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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2019

Ein brandaktueller Polit-Thriller

Der Patriot
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Der schwedische Topseller-Thriller „Der Patriot“ von Pascal Engmann kam als deutsche Ausgabe 2019 auf den Markt.
Ständig wird von Lügenpresse gesprochen und Populisten scheinen noch Öl ins Feuer der Debatte ...

Der schwedische Topseller-Thriller „Der Patriot“ von Pascal Engmann kam als deutsche Ausgabe 2019 auf den Markt.
Ständig wird von Lügenpresse gesprochen und Populisten scheinen noch Öl ins Feuer der Debatte zu gießen. Als Hannah Löwenström, eine junge liberale Journalistin, ermordet wird, scheinen die Drohungen grausame Wirklichkeit geworden zu sein. Die Attentate werden von Carl und anderen Rechtsradikalen begangen, die allesamt Flüchtlinge hassen und die Medienvertreter für den Flüchtlingsstrom verantwortlich machen.
In der brandaktuellen Geschichte laufen vier Handlungsstränge zusammen. August ist ein ehemaliger schwedischer Fremdenlegionär, der mittlerweile als Leibwächter eines russischen Mafioso namens Vladimir in Chile agiert. Ibrahim ist 1985 aus Syrien nach Schweden eingewandert. Madeleine Winter ist eine ehrgeizige Journalistin, die alles dafür tut, die Karriereleiter zu erklimmen. Carl Cederhielm wird vom enttäuschenden Sohn zum Anführer einer rechten Mörderbande.
„Der Patriot“ ist ein spannender Polit-Thriller, der nicht aktueller sein könnte. Nicht nur in Schweden ist Fremdenhass im aufkeimen. Carl könnte überall in Europa zu finden sein. Pascal Engmann hat ein Buch geschaffen, dass aufzeigt, was unsere Gesellschaft spaltet. Der Autor hat selbst als Journalist gearbeitet und weiß aus erster Hand, was es heißt, rechtem Hass ausgesetzt zu sein. Gerade diese eigene Erfahrung fließt in das Buch ein und macht es dadurch extra spannend.

Veröffentlicht am 15.01.2019

Illy und ihr Urgroßvater

Fünf Tage im Mai
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Der Roman „Fünf Tage im Mai“ von Elisabeth R. Hager ist 2019 im Klett-Cotta Verlag erschienen.
Fünf Tage im Mai erzählt in einer Zeitspanne von 18 Jahren von Illy und ihrem Urgroßvater Tat´ka. Die Geschichte ...

Der Roman „Fünf Tage im Mai“ von Elisabeth R. Hager ist 2019 im Klett-Cotta Verlag erschienen.
Fünf Tage im Mai erzählt in einer Zeitspanne von 18 Jahren von Illy und ihrem Urgroßvater Tat´ka. Die Geschichte wird, wie der Titel erahnen lässt, an fünf Tagen im Mai erzählt: Ein Tag in Illys Kindheit, zwei Tage in ihrer Jugend und zwei Tage in ihrem Erwachsenenalter. Die Autorin schafft es dabei die Schreibweise an das Alter der Protagonistin anzupassen. Von einer kindlichen Naivität zur sinnsuchenden jungen Erwachsenen, die sich ihrer Vergangenheit stellt.
In der Geschichte kann man Illys Erwachsenwerden mitverfolgen. Auch die Beziehung zwischen ihr und ihrem Urgroßvater ist innig und Tat’ka scheint der jungen Frau immer den richtigen Weg zu weisen. Auch das Tiroler Dorf und seine Bewohner kann man sich als LeserIn sehr gut vorstellen.
Der Tiroler Dialekt, der die Schreibweise der Autorin durchzieht, scheint das Dorfleben noch lebendiger zu machen. „Fünf Tage im Mai“ ist ein authentischer Roman, der eine klare Leseempfehlung, nicht nur für Tiroler, verdient.

Veröffentlicht am 15.01.2019

Die Rache der Madeleine

Die Farben des Feuers
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Der historische Roman „Die Farben des Feuers“ von Pierre Lemaitre ist als deutsche Ausgabe 2019 im Klett-Cotta Verlag erschienen. Das französische Original ist unter dem Titel „Couleurs de l’incendie“ ...

Der historische Roman „Die Farben des Feuers“ von Pierre Lemaitre ist als deutsche Ausgabe 2019 im Klett-Cotta Verlag erschienen. Das französische Original ist unter dem Titel „Couleurs de l’incendie“ erschienen.
Nach dem Tod ihres Vaters und der Inhaftierung ihres Mannes steht die junge Madeleine an der Spitze eines Bankimperiums. Doch im Jahr 1927 durften Frauen alleine noch nicht einmal einen Scheck unterschreiben und mit schnellen Schritten rast Europa auf einen Weltkrieg zu. Im Schatten des Börsenwirrwarrs bringen Madeleines Neider die Bankierstochter und ihren Sohn Paul, der nach einem Sturz aus dem Fenster gelähmt ist, zu Fall. Ob ihr der Aufstieg in der Pariser Gesellschaft mit einem Rachefeldzug gelingt?
Hervorheben möchte ich vor allem die poetische Schreibweise des Autors. Die bildhafte Sprache und die französischen Anreden haben mich wirklich nach Frankreich in die Zeit zwischen den Kriegen versetzt, die direkte Ansprache der LeserInnen im Buch haben meine Vorstellungskraft noch mehr beflügelt.
„Die Farben des Feuers“ beginnt wie ein Gesellschaftsroman und nimmt erst nach den ersten 100 Seiten an Fahrt auf. Der detailreiche Schreibstil des Autors könnten manche LeserInnen als langatmig erachten. Für mich war es aber ganz großartig zu lesen, wie Lemaitre den aufkeimenden Faschismus greifbar macht, ohne zu politisieren. 3,5 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 05.01.2019

Mitfühlen und Handeln

Mitfühlen
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Das Buch „Mitfühlen“ von Melanie Mühl ist mit dem Untertitel „Über eine wichtige Fähigkeit in unruhigen Zeiten“ im Hanser Verlag erschienen.

Der Populismus blüht. Rund um den Globus erstarken Mächte, ...

Das Buch „Mitfühlen“ von Melanie Mühl ist mit dem Untertitel „Über eine wichtige Fähigkeit in unruhigen Zeiten“ im Hanser Verlag erschienen.

Der Populismus blüht. Rund um den Globus erstarken Mächte, die niemals stark werden dürften! Das gesellschaftliche Klima ist rau. Wir haben Angst vor Überfremdung und sozialem Abstieg und scheinen dabei Egoisten geworden zu sein, die nur an sich selbst denken. Jeder ist sich selbst am Nächsten! Melanie Mühl hält unserer Gesellschaft mit ihrem Buch einen Spiegel vor und ich habe mich teilweise erschreckt, hineinzublicken.

In einer Zeit, in der Rassismus kein Tabu mehr ist, muss das Mitgefühl, das im Gegensatz zur Empathie, zu Taten anregt, wiederaufleben! Die Autorin sieht aktives Mitfühlen als Kitt für den Riss in unserer Gesellschaft.

Melanie Mühl hat mit ihrem Sachbuch ein Plädoyer der Menschlichkeit geschaffen. „Mitfühlen“ hat mich auch selbst zum Nachdenken angeregt: Handle ich selbst richtig? Bin ich frei von Vorurteilen? Was muss geschehen, damit wir alle endlich wieder mit offenen Augen durch die Welt laufen und sehen, wann „unser Nächster“ Hilfe braucht.

Passend dazu fällt mir ein Songtext von Frank Turner ein, der mich seit dem Lesen des Buches als Ohrwurm begleitet: „In a world that has decided that it’s going to lose ist mind – be more kind, my friends, try to be more kind!“

Veröffentlicht am 05.01.2019

Die Monster des Kapitalismus – das sind wir alle!

Reicher Pöbel
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Die brandaktuelle Gesellschaftskritik “Reicher Pöbel“ von Björn Vedder ist im Büchner Verlag mit dem Untertitel „Über die Monster des Kapitalismus“ erschienen.
Vorweg möchte ich aber erwähnen, dass Björn ...

Die brandaktuelle Gesellschaftskritik “Reicher Pöbel“ von Björn Vedder ist im Büchner Verlag mit dem Untertitel „Über die Monster des Kapitalismus“ erschienen.
Vorweg möchte ich aber erwähnen, dass Björn Vedders Schreibstil nicht einfach zu lesen ist. Seine Thesen sind anspruchsvoll und zumindest Vorkenntnisse zur Thematik sollten die LeserInnen mitbringen, um seinen Gedankengängen folgen zu können, was mir nicht immer gelungen ist. Björn Vedder fordert in allen Abschnitten des Buches die vollste Aufmerksamkeit seiner LeserInnen.
Nichtsdestotrotz ist „Reicher Pöbel“ eine Lektüre, die zum Nachdenken anregt und genug Stoff für Diskussionen bietet. Ich habe mich beispielsweise noch nie mit der Frage beschäftigt, wer auf dieser Welt wieviel besitzt. Gut gefallen haben mir auch die vielen Filmerwähnungen des Autors. Ich habe beim Lesen Stunden damit verbracht, im Internet weiter nach Fakten und Vertiefungen des Gelernten zu suchen. Und die Monster des Kapitalismus – das sind wir alle!