zutage, dass es um die Dorfidylle nicht gut bestellt ist. Die Bewohner kennen sich eigentlich nicht wirklich. Jeder ist anders, als es zunächst scheint. Richtig gepackt hat mich das Buch leider nicht, obwohl ich die Leseprobe vielversprechend fand. Vieles erscheint mir zu umständlich erzählt und neue Abschnitte sind übergangslos aneinandergereiht. Ein wichtiger Hinweis an Leseinteressenten. Um einen typischen Krimi, wie es in der verlagsseitigen Buchvorstellung heißt, handelt es sich eher nicht. Von Interesse dürfte es eher sein für Leser, die Geschichten über verschiedenartige Charaktere mögen.

Veröffentlicht am 03.12.2017

Viele typische irische Elemente

Der Freund der Toten
0

Der 26jährige Mahony – aufgewachsen in einem Waisenhaus – begibt sich in ein kleines irisches Dorf, wo er das Schicksal seiner ledigen, jungen Mutter im Jahr 1956 aufklären will. Mahony hat eine ungewöhnliche ...

Der 26jährige Mahony – aufgewachsen in einem Waisenhaus – begibt sich in ein kleines irisches Dorf, wo er das Schicksal seiner ledigen, jungen Mutter im Jahr 1956 aufklären will. Mahony hat eine ungewöhnliche Gabe – genau wie seine Mutter vor ihm kann er Tote sehen. Diese besondere Fähigkeit wird ihm von Nutzen sein. Die meisten Dorfbewohner begegnen ihm feindselig und verschweigen ihm, was sie wirklich wissen. Für sie war seine Mutter die Schande des Dorfes. Einige meinen, seine Mutter mit Koffer und Baby das Dorf verlassen gesehen zu haben, andere meinen, sie sei gewaltsam getötet worden. Mit Hilfe einer alternden Schauspielerin will er die Wahrheit herausfinden.
Das Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Der Teil der Geschichte, in der es um die detektivische Aufklärung des Schicksals von Mahonys Mutter geht, hat mir gut gefallen. Demgegenüber konnte ich mit den übernatürlichen Elementen nichts anfangen. Zudem gibt es zu viele, zudem skurrile Romanfiguren, die ich irgendwann nicht mehr einordnen konnte. Schließlich wird auch zu viel von der Aufklärung des Falles abgeschweift und auf unbedeutende Zwischenszenen eingegangen.