Gesang der Amsel
LichtungenWann kommst du?, lautet der Satz, der Lev nach Zürich holt. Er wird seine Jugendfreundin Kato wiedertreffen. Schon als Kinder haben sie sich kennengelernt. Damals war Lev krank und Kato wurde an sein Krankenbett ...
Wann kommst du?, lautet der Satz, der Lev nach Zürich holt. Er wird seine Jugendfreundin Kato wiedertreffen. Schon als Kinder haben sie sich kennengelernt. Damals war Lev krank und Kato wurde an sein Krankenbett geschickt, um ihm die Aufgaben zu bringen. Gerade Kato, die von den anderen etwas schräg angesehen wurde. Doch Lev merkt schnell, Kato hat einen wachen Geist und für diese Außenseiterposition kann Lev keinen Grund finden. Aber das ist lange her. Inzwischen ist die Mauer gefallen und viele Rumänen haben sich die neue Freiheit genommen, den Westen zu erkunden, während Lev in heimatlichen Gefilden geblieben ist.
Ihre Wege führen in unterschiedliche Richtungen und möglicherweise doch irgendwann zusammen. Zumindest über die Postkarten sind sie in Verbindung geblieben. Und nun fährt Lev nach Zurüch. Wie Lichtungen ragen die Erinnerungen auf. Wie war es mit Kato? Wo war sei vor Zurüch? Und davor? Und wo war er? Wie hat sich ihre Freundschaft entwickelt? Hätte da mehr sein können? Kann da mehr sein? Hätten sie sich überhaupt kennengelernt, wenn seine Erkrankung nicht gewesen wäre? Und ihre schönen Bilder, viele davon vergänglich, weil auf die Straße gezaubert.
Erwachsenwerden im damals noch kommunistischen Rumänien. Ein Land mit einer wechselvollen Geschichte, welche sich auch in den Familienerzählungen niederschlägt. Veränderungen bringt die Wende auch in diesem etwas entlegenen Land. Lev und Kato werden als Kinder eher vom Zufall zusammengebracht. Und doch wächst eine zarte, aber unverbrüchliche Freundschaft. Aus ihren Erinnerungen und Gedanken speist sich dieser berührende Roman, der langsam zum Anfang führt. In teilweise poetischen Bildern beschreibt die Autorin die Erinnerungsinseln. Die Beschreibung als Lichtung erscheint sehr treffend. Der Gesang der Amseln, Katos ausdrucksvolle Bilder, ihre Neugier an der Welt. Dagegen Levs Heimatverbundenheit. Iris Wolf weiß wie sie ihre Leser und Leserinnen fesselt und Bilder vor ihren Augen erstehen lässt. Stimmig und schön anzuschauen ist auch das Titelbild.