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Veröffentlicht am 27.12.2023

Das liebe Vieh

Delikatessen
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Im Leben des Stadtpolizisten Bruno geht es mal wieder turbulent zu. Beruflich muss er sich mit Tierschützern herumplagen, die sich gegen die Haltungsbedingungen für Enten und Gänse wenden. Dabei ist die ...

Im Leben des Stadtpolizisten Bruno geht es mal wieder turbulent zu. Beruflich muss er sich mit Tierschützern herumplagen, die sich gegen die Haltungsbedingungen für Enten und Gänse wenden. Dabei ist die Leberpastete doch eine Art Nationalheiligtum. Und dann soll in St. Denis eine Treffen zwischen dem französischen und dem spanischen Minister stattfinden, wodurch die höchste Sicherheitsstufe ausgelöst wird. Da gerät die Grabung des Archäologen Horst mit seinen spektakulären Funden fast schon zur Nebensache. Allerdings hat einer der Grabungsteilnehmer menschliche Überreste gefunden, die garantiert noch nicht alt genug sind, um archäologisch genannt zu werden. Und alles deutet auf einen Mord hin.

Und das ist nicht alles, was Bruno, Chef de Police, in seinem vierten Fall begegnet. Privat kann er sich seinen Kochkünsten widmen, den Spaziergängen mit Gigi, seinem Hund, und er hat begonnen Reiten zu lernen. Seine Arbeit geht er auf die übliche Weise heran. Zum Wohle der Stadt St. Denis und seiner Bewohner, die ihn wohlwollend aufgenommen haben, biegt er die Ereignisse manchmal etwas zurecht. Diesmal gerät er jedoch in einige Schwierigkeiten. Dennoch steht Bruno zu seinen Ansichten. Er schafft es mit seiner bedächtigen Art gewissermaßen die Spreu vom Weizen zu trennen und dafür zu sorgen, dass kleinere Probleme nicht an die große Glocke gehängt werden.

Wie ein kleiner Urlaub wirken die Romane von Martin Walker. Man fühlt sich nach Frankreich versetzt. Vielleicht möchte man nicht gleich die Gänseleber probieren, aber Verständnis für die Bedeutung dieser nationalen Delikatesse wird geweckt. Und mal wieder kann man den Menschen nur vor den Kopf schauen. Ihre Vergangenheit ist manchmal ganz anderes als man vermuten könnte. Aus den Geheimnissen der Menschen, ihrer Vergangenheit entspinnt sich eine spannende Geschichte, in der es auch Opfer gibt, über die man nicht so erfreut ist. Burnos Privatleben gerät durcheinander, da Isabelle für einen kurzen beruflichen Aufenthalt wieder da ist. Dies und viele andere Begebenheiten gibt es zu entdecken. Obwohl ein paar herbe Momente zu bestehen sind, insgesamt ein freundlicher und lesenswerter Krimi.

Veröffentlicht am 26.12.2023

Kurlaub

Die Insel der Tausend Leuchttürme
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So einfach ist es ja heutzutage nicht, eine Kur verschrieben zu bekommen. Doch Hildegunst von Mythenmetz schafft es, er darf seine Bücherstauballergie während eines Kuraufenthalts auf der Insel Eydernorn ...

So einfach ist es ja heutzutage nicht, eine Kur verschrieben zu bekommen. Doch Hildegunst von Mythenmetz schafft es, er darf seine Bücherstauballergie während eines Kuraufenthalts auf der Insel Eydernorn behandeln lassen. Gleich zwei Monate sind ihm gewährt worden. Schon auf der Überfahrt zur Insel ereignet sich ein außergewöhnlich starker Sturm, nachdem der Schiffsverkehr zum Festland bis auf Weiteres unterbrochen ist. Die Briefe, die Hildegunst mit seinem besten Freund Hachmed ben Kibitzer austauschen wollte, geraten deshalb etwas einseitig, weil es eben keine Gelegenheit gibt, sie abzuschicken. Unermüdlich jedoch berichtet Hildegunst von seinen Entdeckungen und Erlebnissen auf dieser Insel, deren Klima die Gesundheit über die Maßen fördert.

In diesem neuen Zamonien-Abenteuer bewegt sich der Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz aus seiner gewohnten Umgebung heraus. Als überzeugter Hypochonder können seine Wehwehchen eigentlich keine Besserung erfahren. Das erkennt auch der Kurarzt recht schnell. Hildegunst würde während der Kur also mit einigen Erfahrungen als quasi Kassenpatient rechnen müssen, wäre der Arzt nicht Fan seiner Bücher. Und so bekommt er das volle Programm bevorzugter und schneller Behandlung. Dabei wird seine Mehrwasserallergie entdeckt, die es eigentlich nicht geben darf. Denn gerade wegen der nicht vorhandenen Reizstoffe kommen die Patienten auf die Insel. Hildegunst ahnt nicht, dass er nicht nur deshalb in den Fokus einer geheimen Gesellschaft gerät.

Ein neuer Zamonien-Roman ist schon mal per se ein Kaufgrund. Aber eine Reisebeschreibung, Briefe, auf die es keine Antwort gibt? Hm, was ist das für ein Weihnachtsgeschenk? Nun ja, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, wie die Mutter zu sagen pflegte. Und in diesem Fall liegt man damit goldrichtig. Diese Reisebeschreibung in Briefen entwickelt sich zu einem ausgesprochen spannenden Abenteuer. Es wird gewitzelt unter anderem über Hypochonder, man schmunzelt über die sympathisch knorrigen Inselgnome, man mag das Flöten der Hummdudel, man leidet mit unter den Anwendungen und man erfährt die immer lauter werdende Mahnung des „Es ist Fünf vor Zwölf“. Schließlich ist man so gefesselt, dass man sich innerhalb von zwei Tagen zu dem erschreckenden und fulminanten Finale vorgelesen hat. Das Geheimnis der Leuchttürme muss dabei jeder Leser oder jede Leserin selbst entschlüsseln.

Ein aufregender neuer Zamonien-Roman, der ein wenig wie eine Allegorie auf die heutige Welt wirkt. Mit einer wunderbar in die Reihe passenden Aufmachung und vielen Illustrationen, die einem die Vorstellung der Inselwelt sehr anschaulich erleichtern.

Veröffentlicht am 24.12.2023

Winterritter

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Eiskalt
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Wie findet man das, wenn die Herrscherin des Winterhofs einem das Leben gerettet hat? Harry Dresden wird es herausfinden. Nachdem er im Koma lag und seine Seele als Geist herumgewandert ist, kehrt er in ...

Wie findet man das, wenn die Herrscherin des Winterhofs einem das Leben gerettet hat? Harry Dresden wird es herausfinden. Nachdem er im Koma lag und seine Seele als Geist herumgewandert ist, kehrt er in die Welt der Lebenden zurück. Als Winterritter, das war der Preis. Ein sehr hoher Preis wie Harry feststellen muss. Das fängt schon in der Rekonvaleszenz an, in der Mab jeden Tag versucht hat, ihn zu töten. Und kaum halbwegs genesen hat Mab schon den ersten Auftrag. Harry soll ein Wesen töten, das eigentlich unsterblich ist. Tja, wohl eine unlösbare Aufgabe. Oder findet Harry einen Weg das Unmögliche möglich zu machen?

In diesem vierzehnten Band der dunklen Fälle des einzigen Magiers von Chicago Harry Dresden wird es wirklich eiskalt. Als Ritter des Winterhofs erlangt Harry auch Macht über das Eis. Unklar, ob das so gut ist. Denn Harry spürt eine Veränderung und seine Freunde merken auch, dass er anders ist. So richtig hat er noch nicht angefangen für Mab zu arbeiten. Und doch spürt er, wie er seinen Instinkten nachgibt. Aber er hat die Wahl. Er bestimmt, wie er sein will. Doch wie soll er diesen vermaledeiten Auftrag erfüllen. Nicht alles kann Harry verraten, doch Molly, Thomas und natürlich Karrin unterstützen seinen Plan.

Vielleicht könnte man den Wunsch hegen, dass auch fünfhundert Seiten reichen würden, denn diese sind hier wirklich sehr spannend. Harry ist wieder mit seinen Freunden zusammen. Er erfährt den Hintergrund zu seiner Aufgabe. Und ob er sie wirklich erfüllen kann, muss jeder selbst nachlesen. Jedenfalls ist man gefesselt, man fühlt sich gewissermaßen beschworen. Die unmögliche Lage, in die Harry mal wieder gerät, scheint nicht auflösbar zu sein. Wüsste man nicht, dass es weitere Bände der Reihe gibt, wäre man ziemlich sicher, dass es keine Rettung für Harry geben kann. Und in diesem Roman wird man wieder etwas schlauer, weshalb Harrys Welt so organisiert ist, wie die Leser und Leserinnen sie kennen. Ein gelungener dunkler Fall des Harry Dresden.

Veröffentlicht am 23.12.2023

Bumble Bee

Amberlough – Stadt der Sünde
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In Amberlough lebt es sich eigentlich sehr gut. Die Menschen dürfen sein wie sie wollen, sie dürfen die Unterhaltung genießen, die sie wollen, und auch wenn sie nicht reich sind, so erscheint die Welt ...

In Amberlough lebt es sich eigentlich sehr gut. Die Menschen dürfen sein wie sie wollen, sie dürfen die Unterhaltung genießen, die sie wollen, und auch wenn sie nicht reich sind, so erscheint die Welt doch einigermaßen geordnet. Allerdings möchten Einige den Status Quo ändern. Eine Art Einheitsregierung will den Bürgern eine andere Lebensweise aufzwingen. Cyril DePaul war als Geheimagent im Außendienst tätig bis ein Auftrag gefährlich schief ging. Nun schiebt er eine eher ruhige und langweilige Kugel im Innendienst. Bis seine Chefin in wieder losschickt, Kann das gutgehen? Sein Freund Aristide ist Moderator im Bumble Bee, einem freizügigen Theater, in dem Cordelia Lehne als Tänzerin auftritt.

Bei diesem Roman handelt es sich um den ersten Teil einer Trilogie, die in einer Art 1930er Jahr Steampunk-Welt angesiedelt ist. Zu Beginn läuft das Leben in Amberlough noch relativ normal. Freiheitliche Grundsätze gelten. Egal wie jemand lebt, es ist grundsätzlich akzeptiert. Doch es stehen Wahlen an und man befürchtet eine Art Einheitspartei könnte den Sieg erringen. Ursprünglich wollen Aristide und seine Freunde versuchen genau dieses zu verhindern, auch um ihren Lebensstil und das Bumble Bee zu erhalten. Warum Cyril dann doch wieder in den Außendienst soll, ist ihm nicht ganz erklärlich. Schließlich lief ja schon der vorherige Außenauftrag schief.

Vielleicht erinnert sich ja jeder bei diesem Setting an eine 1930er Großstadt seiner Wahl. So mag man möglicherweise an Berlin denken oder auch New York, London oder an welche Stadt auch immer. Sie tanzen dort ein wenig auf dem Vulkan und es besteht die Gefahr, dass der Vulkan explodiert. Sollten diese Einheitsparteiler an die Macht kommen, ist es wahrscheinlich vorbei mit dem freien Leben. Eine Beziehung wie zwischen Cyril und Aristide wäre möglicherweise nicht mehr erlaubt. Auch wenn einige Schilderungen etwas distanziert und manchmal auch eher berichtend wirken, kann man ab einem gewissen Zeitpunkt doch die wachsende Beklemmung nachfühlen. Der schleichende Niedergang, immer größere Repressalien - es wird unheimlich und gefährlich. Welche Entscheidung trifft man, bleiben oder gehen? Und gibt es einen richtigen Zeitpunkt? Ist noch was zu retten oder wird es garnicht so schlimm? Parallelen sind wohl in der Geschichte zu finden und man fühlt sich gewarnt und man hofft, nie eine Warnung zu brauchen.

Veröffentlicht am 22.12.2023

Sunshine Falls

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
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Die Schwestern Nora und Libby Stephens haben eine sehr enge Verbindung besonders seit ihre Mutter allzu früh verstarb. Nora ist als Literatur-Agentin, eine Karrierefrau und New Yorkerin wie sie im Buche ...

Die Schwestern Nora und Libby Stephens haben eine sehr enge Verbindung besonders seit ihre Mutter allzu früh verstarb. Nora ist als Literatur-Agentin, eine Karrierefrau und New Yorkerin wie sie im Buche steht. Libby hat junge geheiratet und erwartet nun ihr drittes Kind. Nora ist überrascht als Libby sie bittet, einen Urlaub im beschaulichen Sunshine Falls anzutreten, das Schauplatz des bisher erfolgreichsten Romans von Noras Lieblingsklientin ist. Nora und aufs Land - das sind nun wirklich unterschiedliche Begriffe. Zu allem Überfluss treffen die Schwestern schon kurz nach ihrem Eintreffen auf den Lektor Charlie. Der Miesling hat Nora schon mal abblitzen lassen, als sie einen Roman vorstellen wollte.

Ein Buch, in dem Bücher, Autoren, Agenten und Lektoren wichtige Rollen übernehmen. Städter und Landpomeranzen, aus diesem Gegensatz müssen sich prickelnde und spritzige Dialoge ergeben. Doch zunächst rätselt Nora, warum Libby unbedingt Urlaub in Sunshine Falls machen will. Und dazu hat sie noch eine Bucket-Liste aufgestellt mit Wünschen und Vorhaben, die Nora ebenso aus ihrer Komfortzone holen, wie der Urlaub an einem Ort mit schlechtem W-Lan. Dasss die Wortgefechte mit Charlie ihr Spaß machen, hat Nora nicht erwartet. Wieso er überhaupt da ist, wird sie auch noch herausfinden.

Sich über Bücher austauschen zu können, wäre das nicht eine Wunschvorstellung, die man gerne erfüllt sehen möchte. So oft kommt es im wirklichen Leben nicht vor. Da kann man schon mal hingerissen sein, wenn man in Aufmerksamkeit für sein Buchinteresse erhascht. So kann man sehr gut nachempfinden, wenn Nora und Charlie sich doch annähern, obwohl sie im Moment nach einer Enttäuschung nicht an einer Beziehung interessiert ist. Etwas rätselhaft sind Libbys Motive. Sie schient so eine offene und fröhliche Person zu sein und doch ist sie manchmal sehr verschwiegen. Wie der frühe Tod der Mutter das Leben der jungen Frauen beeinflusst, ist grundsätzlich gut verständlich. Man fragt sich nur, ob es nach der langen Zeit nicht ein wenig verarbeitet sein könnte. Köstlich sind dagegen viele der verbalen Schlagabtausche zwischen Nora und Charlie, die beiden Büchermenschen wissen auf witzige Art mit Worten umzugehen. Das macht einfach Spaß zu lesen.

Wenn man Bücher liebt und schon immer mal etwas von der Autorin lesen wollte, kann man bei diesem Roman gut zugreifen. Zudem ist auch das Cover ein echter Hingucker, der die Gemeinsamkeiten zwischen Nora und Charlie perfekt zur Geltung bringt.