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Veröffentlicht am 12.11.2019

Ein Zeugnis der Zeit, das sehr zum Nachdenken anregt

Die Hunde und die Wölfe
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Die Autorin Irene Nemirovsky wuchs in Russland auf und floh während der Oktoberrevolution 1917 mit ihren Eltern nach Frankreich. Da sie nie die französische Staatsangehörigkeit erhielt, wurde sie 1942 ...


Die Autorin Irene Nemirovsky wuchs in Russland auf und floh während der Oktoberrevolution 1917 mit ihren Eltern nach Frankreich. Da sie nie die französische Staatsangehörigkeit erhielt, wurde sie 1942 von den Deutschen deportiert. Sie starb in Auschwitz.

Von der Autorin habe ich bereits den hervorragenden Roman “Suite francaise” gelesen, in dem sie die Besetzung Frankreichs durch die Deutschen beschreibt.

In ihrem Buch “Die Hunde und die Wölfe” geht es um die jüdischen Kinder Ada und Ben und Harry, die in Kiew in unterschiedlichen Gesellschaftsschichten aufwachsen. Nach einem Progrom aus ihrer Heimat geflohen, sehen sie sich als Erwachsene in Paris wieder.

Der Erzählstil Nemirovskys gefällt mir weiterhin gut und die Beschreibung der Protagonisten sind sehr detailliert.
Es fiel mir jedoch schwer, eine emotionale Verbindung zu den Figuren aufzubauen. Einerseits war mir die Kultur des unbedingten Aufstiegs und der Abgrenzung sehr fern. Andererseits zeichnet die Autorin oft auch ein sehr kritisches und abfälliges Bild von ihren Charakteren, in dem sie typische Vorurteile ausspricht, die man heute als nicht politisch korrekt bezeichnen würde.

Ada verliebt sich aus der Ferne in den reichen Harry. Ihre Emotionen kann ich nicht nachvollziehen. Er ist passiv und verwöhnt und trotzdem sieht sie ihn als Anführer.

Der Roman hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. Die Themen von Abgrenzung und Flüchtlingsstatus sind auch heute wieder sehr aktuell.
Wo ziehen wir Grenzen? Zwischen Gesellschaftsschichten, Kulturen, Religionen, Geschlechtern? Warum haben wir Angst vor dem Fremden, dem Anderen?

Nicht umsonst heißt der Roman “Die Hunde und die Wölfe”.
Die Wölfe als Sinnbild der hungrigen Unterschicht, die sich mit Zähnen und Klauen nach oben kämpfen will. Die Hunde mit dem diamantenbesetzten Halsband sind die verwöhnte, verweichlichte Oberschicht, die sich durch Kultur von den “Wilden” abgrenzt.

In der Kritik an den Klassenunterschieden sehe ich eine Parallele zu “Die Zeitmaschine” von Wells aus dem Jahr 1895. Die Eloi, die im Überfluss leben, sind verweichlicht. Und die hässlichen Morlocks sind scheinbar ihre Sklaven.

In Nemirovskys Roman strebt die Unterschicht nach der Ehe oder Geschäftsbeziehungen mit den höheren Klassen. Und trotzdem verachtet sie die Verweichlichung der Oberen.
Und die Oberschicht wiederum nutzt die Gier und die Skrupellosigkeit der unteren Klassen für ihre Zwecke und findet das Ungebändigte der Frauen reizvoll. Und gleichzeitig verurteilt sie diese als Wilde.

Ausgrenzung - ein wichtiges Thema. Nur im dem Extrem, in dem Nemirovsky es in ihrem Roman schildert, sehe ich es in der heutigen Gesellschaft nicht mehr (noch nicht wieder?). Aber vielleicht sind die Unterschiede jetzt einfach verwischter und die Grenzen subtiler geworden und die Extreme haben sich ins Internet verlagert. Zudem scheinen sich die Klassen stärker vom gesellschaftlichen Status weg auf Körperbilder und Lebensweisen verschoben zu haben.

Es fällt mir schwer, das Buch zu beurteilen. Es war definitiv nicht unterhaltsam oder spannend geschrieben. Die Kultur war mir fremd und ich hatte Mühe mich in die Beweggründe der Figuren hineinzuversetzen, denen Status wichtiger war als Liebe. Trotzdem ist es ein wichtiges Zeugnis der Zeit und regt zum Nachdenken und Diskutieren an.

Veröffentlicht am 11.11.2019

Interessant. Im Zentrum steht jedoch Pasternak und der Roman, nicht Olga/Lara

LARA
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Die meisten kennen sicher den Film “Dr. Schiwago” mit Omar Sharif und Julie Christie.
Unter welch dramatischen Umständen der Roman, für den Boris Pasternak später den Nobelpreis erhalten sollte, veröffentlicht ...

Die meisten kennen sicher den Film “Dr. Schiwago” mit Omar Sharif und Julie Christie.
Unter welch dramatischen Umständen der Roman, für den Boris Pasternak später den Nobelpreis erhalten sollte, veröffentlicht wurde, ist sicher den wenigsten bekannt.

Die versuche Stalins, den Romans zu unterdrücken, zeigt die Grausamkeit des damaligen Regimes und welchen Repressalien u.a. Schriftsteller und andere Künstler ausgesetzt waren.
Durch verschlungene Wege gelangte “Dr. Schiwago” schließlich ins Ausland.

Anna Pasternak hat ihr Buch nach der zentralen weiblichen Figur des Romans benannt - Lara. Als Inspiration für diese Protagonistin diente Boris Pasternak beim Schreiben seine Geliebte Olga Iwinskaja.

Olga hatte sich unermüdlich für die Veröffentlichung eingesetzt und musste schließlich dafür büßen. Statt Pasternak anzugreifen, wurde seine Geliebte zweimal für mehrere Jahre in ein Umerziehungslager gesteckt und dadurch von ihren beiden Kindern Mitja und Irina getrennt.
Pasternak hat Olga nicht geheiratet und nicht geschützt.

Der Klappentext verspricht: “Basierend auf Archivmaterial und Quellen aus Familienbesitz erzählt die Großnichte des Literaturnobelpreiträgers die Lebensgeschichte der Frau, die Pasternak zu Lara in Doktor Schiwago inspirierte.”

Leider konzentriert sich der Hauptteil des Buches stattdessen auf Boris Pasternak und die Veröffentlichung seines Romans. Ebenso wird seine lange Krankheit und seine Beerdigung beschrieben.

Mehrere Passagen unterlegt die Autorin mit Zitaten aus “Dr.Schiwago”, um die Gefühle, die Boris Pasternak gegenüber seiner Geliebten Olga empfand, zu illustrieren.

Für die Lebensgeschichte Olgas bleibt wenig Platz. Wir lernen sie kennen, als sie im Alter von 34 Jahren Boris Pasternak trifft. Auch ihr Aufenthalt im Gulag und die Verhöre werden beschrieben. Doch in welchen Punkten unterscheidet sich sich von Lara?

Eine verschenkte Chance.
Mich interessiert die Frau, die als Geliebte leben musste, während Pasternak mit seiner Frau und seinen Kindern zusammenwohnte.

Wie empfand Olga den fünfjährigen Aufenthalt im Gulag? Hat sie je daran gedacht, Pasternak zu verraten, um zu ihren Kindern zurückzukommen?

Anna interviewtel auch Irina, Olgas Tochter, in Paris.

Hier hätte mich interessiert: Was fühlte Irina, als sie ihre Mutter wiedersah? War sie wütend, dass ihre Mutter Pasternak “vorzog”?

Woran glaubte Olga? Warum blieb sie mit Pasternak zusammen, obwohl er seine Frau nicht verließ? Selbst dann nicht, als sie fünf Jahre für ihn im Gulag abgesessen hatte?

Wie überstand sie die harte Zeit im Arbeitslager?
Hat sie jemals an Selbstmord gedacht?
Was dachte sie über Männer und Frauen und die Ehe?

Einen Großteil der Geschichte um die Veröffentlichung des Buches und Olgas Inhaftierung kannte ich bereits, da ich kurz vorher den Roman “Alles was wir sind” gelesen hatte. Die Handlung, die sich auf Pasternak und Olga bezieht, stimmt in beiden Bücher sehr stark überein.

Eine interessante Geschichte, wenn auch nicht die Lebensgeschichte Olgas.
Leider blieben viele Fragen für mich unbeantwortet.

Wer Fan des Romans und Pasternaks ist, der wird dieses Buch sicher interessant finden. Anna Pasternak schildert sehr sachlich, detailreich und mit zahlreichen Verweisen und Zitaten.

Wer gern unterhalten werden möchte, dem lege ich den Roman “Alles was wir sind” ans Herz. Dort erfährt man zum großen Teil auch das, was in diesem Buch steht. Und in einem zweiten Handlungsstrang geht es um eine junge Frau in den 50ern, die als Spionin bei der CIA ausgebildet wird und mit der Veröffentlichung von “Dr. Schiwago” zu tun hat.

Veröffentlicht am 11.11.2019

Interessant. Im Zentrum steht jedoch Pasternak und der Roman, nicht Olga/Lara

LARA
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Die meisten kennen sicher den Film “Dr. Schiwago” mit Omar Sharif und Julie Christie.
Unter welch dramatischen Umständen der Roman, für den Boris Pasternak später den Nobelpreis erhalten sollte, veröffentlicht ...

Die meisten kennen sicher den Film “Dr. Schiwago” mit Omar Sharif und Julie Christie.
Unter welch dramatischen Umständen der Roman, für den Boris Pasternak später den Nobelpreis erhalten sollte, veröffentlicht wurde, ist sicher den wenigsten bekannt.

Die versuche Stalins, den Romans zu unterdrücken, zeigt die Grausamkeit des damaligen Regimes und welchen Repressalien u.a. Schriftsteller und andere Künstler ausgesetzt waren.
Durch verschlungene Wege gelangte “Dr. Schiwago” schließlich ins Ausland.

Anna Pasternak hat ihr Buch nach der zentralen weiblichen Figur des Romans benannt - Lara. Als Inspiration für diese Protagonistin diente Boris Pasternak beim Schreiben seine Geliebte Olga Iwinskaja.

Olga hatte sich unermüdlich für die Veröffentlichung eingesetzt und musste schließlich dafür büßen. Statt Pasternak anzugreifen, wurde seine Geliebte zweimal für mehrere Jahre in ein Umerziehungslager gesteckt und dadurch von ihren beiden Kindern Mitja und Irina getrennt.
Pasternak hat Olga nicht geheiratet und nicht geschützt.

Der Klappentext verspricht: “Basierend auf Archivmaterial und Quellen aus Familienbesitz erzählt die Großnichte des Literaturnobelpreiträgers die Lebensgeschichte der Frau, die Pasternak zu Lara in Doktor Schiwago inspirierte.”

Leider konzentriert sich der Hauptteil des Buches stattdessen auf Boris Pasternak und die Veröffentlichung seines Romans. Ebenso wird seine lange Krankheit und seine Beerdigung beschrieben.

Mehrere Passagen unterlegt die Autorin mit Zitaten aus “Dr.Schiwago”, um die Gefühle, die Boris Pasternak gegenüber seiner Geliebten Olga empfand, zu illustrieren.

Für die Lebensgeschichte Olgas bleibt wenig Platz. Wir lernen sie kennen, als sie im Alter von 34 Jahren Boris Pasternak trifft. Auch ihr Aufenthalt im Gulag und die Verhöre werden beschrieben. Doch in welchen Punkten unterscheidet sich sich von Lara?

Eine verschenkte Chance.
Mich interessiert die Frau, die als Geliebte leben musste, während Pasternak mit seiner Frau und seinen Kindern zusammenwohnte.

Wie empfand Olga den fünfjährigen Aufenthalt im Gulag? Hat sie je daran gedacht, Pasternak zu verraten, um zu ihren Kindern zurückzukommen?

Anna interviewtel auch Irina, Olgas Tochter, in Paris.

Hier hätte mich interessiert: Was fühlte Irina, als sie ihre Mutter wiedersah? War sie wütend, dass ihre Mutter Pasternak “vorzog”?

Woran glaubte Olga? Warum blieb sie mit Pasternak zusammen, obwohl er seine Frau nicht verließ? Selbst dann nicht, als sie fünf Jahre für ihn im Gulag abgesessen hatte?

Wie überstand sie die harte Zeit im Arbeitslager?
Hat sie jemals an Selbstmord gedacht?
Was dachte sie über Männer und Frauen und die Ehe?

Einen Großteil der Geschichte um die Veröffentlichung des Buches und Olgas Inhaftierung kannte ich bereits, da ich kurz vorher den Roman “Alles was wir sind” gelesen hatte. Die Handlung, die sich auf Pasternak und Olga bezieht, stimmt in beiden Bücher sehr stark überein.

Eine interessante Geschichte, wenn auch nicht die Lebensgeschichte Olgas.
Leider blieben viele Fragen für mich unbeantwortet.

Wer Fan des Romans und Pasternaks ist, der wird dieses Buch sicher interessant finden. Anna Pasternak schildert sehr sachlich, detailreich und mit zahlreichen Verweisen und Zitaten.

Wer gern unterhalten werden möchte, dem lege ich den Roman “Alles was wir sind” ans Herz. Dort erfährt man zum großen Teil auch das, was in diesem Buch steht. Und in einem zweiten Handlungsstrang geht es um eine junge Frau in den 50ern, die als Spionin bei der CIA ausgebildet wird und mit der Veröffentlichung von “Dr. Schiwago” zu tun hat.

Veröffentlicht am 10.11.2019

Eine junge Spionin in Paris - eine fesselnde Geschichte über Mut, Liebe und Verrat.

Die Frau, die vom Himmel fiel
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"Sie liebte das lautlose Töten mit der Hingabe einer Ministrantin, die sich für eine neue Religion begeisterte."

Marian ist eine junge Londonerin, die als Spionin ausgebildet wird.
1943 springt sie mit ...

"Sie liebte das lautlose Töten mit der Hingabe einer Ministrantin, die sich für eine neue Religion begeisterte."

Marian ist eine junge Londonerin, die als Spionin ausgebildet wird.
1943 springt sie mit dem Fallschirm über Frankreich ab. Ihr Ziel ist Paris.
Seit dem Ausbruch des Krieges hat sich vieles verändert. Schon ein kleiner Fehler könnte sie verraten.

»Geht nicht forsch in ein Café und bestellt einen café au lait. Wahrscheinlich gibt’s keine Milch, und es gibt garantiert keinen Kaffee. Und (...) bittet nicht um Zucker. Wenn ihr um Zucker bittet, fragen sie sich vielleicht, wo ihr die letzten zwei Jahre gewesen seid.«

Ihr Auftrag ist es, einen wichtigen Wissenschaftler nach England zu holen. Vielleicht kann mit seiner Hilfe der Krieg beendet werden.
Marian und Clement waren sich einst sehr nah. Doch es ist viel passiert, seit dem sie sich das letzte mal gesehen haben.

»Wir sollten nichts sagen, was wir morgen früh bereuen.«
»Findest du? Vielleicht sollten wir gerade jetzt die Dinge sagen, die wir später bereuen.«

Das Buch hat einen realen Hintergrund:
"Vom Mai 1941 bis zum September 1944 schickte die französische Sektion der Special Operations Executive fünfzig Frauen in den Einsatz."

Der Vater des Autors war bei der Royal Airforce. Die vielen Details haben die Geschichte für mich sehr realitätsnah und interessant gemacht.
Obwohl es als "Casablanca-gleiche" Liebesgeschichte beschrieben wird, stand die Beziehung für mich nicht im Zentrum der Handlung.
Simon Mawer hat einen wunderbaren Schreibstil. Und er steigerte die Spannung des Romans bis zum Ende hin immer weiter. Wer ist Freund? Wer ist Feind?

Ein fesselnder Roman über eine junge Spionin in Paris. Über Mut, Liebe und Verrat.

Veröffentlicht am 09.11.2019

Am Ende hätte ich das Buch am liebsten aus dem Fenster geworfen

Frida Kahlo und die Farben des Lebens
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Bevor ich den Roman gelesen habe, wusste ich nicht viel über Frida Kahlo. Ich hatte Fotos von ihr gesehen und gelesen, dass sie eine starke Frau sei.

Vom Klappentext des Buches versprach ich mir, etwas ...

Bevor ich den Roman gelesen habe, wusste ich nicht viel über Frida Kahlo. Ich hatte Fotos von ihr gesehen und gelesen, dass sie eine starke Frau sei.

Vom Klappentext des Buches versprach ich mir, etwas über eine emanzipierte Frau lesen zu können, die ihren eigenen Weg geht. Eine, die vielleicht ein Vorbild für mich sein könnte.

Frida war in ihrer Kindheit durch die Kinderlähmung beeinträchtigt und hatte als Jugendliche einen Unfall, der sie monatelang ans Bett fesselte.
Das Buch setzt kurz vor dem Unfall ein und erzählt, wie Frida die Zeit ihrer Krankheit nutzt, um zu malen.

1929, mit 22 Jahren heiratete Frida Diego Rivera, einen sehr bekannter Maler und Frauenheld. Wie auch seine beiden vorherigen Ehefrauen, betrog er sie.

Schöne Passagen waren die Beschreibungen von Fridas Bildern, ihrer Kleidung, die von Trachten beeinflusst war, und der Garten ihres Hauses. Interessant waren auch die Schilderungen der politischen Lage. Frida war der kommunistischen Partei beigetreten.

Schade fand ich, dass sich der Großteil des Buches auf die Beziehung von Frida und Diego konzentrierte. Am Anfang noch voller Liebe und Leidenschaft, wurde sie bald zu einem Gefängnis, aus dem Frida nicht ausbrechen konnte. Später fing sie zwar auch wie aus Trotz Affären an, kehrte aber immer wieder zu Diego zurück.

Frida richtete ihr ganzes Leben nach Diego aus. Sie gingen nach New York, wo er Wandbilder malte (u.a. für die Rockefellers) und auch nach Detroit (wo er für Ford malte). Kahlo fühlte sich in den US jedoch nicht wohl.
Die revolutionären Akte Fridas (in dem Roman) bestanden für mich aus Provokationen. Sie verschafften ihr Aufmerksamkeit in den Medien, doch ihr Mann betrog sie weiter.
Was kann schlimmer für den Selbstwert eines Menschen sein, als gegen seinen Willen betrogen zu werden?

Die Künstlerin hatte lebenslang extreme Schmerzen und die Malerei verschaffte ihr Erleichterung und Ablenkung.
Ich bewundere Frida für ihren Lebenswillen. Doch in meinen Augen war sie keine starke, unabhängige Frau. Durch ihre Krankheiten entstanden hohe Kosten, die erst ihr Vater, dann Diego trug. Diego verdiente das Geld, und sie konnte ihn nicht verlassen und ließ sich immer wieder verletzen. Er hatte das große Haus, das große Atelier, empfing dort seine Geliebten. Sie musste sehen, wo sie Raum zum Malen fand.

Es steht mir nicht zu, ihr Leben zu beurteilen, aber der Klappentext passt für mich nicht zum Inhalt des Buches.

Mir war die Handlung zu stark auf Diego Rivera und andere Männer konzentriert.
Frida lernte zum Beispiel in Paris Josephine Baker kennen und verbrachte eine Nacht mit ihr. Dies wurde in nur einem Satz abgehandelt. Darüber hätte ich jedoch gerne mehr erfahren.

Meine schlechte Beurteilung entsteht aus der Enttäuschung über den irreführenden Klappentext und dem Ende des Buches. Die letzten Kapitel habe ich bereits ohne großes Interesse gelesen und dann kam eine Szene, da hätte ich das Buch am liebsten aus dem Fenster geworfen.

Frida Kahlo ist eine Frau, die nicht das klassische Leben einer Hausfrau und Mutter führte. Sie sprach mutig Probleme an und verarbeitete viele frauenspezifische Themen in ihren Bildern.
Trotzdem richtete sie ihr Leben nach ihrem Mann aus und ertrug seine Untreue. Insofern ist der Roman für mich ein Bild der damaligen Zeit und dem Leben einer Künstlerin.
Aber mir scheint, dass Frida Kahlo viel interessanter ist, als es in diesem Buch rüberkommt. Ich hätte mir gewünscht, dass sich die Handlung nicht so stark auf ihre Beziehung mit Diego Rivera konzentriert hätte.
Schade.