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Veröffentlicht am 06.09.2018

Katzenfreunde

Schattenmänner
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In Berlin wird die ehemalige Geliebte eines Politikers umgebracht, in Düsseldorf kommt ein junger Mann bei einem vermeintlichen Unfall ums Leben, in Paris ereilt das Schicksal eine junge Frau. Vorfälle, ...

In Berlin wird die ehemalige Geliebte eines Politikers umgebracht, in Düsseldorf kommt ein junger Mann bei einem vermeintlichen Unfall ums Leben, in Paris ereilt das Schicksal eine junge Frau. Vorfälle, die in keinem Zusammenhang stehen und die von den ermittelnden Beamten wie Einzelfälle behandelt werden. Wer sollte bei unterschiedlichen Personen an unterschiedlichen Orten schon an eine Gemeinsamkeit denken. So geraten in Berlin sowohl der Politiker als auch seine Frau unter Verdacht. Kommissar Eugen de Bodt und sein Team versuchen herauszufinden, was hinter dem Mord stecken könnte. Hat etwa der Politiker selbst seine Freundin beiseite schaffen wollen, weil sie ihn erpresste, oder war es eher seine Frau in ihrer Eifersucht.

In ihren einzelnen Fällen stellen die verschiedenen Teams ihre Nachforschungen an. Für jeden Todesfall suchen sie nach Erklärungen und tappen doch im Dunkeln. Erst als festgestellt wird, dass die Opfer in der selben Facebook-Gruppe für Katzenfreunde waren, scheint sich ein Zusammenhand abzuzeichnen. Kommissar Eugen de Bodt ist dabei seinen Kollegen häufig eine Spur voraus, manchmal ist er ihnen auch einen Spruch voraus, obwohl ihm Yussuf häufig Konkurrenz im Sprüche klopfen macht. Doch trotz des flapsigen Umgangs klappt die Zusammenarbeit bestens. Wäre da nicht Kollege Krüger, der nur auch die kleinste Chance wartet de Bodt eins auszuwischen. Und der Chef entscheidet meist auch erst im letzten Moment, auf wessen Seite er am besten steht.

Neugierig verfolgt man wie aus scheinbar unzusammenhängenden Todesfällen eine Art Serie entsteht. Wobei die wahren Hintergründe lange im Unklaren bleiben. So ein Kabinettstückchen kann man nicht so schnell entschlüsseln. Bedauernswerte Katzenfreunde werden gemeuchelt. Wer soll daraus einen Nutzen ziehen. Doch einige Äußerungen der Täter und auch das Vorankommen der Beamten enthüllen nach und nach einige Hintergründe des Geschehens. Ein Fall mit vielen Facetten, der bis zum Schluss mit Überraschungen aufwartet. Vielleicht nicht ganz so mitreißend wie sein Vorgänger, aber doch sehr spannend und klug konstruiert. Eine letzte Frage nagt im Hinterkopf, die wiederum zu der Hoffnung führt, de Bodt möge darüber in seinem nächsten Fall Aufschluss geben.

Veröffentlicht am 02.09.2018

Die Schönheit

Blutrausch - Er muss töten (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 9)
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Robert Hunter vom LAPD und sein Partner Garcia werden zu einem Tatort gerufen, den sie im Nachhinein am liebsten nie betreten hätten. Eine junge Frau, die als Model für Mode gearbeitet hat, wurde ermordet ...

Robert Hunter vom LAPD und sein Partner Garcia werden zu einem Tatort gerufen, den sie im Nachhinein am liebsten nie betreten hätten. Eine junge Frau, die als Model für Mode gearbeitet hat, wurde ermordet und grausam entstellt. Auf ihrem Rücken sind Zeichen eingeritzt, die Robert Hunter schnell als lateinische Worte entschlüsselt. Sofort kommt der Gedanke, der Täter sei an einer Kommunikation interessiert. Doch was meint er mit seinen Worten? Soll die Art, wie er sein Opfer aufgebahrt hat, etwas Künstlerisches ausdrücken? Im Umfeld der jungen Frau gibt es jedenfalls keinen Hinweis, dass ihr jemand etwas antun wollte. Möglicherweise war sie ein Zufallsopfer.

Bereits in ihrem neunten Fall ermitteln Hunter und Garcia gemeinsam. Routiniert zwar, aber doch immer wieder anders gestaltet sich ihre Arbeit. Dieser neue Fall gibt zunächst nichts als Rätsel auf. Eine beliebte junge Frau wird aus heiterem Himmel einfach umgebracht. Allerdings verlief ihr Leben in so geordneten Bahnen, dass sie nicht sofort vermisst wird. Erst nachdem ihre Mutter sie nicht erreichen kann und beunruhigt nach der Tochter schauen will, entdeckt sie die Leiche. Durch den Zeitverlust haben Hunter und Garcia es recht schwer und der Killer hat einen Vorsprung. Erst ein weiteres Ereignis bringt einen Fortschritt und noch mehr Rätsel.

Die Thriller von Chris Carter bieten einfach immer eine spannende Lektüre. Hunter und Garcia sind schon fast so etwas wie gute alte Bekannte, von denen man gerne liest. In diesem neunten Fall bekommen sie es mit einem raffinierten Killer zu tun, bei dem nichts so ist wie es auf den ersten Blick scheint. Fast zwangsläufig gehen die Ermittlungen zunächst etwas langsam voran, um sich nach und nach bis zu einem Höhepunkt zu steigern. Geschickt streut der Autor seinen Lesern die eine oder andere Schrecksekunde ein und zum Ende hin geht es im Gegensatz zum Beginn ein wenig arg schnell. Doch mit viel Können versteht es der Autor, sein Publikum zu packen und von der ersten bis zur letzten Seite bei der Stange zu halten.

Veröffentlicht am 02.09.2018

Väter und Töchter

Shylock
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Der reiche Kunstsammler Strulovitch hat es nicht leicht mit seiner 16jährigen Tochter Beatrice. Ihren Jahren voraus ist sie in die Kreise älterer und etwas dekadent lebender Reicher geraten. Und nun ist ...

Der reiche Kunstsammler Strulovitch hat es nicht leicht mit seiner 16jährigen Tochter Beatrice. Ihren Jahren voraus ist sie in die Kreise älterer und etwas dekadent lebender Reicher geraten. Und nun ist sie auch noch mit einem Fußballer durchgebrannt. Das schlägt dem Faß nun wirklich den Boden aus. Strulovitch sucht Rat bei seinem Zufallsbekannten Shylock, der verwitwet ebenfalls von seiner Tochter entfremdet ist. Mehr als alles andere will Strulovitch erreichen, dass seine Tochter wieder bei ihm und ihrer kranken Mutter ist. Einfach wird das allerdings nicht, denn die junge Frau ist doch sehr gewitzt.

Zum 400. Todestag des großen Barden William Shakespeare wurde mit der Veröffentlichung einer Reihe von Romanen begonnen, mit denen bekannte Schriftsteller einige der Werke des Meisters in der heutigen Zeit nachempfunden haben. Eine wunderbare Ehrung für den einzigartigen Dichter. Howard Jacobson hat sich dabei des „Kaufmanns von Venedig“ angenommen. Mit eleganter Sprache gibt er die Gespräche zwischen Strulovitch und Shylock wieder, die an ihren Familien zweifeln und verzweifeln. Wie sollen sie Shylock, verwitwet, und Strrulovitch, dessen Frau nach einem Schlaganfall ans Bett gefesselt ist, mit ihren Töchtern umgehen. Zwischen ihnen ihre Freiheit lassen und dem sie helikopterartigen Beschützen schwanken sie, ohne ein Gleichgewicht zu finden. Wie soll ein Vater da seinen Weg finden?

Eine tolle Idee, die einen veranlasst, sich zunächst noch einmal etwas mit der originalen Geschichte zu beschäftigen, um sich der Interpretation des Autors zuwenden zu können. Man versucht sich in die Denkweise von Strulovitch und Shylock hineinzuversetzen, sich am Witz der Geschichte zu erfreuen und die gelungene Übertragung der Story in die heutige Zeit zu würdigen.
Zwar wird es jeder heutige Autor schwer haben, es mit Shakespeares Original aufzunehmen, aber dennoch gibt der vorliegende Roman viel und erinnert auf wunderbare Weise an den großen Meister, dessen Werke es jederzeit verdienen wieder gelesen zu werden.


Veröffentlicht am 26.08.2018

Kindheitstrauma

Heimweh
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Jesse Berg ist ein angesehener Arzt. Zwar ist er von seiner Frau Sandra getrennt, seine Tochter Isa ist sein ein und alles. Jesses Entsetzen kennt keine Grenzen als er erfährt, dass Isa entführt wurde. ...

Jesse Berg ist ein angesehener Arzt. Zwar ist er von seiner Frau Sandra getrennt, seine Tochter Isa ist sein ein und alles. Jesses Entsetzen kennt keine Grenzen als er erfährt, dass Isa entführt wurde. Gemeinsam mit der besten Freundin seiner Frau macht er sich auf die Suche nach dem Kind. Jule, die Jesse nicht über den Weg traut, kommt zwar mit. viel lieber würde sie aber die Polizei verständigen. Genau das hat der Entführer mit der Drohung verboten, er würde die Kleine umbringen. Jesses einziges Ziel ist es, seine Tochter wieder zu bekommen. Und eine vage Spur führt in seine Vergangenheit.

Was tut ein Vater nicht alles, um für das Wohl seines Kindes zu sorgen. Natürlich versagt er im Alltag manchmal, gerade nach der Trennung. Als Arzt ist er im Streß, vergisst mal was, ist unpünktlich. Aber als das Leben seiner kleinen Tochter bedroht wird, ist er da. Die kleine Isa ist einfach der wichtigste Mensch in seinem Leben. Ein Leben, dass nicht immer geradlinig verlaufen ist. An Phasen in seiner Kindheit kann Jesse sich kaum erinnern, aufgewachsen ist er in dem Heim, zu dem er jetzt zurück fährt. Doch wer dort sollte etwas gegen ihn oder gar gegen seine Tochter haben. Sicher jedenfalls wird es kein fröhliches Wiedersehen geben.

Schnell ist man im Geschehen um den Arzt Jesse Berg. Auch wenn seine Verhaltensweisen nicht immer ganz schlüssig erscheinen, bleibt die Spannung doch immer erhalten. Nach und nach entwickelt sich eine packende Story mit einem fesselnden Bezug in die Vergangenheit des Arztes. In dem alten Kinderheim ging und geht nicht alles mit rechten Dingen zu. Sowohl unter den Leitenden als auch unter den Kindern und Jugendlichen herrschen Cliquen und nicht immer haben alles das Wohl des anderen im Sinne. Ein gut zu lesender Thriller mit einer Auflösung, mit der die meisten Leser sicher nicht rechnen.

Veröffentlicht am 25.08.2018

Der Verdacht

Ein Mann der Tat
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Chief Raymers Frau ist schon seit einigen Monaten tot. Raymer fällt es allerdings schwer darüber hinweg zu kommen. An ihm nagt der Verdacht, sie könne ihn betrogen haben. Schließlich hat er eine Fernbedienung ...

Chief Raymers Frau ist schon seit einigen Monaten tot. Raymer fällt es allerdings schwer darüber hinweg zu kommen. An ihm nagt der Verdacht, sie könne ihn betrogen haben. Schließlich hat er eine Fernbedienung für ein Garagentot unter ihren Sachen gefunden, das ihm unbekannt ist. Mit den Gedanken an die Entlarvung des Liebhabers seiner Frau ist Raymer mehr beschäftigt als mit der Beerdigung des alten Richters, an der er am Memorial-Day Weekend teilnimmt. Und irgendwie will der Prediger nicht zum Ende kommen. Die Bestattung wird jäh unterbrochen als Raymer am Grab zusammenbricht und in die Grube stürzt.

Was eigentlich ein ruhiges Memorial-Day-Weekend für den kleinen Ort North Bath werden sollte, entwickelt sich beginnend mit dem Grabsturz zu einem chaotischen Ablauf von Ereignissen, während derer dem Chief die Garantie der Ordnung immer mehr entgleitet. Zweifelnd an sich und seinem Beruf gibt er doch sein Bestes, um die Stadt und ihre Bewohner vor Schlimmeren zu bewahren. Doch wer rechnet schon damit, in ein offenes Grab zu stürzen, mit dem teilweisen Einsturz eines Hauses oder der Flucht einer gefährlichen Schlange. Zwar steht Raymer im Zentrum des Geschehens, doch auch etliche Nebenfiguren haben einige Turbulenzen zu überstehen. Da ist der enttäuschte Rub, dem kein Glück hold zu sein scheint. Oder Sully, der eine Glückssträhne hat, aber nichts wirklich mit ihr anzufangen weiß. Der Unternehmer Carl, dessen Firma den Bach runtergeht.

Ein Kaleidoskop von Geschichten entwickelt sich an diesem Memorial-Day-Weekend. Richard Russo erzählt virtuos von Chief Raymer und seiner Stadt, seiner Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit. Von den Bürgern der Stadt, Guten wie weniger Guten. Sie alle erleben ein aufrührendes Wochenende, das sie verändern wird. Gespannt verfolgt man, wie der Chief versucht, Ordnung in sein Leben zu bringen und dabei auch die Gemeinde zusammenhält. Man erliest, ob Rub seine Enttäuschung überwindet, ob Sully es aufgibt aufzugeben, ob Gut oder weniger Gut zu ihrem Recht oder gerechten Schicksal kommen. Was zunächst etwas ausführlich geschildert scheint, kommt weiteren Verlauf zu einem schlüssigen Arrangement der verschiedenen Handlungsstränge. Als Leser kann man North Bath nach über 650 Seiten zufrieden verlassen und dessen Bewohnern wünschen, dass ihnen das Schicksal gewogen bleiben mag.