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Veröffentlicht am 04.09.2018

Die Geschichte des Eises aus der Sicht einer Eismacherfamilie

Die Eismacher
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Die Familie Talamini lebt inmitten der malerischen Dolomiten. Der Ururgroßvater des Protagonisten Giovanni ist mit Freunden und Nachbarn 1891 auf die Idee gekommen, aus dem St. Gotthard-Tunnel Schnee und ...

Die Familie Talamini lebt inmitten der malerischen Dolomiten. Der Ururgroßvater des Protagonisten Giovanni ist mit Freunden und Nachbarn 1891 auf die Idee gekommen, aus dem St. Gotthard-Tunnel Schnee und Eis zu ernten. Anschließend haben sie es um eine Trommel gepackt, Salz hinzuzufügen, damit es nicht zu schnell schmilzt. In die Trommel kommt der Brei, der gerührt werden und immer wieder von der kalten Wand abgestreift werden muss. Drehen, drehen, drehen. Die Masse wird mehr und berkommt die richtige Konsistenz, doch man muss aufpassen. Drehen, drehen, drehen, das ist die Melodie, mit der die Familie lebt.

Natürlich wussten die Italiener nicht, dass auch auf anderen Flecken unserer Erde die gleichen Versuche mit Erfolg unternommen wurden. Ebenso wurde z.B. die Eistüte wahrscheinlich von einem aus Syrien stammenden Italiener erfunden.

Die Familie der Talaminis ist sehr erfolgreich, sie haben auch in Rotterdam ein Eiscafe. Giovanni hat einen jüngeren Bruder Luca, für den er immer da ist. Doch es kommt der Tag, als sich Giovanni dazu entscheidet, für die Literatur zu leben. Er ist sehr erfolgreich, veranstaltet große Poetry Festivals und umgibt sich mit Schriftstellern. Sein Bruder spricht von Stund an kein Wort mehr mit ihm, hat er doch sein Leben der Familientradition vorgezogen und sein jüngerer Bruder muss seinen Platz einnehmen. Allerdings im Privatleben bekommt Luca das schönste Mädchen des Dorfes, in das auch Giovanni verliebt war.

Wenn man sich die Geschichte der Talaminis ansieht, so merkt man, dass in jeder Generation das Eismachen mehr als Pflicht gesehen wird. Der Vater von Vater Guiseppe wird erst einmal Abenteurer, nachdem er durch den St. Gotthardttunnel verschwunden ist; Giovannis Vater wäre gerne Erfinder geworden, tja, und er hat die Poesie.

Natürlich hat er ständig Kontakt zu seiner Familie, nur sein ehemals bester Freund, sein Bruder Luca, meidet ihn und spricht mehrere Jahre kein Wort mit ihm. Bis auf den Tag, als er eine an ihn herantritt und ihn um etwas Außergewöhnliches bittet.

Ernest van der Kwast hat eine wunderbare bildhafte Sprache, ich sehe alles vor mir und kann das Eis schmecken. Wortgewaltig berichtet er über das Leben einer Eismacherfamilie mit all ihren Sorgen und Nöten. Besonders schön finde ich die Zitate der Schriftsteller/Poeten.

Das Buch erschien im April 2018 in der Taschenbuchausgabe bei btb und Randomhouse.

Veröffentlicht am 28.08.2018

Beängstigende Zukunftsvision hier in Deutschland

Nanos - Sie bestimmen, was du denkst
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Stellt euch vor, eine Regierung möchte die totale Macht. Sie ist bereit, alles dafür zu tun.

Im Jahr 2021 finden Forscher, die auf der Suche nach einem Mittel gegen Phobien sind, ein "kleines" Nebenprodukt, ...

Stellt euch vor, eine Regierung möchte die totale Macht. Sie ist bereit, alles dafür zu tun.

Im Jahr 2021 finden Forscher, die auf der Suche nach einem Mittel gegen Phobien sind, ein "kleines" Nebenprodukt, mit dem Menschen unbemerkt beeinflusst werden können - bis hin zur Emotionslosigkeit.
Da die Menschen dieses kleine Nebenprodunkt durch ein notwendiges Nahrungsmittel zu sich nehmen und nichts davon merken können, sind Türen und Tore zur absoluten Kontrolle der Deutschen Bevölkerung geöffnet. Das Grundgesetz wird geändert in eine Verfassung und die Macht wird anders verteilt.

Doch was ist eine Macht ohne eine Revolution? Ja, auch diese gibt es. Auch wenn sich die Regierung dies nicht vorstellen kann. Aber es gibt Menschen, die auf die Kontrolle nicht reagieren, die etwas gegen die Regierung unternehmen wollen.

Dann haben wir Malek, er ist mit seinem Freund schon vor längerer Zeit aus dem Gefängnis ausgebrochen. Im Fernsehen hatte er dort bereits gesehen, dass sich die Welt draußen total verändert hat, es gibt Gardisten, Konfessoren und einen größenwahnsinnigen Kanzler, der am liebsten bereits negative Blicke zum Anlass nimmt, seine Bürger abführen zu lassen. Wie das alles abläuft, hat Malek auch bereits im Knast hautnah miterleben müssen, als jemand seinen Mund zu weit aufriss.

Malek haust 2028 in einem Wohnwagen und würde dort wohl auch Jahrzehnte später noch hausen, wenn nicht eine verfolgte junge Frau zu ihm geflüchtet wäre.
Die Kehlianer sind ihr eng auf den Fersen, doch vorher wollen andere Menschen sie vor den Verfolgern retten. Da man nicht weiß, ob Malek zu den Kehlianern gehört, greifen ihn die Revolutionäre gleich mit auf und nehmen ihn mit. Er überlebt. Nun muss er sich entscheiden, ob er mit/für die Revoluzzer arbeitet oder wie es wohl weitergehen soll mit ihm.
Unabhängig davon muss er aber auch noch ein Versprechen einlösen, das er seinem Freund, der im Wohnwagen gestorben ist, gegeben hat.

Timo Leibig schreibt in seinem Verlagsdebüt (Penhaligon / Randomhouse) über eine erschreckende Zukunftsvision, in der jedoch auch das Gute seinen Platz findet. Ich kann mir so etwas sehr gut vorstellen. Heutzutage muss man ja mit allem rechnen!

Die Sprache des Autors ist absolut verständlich, das Buch hyperspannend und für die entsprechenden Überraschungsmomente ist auch gesorgt.

Das Cover passt absolut gut zum Inhalt, zumal auch schon unter NANOS angegeben ist "Sie bestimmen, was du denkst". Dies in Verbindung mit der grün-weißen Spirale würde mich auf jeden Fall zum Kauf animieren.

Das Buch erscheint am 24. September 2018, ist aber bereits vorbestellbar. Es ist als eBook und broschiert erhältlich.

Veröffentlicht am 27.08.2018

Nervenaufreibende Täterjagd

Blutbuche
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Emma Carow ist Fallanalystin bei der OFA (Operative Fallanalyse) des Landeskriminalamts. Sie hat ein lange zurückliegendes Trauma noch nicht ganz verarbeitet. Dann sitzt sie in einer TV-Show ihrem Vergewaltiger, ...

Emma Carow ist Fallanalystin bei der OFA (Operative Fallanalyse) des Landeskriminalamts. Sie hat ein lange zurückliegendes Trauma noch nicht ganz verarbeitet. Dann sitzt sie in einer TV-Show ihrem Vergewaltiger, der jetzt seine Strafe abgesessen hat, gegenüber. Sie stellt fest, sie hat wohl alles überwunden. Aber ist das tatsächlich so?

Zurück auf der Arbeit wird sie mit einem abscheulichen Fall betraut. Mehrere Frauen sind verschwunden. Von einigen findet man Körperteile, die furchtbar zugerichtet sind - ich äußere mich bewusst nicht näher dazu, um nicht zuviel zu verraten.
Bei der Polizei trudeln Briefe der vermissten Frauen ein. Was bezweckt der Täter damit? Die Spuren führen nach Polen, man muss zusammenarbeiten. Das klappt nicht gut.

Gott sei Dank hat Emma einen guten Freund, bei dem sie Kraft auftanken kann, der ihr bei ihren Alpträumen hilft und sie psychisch aufbaut. Es ist ein dermaßen verzwickter Fall, mittlerweile ist klar, dass der Täter die entführten Frauen, die wohl aus dem Milieu stammen, bestialisch quält und genauso töten wird. Emma und die Kollegen des LKA müssen unbedingt schnell den Täter fassen. Emma wird unvorsichtig.

Das Autorenduo Astrid Ule und Eric T. Hansen hat einen spannungsgeladenen Roman mit einigen guten Überraschungsmomenten geschrieben. Es ist der zweite Fall mit Emma Hansen. Der Roman lässt sich aber super lesen, ohne den ersten zu kennen. Das Buch lässt sich kaum aus der Hand legen. Es hat 90 Kapitel auf 478 Seiten, wobei das letzte Kapitel hoffen lässt, dass es einen weiteren Roman mit Emma Carow geben wird.

Veröffentlicht am 23.08.2018

*Ein Alptraum - Atemberaubender Psychothriller*

Ohne Spur
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Audra flieht, unterstützt mit der psychischen Hilfe zweier Frauen, vor ihrem Ehemann, der sie auf eine heimtückische Art und Weise körperlich und seelisch missbraucht. Sie packt alles Notwendige für sich ...

Audra flieht, unterstützt mit der psychischen Hilfe zweier Frauen, vor ihrem Ehemann, der sie auf eine heimtückische Art und Weise körperlich und seelisch missbraucht. Sie packt alles Notwendige für sich und ihre kleinen Kinder Sean und Louise in das Auto, um nach San Diego, Kalifornien, ans andere Ende der USA zu einer Freundin zu flüchten. Aber die Familie ihres Mannes ist reich, sie werden sicher alles in Bewegung setzen, um sie und die Kinder zu finden.

Mitten in der Wüste ist es soweit. Sie wird von einem Polizeiwagen gestoppt. Der Sheriff fordert sie auf, auszusteigen, der Wagen sei überladen. Er bietet ihr an, einen Teil der Ladung zu übernehmen und öffnet, ohne sie zu fragen, den Kofferraum. Dort zieht er einen Beutel mit Marihuana aus dem Gepäck. Audra weiß nicht, wie dieser dorthin gekommen ist. Der Sheriff verhaftet sie und ruft eine Mitarbeiterin, damit diese sich um die Kinder kümmert.

Im Sheriffsoffice behauptet der Beamte auf einmal, es seien keine Kinder im Auto gewesen. Fortan wird Audra wie eine Mörderin behandelt. Das FBI schaltet sich ein und will nur herausbekommen, wohin sie diese verbracht hat. Lediglich ein Chinese, dessen Frau einmal das gleiche passiert ist, kommt an diesen Ort, um Audra zur Seite zu stehen.

Haylen Beck hat die Wüste Arizonas so geschildert, dass man sich vorstellen kann, man sei auch schon dort gewesen. Diese unerträgliche Hitze, die den Klimaanlagen in den Autos und Häusern das Letzte abverlangt! Die unendliche Weite und Einsamkeit in dem kleinen Städtchen Silver Water, und mitten drin Audra, die nicht nur alleine ist mit der Aussicht auf eine katastrophale Anklage wegen Mordes, sondern auch mit einer nicht nachzuvollziehenden Sorge um ihre Kinder. Diese Frau zieht aus dieser Sorge eine unmenschliche Kraft, um die man sie beneiden möchte. Aber sie kämpft gegen das absolut Böse ...

Das Buch umfasst 60 Kapitel, die bei 384 Seiten erfreulicherweise nicht zu lang sind. Die Gedanken des Sheriffs, seines Deputies, die die Kinder weggebracht hat, der mutigen Kinder und natürlich der Mutter und des Chinesen fließen in die einzelnen Kapitel in. Der Leser weiß, weshalb alles so ist, wie es ist, nur leider kann er nicht eingreifen! Es ist sehr unterhaltsam und mit ansteigender Spannung geschrieben. Kaum hatte ich ein Kapitel aus und wollte das Buch weglegen, dachte ich mir, na, ein weiteres Kapitel kannst du noch dazunehmen.

Der Autor schafft es, die Spannung vom ersten bis zum letzten Wort zu steigern, er hat eine wunderbare Art zu schreiben und zu beschreiben. Der dtv Belletristik hat ein Gutes getan, dieses Buch zu verlegen, das am 21. September 2018 veröffentlicht wird.

Das Cover, das die Hitze Arizonas, das Alleingelassensein und die Hilflosigkeit dieser Mutter zeigt, regt unbedingt zum Kauf der Buches an.

Das Buch wurde in deutsch übersetzt von Wolfram Ströle. Es ist erhältlich als Taschenbuch, eBook und Hörbuch. Es ist bereits vorbestellbar.

Veröffentlicht am 04.08.2018

Ein ganz besonderer Südstaatenroman

Alligatoren
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Ich habe schon früher immer wieder gerne die Südstaatenromane gelesen. Deb Spera ist hier etwas besonderes gelungen: Sie schreibt über drei starke Frauen aus unterschiedlichen Schichten, die aufeinandertreffen ...

Ich habe schon früher immer wieder gerne die Südstaatenromane gelesen. Deb Spera ist hier etwas besonderes gelungen: Sie schreibt über drei starke Frauen aus unterschiedlichen Schichten, die aufeinandertreffen bzw. aneinander gebunden sind.

Da ist Annie Cole, Plantagenbesitzerin, Ehefrau und Mutter von noch zwei Söhnen und zwei Töchtern, ein Sohn hat sich in ganz frühen Jahren umgebracht. Die Töchter sind jedoch schon vor etlichen Jahren im Streit aus dem elterlichen Haus ausgezogen. Eigentlich ringt ihre Mutter schon länger mit sich, wieder Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Die Chance ergibt sich überraschend.

Sie betreibt zusätzlich eine Näherei mit einem ihrer Söhne, der entsprechend vom strengen Vater nicht für voll genommen wird. Da die Familie die Farm und die Näherei mit vielen Mitarbeitern betreibt, geht es ihr entsprechend gut, ja, sie scheint die bestsituierte Familie weit und breit zu sein.

Die nächste Frau ist (O)Retta, eine farbige Köchin, die bei den Coles arbeitet, ihre Gerichte sind heiß geliebt, sie persönlich wird ebenfalls sehr geschätzt von Miss Annie und ihren Kindern. Retta ist verheiratet mit einem behinderten Mann. Ihm fehlt ein Bein durch einen Arbeitsunfall, aber er arbeitet immer noch, gleich was anfällt. Die beiden haben durch eine schlimme Krankheit ihre Tochter verloren, aber nicht ihren Optimismus und ihre Liebe zueinander. Retta hat das Herz auf dem rechten Fleck, Mut und - das zweite Gesicht.

Gertrude, die dritte Frau im Bunde, ist verheiratet mit einem Mann, der sich zum Trunkenbold entwickelt hat, sie regelmäßig schlägt und auch vor ihren vier Töchtern nicht haltmacht. Sie wohnen nahe den Sümpfen, in denen es von Alligatoren wimmelt. Es gibt so wenig zu essen, dass Gertrude zwei ihrer Töchter vorübergehend zu ihrem Bruder und seiner Frau gibt. Da wird ihre jüngste Tochter Mary schwerstkrank. Sie bittet Retta um Hilfe.

Deb Spera schreibt diesen Roman auf eine leise Weise, die den Leser immer mehr mitreißt. Wir sind dabei, wie die Frauen leben und wissen auch, was sie denken. Wir erfahren, weshalb diese Frauen von mir als stark bezeichnet werden. Diese Frauen lieben ihre Unabhängigkeit und sind bereit, so gut wie alles dafür zu tun. Besonders gut finde ich auch, dass die Autorin aufzeigt, inwieweit Frauen in der Politik das Sagen haben bzw. nicht.

Die Autorin hat die Handlung in fünf Abschnitte und einem Abschnitt "Im Danach" unterteilt und in diesen Abschnitten jeweils die einzelnen Frauen zu Wort kommen lassen, in Denken, Sprache und Taten.

Dieser Südstaatenroman ist einer, der mal nicht die Unterdrückung der Farbigen zum Thema hat und mehr auf das Miteinander abzielt. Als ich den Roman aus der Hand legte, hatte ich eine Gänsehaut.