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Veröffentlicht am 17.06.2023

New York Art Fair

Der Tod reist mit
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Der Schiffsoffizier Tim Birch hat im Jahr 1924 wieder auf der Endeavor angeheuert. Mit vielen Passagieren, die in der ersten oder zweiten Klasse einigen Komfort genießen, und denen der dritten Klasse geht ...

Der Schiffsoffizier Tim Birch hat im Jahr 1924 wieder auf der Endeavor angeheuert. Mit vielen Passagieren, die in der ersten oder zweiten Klasse einigen Komfort genießen, und denen der dritten Klasse geht es nach New York. Auf hoher See wird am Fuße einer Treppe ein älterer Reisender aufgefunden. Man geht von einem Unfall aus bis der mitreisende Detective Temple die Forderung aufstellt, Nachforschungen anstellen zu dürfen. Der Kapitän des Schiffes, der nach der Reise in Pension geht, will seine Ruhe. Nur widerwillig erlaubt er die Ermittlungen unter der Bedingung, dass Offizier Birch den Ermittler begleitet.

Ein Team, zwangsweise zusammengewürfelt, dass holpert am Anfang mächtig. Denn Temple ist alles andere als begeistert von seinem Schatten. Er geht davon aus, dass Birch ihn stören wird und nichts zuwege bringt. Timothy Birch kann sich das abweisende Verhalten von Temple nicht erklären, er hat allerdings auch eigene Probleme, durch die seine Gedanken gebunden sind. Dennoch kommen Birch und Temple nicht umhin als Team zusammenzuwachsen. Kurze Zeit nach Entdeckung des Todesfalles verschwindet auch ein Gemälde. Können die beiden ungleichen Ermittler einen Zusammenhang herstellen? Zumindest scheinen sich ihre unterschiedlichen Ansätze mitunter zu ergänzen.

Interessant ist die Umgebung, die für diesen Roman gewählt wurde, eine Schiffspassage nach New York. So ist die Zeit für die Nachforschungen begrenzt, denn bei der Ankunft in Amerika übernehmen die dortigen Behörden. Hinzu kommt, dass die Passagiere nicht beunruhigt werden sollen und der Kapitän nichts wissen will. Sehr ausgeklügelt hat der Autor seine Ermittler in einen Rahmen gestellt. Sie sollen ihn ausfüllen, die Grenzen überschreiten sollen sie nicht. Ob das immer so klappt? Das ist beim Lesen interessant und spannend. Die Hintergründe zu dem Todesfalls sind nicht einfach zu entschlüsseln. Am Ende ist man als Leser verblüfft, wie sich alles fügt. Ob einem jede Wendung gefällt wird man für sich entscheiden. Dieser klassische Krimi gefällt mit seinem Setting und man ermittelt in Gedanken gerne mit.

Veröffentlicht am 11.06.2023

Die Leiche

Endzeit
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In Berlin wird eine junge Frau asiatischer Herkunft tot aufgefunden. Eugen De Bodt und sein Team beginnen mit den Nachforschungen. Es stellt sich heraus, dass die junge Frau als Dienstmädchen in der saudischen ...

In Berlin wird eine junge Frau asiatischer Herkunft tot aufgefunden. Eugen De Bodt und sein Team beginnen mit den Nachforschungen. Es stellt sich heraus, dass die junge Frau als Dienstmädchen in der saudischen Botschaft gearbeitet hat. Wenig später wird in Paris ein ähnlicher Vorfall bekannt. Es ist völlig rätselhaft, wieso zwei weibliche Angestellte der saudischen Botschaft ermordet werden. Brisant ist, dass die beiden Frauen sich kannten und katholischen Glaubens waren. Könnte es also einen religiös bedingtes Motiv geben? Als die Kommissare in einer Moschee ermitteln, wird auf diese ein Anschlag verübt. Die Lage wird immer rätselhafter.

Dies ist der siebte Fall um den ersten Hauptkommissar Eugen De Bodt und sein Team Silvia Salinger und Ali Yussuf. Mal wieder fängt es mit einem vermeintlich unspektakulären Fall an, der sich bald zu einem Politthriller entwickelt. Die Verbindung von Berlin nach Paris ruft auch die französischen Beamten Lebranc und Floire auf den Plan. Zunächst stehen sie alle einfach vor einem Rätsel. Schnell ergeben sich Verdachtsmomente und ebenso schnell kann es passieren, dass Verdächtige plötzlich versterben. Die Ermittler scheinen einer größeren Sache auf der Spur zu sein, wobei sie mit ihren Vermutungen erstmal falsch liegen. Nützlich sind De Bodts Verbindungen zur Bundeskanzlerin, doch hellsehen kann sie auch nicht.

Sehr spannend ist dieser Thriller, der mit den Gegebenheiten dieser Welt spielt und ein durchaus mögliches Szenario darstellt, auch wenn sich die Realität zur Zeit anders entwickelt. Be Bodt eckt bei seinen Vorgesetzten an, gerne zitiert er Hegel und sein Team leitet er mit seinen um die Ecke gedachten Theorien und mit leichter humorvoller Hand. Da fesselt bei der Lektüre und die Neugier bleibt bis zum Schluss. In diesem Abschlussband laufen nochmal viele Bekannte auf, die so auch zu einem tollen Schlusswort kommen. Man fragt sich, was sich der Autor in Zukunft ausdenkt. Wird der Schauplatz Berlin in Rente geschickt oder gibt es da noch etwas mehr zu berichten. Vielleicht wendet sich der Autor aber ganz neuen Themen zu. Man darf vermutlich gespannt sein.

Veröffentlicht am 10.06.2023

Repo-Man

Browns Grabgesang
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Nach seiner abgebrochenen Karriere als L. A. - Cop arbeitet Fritz Brown hauptsächlich für einen Autohändler, für den er gepfändete Fahrzeuge zurückholt. Zusätzlich hat er eine Lizenz als Privatdetektiv. ...

Nach seiner abgebrochenen Karriere als L. A. - Cop arbeitet Fritz Brown hauptsächlich für einen Autohändler, für den er gepfändete Fahrzeuge zurückholt. Zusätzlich hat er eine Lizenz als Privatdetektiv. Genau als solcher wird er von einem Golf-Caddie engagiert. Fritz soll die Schwester seines Mandanten beobachten, die bei einem älteren Freund wohnt, womit dieser keinesfalls einverstanden ist. Doch für Fritz sind Jane Baker und Sol Kupferman einfach unauffällig unterwegs, der Auftrag scheint schnell abgeschlossen zu sein. Nur aus Routine überprüft er seinen Mandanten und die Zielobjekte. Bei einer zweiten Begegnung mit Freddie zeigt dieser eine Seite seines Charakters, die Fritz erkennen lässt, dass er tiefer einsteigen muss.

Veröffentlicht in den 1980er Jahren ist dies der erste Roman des Autors. Sein Held Fritz Brown ist doch eher ein Antiheld. Bei der Polizei in Los Angeles ist er rausgeflogen, er säuft, wenn er nicht gerade trocken ist. Von der Wiederbeschaffung der Autos lebt er eigentlich ganz gut. Doch als er merkt, dass er Freddie unterschätzt hat, will er die ganze Geschichte erfahren. Was dabei ans Tageslicht kommt, ist nicht leicht zu ertragen. Vermutlich hat alles mit einer Brandstiftung vor einigen Jahren angefangen. Brown verstrickt sich immer mehr in den Fall, der sein Leben verändert.

Die Romane von James Elroy werden vom Ullstein Verlag neu aufgelegt. Auch wenn es eher ein Zufall ist, dass es sich hier um das erste Werk des Autors handelt, so ist es doch ein positiver Zufall, denn mit dem Anfang zu beginnen, ist wahrlich nicht das Schlechteste. In Teilen wird dem Leser einiges zugemutet, denn einige Beschreibungen sind durchaus brutal. Wie schon häufiger bei Büchern amerikanischer Schriftsteller erfolgt machmal etwas schnell der Gebrauch von Waffen. Eine Weile braucht man, um sich an die düstere Sprache zu gewöhnen, dann hat man einen fesselnden Crime-Noir, der eine schlüssig konstruierte Geschichte vorweist, die sich rasant entwickelt. Ein gutes Buch zum Einstieg in die Welt von James Elroy.

Veröffentlicht am 09.06.2023

Generationenhaus

Astas Tagebuch
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Nach Astas Tod findet ihre Tochter Swanny deren Tagebücher. Nicht ahnend, was für einen Schatz sie da hat, beginnt sie zu lesen. Ihre Mutter begann als junge Frau mit dem Führen des Tagebuchs. Sie war ...

Nach Astas Tod findet ihre Tochter Swanny deren Tagebücher. Nicht ahnend, was für einen Schatz sie da hat, beginnt sie zu lesen. Ihre Mutter begann als junge Frau mit dem Führen des Tagebuchs. Sie war kurz nach dem Wechsel ins 20. Jahrhundert von Dänemark nach England gekommen. Ihr Mann Rasmus war meist in Geschäften unterwegs und so besonders mochte sie ihn auch nicht. Dennoch hat sie mit Anfang Zwanzig schon ein Kind verloren und zwei kleine Jungen zu betreuen. Und wieder erwartet sie ein Kind. Es soll ein Mädchen werden und Swanny heißen. Eben jene Swanny wird später die Tagebücher herausgeben.

Unter dem Pseudonym Barbara Vine schrieb die als Autorin von Kriminalromanen bekannte Ruth Rendell Spannungsromane und Thriller. Astas Tagebuch stammt aus dem Jahr 1993. Drei Generationen umspannt dieser Roman. Zu lesen sind Astas Tagebucheinträge. Swannys Entdeckungen bilden einen weiteren Blickwinkel. Die dritte Generation vertritt Ann, Astas Enkelin von der zweiten Tochter Maria. Als Swanny ebenfalls verstorben ist, hat Ann nicht so viel Interesse an der Familiengeschichte, doch nach und nach packt es sie doch. Sie will wissen, welche Geheimnisse die Tagebücher und die Erzählungen darum herum verbergen.

Diesen ungewöhnlichen und vielschichtigen Roman kann man zwar nicht einfach so weglesen, aber dafür entwickelt er eine ganz eigene Dramatik. Immer wenn man glaubt, es kann nach der langen Zeit nichts Neues mehr geben, taucht doch noch etwas auf. Gepaart mit den unterschiedlichen Perspektiven und Formen entwickelt die Story einen ganz eigenen Reiz, dem man sich nach einer Weile nicht mehr entziehen kann. Leider ist die Autorin nicht mehr am Leben, doch glücklicherweise hat sei ein umfangreiches Œuvre hinterlassen. Bei der Lektüre dieses Buches erlebt man einige Überraschungen und ist gepackt von einer ungewöhnlichen Lebensgeschichte über eine, die eigentlich nur ihrem Tagebuch richtig vertraut.

Veröffentlicht am 08.06.2023

Das Wort

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Erlkönig
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Harry Dresden, der einzige Magier Chicagos, hat sich damit abgefunden, dass seine Wohnung um einiges kleiner geworden ist. Sein Bruder Thomas und sein Hund Mouse, den man nicht mehr als Welpen bezeichnen ...

Harry Dresden, der einzige Magier Chicagos, hat sich damit abgefunden, dass seine Wohnung um einiges kleiner geworden ist. Sein Bruder Thomas und sein Hund Mouse, den man nicht mehr als Welpen bezeichnen kann, nehmen eine ganze Menge Platz ein. Eines Tages erhält Dresden eine Aufforderung sich mit Mavra zu treffen. Die Vampirin hat Karren Murphy in ihrer Gewalt. Wenn Dresden der Höllengestalt Kemmlers Wort besorgt, wird sei Karren nichts antun. Seine Freunde gehen Harry Dresden über alles und deshalb wird er Mavras Befehl auf die eine oder andere Art ausführen. Dazu müsste er aber erstmal wissen, worum es sich bei Kemmlers Wort handelt.

Dies ist der siebte der dunkeln Fälle des Harry Dresden. Und wieder könnte man sagen, er starb als er das Richtige tat. Bekanntlich gibt es noch weitere Fälle, so dass man davon ausgehen kann, dass das mit dem Sterben auf ein anderes Mal vertagt wird. Magier werden schließlich mehrere Hundert Jahre alt. Knapp wird es allerdings schon, so knapp, dass man sich fragt, ob das überhaupt gutgehen kann. Bei seiner Suche nach der Bedeutung des Ausspruchs „Kemmlers Wort“ findet Harry mehr heraus als ihm lieb ist. Halloween ist nah und nie ist die Trennung zwischen magischer Welt und der menschlichen Welt so dünn.

Totenbeschwörungen haben es echt in sich und schwarze Magie ist etwas, dass Harry Dresden nicht anwenden darf. Wie soll er einen Fall lösen, bei dem ausgesprochen starke Gegner auftauchen, die sich an keine Regeln halten. Zu Beginn entwickeln sich die Nachforschungen Harrys ein wenig langsam und es werden mehr Übeltäter eingeführt als es braucht, um Harry in Gefahr zu bringen. Wobei sich der Gerichtsmediziner Butters als ein zwar etwas nerviger, aber dennoch sympathischer Sidekick entpuppt. Wie es hin und wieder mal vorkommt, wird der Roman ab einem gewissen Zeitpunkt sehr spannend. Auf einmal fügen sich die losen Fäden zu einem Bild und mit einigen Erkenntnissen wird man in den Wartestand zum nächsten Buch entlassen. Zum Glück erscheinen die Bände in relativ kurzer Abfolge, so dass man nicht allzu lange warten muss. Auch die Sache mit der Bedeutung des Covers wird cool geklärt.