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Veröffentlicht am 19.03.2018

Ungewöhnlich, intensiv, anders - gut erzählt

Die Herzen der Männer
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Drei Generationen Männer: Nelson und Jonathan - mit ihnen beginnt die Geschichte. Eigentlich beginnt es mit Nelson, einer der Jüngsten im Pfadfinderlager. Ein Aussenseiter, einer den man ärgert, piesackt, ...

Drei Generationen Männer: Nelson und Jonathan - mit ihnen beginnt die Geschichte. Eigentlich beginnt es mit Nelson, einer der Jüngsten im Pfadfinderlager. Ein Aussenseiter, einer den man ärgert, piesackt, der immer für alles herhalten muss. Bei dem auch zu Hause die Welt aus den Fugen gerät, als der Vater die Familie verlässt - obwohl auch schon vorher nichts in Ordnung war. Und da ist da Jonathan. Ein Freund ? Oder eher einer, der zumindest manchmal auf Seiten Nelsons steht.
Die Geschichte wird weitergesponnen mit den älteren Versionen von Nelson und Jonathan und wechselt nach einem Drittel in die Perspektive von Jonathans Sohn Trevor.
Ein dritter Strang schließlich erzählt aus Sicht von Trevors Frau und dem gemeinsamen Sohn Thomas. Und immer ist Nelson irgendwie dabei.

Es ist keine einfache, keine leichte Geschichte, Es geht um das Miteinander zwischen Männern, um Vater-Sohn-Beziehungen, um Männer-Frauen-Beziehungen, es geht viel um die schlechten Seiten. Es geht um Schikanen, um das, wie "wird man zum (richtigen) Mann", was härtet ab, was muss man (still) erleiden, wie wehrt man sich ? Was sind Tugenden ? Wie weit geht jugendlicher Übermut ?
Und vor allem zeigt es, dass sich auch die Welt in der Zeit, in der der Roman spielt, angefangen von 1962 bis in die heutige Zeit, verändert hat. Wie die Menschen miteinander agieren - wie es im Pfadfinderlager damals und heute zugeht.

Eine Geschichte, die sicherlich aneckt. Denn die Männer in diesem Buch sind nicht unbedingt die Guten. Manchmal muss man als Leser(in) heftig schlucken, manchmal sind die Szenen nicht leicht zu lesen. Aber Nickolas Butler kann sich audrücken, er kann Stimmungen in Worte fassen, Er kann gut beschreiben und hat es geschafft Protagonisten zu kreiren, die authentisch erscheinen - wenn auch nicht liebenswert. Aber es bringt einem zum Nachdenken und vor allem zum mitfühlen. Mit den Protagonisten und ihren Leben.

Veröffentlicht am 12.03.2018

Eine Entscheidung mit Folgen

All die Jahre
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unbekümmerte der beiden.
In New York angekommen ist sie deshalb auch diejenige, die sich ins Vergnügen stürzt. Sie wird schwanger. Als katholisches unverheiratetes und minderjähriges Mädchen hat sie zur ...

unbekümmerte der beiden.
In New York angekommen ist sie deshalb auch diejenige, die sich ins Vergnügen stürzt. Sie wird schwanger. Als katholisches unverheiratetes und minderjähriges Mädchen hat sie zur damaligen Zeit keine Chance das Kind alleine großzuziehen. Die darauf folgende Entscheidung trennt die Schwestern auf Jahrzehnte.

Immer wieder schwenkt die Autorin auf die Gegenwart um, es ist das Jahr 2009. Nora hat vier Kinder großgezogen: Patrick, John, Bridget und Brian. Ihr Mann Charlie ist inzwischen gestorben. Und nun ist auch Patrick tot - ein Unfall mit dem Auto, Patrick war betrunken. Theresa hingegen lebt seit vielen Jahren als Nonne in einem Kloster, die Schwestern hatten schon Jahrzehnte keinen Kontakt miteinander. Ist nun die Zeit gekommen, die beiden wieder näher zu bringen?

Die Autorin J.Courtney-Sullivan hat einen fesselnden Schreibstil. Man hat die Figuren vor Augen, sie wurden mit so viel Leben und detailltreue ausgestattet, dass man meint, es hätte sie wirklich gegeben. Es ist ein groß angelegter Roman, der über viele Jahrzehnte die Schwestern und ihr Werdegang begleitet. Nicht alles ist von Anfang an eindeutig, so manches kommt erst nach und nach ans Tageslicht. So wird auch Spannung mit hineingeflochten. Es sind aber eher die Gefühle, die Verstrickungen, die Entwicklungen, die ihn so lesenswert machen.
Vor allem das immer wieder von Generation zu Generation weiter getragene Schweigen, das "Nicht-miteinander-offen-Reden", führt schlußendlich zum Aufbau eines Lügengeflechts , welches wiederum Ursache für weitere Verwicklungen hat. Die Autorin verzahnt alles Geschehen, alles hat Ursache und Wirkung. Manches rächt sich bitter - auch jahrzehnte später. Das alles logisch aufzubauen, dieses Geflecht entstehen zu lassen, wo alles irgendwie ineinander verzahnt - das war das besondere an diesem Buch.

Fazit:
Der Roman ist eine fein verwebte Geschichte, durchdacht, ausgefeilt und fesselnd erzählt. Die immer wieder wechselnden Zeiten bewirken, dass man die Geheimnisse erst nach und nach als Leser durchschaut, und es erzeugt die Spannung nach dem Wieso und Warum. Nebenbei vermittelt sie auch viel Wissen über das Leben in Irland Anfang der 50er Jahre, über das Auswandern und Ankommen in den USA, über die Heimatliebe und fortwährende Verbundenheit der irischen Einwanderer .
Ein starker Roman für kurzweilige Lesestunden, eine Familiengeschichte, die ich wärmstens empfehlen kann.

Veröffentlicht am 06.03.2018

Liebe + Spannung + Humor = sehr gelungene Mischung

Mit Hanna nach Havanna
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Katrin Faber ist MItte dreißig und arbeitet als Moderatorin beim Münchner SenderHello-TV. Eigentlich läuft ja alles perfekt - alles eingespielt, auch das Single-Dasein ist nichts, was Katrin unruhig macht. ...

Katrin Faber ist MItte dreißig und arbeitet als Moderatorin beim Münchner SenderHello-TV. Eigentlich läuft ja alles perfekt - alles eingespielt, auch das Single-Dasein ist nichts, was Katrin unruhig macht. Doch dann der Schock: ihr Chef setzt eine Kollegin auf ihre Sendezeit und sie soll ab nun ein Seniorenmagazin moderieren. Doch Katrin hadert nicht lange und fügt sich - und versucht das Beste aus ihrer Situation zu machen. Gut, dass ihre Freundin und Kollegin Trixie ihr hilfreich und kreativ zur Seite steht.
Als sie dann kurz darauf einen ganz ungewöhnlichen Brief von einer älteren Dame bekommt, die sie bittet mit ihr ihre erste Liebe zu suchen - und zwar in Kuba - , hätte Katrin nie und nimmer eingewilligt, wäre nicht Trixie gewesen.
Hanna, 78 Jahre, und Katrin - zwei gänzlich unterschiedliche Charaktere, die eine lebenslustig und unbekümmert, die andere zielstrebig und extrem kopfgesteuert - beginnen eine Reise, die ihr Leben auf den Kopf stellen wird....


Eines möchte ich ganz vorweg stellen: Theresia Graw, die Autorin, hat einen ungemein fesselnden Schreibstil. Es hat mir ein großes Vergnügen beschert, Hanna und Katrin nach Kuba zu begleiten. Durch die vielen tollen Landschafts- und Mentalitätsbeschreibungen hatte man das Gefühl mitten drin dabei zu sein - ohne dass es dabei Längen gab oder Langeweile aufkam. Im Gegenteil. Sehr viel humorige Szenen, sehr viel Situationskomik, aber auch viele Reibepunkte zwischen den Protagonisten haben für Spannung und Spannungen gesorgt.
Die Figuren haben sich im Laufe des Romanes glaubhaft entwickelt - und auch wenn na klar, das Happy End (wie kann es anders sein) schon ....na sagen wir, ein bisschen vorher.....zu erahnen war, gab es doch noch die ein oder andere Überraschung am Ende.


MIr hat alles an dem Roman gefallen. Es war alles dabei, was ein (Frauen)Herz glücklich macht. Liebe, Romantik, Spannung, Spannungen, Humor, aber auch viele interessante Schilderungen über Kuba. Definitiv war das zwar das erste Buch von Theresia Graw, das ich gelesen habe, aber nicht das letzte.
Ein Roman, den ich mit ganzem Herzen gerne weiterempfehle !!!

Veröffentlicht am 06.03.2018

Wie wir uns "umprogrammieren" können

Kopfsache schlank
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m Buch erklärt die österreichische Neurochirurgin und Autorin Dr. Iris Zachenhofer eigentlich ihre eigene Geschichte. Wie sie durch stressige Zeiten im Beruf immer weiter ziemlich wahllos Kalorienbomben ...

m Buch erklärt die österreichische Neurochirurgin und Autorin Dr. Iris Zachenhofer eigentlich ihre eigene Geschichte. Wie sie durch stressige Zeiten im Beruf immer weiter ziemlich wahllos Kalorienbomben zu sich genommen hat, als Belohnung, Ausgleich, Nervennahrung. Eine Spirale setzte ein, immer die gleichen Wege zur Konditorei, immer größer Gewichtszunahme und damit einhergehende Unzufriedenheit.
Als Neurochirurgin beschäftigt sie sich mit dem Gehirn des Menschen. Daher war es für sie naheliegend, sich einfach mal hinzusetzen und ihre "Steuerungszentrale" mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Was treibt uns an ? Wie funktioniert unser Belohnungssystem ? Was steuert unsere Nahrungsaufnahme ? Was für Aufgaben haben die Basanganglien, der Hypothalamus, der präfrontale Cortex ?

Langsam tastet sie sich heran, führt Listen, steckt sich Ziele, belohnt sich für Fortschritte. Dabei können wir als Leser teilnehmen. Alles, auch wenn so einiges aus dem medizinischen Fachjargon kommt, ist verständlich - auch für Laien - erklärt. Nachvollziehbar, einleuchtend.
Dr. Iris Zachenhofer hat es - trotz beruflicher Einspannung und fünf Kindern geschafft dauerhaft abzunehmen und sich damit viel gesünder und zufriedener zu fühlen. Es gilt eingefahrene Wege zu verlassen, sich langsam, aber stetig "umzuprogrammieren" um Verhaltensweisen dauerhaft zu ändern.

Mir hat vor allem die sehr persönliche Sicht der Autorin gefallen. Man muss nicht 100% den gleichen Weg für sich selbst wählen, dass stellt sie aber auch klar. Sie zeigt Wege auf, wie und vor allem wieso wir hier ansetzen müssen um dauerhaft von einseitigen Diäten und Jojo-Effekten wegzukommen.

Fazit:
Ein sehr interessantes Buch, das zum Nachdenken und Nachahmen anregt und bestärkt.

Veröffentlicht am 28.02.2018

Glaube, Liebe, Hoffnung

Weil jeder Atemzug zählt
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Das Buch erzählt die Geschichte von Markus und Barbara Hänni. Markus leidet unter Muskovizidose, er ist Ende zwanzig, als er Barbara kennen lernte und sich in sie verliebte, da war er bereits nicht mehr ...

Das Buch erzählt die Geschichte von Markus und Barbara Hänni. Markus leidet unter Muskovizidose, er ist Ende zwanzig, als er Barbara kennen lernte und sich in sie verliebte, da war er bereits nicht mehr berufstätig. Tägliche Therapien, ein geschwächter Körper und immer wieder Krankenhausaufenthalte gehören zu seinem Alltag. Dennoch ist er ein sehr kreativer Kopf - über eine eigene Internetseite klärt er über seine Krankheit auf und schreibt Theaterstücke.
Barbara ist ein Wirbelwind. Der Anfang ihrer Beziehung ist nicht nur eine Herzsache, sondern auch eine Kopfsache gewesen. Wird eine Beziehung die ganzen Lasten aushalten ? Gibt es überhaupt eine Zukunft ? Wie sähe diese aus ? Was erwartet mich/uns ? Das waren Barbaras Fragen und Zweifel.

Abwechselnd erzählen die beiden von ihrem (heutigen) Alltag, aber auch von ihrem Kennenlernen, der aufkeimenden Liebe, den Zweifeln, von guten und schlechten Tagen, von ihrer Hochzeit und ihren Kindern. Aber auch von ihrem tiefen Glauben.
Sie erzählen von ihrer Ehe, von guten und schlechten Tagen.

Gerade dieses abwechselnde, sich ergänzende hat mir hierbei besonders gefallen. Man merkt, wie jeder anders mit manch gleichen Situationen umgeht. Aber auch, wie stark die Liebe gewachsen ist, wie viel Wert sie auf die Beziehung und ihren Erhalt legen. Wie auch sie an sich und ihrer Partnerschaft arbeiten.
Glaube, LIebe und Hoffnung tragen sie. Lässt sie Markus Krankheit ertragen, gibt ihnen die Kraft auch in schlechten Zeiten. Denn auch die gibt es. Aber demgegenüber sind es auch die vielen schönen Zeiten, die Hochzeit, die Urlaube, die Kinder, die Tage, an denen es Markus gut geht. Denn auch die gibt es zuhauf. Sie leben intensiv - wissen, dass jeder Atemzug zählt, dass sich alles auch schnell ändern kann. Dennoch gibt es kein Verzagen - es gibt die Hoffnung und den Glauben, der die beiden trägt.

Ein sehr offener Bericht, den die beiden von sich geben. Der auch das Thema der Krankheit Muskovizidose dem (unwissenden) Leser näher bringt und zeigt, wie wichtig es ist, den Glauben an das Leben nicht zu verlieren.