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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.02.2019

Eine schicksalhafte Begegnung

Arthur und Lilly
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Der Roman „Arthur & Lilly“ von Lilly Maier ist 2019 im Heyne Verlag erschienen.
Die Autorin des Buches ist 11 Jahre alt als es plötzlich an der Tür ihrer Wohnung in Wien klingelt, in der sie mit ihren ...

Der Roman „Arthur & Lilly“ von Lilly Maier ist 2019 im Heyne Verlag erschienen.
Die Autorin des Buches ist 11 Jahre alt als es plötzlich an der Tür ihrer Wohnung in Wien klingelt, in der sie mit ihren Eltern lebt. Ein amerikanischer Pensionist, Arthur, der zu Zeiten des Anschlusses 1938 zusammen mit seinen Eltern und seinem Bruder in genau dieser Wohnung lebte und damals noch Oswald Kernberg hieß. Eine wunderbare Freundschaft entsteht, die Generationen und sogar Kontinente verbindet.
Arthur erzählt Lilly von seiner Kindheit in Wien, dem zunehmenden Hass auf die jüdische Bevölkerung nach dem „Anschluss“ Österreichs an des Deutsche Reich. Das Hoffen der Textilfabrik-Familie auf eine gemeinsame Ausreise, die in einem einzelnen Kindertransport nach Frankreich endete. Arthur soll seine Eltern und seinen Bruder niemals wiedersehen. Er erzählt ihr aber auch vom Pädagogen Ernst Papanek in Frankreich und dessen reformpädagogisches Kinderheim, das eine neue Heimat für Arthur darstellte, bis, ja bis die Nationalsozialisten auch in Frankreich einmarschieren und Arthurs Flucht von Neuem beginnt.
„Arthur & Lilly“ erzählt aber auch von Briefen von Arthurs Eltern aus dem KZ, die dem Jungen Hoffnung machen sollen, aber gerade für die LeserInnen schwer zu lesen sind, da der Ausgang der Geschichte schon vor der Lektüre des Buches bekannt ist. Aber zumindest Oswald/Arthur überlebt den Krieg, lernt in Amerika eine ehemals aus Wien stammende junge Dame, Trudy, kennen und gründet mit ihr eine Familie. Gemeinsam haben sie drei Söhne, mehrere Enkel und Urenkel.
Oskar Kernbergs Geschichte kennenlernen zu dürfen, war sehr bewegend und hat mich an vielen Stellen des Buches nachdenklich gestimmt. Eine Kritik zu schreiben fällt mir schwer, eine Lebensgeschichte sollte nicht bewertet werden, sondern einzig und allein für sich stehen.

Veröffentlicht am 16.02.2019

Krankenpflege an der Front

Hanna
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Der Roman „Hanna“ von Sandra Jungen ist mit dem Untertitel „Kriegsjahre einer Krankenschwester“ 2018 im Rhein-Mosel-Verlag erschienen.
Schon der Klappentext des Buches hat mich neugierig gemacht. Ich arbeite ...

Der Roman „Hanna“ von Sandra Jungen ist mit dem Untertitel „Kriegsjahre einer Krankenschwester“ 2018 im Rhein-Mosel-Verlag erschienen.
Schon der Klappentext des Buches hat mich neugierig gemacht. Ich arbeite selbst als Krankenschwester und konnte es kaum erwarten Hannas Kriegsjahre mitzuerleben. Das Buch hat meine Erwartungen mehr als erfüllt. 1942 wird Hanna kurz nach ihrem Examen in die Krankenpflege der deutschen Wehrmacht eingegliedert. Als Frontschwester kämpft sie fortan um das Leben der Verwundeten. Sandra Jungen hat es geschafft Hannas Erfahrungen wirklich authentisch zu beschreiben. Vor allem die Beschreibungen des Luftkriegs haben mich mitgerissen und mitfühlen lassen. Die Tatsache, dass die Autorin im Buch die Geschichte ihrer eigenen Großmutter erzählt, macht das Leseerlebnis nur noch intensiver. Und nicht nur Kriegserlebnisse machen das Buch so lesenswert, sondern auch Hannas Entwicklung, die im Laufe der Geschichte lernt, der Propaganda nicht mehr zu glauben, sondern die Geschehnisse kritisch zu hinterfragen. Wären doch nur mehr von unseren Vorfahren wie Hanna gewesen, vielleicht hätte das Elend ein früheres Ende gefunden.

Veröffentlicht am 16.02.2019

Liebevoller Generationenroman

Unter uns nur Wolken
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Der Roman „Unter uns nur Wolken“ von Anna Pfeffer ist 2018 als Aufbau Taschenbuch erschienen.
Tom weiß nicht mehr weiter. Florian, sein Großvater hat Alzheimer und lehnt jede Unterstützung ab. Eine verzweifelte ...

Der Roman „Unter uns nur Wolken“ von Anna Pfeffer ist 2018 als Aufbau Taschenbuch erschienen.
Tom weiß nicht mehr weiter. Florian, sein Großvater hat Alzheimer und lehnt jede Unterstützung ab. Eine verzweifelte Suche nach einer geeigneten Pflegerin beginnt. Und schlussendlich scheint sich eine von Florian nicht vergraulen zu lassen: Ani.
Hinter dem Pseudonym Anna Pfeffer stehen zwei Autorinnen, die es geschafft haben, auf wirklich einfühlsame Weise einen Generationenroman zu schreiben, der berührend und humorvoll zugleich ist. Die einzelnen Charaktere wurden dabei so liebevoll gezeichnet, dass man sich beim Lesen wirklich in Anika, Florian und Tom versetzen kann. Florians Krankheit wird meist überspitzt gezeichnet, aber genau damit haben es die Autorinnen geschafft, Alzheimer auch wirklich authentisch darzustellen, wobei natürlich nicht Alzheimer-Patienten solche Ekelpakete sind, wie Florian zeitweise zu sein scheint.
„Unter uns nur Wolken“ hat mich zum Lachen und Weinen gebracht. Ein kurzweiliger Roman, der an manchen Stellen doch sehr unter die Haut geht! Ich bin auf alle Fälle schon jetzt gespannt, was die beiden Autorinnen als nächstes aus ihren Federn zaubern werden.

Veröffentlicht am 16.02.2019

Was geschah in Paris?

Das Echo der Wahrheit
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Der Roman „Das Echo der Wahrheit“ von Eugene Chirovici ist 2019 im Goldmann Verlag erschienen.
Der Multimillionär Joshua Fleischer leidet an einer unheilbaren Leukämie. Kurz vor seinem Tod möchte er mit ...

Der Roman „Das Echo der Wahrheit“ von Eugene Chirovici ist 2019 im Goldmann Verlag erschienen.
Der Multimillionär Joshua Fleischer leidet an einer unheilbaren Leukämie. Kurz vor seinem Tod möchte er mit sich ins Reine kommen, denn ein lang zurückliegendes Ereignis lässt ihn nicht zur Ruhe kommen: Er fühlt sich für den Tod einer Frau mitverantwortlich. Doch was ist damals in Paris wirklich passiert? Fleischers Erinnerungen sind bruchstückhaft. Um den Tathergang zu rekonstruieren bittet er den renommierten New Yorker Psychiater Dr. James Cobb, für einige Tage zu ihm nach Maine zu kommen. Noch kann Cobb allerdings nicht ahnen, dass Joshua Fleischers Geschichte eng mit seiner eigenen, düsteren Vergangenheit zusammenhängt.
Auch wenn das Buch der Roman-Kategorie zugeordnet wird, erinnert es sehr an einen Thriller. Der Schreibstil von Eugene Chirovici ist unglaublich fesselnd. „Das Echo der Wahrheit“ ist ein psychologischer Roman, dessen Spannungsbogen niemals abreißt. Als LeserIn erfährt man hautnah, dass der menschliche Geist, Erinnerungen im Nachhinein verfälschen kann. So war ich nicht nur vom Buch selbst gefesselt, sondern habe mich immer wieder dabei ertappt, über meine eigenen Erinnerungen nachzudenken. Was ist Wirklichkeit und was ist Lüge? Eugene Chirovici schickt seine LeserInnen nicht nur auf die Suche nach den MörderInnen, sondern auch nach den Hintergründen der Mörder. Nach „Das Buch der Spiegel“ könnte es sich bei „Das Echo der Wahrheit“ um einen weiteren Bestseller-Roman handeln. Eugene Chirovici ist, zumindest für mich, ein ganz großartiger Autor und längst kein Geheimtipp mehr.

Veröffentlicht am 02.02.2019

Authentischer Nachkriegszeit-Krimi

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
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Der historische Kriminalroman „Der Hunger der Lebenden“ von Beate Sauer ist 2019 in den Ullstein Buchverlagen erschienen.
Köln in der Nachkriegszeit. Die Hitze des Jahrhundertssommer und die Lebensmittelknappheit ...

Der historische Kriminalroman „Der Hunger der Lebenden“ von Beate Sauer ist 2019 in den Ullstein Buchverlagen erschienen.
Köln in der Nachkriegszeit. Die Hitze des Jahrhundertssommer und die Lebensmittelknappheit nach dem Krieg prägen das Leben der Kölner Bevölkerung. Friederike Matthée arbeitet für die Weibliche Polizei und ermittelt 1947 im Mordfall einer ehemaligen Kollegin. Eine potenzielle Täterin ist rasch gefunden, denn diese steht noch mit der Tatwaffe in der Hand neben dem Opfer und wurde von der Toten in das Frauenkonzentrationslager Uckermarck eingewiesen. Doch Franziska Wagner leugnet die Tat. Auch Richard Davies von der Royal Military Police wird nach Köln gerufen um im Fall rund um das frischgefundene Massengrab von 1944 abgeschossenen britischen Kampffliegern zu ermitteln.
„Der Hunger der Lebenden“ ist bereits der zweite Fall rund um Friederike Matthée und Richard Davies, kann aber als eigenständiger Kriminalroman gelesen werden, da die Protagonisten authentisch beschrieben werden. Wie schon in „Echo der Toten“ besticht die Autorin auch hier durch die Beschreibung der Nebenhandlung: die Schwierigkeiten im Nachkriegsalltag, die Aufarbeitung des Krieges und dessen Nachwirkungen. Aber auch die Geschehnisse von jugendlichen Schutzbefohlen in den staatlichen Einrichtungen werden beschrieben, ohne etwas zu beschönigen.
Fazit: Eine gelungene Fortsetzung der Reihe! Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Band rund um Friederike Matthée und Richard Davies.