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Veröffentlicht am 22.08.2019

Den Spatz in der Hand oder ...

Es wird Zeit
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Judith kehrt sie in ihre Heimat zurück, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Dort trifft sie nicht nur ihre ehemals beste Freundin Anne - die immer zielstrebig und selbstbewusst war - sondern auch ihre Jugendliebe ...

Judith kehrt sie in ihre Heimat zurück, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Dort trifft sie nicht nur ihre ehemals beste Freundin Anne - die immer zielstrebig und selbstbewusst war - sondern auch ihre Jugendliebe wieder.

"Ich bin seit neunzehn Jahren aus guten Gründen mit dem falschen Mann verheiratet. Aber darüber will ich nicht nachdenken. Nicht jetzt."

Treffend beschreibt Ildiko von Kürthy die Ambivalenz einer Frau, deren Kinder aus dem Haus sind und die statistisch gesehen noch 33 Jahre ihres Lebens vor sich hat. Es geht um Geheimnisse, Zweifel und die Suche nach Sicherheit und Liebe.

Gewürzt mit einer gehörigen Portion 80er-Nostalgie und Songtexten von Udo Lindenberg verbindet die Autorin in ihrer gewohnten selbstironischen Art die kleinen skurrilen Erlebnisse aus dem Alltag (Warum Lego mein Leben verkürzen wird!) mit den großen Fragen des Lebens ("Was will ich wirklich?").

"Es muss doch möglich sein, sein Leben zu ändern und sein Wunschgewicht zu erreichen, bevor man im Sterben liegt, oder?»

“Es ist ja leider völlig unüblich geworden, so alt auszusehen, wie man ist. Neulich habe ich mal versehentlich eine Fünfundfünfzigjährige auf vierundfünfzig geschätzt. Da war vielleicht was los. Und was hätte ich zu meiner Entschuldigung auch vorbringen können? Am Ende habe ich mich auf meine Alterskurzsichtigkeit und die mangelhaften Bifokallinsen berufen.”

Leider mochte ich keine tiefere emotionale Verbindung zu der Hauptfigur Judith aufbauen, da ich einige ihrer Entscheidungen und Werte nicht nachvollziehen konnte.

Ein humorvoller, nachdenklicher Roman über die Ehe, Familie, Freundschaft und Heimat.

Veröffentlicht am 20.08.2019

Spannender Einblick in das Leben in Paris nach dem 2. Weltkrieg

Die Muse von Dior
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«In Paris will niemand Zuschauer sein. Hier steht jeder auf der Bühne.»

Die Amerikanerin Copper ist ihrem Ehemann Amory nach Paris gefolgt. Der Krieg mit Deutschland ist gerade beendet. “Säuberungen” ...

«In Paris will niemand Zuschauer sein. Hier steht jeder auf der Bühne.»

Die Amerikanerin Copper ist ihrem Ehemann Amory nach Paris gefolgt. Der Krieg mit Deutschland ist gerade beendet. “Säuberungen” wegen Kollaboration mit dem Feind erfolgen. Durch Streiks leiden die Menschen unter Einschränkungen. Eier, Butter und Milch sind Mangelware. Seide ist eine Kostbarkeit.

Ich hatte erwartet, dass sich die Geschichte, auf die glitzernde, mondäne Seite von Paris konzentriert. Dass auch zeitgeschichtliche Ereignisse in die Handlung eingeflochten wurden und die große Differenz zwischen dem Leben der Reichen und dem der Arbeiterklasse dargestellt wurde, empfand ich jedoch als sehr bereichernd.

Anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich weiterlesen wollte, denn Copper schien mir wie eine angepasste Ehefrau.
Nach einem entsetzlichen Vorfall kämpft sie sich schließlich frei und arbeitet daran, ihre Artikel und Fotos in amerikanischen Zeitschriften unterzubringen.

Praktischerweise lernt sie Menschen kennen, die sich darum reißen, ihr zu helfen. Der Modeschöpfer Dior lässt sie bei sich wohnen. Die bisexuelle Nachtklubsängerin Suzy Solidor umgarnt sie und ein russischer Graf macht ihr den Hof.
Copper lehnt jedoch jede Bindung ab und besteht auf ihre Freiheit.
Trotz der unrealistisch positiven Umstände, zogen mich die Figuren und die Geschichte schnell in ihren Bann.
Ab der Mitte des Buches sank mein Interesse wieder, weil es für Copper weiterhin unrealistisch gut lief und dadurch keine Spannung mehr aufkam. Ihr fiel alles in den Schoß.

Der Hauptteil der Geschichte dreht sich um Copper, Dior, den russischen Grafen, Suzy Solidor und Pearl, eine Engländerin, die auf die schiefe Bahn geraten ist.
Es werden verschiedene zeitgeschichtliche Ereignisse geschildert, über die Copper Artikel schreibt.

Die Modeindustrie spielt nur eine Nebenrolle, aber man bekommt einen guten Eindruck von der Entwicklung Christian Diors vom unsicheren Schneider zum besessenen Genie eines Modeimperiums.

«Mon Dieu», murmelte jemand. «Er hat den Verstand verloren.»
«Keine Frau hat je so ausgesehen.»
«Wir werden die Mädchen wieder in Korsetts stecken müssen.»
«Das allein wird nicht reichen», ergänzte jemand anders. «Sie werden auch Polster brauchen, oben und unten.»

Enttäuschend war, dass die Geschichte mit einem konventionellen Happy-End abschloss. Bei einer unabhängigen Frau hatte ich etwas anderes erwartet. Trotzdem habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt.

Veröffentlicht am 20.08.2019

Spannender Einblick in das Leben in Paris nach dem 2. Weltkrieg

Die Muse von Dior
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«In Paris will niemand Zuschauer sein. Hier steht jeder auf der Bühne.»

Die Amerikanerin Copper ist ihrem Ehemann Amory nach Paris gefolgt. Der Krieg mit Deutschland ist gerade beendet. “Säuberungen” ...

«In Paris will niemand Zuschauer sein. Hier steht jeder auf der Bühne.»

Die Amerikanerin Copper ist ihrem Ehemann Amory nach Paris gefolgt. Der Krieg mit Deutschland ist gerade beendet. “Säuberungen” wegen Kollaboration mit dem Feind erfolgen. Durch Streiks leiden die Menschen unter Einschränkungen. Eier, Butter und Milch sind Mangelware. Seide ist eine Kostbarkeit.

Ich hatte erwartet, dass sich die Geschichte, auf die glitzernde, mondäne Seite von Paris konzentriert. Dass auch zeitgeschichtliche Ereignisse in die Handlung eingeflochten wurden und die große Differenz zwischen dem Leben der Reichen und dem der Arbeiterklasse dargestellt wurde, empfand ich jedoch als sehr bereichernd.

Anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich weiterlesen wollte, denn Copper schien mir wie eine angepasste Ehefrau.
Nach einem entsetzlichen Vorfall kämpft sie sich schließlich frei und arbeitet daran, ihre Artikel und Fotos in amerikanischen Zeitschriften unterzubringen.

Praktischerweise lernt sie Menschen kennen, die sich darum reißen, ihr zu helfen. Der Modeschöpfer Dior lässt sie bei sich wohnen. Die bisexuelle Nachtklubsängerin Suzy Solidor umgarnt sie und ein russischer Graf macht ihr den Hof.
Copper lehnt jedoch jede Bindung ab und besteht auf ihre Freiheit.
Trotz der unrealistisch positiven Umstände, zogen mich die Figuren und die Geschichte schnell in ihren Bann.
Ab der Mitte des Buches sank mein Interesse wieder, weil es für Copper weiterhin unrealistisch gut lief und dadurch keine Spannung mehr aufkam. Ihr fiel alles in den Schoß.

Der Hauptteil der Geschichte dreht sich um Copper, Dior, den russischen Grafen, Suzy Solidor und Pearl, eine Engländerin, die auf die schiefe Bahn geraten ist.
Es werden verschiedene zeitgeschichtliche Ereignisse geschildert, über die Copper Artikel schreibt.

Die Modeindustrie spielt nur eine Nebenrolle, aber man bekommt einen guten Eindruck von der Entwicklung Christian Diors vom unsicheren Schneider zum besessenen Genie eines Modeimperiums.

«Mon Dieu», murmelte jemand. «Er hat den Verstand verloren.»
«Keine Frau hat je so ausgesehen.»
«Wir werden die Mädchen wieder in Korsetts stecken müssen.»
«Das allein wird nicht reichen», ergänzte jemand anders. «Sie werden auch Polster brauchen, oben und unten.»

Enttäuschend war, dass die Geschichte mit einem konventionellen Happy-End abschloss. Bei einer unabhängigen Frau hatte ich etwas anderes erwartet. Trotzdem habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Ein Weg in die Zukunft - Fesselnd und berührend schön

Connect
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»Im richtigen Leben hast du nicht unendlich Munition. Im richtigen Leben könnten sie dich töten.«

Colt lebt die meiste Zeit in einer virtuellen Welt, die er programmiert hat. Dort ist er Gott und hat ...

»Im richtigen Leben hast du nicht unendlich Munition. Im richtigen Leben könnten sie dich töten.«

Colt lebt die meiste Zeit in einer virtuellen Welt, die er programmiert hat. Dort ist er Gott und hat alles unter Kontrolle. In der Realität dagegen hat er Schwierigkeiten mit Menschen zu kommunizieren. Seine Mutter Naomi ist Wissenschaftlerin und arbeitet an einem bahnbrechenden biotechnologischen Projekt. Als sie wegen ihrer Forschung in Konflikt mit der NSDA (Nachfolgeorganistation der NSA) gerät, müssen sie und Colt fliehen. Vor der Kulisse von Las Vegas und der Wüste Nevadas beginnt eine dramatische Verfolgungsjagd. Um nicht entdeckt zu werden, geht Colt offline und stellt sich der echten Welt.
Doch was ist real und was nicht?

Schnörkellos erzählt Julian Gough von der nahen Zukunft. Drohnen und selbstfahrende Autos gehören zum normalen Stadtbild, beim Geldabheben identifiziert man sich über Augen und Haut. Virtuelle Ereignisse hat der Autor sehr elegant visualisiert, um sie für den Leser anschaulicher zu machen. So inszeniert er im Spiel Serverknotenpunkte als Bisons, die durch die Weite ziehen.

Doch dies alles ist nur Hintergrund für die Geschichte von Colts Erwachsenwerden und von dem “Endkampf” bei dem er sich seinem Vater (als Vertreter der nationalen Sicherheitsorganisation) stellt.

Es ist faszinierend, die Gedanken Colts zu lesen. Zu sehen, wie er Muster erkennt und Zusammenhänge herstellt. Zwischen den Zeilen schimmert seine Sehnsucht hindurch "normal" zu sein, andere Menschen verstehen und mit ihnen sprechen zu können.

“Connect” erzählt von dem Wunsch nach Verbindung - zwischen Mann und Frau, Mutter und Vater, Vater und Sohn. Wie schon seit Tausenden von Jahren geht es um Liebe, Krieg und Macht.

“Oh, wow!”, dachte ich als ich die letzten Kapitel las.
Die Tiefe des Buches hat sich von Beginn an immer weiter gesteigert. Zum Ende führt Gough alle Fäden zusammen und reduziert die Essenz der Geschichte auf die essentiellen Fragen des Lebens und beschreibt eine mögliche Antwort.

Ein Leser, der nur Action oder Science-Fiction erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein. Aber wer offen ist für eine andere Sicht auf die Welt und das Menschsein neu entdecken möchte, wird begeistert sein und viele Denkanstöße finden.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Ein Weg in die Zukunft - Fesselnd und berührend schön

Connect
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»Im richtigen Leben hast du nicht unendlich Munition. Im richtigen Leben könnten sie dich töten.«

Colt lebt die meiste Zeit in einer virtuellen Welt, die er programmiert hat. Dort ist er Gott und hat ...

»Im richtigen Leben hast du nicht unendlich Munition. Im richtigen Leben könnten sie dich töten.«

Colt lebt die meiste Zeit in einer virtuellen Welt, die er programmiert hat. Dort ist er Gott und hat alles unter Kontrolle. In der Realität dagegen hat er Schwierigkeiten mit Menschen zu kommunizieren. Seine Mutter Naomi ist Wissenschaftlerin und arbeitet an einem bahnbrechenden biotechnologischen Projekt. Als sie wegen ihrer Forschung in Konflikt mit der NSDA (Nachfolgeorganistation der NSA) gerät, müssen sie und Colt fliehen. Vor der Kulisse von Las Vegas und der Wüste Nevadas beginnt eine dramatische Verfolgungsjagd. Um nicht entdeckt zu werden, geht Colt offline und stellt sich der echten Welt.
Doch was ist real und was nicht?

Schnörkellos erzählt Julian Gough von der nahen Zukunft. Drohnen und selbstfahrende Autos gehören zum normalen Stadtbild, beim Geldabheben identifiziert man sich über Augen und Haut. Virtuelle Ereignisse hat der Autor sehr elegant visualisiert, um sie für den Leser anschaulicher zu machen. So inszeniert er im Spiel Serverknotenpunkte als Bisons, die durch die Weite ziehen.

Doch dies alles ist nur Hintergrund für die Geschichte von Colts Erwachsenwerden und von dem “Endkampf” bei dem er sich seinem Vater (als Vertreter der nationalen Sicherheitsorganisation) stellt.

Es ist faszinierend, die Gedanken Colts zu lesen. Zu sehen, wie er Muster erkennt und Zusammenhänge herstellt. Zwischen den Zeilen schimmert seine Sehnsucht hindurch "normal" zu sein, andere Menschen verstehen und mit ihnen sprechen zu können.

“Connect” erzählt von dem Wunsch nach Verbindung - zwischen Mann und Frau, Mutter und Vater, Vater und Sohn. Wie schon seit Tausenden von Jahren geht es um Liebe, Krieg und Macht.

“Oh, wow!”, dachte ich als ich die letzten Kapitel las.
Die Tiefe des Buches hat sich von Beginn an immer weiter gesteigert. Zum Ende führt Gough alle Fäden zusammen und reduziert die Essenz der Geschichte auf die essentiellen Fragen des Lebens und beschreibt eine mögliche Antwort.

Ein Leser, der nur Action oder Science-Fiction erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein. Aber wer offen ist für eine andere Sicht auf die Welt und das Menschsein neu entdecken möchte, wird begeistert sein und viele Denkanstöße finden.