Profilbild von walli007

walli007

Lesejury Star
offline

walli007 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit walli007 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.06.2021

Two Face

Voll von der Rolle
0

Loretta Luchs hat dem Detektiv spielen abgeschworen. Neben ihrer Tätigkeit im Callcenter hilft sie ihrem Kumpel Frank. Der hat einen Kiosk übernommen und will vor der Eröffnung noch ein wenig klar Schiff ...

Loretta Luchs hat dem Detektiv spielen abgeschworen. Neben ihrer Tätigkeit im Callcenter hilft sie ihrem Kumpel Frank. Der hat einen Kiosk übernommen und will vor der Eröffnung noch ein wenig klar Schiff machen. Über Nacht hat jemand einen Farbbeutel gegen das Büdchen geworfen und Loretta ist stinksauer, die ganze Arbeit. Doch lange lässt sich Loretta die Laune nicht vermiesen, sie mach einfach ein Kunstwerk aus dem Schandfleck. Erneut muss sich Loretta ärgern als ein paar Jugendlich einfach Ware aus dem Lädchen mitgehen lassen. Von Frank erfährt sie, dass diese Früchtchen nicht zum ersten Mal da waren. Und dann stolpert Loretta im wahrsten Sinne des Wortes über einen der Übeltäter, der tot bei seinem Skateboard liegt.

Und Loretta stolpert nicht nur über den Toten, sondern auch in ihren nächsten Kriminalfall. Zusammen mit ihren Freunden versucht sie herauszufinden, ob es sich bei dem vermeintlichen Unfall des Jungen wirklich nur um einen Unfall handelt. Und unbedingt will sie Frank helfen, die dreisten Diebe loszuwerden. Immer unter den Augen dreier älterer Herren, die fast zum Inventar des Büdchens gehören und die immer für einen Spruch gut sind. Wie schon häufiger geht es auch diesmal nicht ohne Blessuren für Loretta ab.

In diesem Fall bekommen Loretta und ihre Freunde mit fiesen Verbrechern zu tun. Man könnte meinen, es sind ja Jugendliche, aber dieser Ausdruck ist für die Täter doch verharmlosend. Eher sind es jugendliche Intensivtäter und man fragt sich, ob es wirklich so gut ist, dass Loretta sich mit ihnen anlegt. Allerdings, sollen sie mit allem durchkommen? Also spannend ist es schon und Loretta steht mit Hilfe ihrer Freunde ihre Frau, aber ein wenig fehlt die Fröhlichkeit. Und dass mit Frank jemand aus der Gruppe persönlich betroffen ist, nimmt diesem Cosy-Crime auch ein wenig Leichtigkeit. Dennoch versteht es Loretta wie auch sonst gut zu unterhalten.

Veröffentlicht am 24.06.2021

Schwestern

Beste Freundin - Niemand lügt so gut wie du
0

In einem Cottage in Tilby werden zwei Leichen gefunden und die vermeintliche Täterin scheint versucht zu haben, sich umzubringen. Mit so etwas hat die junge Journalistin Jessica in ihrem Heimatort nicht ...

In einem Cottage in Tilby werden zwei Leichen gefunden und die vermeintliche Täterin scheint versucht zu haben, sich umzubringen. Mit so etwas hat die junge Journalistin Jessica in ihrem Heimatort nicht gerechnet. Sie ist eigentlich nach Somerset zurückgekehrt, weil sie meinte, bei ihrem Provinzblatt besser klarzukommen. Gemeinsam mit dem Fotografen Jack macht sie sich auch den Weg nach Tilby. Aus allem, was ihr bisher bekannt ist, ahnt sie, dass sie die schwer verletzte Beschuldigte kennt. Als Jugendliche war Heather ihre beste Freundin. Doch als deren ältere Schwester Flora verschwand, änderte sich alles. Jess überlegt, wie sie die Berichterstattung angehen soll.

In diesem sehr ungewöhnlichen Szenario versucht die Journalistin Jess herauszufinden, was zu dem Doppelmord geführt hat. Alles spricht gegen ihre Jugendfreundin, die Indizien sind wahrlich erdrückend. Doch Jess kann sich einfach nicht vorstellen, dass Heather einfach zwei Menschen umbringt, die ihr völlig unbekannt sind. Vorsichtig nähert sie sich Heathers Mutter an, an deren Tisch sie früher so oft saß. Zunächst sehr widerwillig lässt sich Margot auf ein Gespräch ein. Doch langsam kommt eine vertraute Atmosphäre auf. Gleichzeitig fühlt sich Jess immer häufiger beobachtet, ohne richtig greifen zu können, von wo eine Gefahr lauern kann.

Dieser Thriller wurde offensichtlich sehr gut aufgenommen. Der Ansatz der zunächst unmotiviert erscheinenden Morde ist sehr spannend. Allerdings wird der Roman dem nicht ganz gerecht. Manchmal allzu langsam entwickeln sich die Handlungsstränge. Dazu wirkt Jess etwas unnahbar und unterkühlt, so dass man sich nicht gut in sie hineinversetzen kann. Dennoch ist die Geschichte gut aufgebaut. Aus der Vergangenheit heraus entwickelt sich die Handlung zu einen und zum anderen hakt Jess in der Gegenwart nach und versucht von Heathers Familie und Freunden etwas über Heathers Leben in der letzten Zeit in Erfahrung zu bringen, wobei sie rücksichtsvoll mit den Beteiligten umgehen will und gleichzeitig die Deadline des Redaktionsschlusses einzuhalten hat. Nach und nach kommen Hinweise zutage, die auf eine sehr ungewöhnliche Entwicklung hindeuten. Und mit einer Überraschung zum Ende hin hat man doch einen Roman, von dem man vielleicht etwas mehr Action erhofft hätte, der aber doch so interessant ist, dass man gerne bei der Stange bleibt.

Veröffentlicht am 20.06.2021

Erntezeit

Vom Ende eines Sommers
0

Mit vierzehn steht Edie Mather an der Grenze zur Erwachsenen. Sie lebt im ländlichen England des Jahres 1933 mit ihrer Familie auf einem Pachthof. Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Leben nicht leichter ...

Mit vierzehn steht Edie Mather an der Grenze zur Erwachsenen. Sie lebt im ländlichen England des Jahres 1933 mit ihrer Familie auf einem Pachthof. Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Leben nicht leichter und der Ertrag aus der Ernte immer geringer. Schon ist ein Hof in der Gegend verlassen, weil der Pächter seine Schulden nicht mehr begleichen konnte. In diesem Sommer kommt die Städterin Connie FitzAllen, um über das Landleben zu berichten. Sie will das Althergebrachte erhalten. Die Leute im Dorf sind dazu geteilter Meinung, die einen stehen Veränderungen als Notwendigkeit offen gegenüber, die anderen liegen eher auf Connies Linie.

Edie war schon immer ein Mädchen mit viel Phantasie. Seit ihre Schwester verheiratet ist und nicht mehr daheim wohnt fühlt Edie sich einsam. Unter den anderen Schulmädchen hat sie keine Freundin. Zwar interessiert sich ein Nachbarsohn für sie, aber das ist wohl noch nicht Edies Ding. Da kommt Connie, die Edie wie eine gleichaltrige Freundin behandelt, gerade richtig. Edie blüht förmlich auf, wenn sie Connie ihr Land zeigen kann und vom Leben hier erzählt. Das karge, aber auch schöne Leben, gerade jetzt im Sommer, die Ernte. Doch Edie bekommt auch die finanziellen Sorgen der Eltern mit. Sollte sie irgendwo in Stellung gehen?

Die Stimmung der Naturbilder, das beschwerliche, aber auch zufrieden stellende entschleunigte Landleben ist in diesem Roman so gut eingefangen, dass man die Sommerwärme zu spüren meint, den Duft des Getreides zu erhaschen scheint. Schwieriger zu greifen Edies Persönlichkeit, die wohl eher aus Sicht der 1930 etwas absonderlich erscheint. Connie dagegen könnte einen mit ihrer zugewandten, freundlichen Art täuschen, wenn sie nicht einige diskriminierende Äußerungen tätigte, mit denen sie sich entlarvt. Ein englisches Sittengemälde der ländlichen 1930er, in dem die Umbrüche der Zeit deutlich werden, aber auch die Rückwärtsgewandtheit, die damals noch herrschte. Doch verliert sich der Roman auch etwas, da die schönen Naturbilder nicht jede Wendung auffangen können, die für den Leser unnachvollziehbar bleibt. Dass Connies und Ihrer Kameraden krude Ideen in England letztlich nicht verfangen haben, hat sich für das Land als Glück erwiesen. Es sollte eine Warnung, eine Mahnung sein und auch eine Hoffnung. Auch wenn man den Eindruck bekommt, dem Roman fehle es ein wenig an echtem Geschehen, so ist der Ton der 1930er doch bestens getroffen.

Veröffentlicht am 11.06.2021

Art Crime

Caravaggios Schatten
0

Nach einem Ehemaligentreffen besucht der Kunstdetektiv Rupert von Schleewitz seinen alten Freund Alban in Potsdam. Gemeinsam besuchen sie eine Gemäldegalerie, wo Alban unvermittelt auf eines der Kunstwerke ...

Nach einem Ehemaligentreffen besucht der Kunstdetektiv Rupert von Schleewitz seinen alten Freund Alban in Potsdam. Gemeinsam besuchen sie eine Gemäldegalerie, wo Alban unvermittelt auf eines der Kunstwerke einsticht. Entsetzen, doch Rupert kann die Polizei überzeugen, dass er nichts damit zu tun hat. Als das Gemälde von Caravaggio zur Restauration gebracht werden soll, wird es schon auf dem Weg dorthin gestohlen. Neben der Polizei ermittelt auch Rupert von Schleewitz. Mit Hilfe eines Mäzens kann er jedoch einen anderen Ansatz währen. Er lässt verbreiten, es bestehe die Möglichkeit das Gemälde auszulösen. Und schon bald gibt es eine ungewöhnliche Kontaktaufnahme.

Im zweiten Fall für die Kunstdetektei von Schleewitz geht es um ein Bild „Der ungläubige Thomas“ von Michelangelo Merisi da Caravaggio. Rupert von Schleewitz und seine beiden Mitstreiter Klara und Max machen sich bald an die Arbeit. Haben die beiden Vorfälle, die Beschädigung und der Raub, etwas miteinander zu tun? Leider gibt Alban Posselt keinerlei Auskunft, die Detektive sind also auf ihre eigenen Spürnasen angewiesen. Sie beschäftigen sich eingehend mit dem Bild, dessen Spur auch in Ruperts Vergangenheit zu führen scheint. Gleichzeitig versuchen sie mit den Räubern Kontakt aufzunehmen, um das große Kunstwerk möglichst wiederzubeschaffen.

Zwar weist dieser Kriminalroman im Kunstmilieu kleine Schwächen auf, aber dennoch weckt er zum einen Interesse an einem herausragenden Künstler mit seinen aufwühlenden Bildern und zum anderen bietet er auch spannende Handlungsansätze. Die mögliche Verknüpfung zu von Schleewitz’ Vergangenheit lädt einem beim Lesen zum Miträtseln ein, man versucht selbst zu entschlüsseln, welche spektakulären Hintergründe es geben könnte. Wahrscheinlich schießt die Phantasie auch mal übers Ziel hinaus. So hat man sich wohlmöglich selbst ein Bein gestellt, wenn einen eine Entwicklung vielleicht etwas flach vorkommt. Was aber sehr glaubwürdig und fesselnd ist, wie das Betrachten dieses dramatischen Bildes unerwartete Reaktionen auslöst. Auch wenn der Chef sich etwas mehr öffnen könnte, so wirkt hier ein sympathisches Team zusammen, das den Lesern sicherlich noch einiges über Kunst beibringen kann.

Veröffentlicht am 10.06.2021

Vier Freunde

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
1

Sie sind vier Freunde, die offen sind für Neues, fast zwangsläufig, könnte man sagen, denn sie leben in einer vornehmen Seniorensiedlung. Jeden Donnerstag treffen sie sich, um über alte ungelöste Fälle ...

Sie sind vier Freunde, die offen sind für Neues, fast zwangsläufig, könnte man sagen, denn sie leben in einer vornehmen Seniorensiedlung. Jeden Donnerstag treffen sie sich, um über alte ungelöste Fälle der ehemaligen Polizistin Penny zu diskutieren. Leider kann Penny selbst nicht mehr an den Treffen teilnehmen, da sie ins Pflegeheim umziehen musste. Dafür wurde Joyce, die früher als Krankenschwester gearbeitet hat, eingeladen. Da wird ganz in der Nähe ein Bauunternehmer tot aufgefunden und mit einem Mal haben die Vier einen echten Fall. Wobei die aktive Polizei nicht ganz so begeistert über die Einmischung ist, sich aber irgendwie nicht gegen die Hilfe der wackeren Hobby-Detektive behaupten kann.

In Ihrem ersten Fall erweisen sich die Donnerstagsermittler als gewitzt und als sympathische Hilfe für PC Donna de Freitas. Zwei ältere Damen, zwei ältere Herren, die in ihrem Leben einiges erlebt haben. Man sollte also nicht meinen, dass das Leben mit Pensionsbeginn einfach aufhört. Ein wenig haben sie es selbst in der Hand und diese Vier machen das Beste daraus. Als Team ergänzen sie sich bestens. Ron, ehemaliger Gewerkschafter, Elizabeth, mit mysteriöser Vergangenheit. Ibrahim, ehemaliger Psychiater und Joyce, die Neue. Welche Aufregung in ihrem Leben, ein echter Fall. Nun können sie zeigen, was sie drauf haben.

Wie schön zu lesen, dass ältere Menschen mit wachem Geist am Leben teilnehmen. Diese gehobene Siedlung für Ruheständler mit Fitness, Gesundheits- und Wellness, mit Sprach- und Diskussionsrunden ist schon etwas Besonderes. Dazu die redlichen Beamten Donna und Chris, die schnell begreifen, dass sie den Alten durchaus vertrauen können. Eine tolle Idee, die neugierig macht, auch wenn im Nachhinein der Funke nicht vollständig überspringt. Zu behäbig wirkt das Ganze manchmal. Als wären die älteren Herrschaften doch vom Leben abgehängt und mit einem depressiven Zug im Gesicht und Herz. Sehr schön dagegen, wie die vier liebenswerten Ermittler aktiv bleiben und gewiefte Methoden entwickeln, die sie sowohl der Lösung des Falles näher bringen als auch ihre Weltzugewandheit erhalten. Akribisch und hartnäckig bohren sie, bis sämtliche Rätsel gelöst sind und sie sich auch den nächsten Donnerstag freuen können.