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Veröffentlicht am 12.04.2018

Engel und Sander

Stille Zeugen: Friedelinde Engel ermittelt - Band 1
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Friedelinde Engel gehört auch zu den Menschen die für ihren Namen nichts können, denn wenn ihr Vorname etwas altertümlich klingt, so ist Friedelinde doch noch jung, allerdings nicht jugendlich. Sie arbeitet ...

Friedelinde Engel gehört auch zu den Menschen die für ihren Namen nichts können, denn wenn ihr Vorname etwas altertümlich klingt, so ist Friedelinde doch noch jung, allerdings nicht jugendlich. Sie arbeitet als Nachlasspflegerin beim Gericht und nun soll sie die Erben einer alten Dame finden, die tot in ihrer Wohnung gefunden wurde. Zwar findet Friedelinde zunächst keinen Hinweis auf irgendwelche Erben, dafür findet sie die Leiche eines alten Mannes in der Kühltruhe. Nachdem sie den ersten Schrecken überwunden hat, ruft Friedelinde die Polizei. Zuständig ist Kommissar Nicolas Sander, der gerade knapp einer Suspendierung entgangen ist.

Das ist schon mal ungewöhnlich, da gilt es eigentlich nach Hinweisen auf mögliche Erben zu suchen und dann findet man eine Leiche. Damit hat Friedelinde Engel nicht gerechnet und auch nicht mit diesem Kommissar, der Probleme mit sich rumzuschleppen scheint und seine Mitmenschen gerne mal rumstehen lässt oder aus dem Auto aussetzt. Da könnte frau sich schön drüber aufregen, wenn es nicht doch wichtigere Dinge zu tun gäbe. Und immer weiter gräbt sie in der Vergangenheit der Toten, während der Kommissar indessen einen weiteren Todesfall zu untersuchen hat, bei dem offensichtlich etwas nicht stimmen kann.

Witzige Wortgefechte zwischen Engel und Sander bestimmen den Beginn der Bekanntschaft der beiden eigenwilligen Persönlichkeiten. Ein sympathischer, wenn auch eckiger Kommissar die freundlich, einfühlsame Friedelinde Engel bilden ein Team, das sich gut ergänzt. Neben einigen Reibungspunkten arbeiten sie gut zusammen, wobei sich Friedelinde mehr als Freundin und Helferin erweist als der Kommissar, den sie mehr als einmal in heiklen Situationen unterstützt. Auch Sanders beruflicher Partner Gernot, hilft ihm, wenn es notwendig ist, wobei Gernots eigener Werdegang noch im Ungewissen bleibt. Jeder auf seine Art, manchmal gemeinsam, das Geheimnis um die Erblasserin wird gelöst. In diesem Rahmen kann ein Blick in die unrühmliche Vergangenheit unseres Landes geworfen werden, eine Vergangenheit, die auf keinen Fall vergessen werden darf.

Engel und Sander in ihrem ersten gemeinsamen Auftritt bilden eine außergewöhnliche Kombination von Ermittlern, denen sich sicher noch viele spannende Ansätze für die weitere Zusammenarbeit bieten.

Veröffentlicht am 10.04.2018

Lebensabenteuer

Louis oder Der Ritt auf der Schildkröte
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Von Anfang an mochte die Mutter das Kind nicht. Und so hat der im 19. Jahrhundert in den Schweizer Bergen geborene Hans Roth es nicht leicht. Der etwas zu klein geratene Hans verlässt früh seine heimatlichen ...

Von Anfang an mochte die Mutter das Kind nicht. Und so hat der im 19. Jahrhundert in den Schweizer Bergen geborene Hans Roth es nicht leicht. Der etwas zu klein geratene Hans verlässt früh seine heimatlichen Gefilde. Auf seinem Weg kommt er unter die Fittiche verschiedener Personen und er bereist so die Welt. Er legt sich den weniger unscheinbaren Namen Louis de Montesanto zu. Nicht nur erlebt er Geschichten, er beginnt auch sie auszuschmücken und zu erzählen. Und immer wieder verlässt er Orte und Menschen, niemals mehr kann er einen Ort seine Heimat nennen.

Ausgesprochen liebevoll gestaltet ist dieser Lebens- und Abenteuerbericht. Seinen Roman bezeichnet der Autor Michael Hugentobler als fiktive Geschichte eines Mannes, der wirklich gelebt hat. Er schreibt von Louis’ Leben und seinen Reisen. Was ist wahr, was kann nicht wahr sein. Als tragisch aber kann man das Leben des Louis de Montesanto bezeichnen. Seit seiner Geburt, so kann man wegen seiner Kleinwüchsigkeit nur sagen, hatte er es nicht leicht. Gemessen daran findet er jedoch immer Menschen, die ihm Arbeit, Essen und Wohnung gegen. Doch so wie er bereits seine Heimat verlassen hat, so verlässt er auch später seine Gönner. Nur während der kurzen Zeit seines Erfolges als vermeintlicher Darsteller wahrer Erlebnisse, ist er auf der Höhe seines Lebens. Schnell jedoch ist es damit vorbei, als herauskommt, dass er doch das Meiste erfunden hat.

Wie geht man am Besten an ein Buch eines Genres heran, das man sonst eher weniger liest. Möglichst unvoreingenommen natürlich. Was aber, wenn es einem dennoch nicht so recht liegt. Trotzdem kann man die abenteuerlichen Erlebnisse des Protagonisten genießen, sich amüsieren über seine Ausschmückungen, die Tragik seines Lebens nachempfinden. Die Nachforschungen der Tochter bringen sogar Spannung in die Geschichte. Allerdings etwas distanziert und beschreibend bleibt der Ton und das ist, woran sich entscheidet, ob man diesen Bericht gebannt inhaliert oder doch zwar mit Wärme aber doch eher aus der Ferne die Handlung verfolgt. Eine Lektüre, die für Liebhaber des Genres ein tolles Leseerlebnis bietet und die anderen einen interessanten Einblick in ein ungewöhnliches Leben gewährt.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Eifersucht kann töten

Spreewaldrache (Ein-Fall-für-Klaudia-Wagner 3)
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Nach einer Technoparty wird der junge Daniel schwer verletzt aufgefunden. Gefährliche Körperverletzung lautet die Fallkennzeichnung. Kriminalobermeisterin Klaudia Wagner beginnt mit den Ermittlungen. Doch ...

Nach einer Technoparty wird der junge Daniel schwer verletzt aufgefunden. Gefährliche Körperverletzung lautet die Fallkennzeichnung. Kriminalobermeisterin Klaudia Wagner beginnt mit den Ermittlungen. Doch der junge Mann kann sich nicht an viel erinnern oder er sagt nichts. Wenig später wird ein älterer Mann, der offensichtlich ein Penner war, tot in einer Datsche entdeckt. Der alte Mann stand in Beziehung zu den anderen Personen, die als Beteiligte festgestellt werden konnten. Doch in der kleinen Spreewaldgemeinde wird Schweigen groß geschrieben. Jedoch deutet einiges darauf hin, dass die Ereignisse auf einen Brand zurückgehen, bei dem vor zwanzig Jahren ein Jugendlicher umgekommen ist.

Noch immer ist Klaudia Wagner nicht ganz im Spreewald angekommen. Ursprünglich stammt sie aus dem Ruhrgebiet und sie hat sich aus persönlichen Gründen nach Brandenburg versetzen lassen. Schwierig ist das Ankommen, aber nicht unmöglich. Auch wenn es immer wieder Schwierigkeiten gibt, fühlt sie sich doch so langsam heimisch. Der neue Fall, ihr dritter, erweist sich als nicht leicht zu knacken. Die Sache von damals scheint noch nicht ausgestanden zu sein. Da haben wohl einige noch ein Hühnchen miteinander zu rupfen. Doch warum nicht einfach die Vergangenheit ruhen lassen. Allerdings, manches nagt an einem und wird nie vergessen.

In ihrem dritten Fall hat es Klaudia Wagner nicht leicht, eine Lösung zu finden. Sehr verschlungen sind die Beziehungen der beteiligten Familien. Es wirkt wie ein wir gegen die. Und möglicherweise kann Eifersucht tatsächlich töten. Wenn Probleme schweigend unter den Teppich gekehrt werden, können sie nie richtig verarbeitet werden. Und wenn sich die Gelegenheit bietet, bricht alles wieder auf. Natürlich wird es durch diese Hintergründe, die in der Vergangenheit verborgen liegen, alles andere als einfach, die Gegenwart zu verstehen. Fraglich, ob jemals alles herauskommt. Was zu Beginn nur in kleinen Schritten vorankommt, wirkt am Ende etwas überhastet, so dass man sich fragt, ob man nicht etwas verpasst hat. Dennoch versteht es Klaudia Wagner mit ihrem Auftreten zu fesseln, ihre zielstrebige Art überzeugt und die stimmungsvollen Beschreibungen des Spreewalds im November lassen einen wünschen, den Ort im Sommer zu besuchen.

Veröffentlicht am 07.04.2018

Licht der Welt

Tiefer denn die Hölle (Ein Martin-Bauer-Krimi 2)
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Mit der Ehe des evangelischen Polizeiseelsorgers Martin Bauer steht es immer noch nicht zum Besten. Mit seiner hochschwangeren Frau will er einen Geburtsvorbereitungskurs besuche, der gleichzeitig ein ...

Mit der Ehe des evangelischen Polizeiseelsorgers Martin Bauer steht es immer noch nicht zum Besten. Mit seiner hochschwangeren Frau will er einen Geburtsvorbereitungskurs besuche, der gleichzeitig ein gemeinsam verbrachtes Wochenende bringen soll. Allerdings noch auf dem Weg dorthin wird Bauer zu einem Einsatz gerufen. In einem alten Förderschacht ist ein Polizist in Panik geraten und der herbeigerufene Priester hat im Schacht einen Herzinfarkt erlitten. Nun liegt es an Bauer dabei zu helfen, die beiden Kollegen wieder ans Tageslicht zu bringen. Eine mit Honig übergossene Leiche war Anlass des Einsatzes. Doch wieso ist der Anblick des Toten dem Kollegen Vaals so nahe gegangen?

Martin Bauer kann einfach nicht anders, er muss der Sache auf den Grund gehen. Die letzten Monate, in denen er sich bemüht hat, sämtlichen Gefahren aus dem Weg zu gehen, in denen er an der Polizeischule unterrichtet hat, um seine Frau zu überzeugen, dass er sich ändern wird, sind wie weggewischt. Was ist nur mit seinem Kollegen geschehen? Erste Spuren führen zurück zu einer Kirchengemeinde, die der Priester Vaals etliche Jahre geleitet hat und die er plötzlich verließ. Hat sich Vaals damals etwas zuschulden kommen lassen? Daran mag Bauer nicht glauben, doch was sonst kann die Ursache für den abrupten Stellenwechsel gewesen sein. Kommissarin Dohr, die Leiterin der Ermittlungen, kämpft derweil mit internen Intrigen und steigt doch voller Eifer in die Ermittlungen ein.

Mit seinem zweiten Auftritt punktet Martin Bauer wieder sehr gut. Einmal auf einer Fährte kann er nicht umhin, selbst zu ermitteln. Mit seinem Auftreten als Seelsorger erlangt er manchmal sogar Informationen, die den Polizeibeamten vorenthalten werden. Seine Zusammenarbeit mit der leitenden Ermittlerin funktioniert gut, auch wenn seine Herangehensweise vom Chef nicht gerne gesehen wird. Bauer soll sich um die Seelen sorgen und sich nicht als Detektiv hervortun. Ein Wunsch, der sich kaum erfüllen wird. Man muss Bauers eckigen Charakter einfach mögen, mit Spürsinn und Gottesglauben geht er den Dingen auf den Grund. Geschickt sind auch in diesem zweiten Fall die Handlungsstränge verbunden, undurchschaubar zunächst, gelangt man doch mit jedem Ermittlungsschritt zu mehr Klarheit. Auch wenn dieser Fall nicht ganz so mitreißend ist wie der erste, so bleibt man doch immer gespannt auf den Fortgang des lückenlos konstruierten Falles mit seinem außergewöhnlichen Ermittler, der seinen Auftrag auf eigene Art interpretiert.

Veröffentlicht am 06.04.2018

Kleine Lissie

Das Böse, es bleibt
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Die junge Marlene flieht vor ihrem Mann. Im vereisten Winter des Jahres 1974 macht sie sich mit dem Auto auf durch eine unwirtliche Gegend in Südtirol. In dem beginnenden Schneesturm kommt sie mit ihrem ...

Die junge Marlene flieht vor ihrem Mann. Im vereisten Winter des Jahres 1974 macht sie sich mit dem Auto auf durch eine unwirtliche Gegend in Südtirol. In dem beginnenden Schneesturm kommt sie mit ihrem Wagen von der Straße ab. Als Marlene wieder erwacht, findet sie sich auf dem Erbhof eines Bauern wieder, auf dem nur der Bauer Simon Keller lebt. Zunächst ist Marlene sehr erleichtert, dass ihr nicht mehr passiert ist und dass sie für ein paar Tage bei Simon unterkommen kann. Doch je länger sie sich in der Abgeschiedenheit aufhält, desto unheimlicher wird ihr der Gastgeber. Inzwischen hat auch ihr Mann den Auftrag gegeben, nach Marlene zu suchen.

Hat Marlene nun Glück im Unglück gehabt? Zumindest sieht es erstmal so aus. Alles kann nur besser sein als die Ehe mit einem Mann, der ein Verbrecher ist. Auf diesem einsamen Hof wird sie nicht so schnell gefunden werden. Doch je länger sie mit Simon Keller unter einem Dach ist, desto mehr bekommt sie es mit der Angst zu tun. Oder ist es normal, dass der Bauer mit den Schweinen redet, ihnen Namen gibt und besonders der Sau Lissie zugetan zu sein scheint. Lissie, eine ausgesprochen große Sau, die immer Hunger hat nach ihrem durch Simon liebevoll zubereiteten Nahrungsbrei. Offensichtlich versteht sich Simon mit seinen Schweinen besser als mit den Menschen.

Was recht harmlos mit einer durchaus verständlichen Flucht beginnt, wächst sich zu einem richtigen Schauerroman aus. Marlene muss in großer Gefahr bestehen und man empfindet mit ihr, wenn sie vor Unbehagen und Angst nicht mehr ein noch aus weiß. Gleichzeitig verfolgt man die Suche, die ihr Mann in Auftrag gegeben hat. Und man fragt sich, wie Marlene der Bedrohung entkommen soll. Von allen Seiten scheint Gefahr zu drohen. An einem Punkt wünscht man fast, der Sucher würde der Retter sein, auch wenn er ein Mann des Vertrauens ist, der für seine Kunden abschließende Regelungen herstellt. Sehr gut gelingt es dem Autor, die Spannung langsam aufzubauen. Immer wenn die Rettung nah scheint, tut sich eine neue Gefahr auf, und wenn man meint, nun ist es aus, bietet sich doch ein Ausweg an. Allerdings wird man von diesem Spannungsroman erst gegen Ende hin wirklich gepackt.

Wie gewohnt liest Mathias Koeberlin gekonnt, seine „Süße Lissie, kleine Lissie“ ist schon allein des Hörens wert.