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Veröffentlicht am 07.08.2023

Ein Engel

Fuchsmädchen
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Im kalten Winter wird ein Leichenfund gemeldet. Fast wie ein Engel treibt eine tote junge Frau in einem See. So wie es scheint eigentlich ein klarer Fall von Selbstmord, der schnell abgeschlossen sein ...

Im kalten Winter wird ein Leichenfund gemeldet. Fast wie ein Engel treibt eine tote junge Frau in einem See. So wie es scheint eigentlich ein klarer Fall von Selbstmord, der schnell abgeschlossen sein sollte. Der Polizistin Sanna Berling kommt die Sache aber eigenartig vor. Am Hals des Mädchens hängt so eine Art Schnur. Sollte vielleicht doch Fremdeinwirkung vorliegen? Kurz darauf werden die Ermittler von der Sache abgelenkt. Eine ältere Frau wird tot in ihrem Wohnzimmer aufgefunden und ihr Ehemann ist verschwunden. Da es sich bei ihr um eine bekannte Persönlichkeit handelte, die viel für wohltätige Zwecke spendete, bekommt diese Mordermittlung Priorität.

Bei „Fuchsmädchen“ handelt es sich um den ersten Band einer Reihe mit der Ermittlerin Sanna Berling und ihrer neuen Kollegin Eir. Sanna selbst hat mit einem schweren Trauma zu kämpfen, über das sie nicht gerne spricht. Und auch Eir ist bei einigen Themen sehr verschwiegen. Noch verlässt sich Sanna lieber auf ihren alten Kollegen Bernard. Der jedoch geht bald in Rente. Sie wird sich also mit Eir arrangieren müssen. Schließlich muss ein Mörder gefunden werden. Die Art, wie er vorgegangen ist, gibt sehr zu denken. In Verdacht gerät natürlich der Ehemann. Der ist schließlich auch nicht auffindbar.

Ein neues Gespann, bei dem die Grundkonstellation neugierig macht. Schon in ihrem ersten gemeinsamen Fall bekommen es Sanna und Eir mit Todesfällen zu tun, die Rätsel aufgeben. Und je tiefer besonders Sanna in die Nachforschungen einsteigt, desto persönlicher empfindet sie mit. Man fragt sich, ob das so gut sein kann. Die Bedeutung der Spuren, die in die Vergangenheit führen, erschließt sich langsam und sie ist beim Lesen manchmal schwer zu ertragen. Vielleicht hängt es ein wenig damit zusammen, dass auch Kinder betroffen sind, was vielleicht nicht dieser Leserin Sache ist. Auch mag man vielleicht lieber Ermittler, die etwas weniger problembeladen sind. Doch da Sanna und Eir grundsätzlich sympathisch gezeichnet sind, gibt es bestimmt Entwicklungsmöglichkeiten. Jedenfalls besticht der Roman durch die rasante Schreibweise, durch sie man ans Buch gefesselt wird und wissen will, wie alles zusammenhängt.

Veröffentlicht am 04.08.2023

In Auflösung

Pforte der Verdammnis
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Während der Reformation in England will der König durchsetzten, dass die Kirche Englands nicht mehr dem Papst untersteht. In der Folge werden die katholischen Klöster auf Betreiben Cromwels aufgelöst. ...

Während der Reformation in England will der König durchsetzten, dass die Kirche Englands nicht mehr dem Papst untersteht. In der Folge werden die katholischen Klöster auf Betreiben Cromwels aufgelöst. Und nun im Jahr 1537 erreicht London die Kunde, dass in einem dieser Klöster in Gesandter umgebracht worden ist. Der Anwalt und Ermittler Matthew Shardkake und sein Assistent Mark Poer reisen an den Tatort, ein Kloster in Südengland. Sie treffen auf zwar schockierte, aber doch sehr zurückhaltende Mönche. Für diese geht es schließlich um die Existenz ihrer Heimstatt, da lassen sie sich nur ungern in die Karten schauen.

Mit diesem ersten Band der Reihe um Matthew Shardlake kann man in die Zeit der Tudors reisen. Henry VIII ist an der Macht und sein Wunsch nach immer neuen Frauen bereitet den Weg zur Gründung der Anglikanischen Kirche. Im Jahr 1537 wird mit der Auflösung der katholischen Klöster begonnen, was nicht ohne Widerstand der Äbte und Mönche abgeht. Als nun der Gesandte Singleton geköpft in einer Klosterküche aufgefunden wird, erhält Matthew Shardlake von Cromwell den Auftrag, den Mord aufzuklären und die Auflösung des Klosters voranzutreiben. Shardlake möchte unvoreingenommen ermitteln. Er merkt allerdings, dass dies ihm nicht so leicht fällt, schließlich ist er ganz auf Seiten der Reformer.

Exzentriker gab es in der englischen Geschichte wohl immer wieder. Henry VIII ist wohl eines der schillernsden Beispiele. Wie hier die Geschichte in einen spannenden historischen Kriminalroman gekleidet wird, zeugt von großer Kenntnis und Phantasie des Autors. Zwar muss man sich zu Beginn an die ruhige Entwicklung gewöhnen, was in der heutigen schnelllebigen Zeit schon ein paar Seiten braucht, doch das sollte zu schaffen sein. Wenn man sich an Shardlakes akkurate Denkweise und sein gewissenhaftes Vorgehen gewöhnt hat, vergisst man seine körperliche Einschränkung und ist gespannt darauf, welche Entdeckungen er noch machen wird. Angst hat er nicht und das führt ihn auch in dunkle und gefährliche Ecken. Eine spannende Zeit als Krimi, wenn man etwas lernen kann, ist es ein Gewinn.

Veröffentlicht am 11.07.2023

Ein letzter Wunsch

Nebelopfer
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Der Häftling Cord Johannsen hat Krebs und er möchte seinen Sohn noch ein letztes Mal sehen. Vor Jahren ist der Junge, der inzwischen erwachsen ist, dem Mord an seiner Mutter und seinen zwei Brüdern nur ...

Der Häftling Cord Johannsen hat Krebs und er möchte seinen Sohn noch ein letztes Mal sehen. Vor Jahren ist der Junge, der inzwischen erwachsen ist, dem Mord an seiner Mutter und seinen zwei Brüdern nur knapp entkommen. Sein Vater wurde als Täter beschuldigt und verurteilt. Der Fall gilt als abgeschlossen, bis eine Leiche erhängt an einem alten Galgenbaum gefunden wird. An dem Toten ist ein Schriftstück befestigt, auf dem steht, er Tote habe beim damaligen Prozess eine Falschaussage gemacht. Bjarne Haverkorn und seine Kollegin Frieda Paulsen beginnen mit der Suche nach dem Mörder.

Im fünften Fall von Frieda Paulsen und Bjarne Haverkorn deuten sich einige Veränderungen an. Ein neuer Kollege kommt ins Team und Bjarne muss immer häufiger daran denken, dass es bis zu seiner Pensionierung nicht mehr lange dauert. Frieda versucht, ihrem Freund Torben nach seiner schweren Verletzung eine Stütze zu sein. Doch die Ermittlungen nehmen viel ihrer Zeit in Anspruch. Schwierig ist es mit ihrem Chef, der keinen Zusammenhang mit dem Mord und den alten Mordfällen sehen will. Ein gelöster Fall ist gelöst, sie sollen sich lieber auf die laufende Untersuchung konzentrieren. Doch bei Bjarne und Frieda keimt der Verdacht auf, Cord Johannsen könnte unschuldig sein.

Bei den Hörbüchern dieser Reihe ist man an Michael Mendl gewöhnt und so ist man etwas überrascht, diesmal eine Frauenstimme zu hören. Das muss man ein wenig verdauen, um dann festzustellen, dass Chris Nonnast auch einen sehr guten Vortrag zum Besten gibt. Wie schon erwähnt, gibt es auch im Ermittlerteam einige Veränderungen, die den Gedanken aufkommen lassen, die Reihe könne zum Ende kommen. Zum Glück ist aber ein sechster Band angekündigt. Der Fall mit seinen Verwicklungen ist spannend. Die Frage, ob bei den alten Mordfällen tatsächlich ein Justizirrtum geschah, wird so angegangen, dass man immer wissen will, was damals wirklich passiert ist. Hat diese alte Sache etwas mit dem neuen Mord zu tun? Schön, wie die beiden Handlungsstränge sich entwickeln. Dieses ermitteln in alle Richtungen ist sehr gut beschrieben.. Vielleicht nicht der packendste Fall der Reihe, doch von Bjarne Haverkorn und Frieda Paulsen liest man immer wieder gerne.

Veröffentlicht am 10.06.2023

Repo-Man

Browns Grabgesang
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Nach seiner abgebrochenen Karriere als L. A. - Cop arbeitet Fritz Brown hauptsächlich für einen Autohändler, für den er gepfändete Fahrzeuge zurückholt. Zusätzlich hat er eine Lizenz als Privatdetektiv. ...

Nach seiner abgebrochenen Karriere als L. A. - Cop arbeitet Fritz Brown hauptsächlich für einen Autohändler, für den er gepfändete Fahrzeuge zurückholt. Zusätzlich hat er eine Lizenz als Privatdetektiv. Genau als solcher wird er von einem Golf-Caddie engagiert. Fritz soll die Schwester seines Mandanten beobachten, die bei einem älteren Freund wohnt, womit dieser keinesfalls einverstanden ist. Doch für Fritz sind Jane Baker und Sol Kupferman einfach unauffällig unterwegs, der Auftrag scheint schnell abgeschlossen zu sein. Nur aus Routine überprüft er seinen Mandanten und die Zielobjekte. Bei einer zweiten Begegnung mit Freddie zeigt dieser eine Seite seines Charakters, die Fritz erkennen lässt, dass er tiefer einsteigen muss.

Veröffentlicht in den 1980er Jahren ist dies der erste Roman des Autors. Sein Held Fritz Brown ist doch eher ein Antiheld. Bei der Polizei in Los Angeles ist er rausgeflogen, er säuft, wenn er nicht gerade trocken ist. Von der Wiederbeschaffung der Autos lebt er eigentlich ganz gut. Doch als er merkt, dass er Freddie unterschätzt hat, will er die ganze Geschichte erfahren. Was dabei ans Tageslicht kommt, ist nicht leicht zu ertragen. Vermutlich hat alles mit einer Brandstiftung vor einigen Jahren angefangen. Brown verstrickt sich immer mehr in den Fall, der sein Leben verändert.

Die Romane von James Elroy werden vom Ullstein Verlag neu aufgelegt. Auch wenn es eher ein Zufall ist, dass es sich hier um das erste Werk des Autors handelt, so ist es doch ein positiver Zufall, denn mit dem Anfang zu beginnen, ist wahrlich nicht das Schlechteste. In Teilen wird dem Leser einiges zugemutet, denn einige Beschreibungen sind durchaus brutal. Wie schon häufiger bei Büchern amerikanischer Schriftsteller erfolgt machmal etwas schnell der Gebrauch von Waffen. Eine Weile braucht man, um sich an die düstere Sprache zu gewöhnen, dann hat man einen fesselnden Crime-Noir, der eine schlüssig konstruierte Geschichte vorweist, die sich rasant entwickelt. Ein gutes Buch zum Einstieg in die Welt von James Elroy.

Veröffentlicht am 22.05.2023

Retreat

Willkommen in Wisewood
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Schon seit Monaten hat Nathalie nichts von ihrer Schwester gehört. Nach dem Tod ihrer Mutter vor einiger Zeit wollte Kit zu sich selbst finden und eine Therapie in Wisewood machen. Wiesewood ist eine abgelegene ...

Schon seit Monaten hat Nathalie nichts von ihrer Schwester gehört. Nach dem Tod ihrer Mutter vor einiger Zeit wollte Kit zu sich selbst finden und eine Therapie in Wisewood machen. Wiesewood ist eine abgelegene Insel vor der Küste Maines. Dort lebt eine zurückgezogene Gemeinschaft, die Kurse und Therapien anbietet. Dann erhält Nathalie eine email, die sie in Besorgnis versetzt. Sofort macht sie sich auf den Weg nach Wiesewood. Mit Schwierigkeiten kennt sich Nathalie aus, jedenfalls ist sie im Job als energisch, aber nicht beliebt verschrieen. Und so kommt sie ohne Einladung zum Bootsanleger. Auf der Insel angekommen, muss sie ihre Schwester erstmal finden.

Die schwierige Kindheit der Schwestern spiet eine nicht unbedeutende Rolle in diesen Stand Alone Thriller. Von den Kindheits- und Jugendtagen wird in Rückblenden erzählt. Auch während der Suche nach ihrer Schwester legt Nathalie die ihr typische Energie an den Tag. Muss sie ihre Schwester retten, weil sie einer Sekte anheim gefallen ist? Oder geht es doch eher um eine Therapie, die nach dem Tod der Mutter einfach hilfreich ist. Doch sollte Kit dann nicht bald bereit sein, die Insel zu verlassen? Und wieso zeigt sie sich nicht. Um mehr über Wesewood zu erfahren, nimmt Nathalie auch an Kursen teil. Doch schon am nächsten Tag soll sie die Insel verlassen.

Man kann sich dem Thrill dieses Romans nicht entziehen, Ein wenig hadert man jedoch, weil einem niemand so richtig sympathisch werden will und man den Eindruck hat, der wahre Übeltäter komme ungestraft davon. Die Überraschungen, die die Handlung bereithält, haben es allerdings in sich. Das Buch ist relativ schnell gelesen, weil man auch das letzte Rätsel lösen möchte, wobei es einem die Autorin nicht ganz leicht macht, da die Klärung des Hintergrundes manchmal etwas undurchsichtig wirkt. Dafür hat man aber einen klug konstruierten Thriller, der packend zu lesen ist.