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Veröffentlicht am 31.12.2023

Turnierritter

König der Turniere
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Der junge Ritter Erec hat es im Jahr 1181 geschafft, eine bemerkenswerte Turniermannschaft um sich zu scharen. Nachdem er ein eigentlich verlockendes Angebot ausschlägt, trennt sich sein Turniergefährte ...

Der junge Ritter Erec hat es im Jahr 1181 geschafft, eine bemerkenswerte Turniermannschaft um sich zu scharen. Nachdem er ein eigentlich verlockendes Angebot ausschlägt, trennt sich sein Turniergefährte Valerie von der Gruppe. Allzu sehr betrifft das Erec nicht, auch wenn das Geld knapp wird. Durch eine kleine List kann Erec einen angesehenen Ritter besiegen. Dieser nimmt Erecs Truppe in seine Mannschaft und einer großen Turnierkarriere steht eigentlich nichts mehr im Weg. Als Erec die geheimnisvolle Genovefa wieder trifft, könnte sein Glück eigentlich vollkommen sein. Nach und nach erkennt er jedoch, welche Intrigen am Hof gesponnen werden und das könnte durchaus gefährlich werden.

Das Leben am Hofe des jungen Henri, eines Königs ohne Königreich, besteht hauptsächlich aus dem Bestreiten der Turniere. Hier hat sich Henri einen Namen gemacht, nachdem sein Vater, der alte Henri, es versäumt hat, mit der Krönung seines Sohnes, diesem auch ein Reich zu geben. Henri ist unzufrieden und seine Position ist nicht gerade glücklich, er wünscht sich Land, seine Feinde trachten nach der Krone und wollen das sowieso schon getrübte Verhältnis zum Vater weiter schwächen. Doch auf seine Turniermannschaft kann sich Henri verlassen. Erec, als neuer Ritter, muss sich erst einfügen. Er ahnt allerdings, welche Gefahr seine Bekanntschaft mit Genovefa birgt.

Dieses leicht gekürzte Hörbuch wird hervorragend vorgetragen von Tobias Kluckert. Man kann eintauchen in die Welt des Mittelalters beginnend mit dem Jahr 1181. Zur Darstellung von Macht und Geschicklichkeit finden die Turniere statt, nicht alles wird mit Kriegen. Es ist eine Männerwelt, in der Frauen eher als Köchinnen oder Mägde auftauchen. Zu sagen haben sie nichts. Die selbstbewusste Genovefa ist da schon eine rühmliche Ausnahme, doch auch sie ist verheiratet und letztlich gehalten, sich den Wünschen ihres Mannes zu beugen. Ihre Beziehung zu Erec ist zwar eher unschuldig und dennoch darf sie nicht öffentlich werden. Die Intrigen am Hof sind hinterhältig und gefährlich. Da geht es schon um Leib und Leben. Die genauen Beschreibungen führen zwar schon zu ein paar Längen, sind aber auch sehr informativ. Ein toller klassischer historischer Roman so wie man sich ihn vorstellt.

Besonders hervorzuheben sind auch die geschichtlichen Einordnungen der Autorin, die gelesen werden von Christiane Marx. Es ist sehr interessant zu wissen, wie die Autorin die Handlung in die historisch verbürgten Ereignisse eingewoben hat und auch ihre Worte zu denen, die sonst wenig Beachtung finden, sind sehr erhellend.

Veröffentlicht am 31.12.2023

Rasselbande

Mami kann auch anders (Die Mami-Reihe 3)
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Eigentlich wollte Ellen schon immer aufs Land ziehen, aber nicht so. Ihr Mann ist fremd gegangen und nun braucht er Abstand. Da hat er aber nicht mit Ellen gerechnet. Sie ist es, die Nägel mit Köpfen macht. ...

Eigentlich wollte Ellen schon immer aufs Land ziehen, aber nicht so. Ihr Mann ist fremd gegangen und nun braucht er Abstand. Da hat er aber nicht mit Ellen gerechnet. Sie ist es, die Nägel mit Köpfen macht. Sie nimmt sich die Hälfte des Geldes und sorgt dafür, dass das Haus verkauft wird. Am Stadtrand erwirbt sie ein Cottage und sie packt ihre Siebensachen, die Kinder und den Hund. Die 15jährige Jane und der 13jährige Peter sind alles andere als begeistert und wie echte Pubertiere machen sie es ihrer Mutter wirklich schwer. Doch Ellen bleibt bei ihrer Entscheidung.

In diesem dritten Teil der „Mami“-Reihe erzählt Ellen in Tagebuchaufzeichnungen wie es ihr nach der Trennung ergeht. Und sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Wenn sie etwas nicht gut findet, sagt sie das. Natürlich nimmt sie den Kindern gegenüber Rücksicht. Oder auch mal nicht. Aber Simon, ihr Ex kriegt schon deutliche Worte ab. Fremdgehen und Selbstverwirklichung suchen, ha. Einfach so Schluss machen und alles läuft wie am Schnürchen, das wäre schön. Im wirklichen Leben läuft es aber nicht so. Ellen leidet unter der Trennung, auch sie muss sich neu sortieren. Dabei kommt sie ausgerechnet auf die Idee, sich den häßlichsten Hund aus dem Tierheim als Zweithund zu holen.

Wenn man so im Vorbeigehen auf dieses farbenfrohe Cover schaut, muss man anhalten und das Buch kaufen. Wenn man sich die Schattenrisse auf dem Umschlag anschaut, weiß man ungefähr, was einen erwartet: ein Festival, ein kleiner Hund, ein großer Hund, ein Trinkgelage, regnerische Zeiten, doch auch die fröhlichen Farben. Die direkten Worte Ellens sind meist erfrischend, manchmal witzig, manchmal überkandidelt, manchmal ernst. Ellen wirkt authentisch, eine, mit der man Pferde stehlen kann, die Schwierigkeiten hat zuzugeben, dass sie auch mal Hilfe braucht. Man blättert die Seiten dieses Romans um, ist gut unterhalten und wünscht, dass Ellen weiterhin fleißig in ihr Tagebuch schreibt.

Veröffentlicht am 30.12.2023

Almost Shakespeare

If We Were Villains. Wenn aus Freunden Feinde werden
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Sie sind die Sieben. Die Schüler einer Theaterklasse in einem kleinen Eliteinternat. Drei Jahre lang lief alles bestens. Sie waren richtig eng. Egal, das Meredith und Richard zusammen waren. James und ...

Sie sind die Sieben. Die Schüler einer Theaterklasse in einem kleinen Eliteinternat. Drei Jahre lang lief alles bestens. Sie waren richtig eng. Egal, das Meredith und Richard zusammen waren. James und Oliver ein Zimmer teilten. Wren und Pippa gut mit einander konnten. Alexander lieber Männer mochte. Sie waren ein Team. Und so hätte das Abschlussjahr zwar stressig werden sollen, aber es hätte in einer herausragenden Abschlussaufführung münden sollen. Doch die Veranstaltung zu Halloween gerät aus den Fugen. Und bei Caesar eskaliert die Unstimmigkeit so, dass einer von ihnen sein Leben verliert.

Eine Schule, an der ausschließlich Stücke von Shakespeare gespielt und gelehrt werden. Das ist doch interessant. Obwohl man sich fragt, wie so eine Schauspielausbildung auf eine Karriere vorbereiten soll. Oder kann Shakespeare alles lehren, was man später braucht. Wie sehen die Schüler das? Oder sind sie so mit ihren Studien, dem Lernen der Stücke, verbunden, dass sie die Welt da draußen nicht mehr brauchen? Oliver Marks ist nicht der große Schauspieler. Er ist der Nette. Manchmal wirkt er wie der Stichwortgeber. Und doch hat er gegen den Willen seiner Familie das Schauspielstudium aufgenommen. Er brennt genauso wie die anderen, wenn nicht mehr.

Shakespeare in die Moderne übertragen, so wirkt dieser Krimi, der eigentlich keiner ist. Denn eigentlich scheint alles klar als die Handlung zehn Jahre später einsetzt. Nur der ermittelnde Detektive hat seine Zweifel. Und er überredet Oliver Marks ihm von dem Abschlussjahr zu erzählen. Dadurch bekommt der Roman eine ganz besondere Form, die fesselt und das Buch aus der Masse heraushebt. In die Tiefe kennen muss man die Stücke von Shakespeare nicht, er wird genug erklärt. Mögen sollte man Shakespeare vielleicht schon. Jedenfalls hat das Geflecht zwischen den sieben Studenten dieses Abschlussjahrgangs eine Wildheit und Zartheit, wie man sie auch in der klassischen Tragödie finden kann. Nicht alles wird bis zum letzten entschlüsselt, doch das passt zu diesem packenden Roman, der die positive Überraschung des Jahresausklangs darstellt.

Veröffentlicht am 30.12.2023

Zentrum des Wissens

Babel
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Robin Swift wurde in China geboren. Er lebt in ärmlichen Verhältnissen und als seine Mutter an Cholera erkrankt und stirbt, holt sein Vater ihn zu sich nach England. Im Jahr 1836 darf Robin endlich an ...

Robin Swift wurde in China geboren. Er lebt in ärmlichen Verhältnissen und als seine Mutter an Cholera erkrankt und stirbt, holt sein Vater ihn zu sich nach England. Im Jahr 1836 darf Robin endlich an das königliche Institut für Übersetzungen, auch Babel genannt. Robin ist so stolz. Mit seinem Zimmernachbarn Ramy, der aus Kalkutta stammt, versteht er sich bestens. Ihr Jahrgang ist klein. Zu den beiden Jungen gehören noch Letty und Victoire. Ihre Sprachen sind erwünscht in Babel. Seltene Sprachen versprechen neue Übersetzungspaare. Doch das kommt später. Erstmal tauchen die Jugendlichen in die Welt der Universität mit ihren verschiedenen Fakultäten ein.

Wie toll für die neuen Studenten, sie dürfen in Babel studieren und sie haben Stipendien. So können sie sich mal neue Kleidung leisten oder einen Abend in der Kneipe. Allerdings merken Ramy und Robin schnell, dass sie wegen ihrer Herkunft keine guten Stand haben. Ein Inder und ein Chinese, mit ihnen wollen die elitären Engländer nichts zu tun haben. Letty und Victoire sind halt weiblich und damit sind sie auch raus. Das schweißt die Vier noch fester zusammen. Sie freuen sich auf ihre Studienzeit. Doch plötzlich trifft Robin einen jungen Mann, der aussieht wie er selbst und damit ändert sich vieles.

Ein Institut für Wörter, Sprache und Übersetzungen. Das ist doch klasse und ein einen Roman zu solch einem Thema muss man unbedingt lesen. Und der Anfang ist dabei sehr berührend. Der bedauerliche Tod von Robins Mutter, seine Rettung, seine erste Zeit im Institut, der geheimnisvolle Fremde, die Freundschaft der vier Studierenden. Zwar mäandert die Handlung etwas langsam dahin und die berührenden Momente könnten etwas häufiger beschrieben werden, doch man ist voller Hoffnung ob des ansprechenden Themas und denkt, es wird schon. Allerdings erlebt man doch eine Enttäuschung, irgendwie geht alles den Bach runter. Zwar ist es spannend, die Geschichte dahinter zu erkennen, insbesondere die Reise nach China ist sehr erhellend. Was jedoch danach folgt, zieht einen beim Lesen runter und das ist nicht das, was man sich von einem Fantasy Roman wünscht, gerade in der heutigen Zeit, wo sowieso alles den Bach runtergeht, möchte man doch lieber Bücher, deren Ausgang eine gewisse Hoffnung weckt.

Vielleicht haben die Berichte über das Buch, die Beschreibungen und der übliche Gang die eigene Phantasie zu sehr in Gang gesetzt, so dass man sich schon zu viel ausgemalt hatte, wie wunderbar dieser Roman sein muss, dass es nur noch eine Enttäuschung geben konnte. Die Notwendigkeit von Gewalt erschließt sich nicht.

Veröffentlicht am 29.12.2023

Die Stunde Null

Zero Days
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Jack betreibt mit ihrem Ehemann Gabe gemeinsam eine Firma, die Sicherheitslücken in Unternehmen aufspürt. Gabe betreut die technische Seite und Jack ist mehr fürs Praktische zuständig. Über Headphone verbunden ...

Jack betreibt mit ihrem Ehemann Gabe gemeinsam eine Firma, die Sicherheitslücken in Unternehmen aufspürt. Gabe betreut die technische Seite und Jack ist mehr fürs Praktische zuständig. Über Headphone verbunden überprüfen sie eine Versicherungsgesellschaft. Dummerweise fliegt Jack auf und weil der Firmeninhaber nicht erreicht werden kann, wird sie in Gewahrsam genommen. Als sie endlich zu Hause ankommt, findet sie Gabe ermordet auf. Jack ist entsetzt. Noch entsetzter ist sie als sie feststellt, dass die Polizei sie des Mordes verdächtigt. Das kann ja wohl nicht wahr sein. Sie sieht nur eine Chance, sie muss den Mörder selbst finden.

Was für eine unvorstellbare Situation. Zum einen trauert sie um Gabe und zum anderen ist sie auf der Flucht. Verzweiflung und Trauer drücken sie nieder, doch sie kann dem nicht nachgeben. „Du schaffst das.“, hat Gabe immer gesagt. Und sie muss es einfach schaffen, den Mörder zu finden. Gabe soll Gerechtigkeit widerfahren und der Mörder soll seine Strafe erhalten. Leider weiß Jack nur eins, sie hat Gabe nicht getötet. Für die Polizei ist sie nicht glaubwürdig. Die Ermittler sehen Widersprüche in ihren Aussagen und damit ist sie die offensichtliche Verdächtige. Wozu also noch in eine andere Richtung ermitteln?

Was für ein spannender Thriller. Der liest sich weg wie nichts. Von der ersten Seite ist man gepackt. Man erfährt etwas über die Tätigkeit von Gabe und Jack und ahnt nicht, dass ausgerechnet Gabe in Gefahr schweben könnte. Vielleicht hätte man klischeehaft angenommen, eher würde Gabe den Außenjob übernommen, doch Jack macht ihren Job gut und ihre Erfahrung hilft ihr auch nach Gabes Tod die wenigen Spuren zu verfolgen, die sie hat. Ihre Schwester Hel unterstützt sie, dabei ist sie manchmal schlauer, als man erwarten würde. Dennoch ist die Handlung so mitreißend, dass man schnell verzeiht, wenn hin und wieder der Gedanke aufkommt, so würde es im wirklichen Leben nicht passieren. Doch insgesamt ist die Story so rasant, dass man einfach nicht aufhören kann zu lesen. Das schreit fast nach einem Film. Toller Thriller zum Jahresabschluss.