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Veröffentlicht am 18.02.2020

Eine Heldin mit Lippenstift und Revolver - unterhaltsam und spannend geschrieben

Die Spionin
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Nancy Wake kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Agentin im Widerstand der Franzosen. Die Deutschen fürchteten sie und hatten fünf Millionen Francs auf die Ergreifung der “Weißen Maus” ausgesetzt.

Marseille, ...

Nancy Wake kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Agentin im Widerstand der Franzosen. Die Deutschen fürchteten sie und hatten fünf Millionen Francs auf die Ergreifung der “Weißen Maus” ausgesetzt.

Marseille, 1940. Nancy, ursprünglich aus Australien stammend, lebt inzwischen in Frankreich. Sie heiratet den wohlhabenden Henri und genießt ihr Leben. Als das Land von den Deutschen besetzt wird, verwendet das Paar seinen Reichtum darauf, Menschen zur Flucht zu verhelfen und die Résistance zu unterstützen.
Bald schöpfen die Deutschen Verdacht und verhaften Henri. In letzter Minute kann Nancy nach England fliehen. Doch sie kehrt als ausgebildete Geheimagentin zurück, um für die Befreiung Frankreichs zu kämpfen. Nach einem Lebenszeichen ihres Mannes, hofft sie, ihn bald wiedersehen zu können.

Die Autorin Imogen Kealy erzählt die Geschichte der heldenhaften Spionin als biografischen Roman. Wir folgen sowohl Nancy, also auch dem fiktiven Gestapo- Beamten Major Böhm, der besessen davon ist, Nancy zu schnappen.

Unterhaltsam und spannend beschreibt die Autorin, wie sich Nancy während ihrer Ausbildung und später bei der Résistance Respekt verschafft. Am Ende wird sie 7.000 Partisanen anführen und unter großem persönlichen Einsatz für die Befreiung Frankreichs kämpfen.

»Wir sind der Ansicht, dass der weibliche Körper – «
Nancy ließ ihn nicht ausreden. »Was soll das heißen? Dass ich mit meinem weiblichen Körper kein Gewehr halten kann? Meinen Sie etwa meine Vagina? Meine Brüste? Dass ich deswegen kein sicheres Haus führen und weder Geld noch Waffen schmuggeln kann? (…)«

Nancy lässt sich von niemandem die Butter vom Brot nehmen und scheut sich nicht davor, Männer im Zweikampf zu töten. Gleichzeitig schläft sie stilvoll mit Satinkissen in Scheunen und legt vor dem Kampf Lippenstift auf.

Im Vergleich zu “Die Frau, die vom Himmel fiel” von Simon Mawer, der ebenfalls von einer Spionin in Frankreich erzählt, handelt es sich hier um einen Unterhaltungsroman.
Die Erlebnisse und die reale Person der Nancy Wake sind für mich faszinierend und interessant. Gerne würde ich die Autobiografie der Australierin lesen.
Der Erzählstil der Autorin des vorliegenden Romans wird dem Potential der Geschichte meiner Ansicht nach nicht vollends gerecht. Wäre das Buch ein Film, würde ich ihn als Popcorn-Kino bezeichnen - trockene Sprüche und Action-Szenen eingerahmt von einer dramatischen Liebesgeschichte.

Ein unterhaltsamer, spannender Roman über eine echte Heldin und die Kämpfe des Widerstands in Frankreich.

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Veröffentlicht am 18.02.2020

Wege aus der Depression - du kannst jetzt sofort etwas tun!

Läuft bei mir (nicht) - Wie du deiner Depression auf die Nerven gehst
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Wenige Monate nach ihrer Hochzeit wird Bella Mackie von ihrem Mann verlassen. Schon fast ihr ganzes Leben hat sie eine Angststörung und Depressionen. Statt sich wie gewohnt zurückzuziehen, entscheidet ...

Wenige Monate nach ihrer Hochzeit wird Bella Mackie von ihrem Mann verlassen. Schon fast ihr ganzes Leben hat sie eine Angststörung und Depressionen. Statt sich wie gewohnt zurückzuziehen, entscheidet sie sich, zu laufen. Am Anfang nur ein paar Meter in einer ruhigen Gasse.

Sie beschreibt, wie sie sich motiviert und ihre Läufe langsam verlängern kann. Der Sport ähnelt dem Gefühl, das sie bei Panikattacken hat - schneller Puls, Atemnot. Nun lernt sie diese Empfindungen mit etwas Positivem zu verbinden. Ihr Selbstbewusstsein wächst.

Mackie erzählt von ihrer Jugend und der Entwicklung ihrer Angststörung. Typische zwanghafte Gedanken in einem ihrer Selbstgespräche sind zum Beispiel:
»Was, wenn Freunde versuchen, mich zu vergiften?«
»Warum sollten sie das tun? Das ist doch verrückt.«
»Du bist nicht verrückt, das ist deine Angststörung.«

Die Journalistin bringt Zahlen zu verschiedenen psychischen Erkrankungen, erläutert die Funktionsweise der kognitiven Verhaltenstherapie, von Antidepressiva und Sport und dem Aufenthalt in der Natur. Dabei erzählt sie von ihren immer länger werdenden Joggingrunden, die sie in London durch Parks und an Treidelpfaden entlang führen. Die negativen Nachrichten, mit denen sie täglich in ihrem Job bombardiert wird, verarbeitet sie, indem sie nach Feierabend vom Büro nach Hause läuft.

Mein Fazit
Ein guter Einstieg in die Thematik. Ein persönliches Buch, das betroffenen Menschen Mut zum ersten Schritt macht und Angehörigen Verständnis vermittelt.

“Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben” von Matt Haig fand ich persönlich besser strukturiert, und es ist mit einem Inhaltsverzeichnis versehen.
Bella Mackie wiederholt sich öfters und das Einstreuen von Statistiken fand ich wenig relevant. Sehr gut gefallen haben mir dagegen ihre Verweise auf weiterführende Literatur und ihre Offenheit. Ich kann mir nun besser vorstellen, was Menschen mit einer Angststörung und Depressionen empfinden. Auch ihr Rat, sich eine sportliche Betätigung zu suchen, finde ich sehr konstruktiv. Man kann sofort starten (Wartezeiten für Psychotherapie sind lang) und man muss keine Tabletten nehmen.

»Das Laufen bringt mir Erleichterung. (...) Deine Erleichterung zeigt sich möglicherweise anders, aber bitte versuche, sie zu finden - hör nicht auf, bis du auf etwas gestoßen bist. Fordere es ein - du solltest nicht noch einen weiteren Tag voller Kummer verbringen.«

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Veröffentlicht am 31.01.2020

Eine erschütternde Geschichte über einen wahren Kriminalfall

Falschaussage
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Die 18jährige Marie wird vergewaltigt. Sie bringt den Fall zu Anzeige. Ihre Pflegemutter und die Polizei glauben ihr nicht. Marie widerruft und wird nun selbst der Falschaussage angeklagt.
Doch der Täter ...

Die 18jährige Marie wird vergewaltigt. Sie bringt den Fall zu Anzeige. Ihre Pflegemutter und die Polizei glauben ihr nicht. Marie widerruft und wird nun selbst der Falschaussage angeklagt.
Doch der Täter macht unbehelligt weiter. Nach einigen Jahren findet eine Polizistin zufällig Parallelen zu anderen Fällen.

Die Autoren berichten von Maries Leben, ihren Erfahrungen in verschiedenen Pflegefamilien und die Reaktionen des Umfeldes auf ihre Anzeige.
Sie nennen Zahlen zu Vergewaltigungen und Falschaussagen und beschreiben die Gesetzeslage und die Recherchen der Polizei. Besonders interessant fand ich dabei die polizeiliche Arbeit und der Austausch zwischen den Bundesstaaten sowie die Erfahrungen der Polizistinnen in einer Männerdomäne.
Wir lernen weitere Frauen kennen, die Opfer geworden sind, und den Täter, seine Vorgeschichte, seine Motive, seine Gedanken.

Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Ich war erstaunt, zu erfahren, wie aufwändig einerseits die Polizeiarbeit war, andererseits aber nur der Zufall half, einen Täter zu schnappen.
Die Reaktionen der Opfer können ganz unterschiedlich sein. Eine Frau, die emotionslos von ihrer Vergewaltigung berichtet, muss nicht unbedingt lügen. Durch das Trauma entstehen Lücken und die Ereignisse werden nicht chronologisch erinnert.

Die Journalisten T. Christian Miller und Ken Armstrong haben für ihren Artikel “An Unbelievable Story of Rape” den Pulitzerpreis erhalten. Ihr Buch war die Grundlage für die Netflix-Miniserie “Unbelievable” mit Tony Collette.

Ein spannendes Buch, das Einblick in die Psyche der Opfer und dem Täter sowie in die Polizeiarbeit gibt.

Veröffentlicht am 31.01.2020

Eine erschütternde Geschichte über einen wahren Kriminalfall

Falschaussage
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Die 18jährige Marie wird vergewaltigt. Sie bringt den Fall zu Anzeige. Ihre Pflegemutter und die Polizei glauben ihr nicht. Marie widerruft und wird nun selbst der Falschaussage angeklagt.
Doch der Täter ...

Die 18jährige Marie wird vergewaltigt. Sie bringt den Fall zu Anzeige. Ihre Pflegemutter und die Polizei glauben ihr nicht. Marie widerruft und wird nun selbst der Falschaussage angeklagt.
Doch der Täter macht unbehelligt weiter. Nach einigen Jahren findet eine Polizistin zufällig Parallelen zu anderen Fällen.

Die Autoren berichten von Maries Leben, ihren Erfahrungen in verschiedenen Pflegefamilien und die Reaktionen des Umfeldes auf ihre Anzeige.
Sie nennen Zahlen zu Vergewaltigungen und Falschaussagen und beschreiben die Gesetzeslage und die Recherchen der Polizei. Besonders interessant fand ich dabei die polizeiliche Arbeit und der Austausch zwischen den Bundesstaaten sowie die Erfahrungen der Polizistinnen in einer Männerdomäne.
Wir lernen weitere Frauen kennen, die Opfer geworden sind, und den Täter, seine Vorgeschichte, seine Motive, seine Gedanken.

Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Ich war erstaunt, zu erfahren, wie aufwändig einerseits die Polizeiarbeit war, andererseits aber nur der Zufall half, einen Täter zu schnappen.
Die Reaktionen der Opfer können ganz unterschiedlich sein. Eine Frau, die emotionslos von ihrer Vergewaltigung berichtet, muss nicht unbedingt lügen. Durch das Trauma entstehen Lücken und die Ereignisse werden nicht chronologisch erinnert.

Die Journalisten T. Christian Miller und Ken Armstrong haben für ihren Artikel “An Unbelievable Story of Rape” den Pulitzerpreis erhalten. Ihr Buch war die Grundlage für die Netflix-Miniserie “Unbelievable” mit Tony Collette.

Ein spannendes Buch, das Einblick in die Psyche der Opfer und dem Täter sowie in die Polizeiarbeit gibt.

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Veröffentlicht am 31.01.2020

Sollte ich dem Fuchs trauen, der bewachte Hühnerställe vermietet?

Die Datendiktatur – Wie Wahlen manipuliert werden
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Ich bin auf das Buch durch ein Interview auf SRF Kultur aufmerksam geworden. (youtube: “Brittany Kaiser: Rezepte gegen die drohende Daten-Diktatur | Gespräch | SRF Sternstunde Philosophie”)

Brittany Kaiser ...

Ich bin auf das Buch durch ein Interview auf SRF Kultur aufmerksam geworden. (youtube: “Brittany Kaiser: Rezepte gegen die drohende Daten-Diktatur | Gespräch | SRF Sternstunde Philosophie”)

Brittany Kaiser machte dort einen überlegten, engagierten Eindruck - ganz anders als in dem Buch. Nach der Hälfte des Buches habe ich mir auf Netflix “The Great Hack” angesehen. Ein Film über Cambridge Analytica, der als eine von 15 Dokumentationen für einen Oscar nominiert war und in dem Brittany Kaiser als Hauptfigur auftritt.

Worum geht’s überhaupt?
Cambridge Analytica ist eine Firma, die mit illegalen Methoden die Wahlen in vielen Ländern beeinflusst hat, u.a. die Wahl Trumps und den Brexit. Grundlage dafür waren Daten, die die Firma von Facebook erworben hatte. Diese Daten stammten jedoch auch von Personen, die keine Zustimmung zur Nutzung gegeben hatten.

Alexander Nix, der Chef der Firma erklärte das Prinzip seiner manipulativen Methoden so: Wir erhöhen die Temperatur im Kino, damit wir mehr Cola verkaufen.

Daten wurden benutzt, um psychologische Profile von Personen zu erstellen. Neurotischen Personen wurden zum Beispiel Anzeigen gezeigt, die ihre Angst erhöht haben. Andere Personen wurden dazu gebracht, nicht zur Wahl zu gehen.


Was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn unnötig Angst und Hass geschürt werden? Wenn die Gemeinschaft gespalten wird?

Die Autorin - Brittany Kaiser
»Um die Leute zum Handeln zu bringen, schafft man die Umstände, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sie tun, was sie tun sollen. Die Einfachheit dieses Konzepts haute mich um.« (Brittany Kaiser über Alexander Nix’ Kino-Analogie)

Die junge Frau arbeitete als Freiwillige beim Wahlkampf Barack Obamas mit und wechselte später zu Cambridge Analytica. Ihre Zweifel mit Steve Bannon und Trump zusammenzuarbeiten, schob sie beiseite, da sie Geld verdienen musste. Sie blieb, weil sie den Eindruck hatte, dass sie endlich etwas bewirken könne und sich Hoffnung auf ein Aktienpaket der Firma machte.

Brittany Kaiser unterstützte, dass Trump Präsidenten wurde, schrieb aber an anderer Stelle, dass sie gerne in einem Land mit guter staatlicher Krankenversicherung leben würde, wie zum Beispiel England.

Ihre abschließende Message
Die Autorin ist Mitbegründerin der Organisation “Own your Data”, bei der man seine Daten speichern, kontrollieren und selbst verkaufen kann.
Sie schließt das Buch mit Hinweisen darauf, was jeder Bürger tun kann, um seine Daten zu schützen.

Meine Meinung zu Autorin
Mein persönlicher Eindruck nach der Lektüre der ersten Hälfte des Buches war, dass die Autorin kein moralisches Empfinden hat, obwohl sie dies immer wieder beteuert. Sie scheint mir wie eine Opportunistin, die rein extrinsisch motiviert ist.

Sie sei ihr Leben lang eine unentwegte Aktivistin gewesen, dann aber pragmatischer geworden, und sie überlegte, ob für Trump zu arbeiten, nicht auch eine Möglichkeit sei, Mitgefühl für andere zu entwickeln.

Sie hat nicht dazugelernt
Wie man am Ende des Buches sieht, nutzt sie weiterhin Emotionen. Dieses Mal, um den Leser zu beeinflussen.
Sie fordert zum Handeln auf und schreibt, was zu tun sei. Sie schreibt von “wir”, von “Zeitdruck”, vom “Schutz der Demokratie”, von “Vertrauen” und “gemeinsam”. Sie preist eine “einmalige Chance” für “eine strahlende Zukunft”. Aber “wir müssen rasch handeln”!
Nach diesem aufrüttelnd emotionalen Feuerwerk macht sie dann gleich noch Werbung für einige Tech-Startups. Mein Vertrauen für die Autorin ist jedoch verbrannt.

Ihre Vorschläge für den Schutz unserer Daten halte ich nicht für umfassend genug.
Profitiert ihre Organisation “Own your Data” von dem Datenbrokering?
Diese Plattform funktioniert nach dem gleichen Prinzip, wie Airbnb und Uber. Personen haben Wohnungen oder Autos (oder Daten) und können über eine Plattform damit Geld verdienen. Die Plattformen streichen eine Provision ein. (“Own your Data” auch?)

Wieso ist es überhaupt erlaubt, so viele Daten zu sammeln?
Wieso müssen mir facebook und google und Amazon nicht auf einer Webseite alle meine Daten anzeigen und mir ermöglichen, sie zu löschen oder zu sperren?

Fazit
Die Aussagen über emotionale Manipulationen, Datenverwendung und politische Kampagnen waren sehr erhellend und erschreckend. Ich werde online sicher keine Persönlichkeitstests wie “Big Five” mehr machen.
Das Buch war streckenweise anstrengend zu lesen, da die Autorin oft versuchte, ihre eigene Rolle positiv darzustellen. Ich fragte mich laufend, was davon wahr ist. Kaiser dient auch als Beispiel einer Angestellten, die von Status und Geld geblendet und von ihrem kriminellen Chef manipuliert wurde.
Ich hätte mir gewünscht, dass das Buch von einem neutralen Journalisten geschrieben worden wäre. Und man auch einen Datenschützer zu Wort hätte kommen lassen.

Ich empfehle, die Netflix-Doku “The Great Hack” anzusehen, um einen alternativen Blick auf Brittany Kaiser und die Situation zu bekommen.

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