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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2019

Eine Freundschaft zwischen Stadt und Land

Bell und Harry
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Der Roman „Bell und Harry“ von Jane Gardam ist im Hanser Berlin Verlag erschienen.
Die Familie Bateman lebt in London. Für die Sommermonate und um den Großstadtlärm zu entkommen, haben sie sich am Land ...

Der Roman „Bell und Harry“ von Jane Gardam ist im Hanser Berlin Verlag erschienen.
Die Familie Bateman lebt in London. Für die Sommermonate und um den Großstadtlärm zu entkommen, haben sie sich am Land in Yorkshire eingemietet. Harry, der Sohn der Familie trifft dort auf Bell, den jüngsten Sohn des Vermieters. Nach und nach entsteht eine tiefe Jungenfreundschaft, die von Sommer zu Sommer fester wird. Und auch die Erwachsenen finden, trotz ihrer gegensätzlichen Einstellungen und Lebensweisen, zueinander.
Die Handlung des Buches erstreckt sich über eine Zeitspanne von einer ganzen Generation, so dass die einzelnen Figuren eher oberflächlich bleiben und die LeserInnen zu den Hauptprotagonisten keine tiefe Verbundenheit aufbauen können. Und doch besticht das Buch durch eine herrliche Leichtigkeit, die zu einem richtigen Lesegenuss wird.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Nostalgische Italienreise

Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall
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Der Roman „Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall“ von Domenico Dara ist im Kiepenheuer und Witsch Verlag erschienen.
Süditalien 1969. Das Briefgeheimnis ist für den Postboten ...

Der Roman „Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall“ von Domenico Dara ist im Kiepenheuer und Witsch Verlag erschienen.
Süditalien 1969. Das Briefgeheimnis ist für den Postboten in Girifalco ein Fremdwort, denn er hat es sich zur Freizeitbeschäftigung gemacht Briefe von und an die Dorfbewohner zu öffnen und deren Schicksal zu beeinflussen, immerhin hat er die besondere Gabe alle Handschriften nachzeichnen zu können. So bekommen unglücklich Verliebe plötzlich Post und Mütter hören von ihren langverschollenen Söhnen. Doch eines Tages öffnet der Postbote von Girifalco einen geheimnisvollen Brief aus der Vergangenheit, der sein eigenes Leben ins Wanken bringt.
„Der Postbote von Girifalco“ ist eine nostalgische Italienreise. Der Schreibstil von Domenica Dara malerisch und verträumt. Die große Spannung bleibt im Roman aus, viel mehr entführt der langsam plätschernde Schreibstil die LeserInnen selbst nach Italien. Viel mehr noch, das Buch hat in mir den Wunsch geweckt, mein Leben selbst wieder zu entschleunigen und mehr Briefe als Kurznachrichten zu schreiben.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Wohlfühlroman für Großstädter

Sommer bei Gesomina
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Der Roman „Sommer bei Gesomina“ von Florian Beckerhoff ist 2019 im Harper Collins Verlag erschienen.
Der 12-Jährige Jona verbringt seine Sommerferien bei seiner ehemaligen Babysitterin, der italienischen ...

Der Roman „Sommer bei Gesomina“ von Florian Beckerhoff ist 2019 im Harper Collins Verlag erschienen.
Der 12-Jährige Jona verbringt seine Sommerferien bei seiner ehemaligen Babysitterin, der italienischen Nonna Gesomina, da seine Mutter lieber nach Hollywood fliegt, anstatt ihren Urlaub mit ihm zu verbringen. Nach und nach lernt er nicht nur die Bewohner der Straße kennen, sondern erfährt auch von Gesominas trauriger Vergangenheit. Gesomina scheint vor 50 Jahren ihren Sohn in Mogadischu verloren zu haben und Jona setzt alles daran, ihren Sohn wiederzufinden und bringt so die ganze Nachbarschaft durcheinander.
Ich habe bereits "Herr Haiduks Laden der Wünsche“ von Florian Beckerhoff gelesen und weiß, wie gut der Autor seine Charaktere und kleine Momente beschreiben kann. Ich war also ganz aufgeregt nun auch Gesomina kennenzulernen und wurde wieder vom warmherzigen Schreibstil des Autors begeistert. „Sommer bei Gesomina“ ist ein richtiger Wohlfühlroman für alle Großstädter und solche, die sich die Großstadt zumindest vorstellen können.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Verrohte Zukunft

Milchzähne
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Der Roman „Milchzähne“ von Helene Bukowski ist 2019 im Blumenbar Verlag erschienen.
Skalde und ihre Mutter Edith leben zusammen in einem Haus. Das Buch scheint eine Dystopie zu sein und eine Katastrophe ...

Der Roman „Milchzähne“ von Helene Bukowski ist 2019 im Blumenbar Verlag erschienen.
Skalde und ihre Mutter Edith leben zusammen in einem Haus. Das Buch scheint eine Dystopie zu sein und eine Katastrophe hat verursacht, dass die Tage unglaublich heiß sind, viele Tiere ausgestorben sind und die Bäume keine Früchte mehr tragen. Neben Skalde und Edith gibt es noch andere Überlebende, doch die beiden Frauen scheinen nicht wirklich zur Gemeinschaft zu gehören. Eines Tages stößt ein Waisenkind zu den Frauen, Meisis und die beiden wissen, dass sie dieses Mädchen beschützen müssen.
Helene Bukowski wurde bereits als neuer Stern am Autorenhimmel gefeiert und „Milchzähne“ gilt als modernes Märchen. Ganz erschließt sich mir diese Beschreibung nicht. Beim Lesen wurde ich in die Geschichte geworfen und auch im weiteren Verlauf habe ich nichts über die Vorgeschichte der einzelnen ProtagonistInnen erfahren, noch wie die Welt in der Skalde und Edith leben, zu der verrohten Welt wurde, in der sie sich befinden. Am Ende blieben viele Fragen offen und auch der Schreibstil der Autorin, der wirklich durch eindrucksvolle Beschreibungen besticht, konnte mich mit dem Buch nicht versöhnen.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Jugendbuch über den Zweiten Weltkrieg

Paul und der Krieg
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Das Jugendbuch „Paul und der Krieg – Als 15-Jähriger im Zweiten Weltkrieg von Dorothee Haentjes-Holländer ist 2019 im Verlag arsEdition erschienen.
Paul Haentjes wurde 1927 geboren. Mit 15, im Februar ...

Das Jugendbuch „Paul und der Krieg – Als 15-Jähriger im Zweiten Weltkrieg von Dorothee Haentjes-Holländer ist 2019 im Verlag arsEdition erschienen.
Paul Haentjes wurde 1927 geboren. Mit 15, im Februar 1943, kommt er zusammen mit seinen Mitschülern als Luftwaffenhelfer zur Flak. Was für die Jungen wie ein Abenteuer beginnt und spätestens nach einem halben Jahr vorüber sein soll, wird schnell zur harten Kriegsrealität. Anhand von vielen Dokumenten und überlieferten Briefen erfährt man so als LeserIn Pauls Werdegang, von der Schule bis zur Kriegsgefangenschaft und lernt auch als erwachsene LeserInnen noch viel dazu. Ich wusste beispielsweise nicht, wie so eine Lebensmittelkarte damals überhaupt ausgesehen hat.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich bin mir sicher, dass Jugendliche in diesem biografischen Sachbuch viel mehr über den Krieg lernen können, als im typischen Geschichtsbuch in der Schule. Dadurch, dass Paul selbst jugendlich war, als er in den Krieg zog, können sich Jugendliche meiner Meinung nach noch viel eher in seine Lage versetzen. So bekommt Paul Haentje und der Krieg ein Gesicht und die Zahl der 6 Millionen ermordeten Juden im Zweiten Weltkrieg klingt plötzlich weniger abstrakt. „Paul und der Krieg“ ist meiner Meinung nach, ein Buch, das in jeder Oberstufenklasse gelesen werden sollte, damit die nächste Generation aus der Geschichte lernt und „Wehret den Anfängen!“ nicht nur eine Floskel bleibt.