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Veröffentlicht am 11.08.2018

Auf den Spuren der Vergangenheit

Helle Tage, helle Nächte
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Frederike ist frisch geschieden und fühlt sich gerade nicht richtig angekommen im Leben. Ihre Tante Anna, bei der sie viel Zeit als Kind verbracht hat, möchte gerne, dass Frederike einen Brief für sie ...

Frederike ist frisch geschieden und fühlt sich gerade nicht richtig angekommen im Leben. Ihre Tante Anna, bei der sie viel Zeit als Kind verbracht hat, möchte gerne, dass Frederike einen Brief für sie nach Lappland bringt. Anna möchte gerne in ihrem Leben und der Vergangenheit aufräumen. Die Menschen, die ihr wichtig sind, sollen eine Wahrheit erfahren, die sie lange geheim gehalten hat.

Ich fand es schön, die Kapitel jeweils abwechselnd aus der Sicht von Anna und Frederike zu lesen und zu sehen, wie unterschiedlich und doch ähnlich sich diese beiden Frauen sind. Obwohl sie Tante und Nichte sind und es auch einen gewissen Altersunterschied zwischen den beiden gibt, wirkten sie irgendwie eher gleich alt und wie Freundinnen für mich. Auch Frederikes Tochter Paula, die doch etwas quirliger ist, wirkt nicht wie die Großnichte zu Anna.

Die Geschichte wird relativ langsam erzählt und es gibt keine wirklich unerwarteten Wendungen oder Überraschungen. Das Buch dient eher ein wenig zur Entschleunigung und hat mich auch zum Nachdenken angeregt. Bin ich mit allen Menschen im Reinen, die mir wirklich wichtig sind? Bin ich zufrieden?

Es ist ein ruhiger Roman, bei dem mir vor allem die Beschreibungen in Lappland sehr gut gefallen haben. Das Leben der Samen ist doch ganz anders als unser Leben. Und doch geht es einfach nur darum, was man wirklich braucht zum leben.

Veröffentlicht am 06.05.2018

Es braucht Mut, ein Held zu sein

Ans Meer
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Anton ist Busfahrer und kennt fast alle seine Fahrgäste, die er täglich in seinem Linienbus mitnimmt. Er lebt allein und ist in seine Nachbarin Doris verliebt, doch jetzt hat er auf ihrem Balkon einen ...

Anton ist Busfahrer und kennt fast alle seine Fahrgäste, die er täglich in seinem Linienbus mitnimmt. Er lebt allein und ist in seine Nachbarin Doris verliebt, doch jetzt hat er auf ihrem Balkon einen Mann husten gehört. Eines Tages ist die krebskranke Carla bei Anton im Bus und wünscht sich, dass er sie mit seinem Linienbus ans Meer nach Italien fährt. Und Anton muss lernen: Manchmal braucht man einfach Mut, um ein Held zu sein.

In diesem Buch waren so viele kluge, tiefsinnige Sätze zum Aufschreiben, Merken und darüber nachdenken. Es ist zwar eigentlich nur eine vergleichsweise kurze Geschichte, aber mit einer so schönen Sprache und vielen Gedanken zum selber weiterspinnen. Dass ich mir alles sehr bildlich vorstellen konnte hat mir auch besonders gut gefallen. Man merkt, dass René Freund Theaterwissenschaften studiert hat. Irgendwie wirkt keiner seiner Sätze zufällig. Und ich fand, dass die ganze Geschichte ein wenig wie ein Roadmovie gewirkt hat. Der Roman würde auch prima als Film funktionieren!

Anton war mir total sympathisch, auch wenn er ein wenig ein Angsthase ist. Er geht einfach gern auf Nummer sicher, aber das mache ich auch. Und er liebt (Butter-)Brezen! Zwischendurch wollte ich ihn zwar ein paarmal schütteln, aber er ist einfach ein liebenswürdiger Kerl, der alles Glück der Welt verdient hat. Ich finde, dass er so total normal war, hat ihn gleichzeitig auch besonders gemacht. Ich konnte mich jedenfalls sehr gut mit ihm identifizieren.

Auch seine Fahrgäste mochte ich, manche aber mehr und manche weniger. Ich mochte ganz besonders gern Annika und Eva. Die kleine Annika ist für ihr Alter schon ziemlich verständnisvoll und wirkt sehr erwachsen. Mit ihrer kranken Mutter muss sie wohl auch so sein, aber ich finde es klasse, wie sie mit ihrer Situation umgeht. Mit Doris bin ich dagegen nicht wirklich warm geworden, sie war mir irgendwie zu distanziert beschrieben. Dadurch, dass die Geschichte hauptsächlich aus Antons Sicht erzählt wird, habe ich als Leser eben auch keinen tieferen Blick in ihr Inneres und ihre Gedanken bekommen, sonst würde ich vielleicht anders denken.

Dieses Buch ist eine unterhaltsame Roadtrip-Geschichte mit wichtiger Botschaft und einem Brezen-liebenden Busfahrer, die bei mir noch eine Weile nachhallt.

Veröffentlicht am 19.04.2018

Auf dem Weg zur Freiheit

Das Lied des Nordwinds
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In Norwegen tritt die junge Liv eine Stelle als Haushaltshilfe bei dem Ehepaar Treske an. Sie soll sich dort um den Haushalt kümmern und vor allem auch Frau Treske bei der Erziehung ihrer Kinder zur Hand ...

In Norwegen tritt die junge Liv eine Stelle als Haushaltshilfe bei dem Ehepaar Treske an. Sie soll sich dort um den Haushalt kümmern und vor allem auch Frau Treske bei der Erziehung ihrer Kinder zur Hand gehen.
Karoline ist in Schlesien kinderlos und unglücklich verheiratet mit Moritz, der sich um alles andere mehr kümmert als um sie. Sie lebt mit ihren Schwiegereltern auf deren Grafengut und flüchtet sich in ihrer Langeweile in die Romanwelt vieler Bücher. Doch dann erfährt sie von einem Kind, welches ihr Mann in Norwegen gezeugt haben soll. Kann dieses Kind sie vielleicht aus ihrer Einsamkeit und aus dem Unglück befreien?

Der Schreibstil von Christine Kabus liest sich sehr flüssig und leicht. Es ist toll, abwechselnd Liv und Karoline zu folgen und mit ihnen die Zeit von 1905 zu erkunden. Karoline ist in ihrer Ehe gefangen und lebt hauptsächlich mit ihren Schwiegereltern zusammen, da sich ihr Mann Moritz lieber herumtreibt, als zu Hause in Schlesien bei seiner Frau zu sein. Sie ist mir wie ein Vogel im goldenen Käfig vorgekommen und obwohl sie auf einem Schloss lebt, hat sie nicht die Möglichkeiten, das Leben zu führen, welches sie sich wünscht.
Liv dagegen stammt aus ärmlichen Verhältnissen und verlässt ihre Familie, um ihren Lebensunterhalt (und den für ihre Familie) bei dem Ehepaar Treske zu verdienen.

Beide Frauen leben 1905, eine in Schlesien, die andere in Norwegen und erleben diese Zeit unterschiedlich, da sie aus ganz verschiedenen Verhältnissen stammen. Da sich Karoline auf den Weg nach Norwegen macht, um das Kind von Moritz zu suchen, und sich auf ihrer Reise auch mit dem Reiseziel beschäftigt, habe ich viel Interessantes über die Geschichte von Norwegen erfahren. Die Autorin hatte sich überlegt, dem Buch den Titel „Das Jahr der Freiheit“ zu geben, was ich zugegebenermaßen sehr passend und auch besser gefunden hätte.

Neben Karoline und Liv, die mir beide sehr sympathisch waren, mochte ich auch Ida, die Freundin von Karoline und Frau Bethge sehr gerne. Ich finde es schön, dass solchen Nebencharakteren in diesem Roman ebenfalls ein wenig Raum gegeben wurde, auch wenn es gerne noch etwas mehr hätte sein können. Sowohl die sympathischen als auch die unsympathischen Personen waren, wie auch die Umgebung, toll beschrieben und es hat mir viel Freude gemacht, dieses Buch zu lesen. Einige Entwicklungen waren natürlich ziemlich vorhersehbar, aber es gab dennoch auch überraschende Momente.

Es ist eine schöner Wohlfühl-Roman, bei dem man gleichzeitig auch einiges über die Geschichte Norwegens erfährt und ein wenig seine Sehnsucht nach Skandinavien stillen kann.

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Veröffentlicht am 27.03.2018

Drama in Niederkaltenkirchen

Kaiserschmarrndrama
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In Niederkaltenkirchen gibt es eine neue Tote. Es handelt sich dabei um ein junges Mädchen, welches ihren Körper im Internet verkauft hat. Dieses Mal muss der Eberhofer Franz allerdings auch in den eigenen ...

In Niederkaltenkirchen gibt es eine neue Tote. Es handelt sich dabei um ein junges Mädchen, welches ihren Körper im Internet verkauft hat. Dieses Mal muss der Eberhofer Franz allerdings auch in den eigenen Reihen ermitteln, denn zu den Verdächtigen gehören seine Freunde Simmerl und Flötzinger sowie sein eigener Bruder Leopold.
Auch privat läuft für den Franz nicht alles rund, denn seine Doppelhaushälfte mit der Susi nimmt immer mehr Gestalt an. Und in die andere Haushälfte wird schließlich der Leopold mit seiner Familie einziehen.

Ach war es schön, endlich wieder einmal nach Niederkaltenkirchen zu kommen! Es fühlt sich einfach nach Heimat und Heimkommen an, wenn ich mitten in Niederkaltenkirchen bin und endlich wieder Neuigkeiten über den Eberhofer Franz, seine Familie und Freunde erfahre.

Es gab auch ein paar traurige Momente in diesem Krimi, aber ich finde es toll, wie Rita Falk diese Reihe immer weiter entwickelt hat. Ich liebe es, dass es nicht in erster Linie um den Krimi geht, sondern vielmehr um die ganzen Personen. Ich mag eigentlich alle Charakter gerne, aber der Franz ist einfach der allerbeste. Manchmal ein wenig mürrisch und arbeitsfaul, aber er hat sein Herz am rechten Fleck und er hat es ja auch nicht immer leicht. Die Susi und der kleine Paul brauchen ihn, sein Papa und die Oma brauchen ihn und der Birkenberger Rudi natürlich auch. Der Birkenberger, welcher den Franz (und mich auch ein wenig) manchmal nervt, meint es eigentlich ja nur gut und will dem Eberhofer als besten Freund halt am liebsten ständig um sich haben.

Der Fall um die ermordete junge Frau war für den Franz dieses Mal durch die Verwicklungen seiner Freunde und seines Bruders etwas prekär, aber natürlich hat er sich dadurch nicht davon abbringen lassen, richtig zu ermitteln. Er macht es eben auf seine Weise. Ein wenig muss er sich aber dieses Mal auch auf andere Arten zu ermitteln einlassen, denn die neu gegründete Soko Niederkaltenkirchen besteht nicht nur aus ihm.

Ich musste oft schmunzeln und genau das liebe ich an der Eberhofer-Reihe. Ich mag den Stil von Rita Falk auch bei ihren anderen Romanen, aber die Krimis um Franz und Co sind einfach nur genial. Ich hoffe sehr, dass ich nicht lange auf einen Nachfolgerband warten muss!

Veröffentlicht am 24.03.2018

Tödliches Irland

Schweigegelübde (Ein Emma-Vaughan-Krimi 2)
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Emma Vaughan arbeitet bei der irischen Polizei und muss sich auf Wunsch ihres Chefs einem Drogenscreening unterziehen, da er findet, dass Emma zu viele Tabletten schluckt. Ein befreundeter Arzt im Krankenhaus ...

Emma Vaughan arbeitet bei der irischen Polizei und muss sich auf Wunsch ihres Chefs einem Drogenscreening unterziehen, da er findet, dass Emma zu viele Tabletten schluckt. Ein befreundeter Arzt im Krankenhaus erhofft sich von Emma, dass diese die seltsamen Todesfälle aufklären kann, die seit einiger Zeit gehäuft auftreten. Es sind viel zu viele Patienten an Herzversagen gestorben. Zudem hat Emma noch private Probleme mit ihrem Ex-Mann und einen pubertierenden Teenager zu versorgen.

Den ersten Band dieser Reihe um Emma Vaughan habe ich nicht gelesen, aber die Geschichte wird in diesem Buch weitererzählt und man benötigt keinerlei Vorwissen. Ich fand den Anfang dieses Krimis sehr vielversprechend und vor allem Ermittlerin Emma sehr sympathisch. Was mir sehr gut gefallen hat, war der Schauplatz Irland und dass es eine weibliche Kommissarin als Hauptermittlerin gab, auch wenn diese für meinen Geschmack immer unlogischer gehandelt hat. Auch ihre privaten Probleme wurden mir zu klischeehaft.

Leider war mir der Fall im Krankenhaus sowie der zweite Handlungsstrang über ihren Fall aus dem Vorgängerband viel zu vorhersehbar. Mir persönlich war schon relativ früh klar, wer der Mörder ist und ich fand dass Emma viel zu viele Alleingänge unternommen hat. So verhält sich meiner Meinung nach keine Kommissarin. Auch die polizeiliche Arbeit insgesamt ist in meinen Augen etwas zu kurz gekommen.

Außerdem gab es für meinen Geschmack zu viele unnötige Szenen, welche den Krimi, der eigentlich relativ einfach gestaltet war, nur in die Länge gezogen haben. Ich finde aus diesem Stoff, vor allem mit der Geschichte aus dem Vorgängerband, hätte man viel mehr machen können.