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Veröffentlicht am 23.07.2020

Ein Roman mit viel schwarzem Humor

Helga räumt auf
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Wer schwarzen Humor, jede Menge Leichen im Roman und einen un- und außergewöhnlichen Erzählstil, den man kaum beschreiben kann, mag, der liegt mit diesem Buch genau richtig.

Im eigentlich beschaulichen ...

Wer schwarzen Humor, jede Menge Leichen im Roman und einen un- und außergewöhnlichen Erzählstil, den man kaum beschreiben kann, mag, der liegt mit diesem Buch genau richtig.

Im eigentlich beschaulichen Ort Glaubenthal stirbt als erstes der alte Grubmüller durch einen Fall in die hauseigene Jauchegrube....doch, wie schon gesagt, es bleibt nicht bei dem einen Toten. Reihenweise sterben hier die Mitglieder aus zwei Familien, jder auf eine andere und ganz spezielle Art. Ganz Glaubenthal ist ein Ort mit skurrilen Bewohnern, die ihre eigenen Macken haben, die einzige "normale" scheint Hanni Huber zu sein., die natürlich dem Ableben ihrer Mitbürger auf den Grund gehen will. Doch auch Hanni hat ihre Eigenarten. Sie lebt am Rande des Dorfes, und ihr fällt mehr die Rolle der aufmerksamen und sehr neugierigen Beobachterin zu, die für alles irgendwie ihren "Senf" dazu gibt, auch wenn sie es nicht immer laut äußert. Auch wenn sie nicht mehr allzu gut zu Fuß ist, ist ihr im zweifelsfalle kein Weg zu weit um mehr in Erfahrung zu bringen.

Amüsant, derb, zum Schmunzeln, erfinderisch und zum MItraten, wenn es am nächsten erwischt und wer hinter allem steckt. Doppelbödig, tiefschürfend, nicht gradlinig, bisweilen kantig, bissig und kauzig, so kann man vielleicht den Stil Raabs beschreiben. Auf Dauer wurde es mir mit den Toten etwas zuviel und auch der Faden ging zwischenzeitlich etwas verloren, weil die Familienverhältnisse der Beteiligten bzw. Toten mich sehr verwirrt haben. Wer mit wem verheiratet, verbandelt, lieert, Tochter von, Schwester von.....etc. Zwischenzeitlich ist eine Skizze eingefügt, die schon an den Anfang gehört hätte, auf die musste ich immer wieder mal zurückgreifen. In der Mitte hatte ich beim Lesen einen Hänger, der sich allerdings durch ein dramatisches Ende á la Showdown wieder gelegt hat. Das Ende hatte für mich einen Aha-Effekt (obwohl, hätte ich mir den Titel vorher mehr verinnerlicht, hätte ich es ja ahnen können....). Der Abspann wiederrum war nachdenklich stimmend.


Ein ungewöhnlicher Roman, mal was anderes halt. Mit spitzer Zunge bzw. eher spitzer Feder wird hier mächtig viel durcheinander gewirbelt, viel aufs Korn genommen und viel gemordet.

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Veröffentlicht am 15.07.2020

Krimi mit ostfriesischem Flair

Eisiger Nebel
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Gleich vorweg: dies ist mein dritter Krimi von Hendrik Berg, ich mag seine Krimis mit dem ostfriesischen Flair, die spannend und auch humorig erzählt werden.

Im neuesten Fall muss Kommissar Theo Krumme, ...

Gleich vorweg: dies ist mein dritter Krimi von Hendrik Berg, ich mag seine Krimis mit dem ostfriesischen Flair, die spannend und auch humorig erzählt werden.

Im neuesten Fall muss Kommissar Theo Krumme, kurz Krumme genannt, mit seiner Kollegin Pat herausfinden, wer der übel zugerichtete Tote im Hafenbecken ist. Was verbirgt eine kleine Gemeinschaft von Nachbarn, bei der sie bei den Nachforschungen stoßen ?

Durch verschiedene Erzählstränge wird auch dem Leser sehr schnell klar, dass der Tote kein unbescholtener Bürger ist, dass mehr dahinter steckt und das diese Sache, die er begonnen hat, noch nicht vorbei ist. Denn er hat noch einen Hintermann, der nun die Sache selbst in die Hand nehmen will. Was, das bleibt lange geheimnisvoll, das macht es spannend, genauso wie der Wettlauf mit der Zeit, den sich die Kriminalpolizei nun unbewusst mit ihm liefert.

Viele bekannte Figuren treten auch in diesem Band wieder auf. Ganz vornweg Hund Watson, der diesmal nicht ganz unbeteiligt an dem Geschehen bleibt, aber auch Harke und die Mannsens sind wieder dabei, wenn auch mit einer kleineren Rolle.

Ich mag diese Verquickung von Fall mit Spannung und Privatleben und persönlichen Belangen des Kommissars, so bleibt dieser greifbar, nahbar und vor allem zutiefst menschlich. Diesmal hat Krumme auch ein paar persönliche Probemchen, denn er trifft sich seit langen mal wieder mit seiner Exfrau Maria.

Das Setting und die Protagonisten sind sehr realistisch und wie beschrieben sehr lebendig dargestellt.

Dieser Band spielt in einer kalten, eisigen und oft nebeligen Jahreszeit, ein einsamer Wolf bescherrt zusätzlich für Aufregung in Ostfriesland .

Von Anfang an spannend, am Ende hin aber auch noch mit einem rasanten Showdown, so dass man bei den letzen 150 Seiten gar nicht mehr aufhören kann zu lesen.

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Veröffentlicht am 15.07.2020

Ein Blick in die Vergangenheit

Ich bleibe hier
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Die Geschichte spielt in Grau, einem kleinen Bergbauerndorf in Südtirol. Der Roman umspannt die 1920er Jahre bis in die 1950er Jahre hinein und handelt von Trina. Trina ist eine fiktive Figur des Autors ...

Die Geschichte spielt in Grau, einem kleinen Bergbauerndorf in Südtirol. Der Roman umspannt die 1920er Jahre bis in die 1950er Jahre hinein und handelt von Trina. Trina ist eine fiktive Figur des Autors Marco Balzano, aber das was sie erlebt, was im Dorf, um das Dorf herum und vor allem mit dem Dorf passiert, das ist aus dem Leben gegriffen.

Graun gehört nach dem Ende des 1. Weltkrieges zu Italien, die Bewohner erleben den Faschismus und den Nationalismus, in der Schule darf nicht mehr Deutsch gesprochen werden, sie erleben Repressalien, den 2. Weltkrieg und am Ende soll auch noch ein Stausee geboren werden. Der Autor hat sich an wahre Begebenheiten, die er durch bibliogrophische Werke und Zeitzeugenberichte zusammengetragen hat, orientiert und hat diesen durch die fikitve Figur Trina Leben und vor allem auch Emotionen eingehaucht.

Der Roman ist wie ein Lebensbericht, eine lange Rede oder ein langer Brief, den die Protagonistin an ihre Tochter richtet, in dem sie berichtet, was in ihrem Leben sich alles ereignet hat, was sie erlebt, erdulden und wo sie sich widersetzen konnte.

Trina ist eine ruhige Hauptperson, sie erinnert mich an bisschen an meine Großmütter, die aus dem selben Jahrzehnt stammen. Trina zeigt dennoch viele Gefühle, sie erlebt in ihrem Leben sehr viel dramatisches, aber sie hat auch Mut und vor allem einen Überlebenswillen, der sie durchhalten und vor allem auch aushalten lässt. Balzano ist es gelungen, dies hier in einem ruhigen Stil zu erzählen, ohne dass es zu melodramatisch oder überzogen wird. Es lässt diese Zeiten in diesem Buch wieder aufleben, so dass man sich hinein versetzt fühlt und man mitfühlen und mitleiden kann. Es ist eine harte Zeit, die dem Leser einiges zum Nachdenken gibt, gerad wenn man weiß, dass diese Zeit noch gar nicht allzu lange her ist.

Heute ragt der Kirchturm von Graun aus dem Reschensee und ist ein beliebtes Fotomotiv. Dieser Roman erzählt die Geschichte, die sich dahinter verbirgt und die nicht in Vergessenheit geraten sollte.

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Veröffentlicht am 15.07.2020

Unterwegs auf dem Camino

Buen Camino … du mich auch
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Auch ich habe schon des öfteren damit geliebäugelt den Pilgerweg nach Santiago de Compostela zu laufen. Es ist und bleibt eine Herausforderung für jeden, der ihn geht. 800 km zu Fuß, bergauf und bergab, ...

Auch ich habe schon des öfteren damit geliebäugelt den Pilgerweg nach Santiago de Compostela zu laufen. Es ist und bleibt eine Herausforderung für jeden, der ihn geht. 800 km zu Fuß, bergauf und bergab, sein Gepäck auf dem Rücken, jeden Tag Etappen von 20 bis 30 km.

Ich weiß nicht, ob ich es mir zutrauen würde, aber es klingt verlockkend, auch wenn, oder obwohl ich gerade das Buch von Karolin Jäger, die ihre eigenen Erfahrungen auf diesem Weg hier beschrieben hat, gelesen habe.

Sie beschreibt ausführlich ihre Pilgerreise, die sie 2017 unternommen hat. Jeder Tag ist ein Kapitel, Ausgangs- und Zielort sind die Überschriften, am Ende hat sie ihre Schrittzahlen und die geschaffte km-Angabe festgehalten. Karolin Jäger beschreibt ihre Strapazen, die Strecke, iher Bekanntschaften, die Herbergen mit allen Hochs und Tiefs, sie schreibt sehr offen, humorig, manchmal aber auch zynisch über diese Tagesetappen. Wundgelaufene Füße, Schmerzen, aber auch über den Stolz jeden Tag wieder eine Etappe gemeistert zu haben. Sie beschreibt aus welcher Motivation sie diesen Weg auf sich genommen hat, was ihr geholfen hat, den Durchhaltewillen, der von Nöten war, aber auch wie man sich als Pilger gegenseitig anspornen und unterstützen kann, auch wenn jeder für sich läuft.

Ich habe das Buch gerne gelesen, habe große Achtung vor solch einer Leistung, die nicht jeder schafft. Auch wenn ich ab und an doch den Kopf geschüttelt habe, über die Anzahl an Schmerzmittel, die sich sich Tag für Tag einverleibt hat . Sie hat manchmal eine sehr negative Grundhaltung, wenn es um ihre Mitmenschen auf der Strecke geht, wie das Schnarchen der Mitwanderer, die Rücksichtlosigkeiten, die sie erleben musste, aber auch ihre negative Einstellung über die Pilger, die es sich leichter machen, in dem manche z.B. Ihr Gepäck vorausschicken, diese Beschreibungen nehmen einen großen Raum hier ein. Mir fehlte bei ihrem Bericht eine richtige Motivation, der doch oft mit ein Zu-sich-selbst-finden und ein religiöser oder kultureller Antrieb, der sie zu dieser Strecke bewogen hat (es war vielmehr eine Aussage einer Kollegin, die sie dazu veranlasst hatte). Doch auch sie hat ihre Grenzen entdeckt, hat sie verschoben, ist über sich hinaus gewachsen und am Ende ist dieser Weg für sie einer, der für immer im Gedächtnis bleibt, der am Ende beflügelt. Am Ende im Nachwort beschreibt sie auch, dass dieser Weg ihr die Kraft gegeben hat etwas in ihrem Leben, an ihrem -wie sie ihn so oft beschreibt - unbeliebtem Job, etwas zu ändern und neue Wege auszuprobieren.

Trotz aller Kritik habe ich das Buch gerne gelesen, weil man sich fühlte als wäre man dabei bzw. mir erging es so. Und vielleicht, eines Tages vielleicht, vielleicht wage ich es auch. Trotz und nicht wegen der Strapazen.

3,5 Sterne daher von mir.

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Veröffentlicht am 12.07.2020

Ein Roman fürs Herz

Dort, wo die Feuer brennen
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Ein Roman, den ich jedem gerne ans Herz legen möchte. Er ist bewegend, fesselnd, spannend, emotional, romantisch und tiefgründig.

Soledad, kurz Sol genannt, lebt in Berlin und ist eigentlich glücklich. ...

Ein Roman, den ich jedem gerne ans Herz legen möchte. Er ist bewegend, fesselnd, spannend, emotional, romantisch und tiefgründig.

Soledad, kurz Sol genannt, lebt in Berlin und ist eigentlich glücklich. Eigentlich. Beruflich steht sie vor einem Karrieresprung, ihr Freund hat ihr vor einigen Monaten einen Heiratsantrag gemacht und auch ihre jahrelange Pechsträhne scheint endlich vorbei zu sein. Doch Sol läuft nur vor ihrer tragischen Vergangenheit weg, sie betäubt ihre Gefühle, sie verdrängt zu viel. Als auch in Berlin alles anfängt aus dem Ruder zu laufen, muss sie sich endlich dem stellen, vor dem sie bisher so erfolgreich davongelaufen ist: ihrer Vergangenheit. Nach vielen Jahren der Abkehr reist sie zurück in ihr Heimatdorf in Spanien und dort holt sie ihre Vergangenheit sie schneller ein als ihr lieb ist.

Die Autorin Astrid Topfner, von der ich bereits „ Wenn Schmetterlinge fliegen lernen“ sehr gerne gelesen habe, hat mich diesmal ziemlich geflasht mit diesem Roman. Es liegt nicht nur an ihrem unheimlich fesselnden Erzählstil, sondern an dieser ganz besonderen Geschichte. Man fühlt beim Lesen mit Sol und man leidet bei jedem falschen Schritt, den sie tut, mit ihr. Als Leser taucht man in diese Geschichte, die von mehreren Zeitebenen aus erzählt wird, ein und kann das Buch kaum aus der Hand legen. Die Autorin kann bildgewaltig und fesselnd erzählen. Zudem hat diese Geschichte so viel Tiefe !

Bei den Nebenfiguren bleibt es lange spannend. Wer ist auf welcher Seite? Wie hat der oder die eine mit dem anderen zu tun. Was ist das Geheimnis aus der Vergangenheit. Wer hat Schuld, wer hat keine Schuld auf sich geladen. Alle, niemand? Eines ist von Anfang an klar, es geht um verletzte Seelen, um Trauer, um tragische Ereignisse, die sich erst nach und nach herauskristallisieren.

Dennoch ist es auch ein Buch über Liebe und Romantik, um Familienbande, Hoffnung und das Loslassen. Über das Glück, das zurückkommt, wenn man es zulässt.

Dies alles hat Astrid Töpfner in diese Geschichte hinein gepackt. Sie hat vor allem alles in wunderbare Worte verpackt, die nachdenklich machen und berühren. „Dort, wo die Feuer brennen“ Ist daher nicht nur ein Lesehightligt für mich geworden, sondern auch ein absolutes Jahreshightlight.

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