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Veröffentlicht am 07.12.2024

Unter dem Mistelzweig

Weihnachtswunder im Hotel Mistelzweig
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Nach einer schweren Enttäuschung kehrt Amelie von München nach Rothenburg zurück. Sie will ihre Großmutter Ruth bei der Führung des kleinen Familienhotels unterstützen. Schnell merkt Amelie, dass sie sich ...

Nach einer schweren Enttäuschung kehrt Amelie von München nach Rothenburg zurück. Sie will ihre Großmutter Ruth bei der Führung des kleinen Familienhotels unterstützen. Schnell merkt Amelie, dass sie sich etwas einfallen lassen muss, denn das Hotel steht nicht gut da. Ihre Großmutter hat zudem einen Kredit aufgenommen, dessen Raten sie nicht mehr begleichen kann. Und die Renovierung ist noch nicht abgeschlossen. Energisch macht sich Amelie an die Fertigstellung der Zimmer. Bald schon ziehen erste Adventsgäste ein. Besonders Franklin Scott hat es Amelie angetan. Er ist mit seinem Großvater unterwegs, der damals von Rothenburg nach Amerika ausgewandert war, nun aber doch Sehnsucht nach der Heimat hatte.

Gut in die Weihnachtszeit passt diese Familien- und Liebesgeschichte. Amelie Zweig ist im Hotelfach tätig und auch ihre kleine Schwester studiert in diese Richtung. Sie wird in diesem Jahr nicht von London nach hause kommen. Nicht nur deshalb ist Amelie letztlich heilfroh, dass sie heimgekommen ist. Ihr Kummer ist schnell vergessen und ihre Omi braucht wirklich Hilfe. Zum Glück kommen die neuen Zimmer und die Ausflugsangebote bei den Gästen gut an. Die finanzielle Situation bleibt allerdings prekär. Franklin kann sie bald aufheitern, obwohl Amelie sich eigentlich nicht schnell wieder binden will.

Dieser Roman strahlt etwas Anheimelndes aus. Nach dem ersten Schrecken über das Verhalten ihres ehemaligen Chefs, kann man sich bald im Geiste in die gemütliche Hotelküche setzen und Amelie beim Pläne schmieden über die Schulter schauen. Auch Ruth lernt man besser kennen. So typisch bei älteren Leuten, sie erzählen nicht immer alles aus ihrem Leben. In der neuen Vertrautheit erfährt einiges aus Ruths Jugend. Doch auch ihre neue Tätigkeit im familieneigenen Hotel gibt Amelie neue Kraft. Auch die sympathischen Gäste machen die Lektüre zum Genuss. Lediglich vereinzelt hat man den Eindruck, dass die Darstellung etwas übertrieben ist. Dieser vergeht jedoch schnell, wenn sich wieder etwas ereignet, das die wohlige Grundstimmung wieder herstellt. Diese leichte Weihnachtslektüre passt bestens in den Winter, in dem man gerne behagliche Lesestunden genießt.

Veröffentlicht am 04.12.2024

Juni im Dezember

Kiss the Right Bride
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Mit ihren Freundinnen Cleo, Lavender und Willow hat June eine Agentur gegründet, die auch Hochzeiten organisiert. Und nun soll June der Braut die wunderbarste Hochzeitstorte, die sie je kreiert hat, zum ...

Mit ihren Freundinnen Cleo, Lavender und Willow hat June eine Agentur gegründet, die auch Hochzeiten organisiert. Und nun soll June der Braut die wunderbarste Hochzeitstorte, die sie je kreiert hat, zum Probieren bringen. Doch wie es das Unglück will, kurz vor dem Ziel wird June von einem Idioten angerempelt und die Torte fällt zu Boden. Es hilft nichts, auch kein Karton, die Kreation ist hin. Und als ob das nicht reicht, bei dem Idioten handelt es sich um Junes Jugendfreund Ryder, mit dem der Kontakt vor Jahren abgerissen war. Und wieder haut er nach einer trockenen Entschuldigung einfach ab.

Mit diesem Band startet die vierteilige Wedding-Dreams-Reihe. Und June ist es, die den großen Auftrag an Land gezogen hat. Charlene wünscht sich eine Hochzeit im Dezember und sie hat June beauftragt, den schönsten Tag in Charlenes Leben zum größten Hochzeitsfest zu machen. Der Tochter des künftigen Bürgermeisters von New York alles Recht zu machen, stellt sich als ganz schön schwierig heraus, denn die Dame ist anspruchsvoll. Und der Bräutigam seltsam abwesend. Und als dann noch Ryder auftaucht, von dem June geglaubt hatte, sie sei endgültig über ihn hinweg, wird das Chaos perfekt.

Ein Happyend wird bereits mit der Beschreibung versprochen und der Weg dahin ist genau richtig für die Vorweihnachtszeit. Man kann sich die Zuckerbäckerei von June sehr gut vorstellen und auch die Zuckerbäckerei des winterlichen New York. Vielleicht sind die Gefühl hin und wieder etwas überladen, aber meistens mag man June und Ryder. Und Charlene bildet einen Gegenpol, an dem man sich gut aufreiben kann. June und ihre Freundinnen sind liebenswerte Persönlichkeiten und Ryder ist ein aufrechter Recke, dem man wünscht, seine Jugendliebe endlich zu freien. Und sehr unterhaltsamer und gefühlvoller Roman, der eine sehr schöne Ablenkung vom grauen Alltag bietet.

Die Gestaltung wirkt auch bei der ebook-Ausgabe sehr schön, doch so wirklich schätzen kann man sie wahrscheinlich eher in der Printausgabe, die sich im Regal sicher gut macht.

Veröffentlicht am 02.12.2024

Die Staatsanwältin

Requiem für einen Freund
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Mit seinem Studienkollegen Sebastian Marquardt hat der Anwalt Joachim Vernau eigentlich nicht mehr viel zu tun. Vernau ist deshalb mehr als erstaunt als der Betriebsprüfer, der mit seiner Prüfung bei ihm ...

Mit seinem Studienkollegen Sebastian Marquardt hat der Anwalt Joachim Vernau eigentlich nicht mehr viel zu tun. Vernau ist deshalb mehr als erstaunt als der Betriebsprüfer, der mit seiner Prüfung bei ihm begonnen hat, nach einer uralten Quittung sucht. Joachim soll vor vier, fünf Jahren mit Marquardt bei einem Italiener gewesen sein. Dunkel kann er sich sogar daran erinnern. Wohl, weil er gerade diese Quittung seiner ehemaligen Kanzleipartnerin Marie-Luise Hoffmann gegeben hat. Leider kann Vernau den Finanzbeamten nicht mehr fragen, was das ganze Theater soll. Prüfer Fischer liegt tot in Joachim Vernaus Büro.

In seinem sechsten Fall sollte sich Anwalt Joachim Vernau eigentlich noch erholen. Aber dass mit einer Buchprüfung hat man manchmal nicht so im Griff. Und als der Prüfer in Vernaus neuen CoWorking Space erschossen wird, ist es mit dem Gedanken vorbei, es ruhig angehen zu lassen. Erstmal muss Joachim seine Aussage bei der Polizei machen und es sieht schon etwas doof aus, wenn auf einmal ein toter Beamter über seinem Schreibtisch liegt. Und da die Mitmieter Vernau sofort das Büro gekündigt haben, muss er sich auch ein Interimsbüro finden. Zum Glück kann er arbeitstechnisch bei Marie-Luise unterkommen. Und natürlich will er doch herausfinden, was e mit dieser Quittung auf sich hat.

Eine Buchprüfung ist nicht das, was einen Anwalt oder auch sonstwen erfreut. Dennoch sollte es eigentlich eine eher unspektakuläre Angelegenheit sein. Das man daraus einen spannenden Kriminalroman machen kann, beweist die Autorin mit geschickt gewählten Worten. Der Prüfer war einer Sache auf der Spur, die Jahre zurückreicht, und er ist nicht der einzige Tote. Es fesselt, zu lesen wie Vernau der Sache auf den Grund geht. Er kommt hinter ein Korruptions- und Lügengeflecht, das wirklich beinahe unglaublich wirkt. Obwohl, so unglaublich vielleicht doch nicht, wenn man Berichte verfolgt, über die Ungereimtheiten und Schlechtigkeiten in dieser Welt. Da wünscht man sich viele Vernaus, die nicht locker lassen und nach einer Lösung suchen, die für alle Beteiligten akzeptabel ist.

Veröffentlicht am 29.11.2024

Drehbühne

Löwenherzen
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Ein kleiner Junge möchte gerne zur Schule gehen und ein großer Zauberer werden. Doch er sitzt in Bangladesch an einem Nähtisch und schneidert Stofftiere. Gerade kümmert er sich liebevoll um einen Löwen. ...

Ein kleiner Junge möchte gerne zur Schule gehen und ein großer Zauberer werden. Doch er sitzt in Bangladesch an einem Nähtisch und schneidert Stofftiere. Gerade kümmert er sich liebevoll um einen Löwen. Schnell will er noch das Auge richten, das er etwas schief angenäht hat. Dabei gerät er in ein Zwiegespräch mit seiner Kreation und kommt auf die Idee, dem Löwen einen Brief an Gott in Europa mitzugeben. Dann fängt der Chef an zu drängeln und der Löwe muss auf die Reise gehen, mit seinem schiefen Auge. Und wird sich Anand seine Träume erfüllen können.

Was wird Anands Schicksal sein? Welche Reise wird der Löwe unternehmen. Er ist wohl tatsächlich für Europa bestimmt. Und wie bei einer Bühne, die sich dreht, kommen Emma und ihre Eltern ins Bild. Am Weihnachtsabend sollten sie glücklich zusammensitzen, doch so richtig reden die Eltern nicht mehr. Ganz verstummen sie, als ihre junge Tochter berichtet, im Rahmen eines Schulprojektes solle jeder etwas an arme Kinder verschenken soll. Emma entscheidet, dass sie ihre gesamten Besitztümer hingeben möchte, insbesondere auch den Löwen, Denn man sollte das Verschenken, was man selbst gerne behalten möchte.

Wenn man sich der Autorin mal nähern möchte, einem ihre weiteren Werke doch ein wenig zu voluminös sind, bietet sich hier eine wunderbare Gelegenheit. Bei dem Buch handelt es sich um eine wunderschön bebilderte gedruckte Version eines Theaterstücks für Kinder. Fast bildlich kann man sich vorstellen wie man mit dem Löwen durch die Welt wandert und an seinen Erlebnissen teilhat. Über sehr unterschiedliche Stationen führt sein Weg. Sehr unterschiedliche Kinder sind eben doch überall Kinder. Ihre Phantasie und Vorstellungskraft begeistern, vielleicht weil man sich wünscht selbst mehr so zu sein. Wenn sich der Weg des Löwen mit dem schiefen Auge rundet, ist man ein wenig ergriffen, weil es so schön ist. Manchmal sind gerade die unperfekten Löwen die, die am meisten geliebt werden oder denen am meisten Wunder zugeschrieben werden. Unterstrichen wird die Handlung durch die wirklich berührenden Illustrationen. Gerade am Tablet betrachtet wirkt dies sehr intensiv. Obwohl es sich um ein Theaterstück für Kinder handelt, ist das Buch auch für Erwachsene zu empfehlen.

Veröffentlicht am 27.11.2024

Arbeitsloser

QualityLand
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In einem wunderbaren Land voller Level der Qualität lebt Peter Arbeitsloser. Mit dem Namen ist es nicht leicht, einen tollen Job zu finden. Als seine Freundin einen Schritt auf der Karriereleiter macht, ...

In einem wunderbaren Land voller Level der Qualität lebt Peter Arbeitsloser. Mit dem Namen ist es nicht leicht, einen tollen Job zu finden. Als seine Freundin einen Schritt auf der Karriereleiter macht, serviert sie Peter auch gleich ab. Der Algorithmus schlägt es vor, also wird es wohl so richtig sein. Peter verliert ein Level und Menschen mit einem Level unter zehn werden als Nutzlose bezeichnet. Einige Annehmlichkeiten sind dadurch weg. Doch seine Beschäftigung als Bediener einer Schrottpresse wird davon nicht beeinflusst. Die keine Firma hat er von seinem Großvater übernommen. Eigentlich wollte Peter Therapeut für technisches Gerät werden, aber kaputte Roboter sind nicht erlaubt und müssen verschrottet werden.

Im Quality Land wird viel von Algorithmen bestimmt. Die scheinen besser zu wissen, was man will als man selbst. Peter Arbeitsloser bekommt aber langsam den Eindruck, dass er mit den Bestimmungen des Algorithmus nicht einverstanden ist. Wo kann er denn mal nein sagen, ohne negative Konsequenzen zu spüren zu bekommen? Wieso gibt es im System nur die Antwort OK? Auf seine Art hält sich Peter nicht an alle Vorgaben. Ein System kann nicht perfekt sein, wenn es Menschen abstuft, sie zu Besseren, Schlechteren oder im Extremfall sogar zu Nutzlosen erklärt. Auch ist alles auf Konsum abgestimmt, was nicht unbedingt zur Lebenszufriedenheit führt, wenn einem nur die eigene kleine Welt dargestellt wird.

Was für eine Welt, die die Bekannte leider einigermaßen ähnlich ist, in der man irgendwie nicht leben möchte, mit der man sich doch irgendwie befassen muss. Die Allgegenwärtigkeit des Systems, das nur zu Zwecken seiner Inhaber oder Anteilseigner programmiert ist, wirkt erdrückend, beinahe schon bedrohlich. Wie wenige Menschen schaffen es, sich der Berieselung und der Kontrolle zu entziehen. Zu Beginn ist Peter Arbeitsloser gewiss keiner von ihnen. Erst nach und nach bekommt man den Eindruck, dass er anfängt, die vermeintlich in seinem Sinne getroffenen Entscheidungen des Systems zu hinterfragen. Man glaubt es kaum, Peter leistet seinen kleinen Widerstand. Eigentlich eine spannende Geschichte, die mit Sarkasmus und Ironie auf die Wirklichkeit blickt. Nur die ist einfach nicht schön. Diese Welt mag man nicht. Dennoch gönnt man Peter Arbeitsloser jeden kleinen Hoffnungsschimmer.