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Veröffentlicht am 07.07.2017

Freunde fürs Leben

Shotgun Lovesongs
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In ihrer Jugend waren sie beste Freunde: Henry, Lee, Ronny und Kip. Natürlich war ihre Verbindung nicht mehr so eng als sie älter wurden. Eines Tages jedoch kommt Kip nach hause. Er hat die Mühle gekauft ...

In ihrer Jugend waren sie beste Freunde: Henry, Lee, Ronny und Kip. Natürlich war ihre Verbindung nicht mehr so eng als sie älter wurden. Eines Tages jedoch kommt Kip nach hause. Er hat die Mühle gekauft und renoviert. Und er will heiraten. Er gibt einen Junggesellenabschied, mit dem er sich den Unmut seiner Freunde zuzieht. Ronny, der nach einem Unfall beim Rodeo nicht mehr so ist wie zuvor, soll nicht dabei sein. Das können und wollen die Freund nicht gutheißen und dulden. Doch die einst tiefe Freundschaft bekommt Risse. Und so werden Kip und Felicity nicht zu Lees Hochzeit nach New York eingeladen.

Freundschaft ist manchmal das Wichtigste im Leben, auch wenn nicht immer alles deutlich ausgesprochen wird. Mitunter bedarf es auch keiner großen Worte, man versteht sich auch so. Aber auch Freunde können Geheimnisse voreinander haben. Lee, der inzwischen ein berühmter Musiker ist, scheint am meisten an der Heimat Wisconsins zu hängen. Immer wieder zieht es ihn zurück, nur hier in der Ruhe und Weite kann er seine Batterien aufladen. Henry dagegen ist kaum je vom Land weggekommen. Träumt er nicht manchmal von einem Abenteuer. Ronny schien seinen Weg gemacht zu haben, vor seinem Unfall. Und Kip tut viel für den äußeren Schein.

Bücher über Männerfreundschaften haben etwas besonderes, deshalb bieten sie für Leser, denen genau dieses liegt, ein besonderes Leseerlebnis. Andere wiederum, die eher anderen Thematiken zugeneigt sind, aber gerne mal einen Ausflug in ein anderes Genre unternehmen, finden vielleicht nicht sofort einen Zugang zu dem Buch. Zunächst sacht in Schilderungen dahin plätschernd entwickelt sich nur nach und nach eine Dramatik, die dann jedoch mehr mitreißt als man zu diesem Zeitpunkt erwartet. Dennoch wirkt der Roman manchmal wie ein Freundschaftsbrainstorming, in dem nicht immer alles so friedlich und freundschaftlich ist wie es scheint. Eine durchaus interessante Lektüre, die einen tiefen Einblick in die lange Freundschaft der vier Männer gewährt.

Veröffentlicht am 06.07.2017

Showdown

Dem Kroisleitner sein Vater
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Anstatt zur Beerdigung seines Vaters zu gehen, flüchtet der Berliner Polizist Frassek nach Österreich. Dort stolpert er in einen Todesfall, der den österreichischen Kollegen sehr verdächtig vorkommt. Frassek ...

Anstatt zur Beerdigung seines Vaters zu gehen, flüchtet der Berliner Polizist Frassek nach Österreich. Dort stolpert er in einen Todesfall, der den österreichischen Kollegen sehr verdächtig vorkommt. Frassek ist dann erstmal der große Unbekannte, der ins Dorf kam und es wieder verließ. Als Frassek in Berlin seine Kompetenzen überschreitet und damit einen Fall kaputt macht, macht er sich erneut auf den Weg ins Alpenland. Das Suchbild im Fernsehen sieht ihm doch recht ähnlich. Ehe er es sich versieht, gehört Frassek zu den Verdächtigen. Er soll den 104jährigen Alois Kroisleitner umgebracht haben. Zwar muss ihn die Polizei schnell wieder gehen lassen, aber Frassek sieht sich in der Pflicht hier die Wahrheit herauszubringen.

Ein Berliner Polizist, der den Tod seines Vaters nicht verarbeiten kann, trifft auf einen Schuhmacher, dessen Vater plötzlich verstorben ist. Natürlich hat der Berliner in Österreich nichts zu ermitteln, aber ein wenig herumfragen kann man ja mal, nicht? Nichts anderes tun auch die Dorfbewohner. Die Wirtin Lissi macht sich so ihre Gedanken, die Dagmar und die Maria auch. Und dann kommt auch noch die Tochter von der Maria wieder, die das Dorf vor zehn Jahren verlassen hat. Sie findet geheimnisvolle Briefe und sie will endlich wissen, wer ihr Vater ist, und warum der schöne Josef damals nichts mit ihr zu tun haben wollte.

Ein richtiger Kriminalroman ist es eigentlich nicht. Zwar gibt es einen Toten und viele Geheimnisse. Doch die Arbeit der Polizei bildet eher eine Nebenhandlung. Und so könnte man, wenn man die Bezeichnung dieses Romans als Kriminalroman allzu ernst nimmt, eine kleine Enttäuschung erleben. Ein Todesfall gibt Anlass zu allerhand Nachforschungen, an denen sich das ganze Dorf beteiligt und jeder etwas anderes beizutragen hat. Hinzu kommen noch jene, die tatsächlich mit den geheimen Ränken aus der Vergangenheit in Verbindung stehen, wissentlich oder unwissentlich. Und so lässt man sich von der urigen Bergwelt und ihren Bewohnern bezaubern und in Urlaubsstimmung versetzen. Im Gegensatz zu der verzweigten und nachhaltig vorangebrachten Handlung wirkt der Schluss etwas abgehackt, beinahe als hätte sich der Autor an eine Seitenvorgabe halten wollen. Dennoch schafft er mit den chaotisch sympathischen Berlinern Frassek und Sprotz ein Team, von dem man sich gerne fragt, wohin sie die nächste Reise führen wird.


Veröffentlicht am 02.07.2017

Kriegszitterer

Der zweite Reiter
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Obwohl der Krieg schon seit einem Jahr um hat das Zittern noch nicht aufgehört. Dietrich Jost ist nicht als Kriegsgeschädigter anerkannt und fristet sein Leben auf den Straßen Wiens. Im Jahr 1919 herrschen ...

Obwohl der Krieg schon seit einem Jahr um hat das Zittern noch nicht aufgehört. Dietrich Jost ist nicht als Kriegsgeschädigter anerkannt und fristet sein Leben auf den Straßen Wiens. Im Jahr 1919 herrschen in der ganzen Stadt Armut und Hunger. Jost sieht jedoch einen Silberstreif am Horizont, er träumt von Brasilien. Von den Polizisten August Emmerich und Ferdinand Winter, die eigentlich einen Schmuggler verfolgen, wird Dietrich Jost im Stadtwald erschossen aufgefunden. Sein Traum wird sich nicht erfüllen. Auch der Polizist Emmerich hat einen Traum, er will zur Abteilung „Leib und Leben“. Und als nach Josts Tod dessen Bekannter Harald Zeiner tot aus der Donau gefischt wird, kann Emmerich nicht an einen Zufall glauben.

Polizeiagent August Emmerich versucht seine eigene Kriegsverletzung zu verstecken. Er befürchtet, in den Innendienst versetzt zu werden, wenn er auffliegt. Nicht einmal sein Assistent Wagner, den er für ein verweichlichtes und verwöhntes Jüngelchen hält, darf davon wissen. Obwohl Winter ihm treu zur Seite steht, kocht Emmerich zunächst sein eigenes Süppchen. Schnell merkt er allerdings, dass er sich doch gut auf Winter verlassen kann. Gemeinsam suchen die beiden nach einem Zusammenhang zwischen den Todesfällen. Trotzdem auch die Beamten von den Nachwirkungen des Krieges nicht verschont sind und sie Not und Elend erfahren haben und immer noch erfahren, sind sie bestrebt für Gerechtigkeit zu sorgen. Auch wenn sie es dabei mit dem Gesetz nicht so genau nehmen können.

In die schwere Zeit nach dem ersten Weltkrieg hineingeschrieben schafft die Autorin einen packenden Plot. An allen Ecken lauern Hunger, Krankheit und Tod. Die Menschen hausen in unsäglichen Wohnungen, die diesen Namen kaum verdienen. Eine Sicherheit, dass es für den nächsten Tag reichen wird, gibt es nur für Wenige. Auch die Staatsdiener bleiben nicht verschont. Vielleicht ein wenig besser gestellt, kann es auch für sie schnell vorbei sein mit ihrem bisschen Komfort. Doch gibt es auch Bars, Cafés und andere Vergnügungsstätten und der Schwarzhandel floriert. Man stellt sich diese Zeit häufig in schwarz-weiß vor, weil es kaum Farbbilder gibt. Doch gerade dieses schwarz-weiß mit seinen grauen Zwischentönen gibt die Stimmung gut wieder. In dieser Szenerie agieren Emmerich und Winter, die sich erst zusammenraufen müssen, mit Hartnäckigkeit und Scharfsinn. Durch ihren Wagemut bringen sie sich manchmal in Gefahr und kommen auf die Spur eines Verbrechen, dessen Geheimnis sich lange nicht erschließt.

August Emmerich, der ehemalige Waisenjunge, und Ferdinand Winter, der aus guten Elternhaus stammende, bilden ein gegensätzliches Ermittler-Duo, dessen Geschichte genug Ansätze bietet, um sicher und mit Interesse weiterverfolgt zu werden.

Veröffentlicht am 01.07.2017

Stockholm - Texas

Bruderlüge
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Er hat sie wieder, seine kleine Pflegetochter Belle. Martin Benner lebt mit ihr zusammen und nach den Ereignissen der letzten Wochen auch mit der Partnerin aus seiner Anwaltskanzlei Lucy, die manchmal ...

Er hat sie wieder, seine kleine Pflegetochter Belle. Martin Benner lebt mit ihr zusammen und nach den Ereignissen der letzten Wochen auch mit der Partnerin aus seiner Anwaltskanzlei Lucy, die manchmal auch seine Freundin ist. Von den Menschen und Begebenheiten, die ihn mit so viel Drama umgeben haben, will er sich fern halten, um insbesondere Belle in weiter in Gefahr zu bringen. Doch wo ist Mio, der entführt wurde und der seitdem wie vom Erdboden verschluckt ist. Zumindest hier muss Benner Nachforschungen anstellen, zum einen für sich selbst und das Kind, zum anderen jedoch auch, weil er gezwungen wird.

Bei diesem Roman handelt es sich um den Abschlussband einer zweiteiligen Reihe. Fragen, die im ersten Band unbeantwortet bleiben mussten, werden hier erneut aufgerollt und beantwortet. Martin Benner will den Dingen auf die Spur kommen, er will aber auch seine Ziehtochter und seine Freundin Lucy schützen. Er will aber auch wissen, was tatsächlich mit Mio passiert ist und welche Verbindung es zwischen Martin selbst und Mios Vater geben kann. Martin kennt diesen Mann nicht und genau genommen kann es keine Überschneidungen in ihren Lebensläufen geben. Warum erweckt Martin also diese extreme Abneigung in dem anderen. Als Benner vom Tod eines weiteren Menschen erfährt, befürchtet er, nun gehe es ihm an den Kragen.

Hat man den ersten Band etwas unzufrieden aus der Hand gelegt, weil er doch irgendwie nach einem erleichternden Ende mittendrin aufhört, hat man hier schließlich ein wesentlich besseres Gefühl, denn bis auf Kleinigkeiten erfährt doch alles eine überraschende Auflösung, auf die man selbst so schnell nicht gekommen wäre. Nach einer kleinen Weile beginnt die Handlung, einen mitzureißen. Misstrauen, Verdacht gegen jeden und unglaubliche Verwicklungen, die Menschen dazu treiben, sich auf außergewöhnliche Art zu verhalten und damit unberechenbar zu sein. Martin Benner gerät in einen Strudel von Ereignissen und als Leser folgt man ihm gebannt. Man wünscht, er möge seinen Lieben eine sicherere Welt bringen.

Zum einen bestens mit einer spannenden Lektüre unterhalten, beginnt man zum anderen doch nachzudenken über die Wurzel des Geschehens. Welche Folgen kann es haben, wenn in Familien nicht geredet wird und häufig von Annahmen ausgegangen wird, deren Wahrheitsgehalt durch nichts belegt ist.

Veröffentlicht am 30.06.2017

Master and Servant

The Rough - Fesselnde Harmonie
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Gwen Hamilton kommt aus einem reichen Elternhaus und sie möchte als Schauspielerin anerkannt werden, weil sie gut ist und nicht wegen ihres Namens. Um sich selbst zu beweisen, dass sie jede Rolle spielen ...

Gwen Hamilton kommt aus einem reichen Elternhaus und sie möchte als Schauspielerin anerkannt werden, weil sie gut ist und nicht wegen ihres Namens. Um sich selbst zu beweisen, dass sie jede Rolle spielen kann, mogelt sie sich in den Backstagebereich eines Rockkonzerts. Nach dem Konzert wird sie in die Garderobe des Musikers Mal gebracht, der nach schlechten Erfahrungen jedes Mädchen nur noch einmal trifft. Für beide ist es beinahe wie die Nacht ihres Lebens, aber unter den gegebenen Umständen kann es kein Wiedersehen geben, eigentlich. Im wirklichen Leben jedoch soll Mal sein Image verändern und dazu gehört eine Freundin. Gwens Schwester, die mit einem anderen Bandmitglied zusammen ist, denkt natürlich sofort an Gwen.

Und so treffen sich Mal und Gwen doch wieder und erfinden immer neue Ausreden, um sich nicht an ihre selbst gesetzten Regeln halten zu müssen. Sie erfinden Rollenspiele und Verkleidungen. Es gibt heimliche Treffen und offizielle. Und sie können nicht anders als sich näher zu kommen und ihre Wünsche und Geheimnisse auszuloten. Bestens scheinen sie sich zu ergänzen, würde Mal nicht wieder und wieder befürchten, er könne es zu weit treiben und Gwen Schaden zufügen. Schließlich kommt es tatsächlich zu einem Unfall und Mal beendet die Beziehung.

Nicht zum erstem Mal hat sich die Leserin gedacht, sie möchte mal einen Roman aus einem Genre lesen, mit dem sie sich noch nicht so häufig beschäftigt hat. In der Meinung, sie sei von Büchern, die inzwischen verfilmt sind, einiges gewohnt und habe dieses als durchaus unterhaltsame Lektüre empfunden, wagte sie sich nun an einen weiteren Versuch. Feststellen musste sie allerdings, dass sie hier den Protagonisten auf ihrem Weg nicht folgen konnte. Zwar bietet die Autorin eine lesenswerte und berührende Rahmenhandlung, die Schilderungen der SM-Praktiken sind jedoch für Gemüter, die sich mit diesem Genre nicht so häufig befassen, doch etwas zu explizit. Die Leserin erfuhr Menschliches, von dem sie gar nichts wissen wollte. Zwar nicht abgestoßen, aber doch etwas belastet, fragt sie sich, ob sie als Ausflug in ein anderes Genre vielleicht einfach ein Buch für Fortgeschrittene erwischt hat, wo eines für Anfänger einfach angebrachter gewesen wäre.